Im Januar 2018 war Sankt Blasius mal kurz viral gegangen.
ACHTUNG: Dieser Beitrag enthält künstlerische Darstellungen von Nacktheit und von Szenen, die man als obszön auffassen könnte.
Angefangen hatte alles mit einem Facebook-Post vom Neo Magazin Royale: Der von Jan Böhmermanns Magazin veröffentlichte Screenshot zeigt die Titelseite des aktuellen Pfarrbriefes der saarländischen Pfarreiengemeinschaft Illingen St. Stephanus.
Dort abgebildet: Eine Szene, die, gerade in Verbindung mit dem Hinweis auf das Fest des heiligen Blasius und in Anbetracht der Brisanz der Kombination Kirche und Sexualität im Allgemeinen und Pädophilie im Besonderen schon ziemlich eindeutig doppeldeutig erscheint:
Diese Doppeldeutigkeit, zu der nun wahrlich keine allzu schmutzige Phantasie erforderlich ist, war den Pfarrbrief-Redakteuren offenbar nicht aufgefallen.
Und auch in anderen Pfarrbriefen war diese Illustration vorher schon verwendet worden. Nur hatte das dort vermutlich einfach niemand mitbekommen:
- http://marien-witten.de
- http://www.katholische-kirche-grossauheim.de
- http://www.st-peter-straubing.de
Falsch-Fakemeldung
Die sonst sehr zuverlässigen Fakenews-Buster von mimikama.at hatten das Bild zunächst fälschlicherweise als Fake gemeldet:
Inzwischen ist eine aktualisierte Information online.
Diesmal jedoch verbreitete sich das potentiell verfängliche Bildchen schlagartig. Nachdem die Titelseite nicht auf wundersame Weise, dafür aber viral tausendfach vermehrt war, berichteten schließlich auch etliche Zeitungen im In- und Ausland darüber.
Sankt Blasius im In- und Ausland
Zeitungen griffen die Story auf, die diesbezüglich bekannten Medien dachten sich schnell noch ein paar Clickbait-Schlagzeilen aus und so erfuhren auch Menschen davon, die nicht in sozialen Netzwerken unterwegs sind:
- sr.de: Wie der Heilige Blasius das Internet eroberte
- blu.fm: Blasius bleibt im Halse stecken
- heute.at: Heiliger Blasius wegen Oralsex-Eklat gelöscht
- bild.de: Oralverkehr-Wirbel um Illinger Pfarrbrief
- lokalo.de: Unfassbar! Bild in saarländischem Pfarrbrief sorgt für Empörung
- tagesanzeiger.ch: Dieser Pfarrbrief ging in die Hose
- 20min.ch: Pfarrbrief sorgt für Oralsex-Skandal
- bazonline.ch: Dieser Pfarrbrief ging in die Hose
- hpd.de: Heiliger Blasius – Pfarrbrief wird zum Internet-Hit
Über den weiteren Verlauf informierte u. a. der Humanistische Pressedienst Deutschland:
Nachdem sich das verfängliche Bild schnell in den sozialen Netzwerken verbreitete, reagierte das Bistum Trier, das für die Pfarrei in Illingen zuständig ist: „Wir haben die Internetverbreitung beobachtet und der Gemeinde dann geraten, das Bild von der Onlineversion des Pfarrbriefs zu entfernen“, erklärte Dominik Holl, Pressesprecher des Bistums Trier, gegenüber dem Saarländischen Rundfunk. (Quelle: hpd.de)
Wohl kein Guerilla Marketing
Und so präsentierte sich der Illinger Pfarrbrief zunächst mit einer leeren Pfarrbrief-Titelseite. Inzwischen (Stand 26. Januar 2018) wurde das Dokument offenbar komplett entfernt.
Dass es sich bei der Veröffentlichung um gezieltes Guerilla-Marketing der Pfarrgemeinde Illingen handelt, dürfte somit ziemlich unwahrscheinlich sein. Denn dann hätte man den angelockten Besuchern sicher mehr geboten als eine Fehlermeldung.
Auch sonst war auf den einschlägigen katholischen Seiten und Kanälen nichts dazu zu lesen oder zu hören. Weder der katholische Vblogger Kardinal Woelki, noch Dein Weihbischof Ansgar Puff oder die Wort-zum-Sonntag-Verkünder nutzten die kurze Aufmerksamkeit bisher in ihren Verkündigungen. Und die nehmen sonst jede Publicity mit…
Nein, solche Marketing-Strategien trifft man bei der Kirche zumindest momentan noch nicht an. Mehr als die (damals offenbar bewusst gewählte) provokativ-doppeldeutige Aufforderung „Weg mit Gott“ der evangelischen Kirchengemeinde Warendorf als Motto ihres ökumenischen Pfingstgottesdienstes 2013 wird da wohl auch in Zukunft erstmal nicht zu erwarten sein.
Er regiert in Ewigkeit
Natürlich hat das Christentum noch mehr (vermutlich unfreiwillig) Schlüpfriges zu bieten. So war der Evangelischen Jugend Pfalz bei der Gestaltung ihres Zeitschriftenlogos vermutlich nichts irgendwie möglicherweise missverständlich vorgekommen:
Und ob dem christlichen Liedermacher Thomas van Dooren wohl jemals aufgefallen war, dass sein Jesus-Song „Er regiert in Ewigkeit“ auch prima für einen Viagra®-Werbespot geeignet gewesen wäre? Wer weiß…
Andererseits hat das Thema „Kirche und Sex“ auch eine zwar seltsame, aber äußerst gewinnbringende Tradition. Bis heute verdient die Kirche an den über 8.000 Porno- und Erotikwerken mit, die der WELTBILD-Verlag im Angebot hat.
Und das ist sicher nicht die einzige direkte oder indirekte Einnahmequelle in diesem Bereich…
Doppeldeutiges in katholischen Kirchen
Wer sich heute mal in eine katholische Kirche verirrt, findet dort neben mindestens einer unvorstellbar grausamen Gewaltszene nicht selten auch mehr oder weniger subtile Darstellungen, die ohne viel Phantasie leicht mit erotischen Motiven verwechselt werden können:
Kurz erklärt: Sankt Blasius-Segen
Für alle, die den Kult um Sankt Blasius gar nicht kennen, hier noch eine kurze Erklärung von Volker Pispers:
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