Zahlen des Lebens – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Stichwort „dennoch“

Lesezeit: ~ 11 Min.

Zahlen des Lebens – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Stichwort „dennoch“, gesprochen von Christian Rommert (ev.), veröffentlicht am 30.12.2017 von ARD/daserste.de

[…] Der Tod meines Schwagers lähmt mich. Und das, obwohl ich als Christ doch darauf hoffen müsste, dass der Tod nicht das Ende ist.

Offenbar taugt das christliche Heilsversprechen nicht (mehr), wenns drauf ankommt. Solange es um nichts geht, tut es freilich kaum weh, so absurde Prämissen wie zum Beispiel Götter oder ein Jenseits im religiösen Sinn für wahr zu halten.

Wenn dann aber die natürliche Wirklichkeit etwa durch den Tod eines geliebten Menschen das bisher für wahr gehaltene Heilsversprechen auffordert, die Karten auf den Tisch zu legen, dann kommt zum Schmerz über den Verlust noch die Erkenntnis dazu, dass dieses Versprechen nichts weiter als eine bestenfalls hoffnungsvoll erscheinende Illusion ist.

Die aber spätestens dann aufhört, hoffnungsvoll zu sein, sobald es mal darauf ankommen würde.

Glaube macht den Verlust noch schlimmer

Und statt zu trösten, macht die christliche Jenseitsvorstellung eine solche Situation für gläubige Hinterbliebene sogar noch viel schlimmer. Denn wer, zur Not auch gegen besseres Wissen, an dieser Vorstellung festhält, für den kommt noch die quälende Ungewissheit dazu.

Schließlich ist es alles andere als klar, nach welchen Maßstäben der liebe Gott die verstorbenen Vertreter der von ihm bevorzugten Trockennasenaffenart belohnt bzw. bestraft.

Ein Gott, der sich selbst als eifersüchtig bezeichnet. Der exklusiv und am besten rund um die Uhr verehrt werden möchte. Ein Gott mit einer offensichtlich gravierenden Persönlichkeitsstörung. Und mit moralischen Standards, die denen eines einfachen Wüstenvolkes aus der Bronzezeit entsprechen. Ein allmächtiger Gott, der schon im Diesseits tagtäglich beweist, dass er unter „allgütig“ offenbar etwas anderes versteht als die Menschheit.

Wie kann man als erwachsener, geistig gesunder und ansonsten vermutlich aufgeklärt denkender Mensch nur auf das schmale Brett kommen, sich sein Dasein durch solche absurden Fiktionen zusätzlich schwer zu machen? Durch eine Hoffnung, die bei Licht betrachtet alles andere als hoffnungsvoll ist? Und die sich spätestens dann als Illusion entpuppt, wenns drauf ankommt?

Die Wirklichkeit ausblenden?

Das haben schon unzählige Menschen durchgemacht und auch überlebt. Das weiß ich. Wir sind umgeben vom Tod. Aber ich, ich konnte das in meinem bisherigen Leben immer gut ausblenden.

Nach meiner Erfahrung macht ein möglichst wirklichkeitskompatibles und diesseitsorientiertes Weltbild das Dasein leichter. Wer darauf verzichtet, sich zu täuschen, erspart sich auch Enttäuschungen. Nicht nur in Sachen Tod: Es lohnt sich, die eigenen Glaubensgewissheiten kritisch und ehrlich zu hinterfragen. Und sich von denen zu verabschieden, die einer kritischen Überprüfung nicht standhalten.

Wer sich vom Ballast religiöser Wahngedanken befreit, kann zu einer gewissen Gelassenheit finden. Gelassen bedeutet nicht gleichgültig. Nur muss man sich doch nicht zum Beispiel den Schmerz durch den Verlust eines geliebten Menschen noch zusätzlich durch eine jahrtausendealte Wüstenmythologie vermehren, nur weil man zufällig in eine Familie hineingeboren worden war, deren Vorfahren in einer Region lebten, die irgendwann mal von einem christlichen Machthaber erobert worden war?

Weitermachen: Klar! Weiterglauben: Warum?

Selbst als ein Onkel von mir starb. Oder als ein Schulfreund bei einem Autounfall umkam. Manchmal fiel damals dieses Wort, das ich erst jetzt verstehe: „Dennoch“. Dennoch weitermachen! Dennoch weiterleben! Dennoch weiterglauben! Der Tod von nahestehenden Menschen hat mir eine Illusion genommen. Wir leben ja, als würden wir nie sterben.

