Thoughts and prayers fail
„Für jemanden beten“, auf Englisch oft als „thoughts and prayers“ bezeichnet, halten viele gläubige Christen durchaus für sinnvoll. Dass diese Vorstellung schon an einfachsten logischen Gründen blanker Unsinn ist, scheint sie nicht weiter zu stören. Ein angeblich allmächtiger, allwissender, liebender Gott lässt sich mit der täglich erlebbaren irdischen Realität nicht vereinbaren. Ein solcher wäre aber überhaupt erstmal die Voraussetzung, dass Bitten an ihn gerichtet werden könnten. Die bittere Realität: Noch kein Gebet wurde je erhört. Thoughts and prayers mögen gut gemeint sein, haben aber bestenfalls eine Placebowirkung.
Fürbitten zwecklos
Eine solche „Fürbitte“, also das Bitten für jemand anderen, wird auch dadurch nicht sinnvoller oder „besser“, dass es sich dabei ja scheinbar durchaus um einen altruistischen Vorgang handelt. In Wirklichkeit und bis zum Beweis des Gegenteils wurde aber noch kein einziges Gebet „erhört“, egal, für wen oder was „gebetet“ wurde. Keiner der tausenden Götter hat jemals auf eine menschliche Bitte hin (oder auch sonst) seriös belegbar ins Geschehen eingegriffen. Kein allmächtiger Gott hat je seinen eigenen göttlichen Masterplan verändert, weil ein Vertreter einer bestimmten Trockennasenaffenart ihn darum gebeten hätte.
Warum beten dann aber manche Menschen für andere, obwohl sie ja eigentlich aufgrund ihrer realen Erfahrung wissen müssten, dass keine überirdischen Wesen Gebete erhören? Ganz einfach: Etwas für andere zu tun, verschafft dem Handelnden ein gutes Gefühl, und wenn die Handlung noch so selbstlos erscheinen mag.
Vermutlich besonders durch die frühkindliche religiöse Indoktrination werden Gläubige darauf trainiert, an bestimmten Stellen das Denken einzustellen. So auch hier: Gläubige glauben tatsächlich, es würde irgendetwas helfen, für jemand zu einem imaginären Wesen zu beten. Obwohl sie ja wissen müssten, dass es keinen einzigen seriösen Anhaltspunkt für diese Annahme gibt.
Was tun, wenns nicht geholfen hat?
Entwickelt sich eine Situation wie erhofft, wurde das Gebet natürlich „erhört.“ Für den Fall, dass sich eine Situation anders entwickelt als erhofft, haben Gläubige ein Repertoire an Begründungen zur Auswahl, zum Beispiel: Das Gebet war nicht ernsthaft genug vorgetragen, Gottes Wege sind unergründlich… Oder man ignoriert den Fehlschlag einfach.
Dass „thoughts and prayers“ für den Betenden nur mit minimalem Aufwand verbunden sind, macht diese Form der „Unterstützung“ besonders attraktiv. Egal, ob also für den Weltfrieden, für hungernde Kinder oder für den kranken Nachbarn gebetet wird: Der Hauptnutzen besteht in der bequemen Illusion für den Betenden, „wenigstens etwas“ getan zu haben.
Der kranke Nachbar müsste schon davon erfahren, dass für ihn gebetet wurde. Dann kann er sich freuen, dass jemand an ihn gedacht hat – Götter haben damit nichts zu tun.
Fatal wird es, wenn die Selbsttäuschung so weit geht, dass Betende meinen, mit einem Gebet schon alles Erforderliche getan zu haben. Denn „thoughts and prayers“ retten nicht vor Ertrinken. In der realen, natürlichen Wirklichkeit schauen auch Christen nach links und rechts, bevor sie die Straße überqueren.
*Comic: Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung (mange takk) von Kristian Nygård / optipress.com
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