In seiner Abt. Diskurswerfen erklärt Volker Dittmar, warum der Begriff „Supernaturalismus“ rein sprachanalytisch unsinnig ist.
Wir können die Welt grob in zwei Teile einteilen:
- KULTUR – das ist alles, was Menschen geschaffen, geändert, bearbeitet haben, was wir als „künstlich“ bezeichnen. Das logische Gegenteil davon ist:
- NATUR – alles, was von Menschenhand unberührt ist.
Da es zu einem verbreiteten Vorurteil gehört, dass „alles Natürliche“ irgendwie besser ist, werden inzwischen auch rein menschliche Produkte als „100% natürlich“ beworben.
Das ist ein ähnlicher Unsinn wie „Dieses Putzmittel enthält keine Chemie“. Da jeder materielle Stoff Chemie ist, kann nur ein absolutes Vakuum, ein Raum ohne Materie und Energie, ohne Chemie sein.
„Natürlich“ bedeutet dann: Der Natur entnommen. Das trifft aber für ALLES zu. Und wenn ein Begriff ALLES meint, ist er an sich sinnfrei, wenn man versucht, damit etwas Spezielles zu bezeichnen.
Supernaturalismus: Übernatürlicher Unsinn
Religionisten und andere Esoteriker haben nun noch etwas Drittes eingeführt: „übernatürliche“ Dinge, und man fragt sich, wie sie in diesen Sprachgebrauch passen.
Antwort: Überhaupt nicht.
Ein Objekt ist entweder natürlich oder künstlich. Manchmal weiß man nicht, was es ist – es gibt Kunstblumen, bei denen man erst durch Berühren feststellen kann, dass sie künstlich sind.
Es kann also nur maximal drei mögliche Positionen geben: natürlich, künstlich, weiß ich nicht.
Wie passt da „übernatürlich“ rein? Dazu müsste man es definieren können, und ich habe nur eine Definition von übernatürlich gesehen, die ohne Widersprüche auskommt.
Diese eine: Übernatürlich nennen wir das, von dem wir keine Ahnung haben, wie es entstanden oder zustande gekommen ist.
*Veröffentlichung des Beitrages zum Thema Supernaturalismus mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
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