Herr Rommert, die Illusion vom ewigen Leben wächst ja auf dem Mist der Religion, der Sie angehören. Wenn Ihnen der Tod von nahestehenden Menschen diese Illusion genommen hat, wieso glauben Sie dennoch weiter daran?

Und woher wollen Sie denn wissen, wie wir leben? Ich zum Beispiel lebe nicht, als würde ich nie sterben. Ich lebe, als wäre dies mein einziges Leben.

Aus der Erkenntnis, dass Sie nach einem Schicksalsschlag natürlich irgendwie weitermachen, weiterleben müssen, folgt doch nicht, dass Sie deshalb auch weiterhin Dinge glauben müssen, die sich als ganz offensichtlich nicht wahr entpuppt haben.

Vorsatz 2018: Vom Glauben befreien

Nun dürfte es für Sie als Pfarrer, der sein Geld mit der Verbreitung von religiösen Scheinwahrheiten verdient, nicht so ganz einfach sein, sich von Ihrem Glauben zu befreien. Und trotzdem steht auch Ihnen dieser Weg jederzeit offen.

Sie wären weder der erste, noch der letzte Kirchendiener, der seinen Glauben als von Menschen zu bestimmten Zwecken erdachte Fiktion durchschaut und im Interesse der eigenen intellektuellen Redlichkeit abgelegt hat.

[…] Und jetzt liegt ein neues Jahr vor mir. 2018. Ich hoffe auf ein gutes Jahr, aber vielleicht wird es wieder Rückschläge geben?

Erfahrungsgemäß ist davon auszugehen, dass es auch 2018 wieder Rückschläge geben wird. Die natürliche, irdische Wirklichkeit sieht so gar nicht danach aus, als sei sie von einem allmächtigen allgütigen Himmelszauberer erschaffen worden oder als werde sie von einem solchen gelenkt.

Deshalb klammere ich mich an dieses kleine Wort „Dennoch“. Ich habe es gesucht in einem alten Text aus der Bibel und habe es da wiedergefunden. Da spricht einer zu dem Gott, an den ich doch auch glaube: „Und dennoch halte ich fest an Dir! Denn Du führst mich an Deiner rechten Hand.“

Na, wenn das in einer Mythen- und Legendensammlung aus der Bronzezeit steht, dann wird das schon stimmen…

Wie immer, wenn irgendwo Bibelstellen auftauchen, lohnt sich ein Blick auf den Text, aus dem die Wörter, Halbsätze oder Sätze herausgepickt worden waren. In diesem Fall stellt sich die Frage, was denn diesem Bekenntnis zu Gott vorausgeht, worauf sich das „dennoch“ bezieht.  Also: Warum hier jemand dennoch an Gott festhalten möchte.

Dennoch – aber warum eigentlich?

Asaf, der Verfasser, beschwert sich zunächst darüber, dass es den Frevlern (gemeint sind die Un- und Andersgläubigen) so gut geht, während er selbst täglich geplagt ist:

  • Siehe, das sind die Frevler; die sind glücklich für immer und werden reich. Soll es denn umsonst sein, dass ich mein Herz rein hielt und meine Hände in Unschuld wasche?
    Ich bin täglich geplagt, und meine Züchtigung ist alle Morgen da. Hätte ich gedacht: Ich will reden wie sie, siehe, dann hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verraten.
    So sann ich nach, ob ich’s begreifen könnte, aber es war mir zu schwer, bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende. (Psalm 73, 12-17 LUT)

Trotz seiner Begriffsstutzigkeit und trotz seiner Schmerzen möchte Asaf also an seinem Gott festhalten. Und zwar deshalb, weil er davon ausgeht, dass die Frevler ja dereinst von Gott bestraft werden. Während er alle gesammelten Treuepunkte wird einlösen können, wenn das irdische Elend endlich überstanden sein wird:

  • Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun. (Psalm 73, 27-28 LUT)

Asaf glaubt also an Gott, weil er davon ausgeht, dass dieser für eine ausgleichende Gerechtigkeit sorgt. Indem er die ungläubigen Menschen, denen es zu Lebzeiten gut ging, für ihren Unglauben bestraft. Und ihn, der ein Leben lang gelitten hat, für seinen Glauben belohnt. Deshalb glaubt er dennoch an Gott. Dennoch, obwohl er nichts kapiert, nichts kapieren will und Schmerzen leidet:

  • Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren, da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir. Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
    (Psalm 73, 21-25 LUT)

Probleme mit gottlos glücklichen Menschen

Das gleiche Motiv findet sich übrigens nochmal bei Jeremia. Auch der Prophet hat offenbar so seine Probleme damit, dass auch damals schon Menschen gottlos glücklich waren:

