Nur einen einzigen Beweis…

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Es bräuchte nur einen einzigen verifizierbaren Beweis, um Atheismus zu zerstören.

Beweis

In Gesprächen mit Gläubigen wird man als Atheist mitunter mit gar wundersamen Ideen konfrontiert. An einigen dieser Ideen kann man erkennen, dass sie – bewusst oder unbewusst – von falschen Voraussetzungen ausgehen.

Dann wird zum Beispiel gerne mal behauptet, ein atheistischer Standpunkt sei ja „auch nur ein Glaube.“ Das ist schon mal insofern lustig, weil „auch nur“ ja impliziert, dass Glaube nichts Besonderes ist. Dass Atheismus das genaue Gegenteil von religiösem Glauben ist, scheint ihnen nicht klar zu sein.

Fragt man weiter nach, kommt oft heraus, dass sie von ihrem eigenen, religiösen Standpunkt aus denken. Und dass sie sich manchmal gar nicht vorstellen können, dass man auch in Weltanschauungsfragen mit rationalen Methoden weiter kommen kann als mit Glaube.

Sie sind der Meinung, Atheisten müssten dieselben Nöte haben wie sie selbst, wenn es darum geht, das eigene Weltbild mit dem eigenen Anstand, Verstand und mit der persönlichen intellektuellen Redlichkeit in Einklang zu bringen.

Dabei ist es genaugenommen viel einfacher, ehrlicher und komfortabler, in einer nicht um religiöse Phantasien erweiterten Scheinwirklichkeit zu leben.

Glaubensgewissheit dank Denkverzicht

Interessant ist es auch, Gläubige zu fragen, wie stark oder wahr sie ihre eigene Glaubensüberzeugung einschätzen. Nicht selten hört man dann, mit dem Brustton der Überzeugung: „Natürlich 100 Prozent!“ Fragt man den Theisten, ob er sich vorstellen könne, dass ihn irgendetwas – ein Erlebnis, eine Erkenntnis, was auch immer – auch nur einen Millimeter von dieser 100%-Marke abbringen könnte, lautet die Antwort, oft mit derselben Überzeugung: „Nein, natürlich nicht.“

Dabei handelt es sich keineswegs nur um einfältige, naive Gemüter. Sondern durchaus auch um Zeitgenossen, die ein äußerst kritisches und rationales Denken anwenden. Aber nur, solange es nicht um ihre Glaubensgewissheiten geht. Denn an dieser halten sie unbeirrbar fest. Ohne sie je kritisch zu hinterfragen.

…nur bis zum Beweis des Gegenteils

Anders sieht es bei Menschen mit einem rationalen Standpunkt aus. Denn bei einem solchen gelten Erkenntnisse immer nur bis zum Beweis des Gegenteils.

Natürlich wird auch ein rational-kritisch denkender Mensch Überzeugungen und Gewissheiten haben. Diese basieren allerdings, anders als beim religiös Gläubigen, nicht auf Dogmen und Glaubenslehren. Sondern auf Erkenntnis und Wissen. Gewonnen durch Beobachtung, Versuch, Prüfung der Plausibilität.

Kritisch zu denken bedeutet nicht, ständig alles grundsätzlich in Frage zu stellen. Oder generell an allem zu zweifeln. Kritisch denken bedeutet aber zum Beispiel sehr wohl, etwas, für das es keinen verifizierbaren Beweis gibt, bestenfalls als Hypothese anzuerkennen. Und dementsprechend zu behandeln.

Unredlicher Umgang mit einer schlechten Hypothese

Hierin unterscheidet sich ein atheistischer von einem theistischen Standpunkt wohl am deutlichsten. Denn wer an Gott glaubt, tut so, als gäbe es diesen Gott tatsächlich. Und zwar, ohne dafür irgendwelche seriösen Beweise liefern zu können. Oder zu verlangen.

Er behandelt eine (schlechte, längst widerlegte) Hypothese wie eine evidenzbasiert bewiesene Tatsache. Jede Lehre, die von Menschen geglaubt werden muss, kann deshalb bestenfalls so hypothetisch sein wie die Hypothese, auf der sie basiert. Damit ist unter anderem auch die komplette angemaßte Wissenschaft der Theologie obsolet. Weil der Kernpunkt aller theologischer Betrachtung bis zum Beweis des Gegenteils eine rein menschliche, völlig beliebig definierbare Fiktion ist.

Bewältigungsstrategien

Stattdessen verfügen sie oft über ein ganzes Arsenal an Methoden, mit denen sie versuchen, diese kleine, aber schwerwiegende Unredlichkeit zu bewältigen. Doch egal, ob die Bibel als „Beweis“ herhalten muss (Klassischer Fehlschluss: „Die Bibel ist das Wort Gottes. In der Bibel steht, dass es Gott gibt. Also gibt es Gott.“), ob persönliche Empfindungen oder die kulturelle Dimension von Religionen als „Beweis“ angeführt werden – bis heute gibt es keinen seriösen Beleg für eine außerhalb von menschlicher Phantasie existierende Gottheit. Keinen einzigen.

Und wenn gar nichts mehr hilft, definiert man Gott einfach als irgendetwas Beliebiges. Oder man sagt: „Gott muss man nicht beweisen, weil man ihn ja gar nicht beweisen kann.“ Wer so „argumentiert“, entzieht sich damit jeder ernsthaften Diskussion. Das Niveau sinkt dann manchmal in absurde Tiefen wie zum Beispiel: „Wieso glaubst du? – Weil halt.“ 

Das wäre nicht weiter schlimm, wenn Religionen harmlose Phantasien von Menschen mit schwach ausgeprägtem Sinn für die Realität wären. Wie ein Blick in die 10bändige Kriminalgeschichte des Christentums bis in die heutige Gegenwart hinein erschreckend eindrucksvoll belegt, sind Religionen allerdings keineswegs harmlos. Sondern saugefährlich.

Aber sprich nur ein Wort…

Wer einen rationalen, offenen Standpunkt vertritt, wird auch bereit sein, diesen Standpunkt zu verändern. Nämlich dann, wenn neue, verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, die den bisherigen Standpunkt korrigieren. Oder widerlegen.

Was als Beweis anerkannt werden kann und was nicht, ist nach wissenschaftlichen Maßstäben heute präzise definiert. Hierbei geht es nicht um Dogmatismus. Sondern um Wahrscheinlichkeiten. Ein einziger solcher Beweis würde genügen, dass wohl jeder Atheist die Existenz Gottes anerkennen würde. Allerdings wäre damit auch jeder Glaube überflüssig.

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