ARD-Themenwoche: Woran glaubst du?

Lesezeit: ~ 3 Min.

Hallo ARD, viel interessanter als die Frage deiner Themenwoche Woran glaubst du? wäre die Frage: „Warum glaubst du?“ gewesen.

Woran glaubst du?

Fragt man Menschen, woran sie glauben, haben die meisten oft ohne lang nachzudenken irgendeine Antwort parat. Gläubige rufen meist ihr Gottesbild ab, das sie in den allermeisten Fällen von ihren Eltern meist schon ab dem Säuglingsalter vererbt bekommen hatten.

Aber auch nicht religiös Gläubige haben eine breite Palette an beliebten Glaubensinhalten. So gibt es neben der kirchlich etablierten Esoterik noch allerlei andere Arten von Aberglauben, die Menschen mitunter für wahr halten. Und die freilich genauso jeder rationalen Grundlage entbehern wie Götterglaube auch.

Religiöser Glaube vs. Glaube als Annahme oder Vertrauen

Dank der Mehrdeutigkeit des Begriffes „Glauben“ können auch die Zeitgenossen die Frage beantworten, die gar nicht im religiösen Sinne glauben. Sondern die mit „Glauben“ eine begründbare Vermutung, Annahme oder Hoffnung meinen. Also ein Glaube an Dinge, in denen keine übernatürlichen Einflüsse als Ursache für Ereignisse vorausgesetzt werden.

Diese Menschen glauben dann zum Beispiel an das Gute im Menschen. Oder an deren Entwicklungsfähigkeit. Auch an den Wert von Geld kann man glauben. Und daran, dass man von bestimmten Menschen geliebt wird.

Woran glaubst du?

Die Frage: Woran glaubst du? beleuchtet also nur einen Teilaspekt des Themas. Man kann damit herausfinden, ob jemand im religiösen Sinn glaubt oder ob jemand einfach nur etwas vermutet oder annimmt.

Viel spannender fände ich die Antworten auf die Frage: Warum glaubst du? Und zwar nicht die Antworten von Wissenschaftlern und Theologen, die sich mit den sozio-kulturellen, mythomotorischen Aspekten des Glaubens befassen und wie sie der Deutschlandfunk in einem Beitrag vorstellt.

Sondern die Antworten von „Betroffenen“, also von Leuten, die sich selbst als religiös gläubig bezeichnen, ohne zu wissen, was das eigentlich konkret bedeutet, voraussetzt und impliziert.

Warum glaubst du?

Mit der Beantwortung dieser Frage haben religiös Gläubige sehr oft große Probleme. „Ich glaube an den lieben Gott“ lässt sich noch ohne großes Nachdenken behaupten.

Wer aber erklären soll, warum er an diesen (oder irgendeinen anderen) Gott glaubt, wird nicht selten von den unangenehmen Folgen der kognitiven Dissonanz kalt erwischt.

Theologen haben natürlich berufsbedingt meist irgendeine mehr oder weniger nebulöse Antwort auf diese Frage parat. Was das Christentum angeht, kommen darin dann meistens vor: Gott, Jesus, Auferstehung, Erlösung, Nächstenliebe, Jenseits, Moral, ewige Herrlichkeit…

Auch zur Bewältigung weiterer Nachfragen, zum Beispiel bezüglich der Plausibilität der jeweiligen Glaubensinhalte, haben Theologen und aktiv religiös Gläubige dann verschiedenste Tricks auf Lager, die letztlich aber nicht davon ablenken können, dass Glaubenslehren ausschließlich von Menschen erdachte Gedankenkonstrukte sind, die von unhaltbaren Prämissen ausgehen.

Ja, warum eigentlich?

Anders verhält es sich meist bei der großen Menge der Wischiwaschi- oder Light-Christen. Also denen, die zwar von sich behaupten „Ich bin Christ“ oder „Ich bin katholisch“, die darüber hinaus aber nichts oder so gut wie nichts mit den christlichen Glaubensinhalten am Hut haben.

Eine solche Aussage besagt im Grunde nur, dass diese Menschen wohl noch, meist aus Unwissenheit, Religion moralisch und/oder gesellschaftlich für bedeutsam halten.

Spannend wird es, wenn man diese Leute fragt, warum sie glauben. Denn wer möchte schon erklären müssen, warum er ein absurdes, archaisches und inhumanes Belohungs-Bestrafungskonzept, basierend auf vormittelalterlichen Mythen und Legenden heute noch für irgendwie bedeutsam hält? Und zwar so, dass er auch danach noch erwarten kann, als Diskussionspartner ernst genommen zu werden?

Es gibt keinen vernünftigen Grund, an Götter zu glauben

Die einfache Frage: Warum glaubst du? kann einen Denkprozess auslösen. Dieser kann zur Erkenntnis führen, dass es keinen einzigen vernünftigen Grund gibt, an Gott zu glauben.

Zum selben Ergebnis kam erstaunlicherweise mal eine Pfarrerin in einer früher geführten Diskussion: Man sollte nicht an Gott glauben und es gibt keinen vernünftigen Grund, an Gott zu glauben.

Über die ARD-Themenwoche mit dem Titel Woran glaubst du? lässt sich momentan noch nicht viel sagen. Erwartungsgemäß dürfte es sich insgesamt um einen weiteren Versuch kirchlicherseits handeln, noch irgendwie ein bisschen Relevanz zu ergattern.

Selbst wenn das Thema Religionsübergreifend behandelt wird und offenbar auch religionsfreie Weltanschauungen zumindest am Rande erwähnt werden, dürften sich die Funktionäre der staatlich subventionierten und sonderprivilegierten Kirchen sicher etwas davon versprechen, dass das Thema Glaube wenigstens überhaupt wiedermal ins öffentliche Interesse gerückt wird.

Vermutlich erhofft man sich davon, die Legende von der christlichen Moral noch eine Weile in den Köpfen der breiten Bevölkerung aufrecht erhalten zu können. Es wäre ja schon ein Erfolg, wenn noch genug Menschen auch in Zukunft die Kirche als etwas „irgendwie im Grunde Gutes“ anerkennen würden.

Und für die Kinder gibts eigens vorbereitete Unterrichtsmaterialien, das sich Lehrkräfte auf der Webseite der öffentlich-rechtlichen ARD herunterladen können.

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