  • HERR, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden. Warum geht’s doch den Gottlosen so gut, und die Abtrünnigen haben alles in Fülle? (Jeremia 12,1 LUT)

Und auch Jeremia nutzt seinen heißen Draht zum Allmächtigen, um sich ins rechte Licht zu rücken und um Gott um ausgleichende Gerechtigkeit zu bitten:

  • Mich aber, HERR, kennst du und siehst mich und prüfst mein Herz vor dir. Reiß sie weg wie Schafe zum Schlachten, und sondere sie aus, dass sie getötet werden! (Jer 12,3 LUT)

Und solch bizarre Vorstellungen halten Sie nun für so bedeutsam und tröstlich, dass Sie sie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verkündigen müssen, Herr Rommert?

Wat ne fiese Möpp

Aber Vorsicht, wenn Sie in der Bibel nach einzelnen Wörten suchen. Denn das kann auch ganz schnell mal nach hinten losgehen und Ihren lieben Gott in einem mehr als fragwürdigen Licht erscheinen lassen:

  1. So habe ich euch auch in allen euren Städten müßige Zähne gegeben und Mangel an Brot in allen euren Orten; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der HERR.
  2. So habe ich euch auch den Regen vorenthalten, als noch drei Monate waren bis zur Ernte, und ich ließ regnen über eine Stadt, und auf die andere Stadt ließ ich nicht regnen, ein Acker wurde beregnet, und der andere Acker, der nicht beregnet wurde, verdorrte.
  3. Und es zogen zwei, drei Städte zu einer Stadt, um Wasser zu trinken, und konnten nicht genug finden; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der HERR.
  4. Ich plagte euch mit dürrer Zeit und mit Getreidebrand; auch fraßen die Heuschrecken alles, was in euren Gärten und Weinbergen, auf euren Feigenbäumen und Ölbäumen wuchs; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der HERR.
  5. Ich schickte unter euch die Pest wie in Ägypten; ich tötete eure junge Mannschaft durchs Schwert und ließ eure Pferde gefangen wegführen, ich ließ den Gestank eures Heerlagers in eure Nasen steigen; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der HERR.
  6. Ich richtete unter euch Zerstörung an, wie Gott Sodom und Gomorra zerstörte, dass ihr wart wie ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerissen wird; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der HERR. (Amos 4, 9-11 LUT)

Weitere Quellen

Oder ist Ihnen der Kontext eigentlich egal und Sie finden nur das Wort „dennoch“ so toll? Dann könnten Sie sich auch an beliebigen anderen Texten bedienen, zum Beispiel:

  • Nibelungen-Lied:
    Den Kaplan aber schwingt Hagen aus dem Schiffe und stösst ihn, als er zu schwimmen versucht, zürnend zu Grunde; dennoch kommt der Priester unversehrt an das Ufer zurück. (Quelle: Ludwig Uhland: Lied der Nibelungen)
  • Koran:
    Und Wir haben den Himmel zu einem wohlbehüteten Dach gemacht. Dennoch wenden sie sich von seinen Zeichen ab. (Koran, Sure 21:32)
  • Ilias:
    Denn schon vormals pflog ich mit stärkeren Männern Gemeinschaft, Als ihr seid; und dennoch verachteten jene mich nimmer! (Quelle: 
    Homer: Ilias, übersetzt von Johann Heinrich Voß, digbib.org)
  • Der gestiefelte Kater:
    Zwar wunderte sich der Müllerssohn über diesen sonderbaren Wunsch, bestellte aber dennoch einen Schuster und erfüllte dem Kater seine Bitte. (Quelle: Gebrüder Grimm: Der gestiefelte Kater /  maerchen.info)

Sicher finden Sie noch in vielen weiteren Texten Stellen, die Sie sich für alle möglichen Gelegenheiten als irgendwie erbaulich zurechtbiegen können. Wenn es Ihnen damit besser geht…

Gott: Eine fixe Idee, eine naive Vorstellung?

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, angesichts des Todes meines Schwagers habe ich mich auch gefragt, wo Gott ist. Und: Ist er vielleicht doch nur eine fixe Idee? Eine naive Vorstellung? Was lohnt es sich, an ihn zu glauben, wenn solche schrecklichen Dinge passieren?

Sie sollen doch keine Fragen stellen, lesen Sie mal die von Ihnen zitierte Bibelstelle! Einfach glauben und gut ists.

