Guten Morgen Frau Pfrin. Daniele Roth,
zu Ihrem Vorwort im Gemeindebrief Ostern 2017 habe ich einige Fragen:
1. Sie schreiben: „Alles, was wir dann noch im Markusevangelium über den auferstandenen Herrn lesen, ist von späterer Hand hinzugefügt. Vermutlich wusste Markus von weiteren Begegnungen mit dem Auferstandenen.“*
Halten Sie es nicht auch für völlig unplausibel, dass der anonyme Autor mit Pseudonym Markus zwar minutiös alles bis zum leeren Grab beschreibt und den Dreh- und Angelpunkt der christlichen Lehre weglässt? Und zwar ganz besonders dann, wenn er davon gewusst haben soll?
Sind die zahlreichen Widersprüche allein schon in den verschiedenen Überlieferungen der Auferstehungslegende nicht an sich schon ein starkes Indiz dafür, dass hier etwas nicht stimmen kann?
Wissen wider besseres Wissen?
2. Nachdem Sie auf die Problematik mit der Glaubwürdigkeit des biblischen Textes hingewiesen haben, behaupten Sie aber trotzdem: „Die Leserinnen und Leser des Markusevangeliums wissen es: „Christus ist wahrhaftig auferstanden.“
Was bedeutet „wahrhaftig“ konkret für Sie? Und was verstehen Sie unter „wissen“? Wäre es nicht redlicher, vernünftiger und anständiger, etwas in dieser Art zu schreiben:
- „Trotz aller Widersprüchlichkeit und entgegen jedes bessere Wissen (dass Lebewesen nicht von Toten auferstehen), halten Christen auch noch im 21. Jahrhundert an der hoffnungsvollen Illusion fest: ‚Es könnte vielleicht einen Christus gegeben haben und der könnte vielleicht auferstanden sein und das könnte irgendetwas mit uns zu tun haben.'“ ?
3. Sie schreiben weiter: „Christus, so erinnern sie sich und auch wir uns, hat schon oft in unser Leben hinein gestrahlt und Dunkles wieder hell gemacht.“
Auch Menschen, die noch nie von Ihrem Gottessohn gehört haben, erleben, dass es in ihrem Leben Höhen und Tiefen gibt. Sind positive Erlebnisse dieser Menschen auch von Christus verursacht? Und wie erklären Sie zum Beispiel einem Menschen, der gerade bei einem Erdbeben seine Familie und alles Hab und Gut verloren hat, dass Gott trotz angeblicher Allmacht, Allwissenheit und Allgüte zwar nichts gegen dieses Leid unternommen hat, dafür aber seinen Sohn (wahlweise sein eigenes zweites Drittel) in das Leben von (bestimmten?) Menschen hineinstrahlen lässt?
Wie können Sie die Behauptung, dass es Christus sei, der „oft in unser Leben hinein“ strahlt, von einer Illusion, einer menschlichen Fiktion unterscheiden? Lassen sich heute nicht für ausnahmslos alle – negative wie positive – Geschehnisse wesentlich plausiblere Gründe finden als ausgerechnet den Einfluss von überirdischen Wesen mit demzufolge beliebig definierbaren Eigenschaften?
4. Sie schreiben: „Gott hat den Frauen später das (Oster-)Lachen gelehrt und wird es uns auch lehren.“
Woran könnte zum Beispiel ein Hindu erkennen, dass es in Wirklichkeit nicht Vishnu, sondern Ihr Gott war, der ihn das Lachen gelehrt hat?
Wozu das Ganze?
Und schließlich noch die wichtigsten Fragen:
Was haben die Todesfolterung des Endzeitsektenpredigers durch die römische Besatzungsmacht und die Auferstehungslegende Ihrer Meinung nach konkret bewirkt? Was hat sich dadurch tatsächlich (also nicht nur in der Vorstellung von Menschen, die daran glauben) geändert?
Halten Sie es generell für sinnvoll und ethisch wertvoll, wenn sich Väter ihre Söhne als Menschenopfer für sich selbst zu Tode foltern lassen, um anderen Menschen so ihre Liebe zu beweisen? Wie würden Sie die moralischen und ethischen Standards eines anderen Gottes einschätzen, der sich so verhält wie der von Ihnen Angenommene?
Gemeindebrief Ostern 2017
Könnte man Ihre Verkündigung im Gemeindebrief Ostern 2017 nicht etwa auf diese Aussage reduzieren:
- „Egal, an welche Götter, Geister und Gespenster Sie glauben: Vergessen Sie nicht, Ihr Leben nach Möglichkeit zu genießen und sich daran zu erfreuen, ohne dabei gleichberechtigte Interessen Anderer und Ihrer Umwelt zu verletzen. Seien Sie sich der Endlichkeit und Einmaligkeit Ihres Lebens genauso bewusst wie der großen Chance, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.“
Über Ihre Gedanken zu meinen Fragen würde ich mich sehr freuen. Auf Wunsch können Sie sie mir entweder privat per E-Mail schicken oder auf meiner Webseite in Form eines Kommentares veröffentlichen.
*Die Zitate stammen aus dem Gemeindebrief „Ostern 2017“ der Pfarreigemeinschaft Oberer Sinngrund und der Evangelischen Kirchengemeinde Wildflecken
!!! „Und den Auftrag der Schulen, diese Werte, ihre Ursprünge und Grundlagen, auf denen sie basieren zu lehren, statt Kinder…