Leserbrief zum Beitrag: Wunibald Müller – Kritik am Titel „Heiliger Vater“

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Wunibald Müller - Quelle: Main-Post vom 26.9.2018
Quelle: Main-Post vom 26.9.2018

Am 26.09.2018 wurde Wunibald Müller zitiert – wohl mehr als Psychotherapeut, denn als Theologe. „Es gelte die Mauern des Klerikalismus zu schleifen“ und die Macht in der Kirche neu zu verteilen.

Er wagt es sogar, an der Heiligkeit des Heiligen Vaters auf seinem Heiligen Stuhl und seinem doch so scheinheiligen Umfeld zu kratzen.

Blasphemie!?

Hans Küng wurde für den Zweifel an der päpstlichen Unfehlbarkeit noch 1979 die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Und zwar durch die „Heilige! Inquisition“ mittels der Deutschen Bischofskonferenz, die Müller gerne entmachtet sähe.

Auch Leonardo Boff, der brasilianische Befreiungstheologe, kritisierte die undemokratischen Kirchenstrukturen und den Machtmissbrauch der Kirche, und zwar „unnötig polemisch und respektlos“. Damit „habe er der Kircheneinheit geschadet“.

Was folgte: Degradierung und 1992 freiwillige Versetzung in den Laienstand. Einige Jahrhunderte früher wären Exkommunikation, Einziehung der Güter, Verweigerung eines kirchlichen Begräbnisses (was dazumal wohl etwas ganz Schlimmes war) die geringsten Strafen gewesen.

…zum Schutz des Glaubens…

Friedrich II. sah es als seine

  • „von Gott verliehene Pflicht, zum Schutz des Glaubens gegen Häretiker vorzugehen und überführte Häretiker auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen oder auf andere Weise (Herausschneiden der Zunge) zu bestrafen.“ [Wikipedia: Inquisition]

Es wird höchste Zeit, nicht nur die äußeren Strukturen dieses kirchlichen Apparates zu hinterfragen und gezielt zu kritisieren. Noch wichtiger scheint es mir, die diffusen Hintergründe dieser Religion genau und ganz unvoreingenommen zu beleuchten.

Wer glaubt denn heute noch an die einzelnen Sätze des Glaubensbekenntnisses? Sie wurden zu unterschiedlichen Zeiten und zum eindeutigen Zweck der Machtausübung, etwa zur Abgrenzung gegen häretische Lehren aufgestellt, waren vom „heiligen Volk Gottes“ auswendig zu erlernen und bei jedem „Gottesdienst“ zu wiederholen.

Wer kann denn heute noch sowas glauben?

Wer kann Dogmen, die den Grundstock dieser Lehre bilden, für wahr halten, etwa das von der sog. Jungfrauengeburt – sie empfing ohne Mitwirkung eines Mannes vom „Heiligen Geist“? Oder dass die Erbsünde durch natürliche Zeugung fortgepflanzt wird oder dass sich der Gottmensch Jesus Christus als wahres Opfer am Kreuz Gott, seinem Vater! dargebracht hat, um die Menschen (welche eigentlich?) losgekauft hat vom „lieben Gott“.

Das ganze Gebäude ist mehr als brüchig. Von dem, was zu marode und in sich widersprüchlich ist, sollte man sich trennen. Die Religion wird keine Weisheitslehre schaffen können, die unseren heutigen Standards und humanistischen Werten entspricht.

Solange die Bibel noch als übergeordnete Gotteswahrheit gilt, wird sie ihre Lehre nicht so umbiegen, dass eine brauchbare Moralquelle daraus wird.

Quelle des Zeitungsausschnittes: Main-Post-Artikel über Wunibald Müller vom 26.9.2018

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