Meine Antwort auf die Frage, was Gott ist: Gott ist eine lediglich mythomotorisch wirksame, von Menschen zu bestimmten Zwecken erdachte und aus Unwissenheit, Ängsten, Wünschen und Hoffnungen heraus gestaltete, nicht falsifizierbare Fiktion.

Mit allen möglichen, beliebig definierbaren Eigenschaften und Absichten. Und mangels Existenz nicht von anderen Göttern unterscheidbar.

Ja, dieses „Dennoch“ des Beters … das berührt mich, weil ich jetzt weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, an Gott festzuhalten.

Nein, selbstverständlich ist das wahrlich nicht. Das Festhalten an einer offensichtlich falschen Idee sogar wider besseres Wissen bezeichnet man gemeinhin als „dumm.“ Mich berührt sowas auch – allerdings peinlich.

Götterglaube basiert auf einem kultivierten Denkfehler

[…] In guten Zeiten habe ich die positiven Erfahrungen und die Geschenke meines Lebens immer schnell mit Gott in Verbindung gebracht. Das war ein Geschenk vom lieben Gott, habe ich gesagt und war dankbar.

GebetslogikJe besser jemand diesen klassischen Bestätigungsfehler (confirmation bias) beherrscht, umso „stärker“ wird er in seinem Glauben.

Den Umstand, dass sich redlicherweise nichts – ob positiv oder negativ wahrgenommen – in einen ursächlichen Zusammenhang mit einem bestimmten imaginären Himmelswesen bringen lässt, gilt es tunlichst zu ignorieren.

Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, dass man tatsächlich dem „richtigen“ Gott dankbar ist, statistisch gesehen verschwindend gering, bei den vielen tausend Göttern, die sich die Menschen schon ausgedacht haben.

Wäre es nicht gerade ein Theologiestudium, würde man sich fragen, wie jemand, der studiert hat, es schafft, sich so erfolgreich chronisch selbst zu bescheißen.

Gottes Mitleid ist wertlos

Nun versuche ich zu akzeptieren: zum Leben gehören auch die dunklen Momente. Unsere Verletzlichkeit! Der Schmerz. Und Gott ist auch in diesen Dingen nah. Er ist ein Gott, der mitleidet.

Was ist das Mitleid eines allmächtigen, allgütigen und allwissenden Wesens wert? Ganz genau: Nichts. Ein solches Wesen, das seine Allmacht nicht nutzt, um etwas gegen Leid und Schmerz zu tun, ist nicht allgütig. Ein Gott, der zwar gerne gnädig wäre, aber nicht kann, ist nicht allmächtig.

Gerade eine so schmerzhafte Erfahrung wie der Verlust eines geliebten Menschen könnte doch auch der Anlass sein, vielleicht schweren Herzens anzuerkennen, dass es einen allmächtigen, allwissenden und allgütigen Gott einfach nicht geben kann. Dass man sich die ganze Zeit getäuscht hatte.

Oder man macht’s wie Herr Rommert. Und beeilt sich, Verstand, Vernunft, rational-kritisches Denken und die eigene intellektuelle Redlichkeit schleunigst zu deaktivieren. Nur so lässt sich dennoch weiter an den lieben Gott zu glauben, den man sich doch so sehr wünscht. Stichwort Selbstverschuldete Unmündigkeit…

Nur temporär tot

Einer, dessen Sohn am Kreuz endete, sehr schmerzhaft. Ganz unten.

Wenn überhaupt, dann höchstens ein paar Stunden sehr schmerzhaft. Vermutlich selbstverschuldet. Als unvermeidliches Menschenopfer zur Erlösung aller Menschen von ihrer angeblichen Schuld. Veranlasst von einem allmächtigen, allgütigen Vater, der offenbar keine andere Idee hatte, seinen Anhängern seine Liebe zu beweisen, als sich selbst seinen eigenen Sohn als Menschenopfer zu Tode foltern zu lassen. Danach Leben in ewiger Herrlichkeit als zweites Drittel eines dreiteiligen Mono-Gottes.

Sehr beeindruckend, diese Mitleidensgeschichte…

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass manche Christen ihren ganzen Glauben auf der Annahme aufbauen, dass ihr Gott der einzige sein soll, der sich selbst in Form seines Sohns auf die Erde begeben haben soll. Das sei es, was diesen Gott von allen anderen Göttern (gerne verächtlich als „Götzen“ bezeichnet) unterscheide.

Dabei war die Gottessohnlegende schon zu Beginn unserer Zeitrechnung weit verbreitet. Jesus teilt hier lediglich das Schicksal zahlreicher früherer Gottessöhne, die angeblich die Erde besucht haben sollen.  Teils gleichen sich die Biographien aufs Wort.

Sapere aude!

Dennoch! Dennoch halte ich fest an Dir, Gott! Denn Du führst mich an Deiner rechten Hand. Dennoch! So versuche ich, in das neue Jahr aufzubrechen.

Wie wäre es stattdessen zum Beispiel mit:

dennoch: Denken erlaubt!
sapere aude!

Jetzt habe ich doch tatsächlich mein bisheriges Leben lang Dinge für wahr und bedeutsam gehalten, die nach meinem heutigen Wissens- und Erfahrungsstand einfach nicht wahr sind. Wenn ich ehrlich bin, habe ich keinen einzigen seriösen Anhaltspunkt dafür, dass es sich bei diesen Dingen nicht einfach nur um menschliche Fiktion handelt.

Bis jetzt habe ich dennoch daran festgehalten, weil ich ja auch mein Geld damit verdiene, das zu tun. Und dennoch gehe ich jetzt mal in mich und überlege, ob ich meinen absurden Götterglauben, basierend auf einer von Menschen erfundenen Mythen- und Legendensammlung aus der Bronzezeit und aus dem Vormittelalter und verfestigt durch einen chronisch-rekursiven Bestätigungsfehler meinerseits tatsächlich auch 2018 noch aufrecht erhalten möchte.

Gegen meine Vernunft, meinen Verstand und auf Kosten meiner persönlichen intellelktuellen Redlichkeit. Nur, weil sich’s so kuschelig anfühlt. Oder weil sich so einfach Geld damit verdienen lässt?

Zahlen des Lebens

Nachdem der Titel des heutigen „Wort zum Sonntag“ ja eigentliche „Zahlen des Lebens“ lautet, hier noch die dazu passenede Bibelstelle, die Herr Rommert aber aus irgendwelchen Gründen nicht verwenden wollte (obwohl auch hier mehrfach „dennoch“ vorkommt):

Zahlensprüche

    1. Der Blutegel hat zwei Töchter: »Gib her, gib her!« Drei sind nicht zu sättigen, und vier sagen nie: »Es ist genug«
    2. das Totenreich und der Frauen verschlossner Schoß, die Erde, die nicht des Wassers satt wird, und das Feuer, das nie spricht: »Es ist genug!«
    3. Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das werden die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen.
    4. Drei sind mir zu wundersam, und vier verstehe ich nicht:
    5. des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf dem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und des Mannes Weg bei der jungen Frau.
    6. So ist der Weg der Ehebrecherin: Sie verschlingt und wischt sich den Mund und spricht: Ich habe nichts Böses getan.
    7. Ein Land wird durch dreierlei unruhig, und viererlei kann es nicht ertragen:
    8. einen Knecht, wenn er König wird; einen Toren, wenn er zu satt ist;
    9. eine Verschmähte, wenn sie geehelicht wird, und eine Magd, wenn sie ihre Herrin beerbt.
    10. Vier sind die Kleinsten auf Erden und doch klüger als die Weisen:
    11. die Ameisen – ein schwaches Volk, dennoch schaffen sie im Sommer ihre Speise;
    12. die Klippdachse*** – ein schwaches Volk, dennoch bauen sie ihr Haus in den Felsen;
    13. die Heuschrecken – sie haben keinen König, dennoch ziehen sie aus in Ordnung;
    14. die Eidechse – man greift sie mit den Händen, und sie ist doch in der Könige Schlössern.
    15. Drei haben einen stattlichen Gang, und vier gehen stolz einher:
    16. der Löwe, mächtig unter den Tieren und kehrt um vor niemandem;
    17. der stolze Hahn, der Widder und der König, wenn er einhergeht vor seinem Gefolge.
    18. Ob du töricht gehandelt und dich überhoben hast oder ob du recht überlegt hast: lege die Hand auf den Mund!
    19. Denn wenn man Milch stößt, so wird Butter daraus, und wer die Nase hart schneuzt, zwingt Blut heraus, und wer den Zorn reizt, ruft Streit hervor. (Sprüche 30, 15-33 LUT)

Oder, frei nach Otto Waalkes:

  • Ich könnte euch noch tausend Gründe nennen,
    wenn ich nur welche wüsste.
    Sollte uns das nicht zu denken geben?
    Ich denke: Nein. Guten Abend.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.
**Die Bibelstellen mit der Quellenangabe LUT sind zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
***Siehst du, Christian, Dachse sind doch zu etwas gut! :-)) #giea

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