Zunehmender Mond: Mainpost-Artikel rät von Operationen ab

Lesezeit: ~ 3 Min.

Manchmal traut man seinen Augen nicht: In dieser Sonderveröffentlichung vom 6.2.2019 (!) empfiehlt ein Artikel in der Würzburger Mainpost, man solle wegen des zunehmenden Mondes Operationen möglichst vermeiden.

Hier meine diesbezügliche Anfrage an die Mainpost-Redaktion:

Guten Tag,

mit großem Erstaunen habe ich diese Sonderveröffentlichung gelesen:

https://themenwelten.mainpost.de/blick-in-die-sterne-wuerzburg-zunehmender-mond-februar-2019-56866

zunehmender MondDem Leser wird hier durch eine unkommentierte Vermischung von astrologischer Phantasterei und wissenschaftlicher Astronomie suggeriert, zwischen dem beobachtbaren Stand der Sterne („Nach tatsächlichen astronomischen Sternbildern.“) und den aufgestellten Phantasie-Behauptungen und Empfehlungen bestünde irgendein objektiv nachprüfbarer, tatsächlicher Zusammenhang.

Darüber, dass dies nicht der Fall ist und dass Astrologie jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt, bedarf es hoffentlich keiner Diskussion mit der für den Artikel verantwortlichen Redaktion.

Meine Frage an Sie: Wie rechtfertigen Sie Ihr Vorgehen, astrologisches Geschwurbel so mit astronomischen Fakten zu vermischen, dass unkritische und/oder naive Leser oder auch solche mit entsprechender Vorprägung oder Erwartungshaltung leicht den Eindruck gewinnen könnten, dass an dem astrologischen Bullshit ja vielleicht doch etwas dran sein könnte? Wo doch die astronomischen Infos objektiv nachprüfbar sind und tatsächlich mit der Wirklichkeit übereinstimmen? Und wo es doch sogar schwarz auf weiß in der Mainpost steht?!

Ist Ihnen nicht bewusst, welche gravierenden, ja sogar lebensbedrohlichen Folgen zum Beispel eine in diesem Kontext völlig schwachsinnige Aufforderung wie: „Operationen möglichst vermeiden.“ haben kann? Wie können Sie die Veröffentlichung solcher, auf offenkundig falschen Annahmen basierenden Aufforderungen mit Ihrer journalistischen Verantwortung zumindest Ihren Lesern gegenüber in Einklang bringen?

Allein schon die Veröffentlichung dieses Satzes ohne einen Hinweis darauf, dass diese Empfehlung auf nichts als auf menschlicher Phantasie beruht, halte ich für grob fahrlässig. Daran ändert weder die Quellenangabe, noch der in solchen Fällen oft geäußerte Einwand, der aufgeklärte Leser sei ja wohl in der Lage, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden etwas.

Wohlgemerkt: In dieser Veröffentlichung fehlt jeglicher Hinweis darauf, dass Astrologie menschliche Fiktion ist und bestenfalls der Unterhaltung dient. Oder auch darauf, dass man alle astrologisch „begründeten“ Behauptungen auch in beliebig anderer Zuordnung abdrucken könnte, ohne dass sich faktisch irgendetwas ändern würde.

Im Gegenteil: In diesem Artikel wird gezielt der Eindruck erweckt, es handle sich um wissenschaftliche Aussagen.

Was versprechen Sie sich davon und wie können Sie das verantworten?

Die Mainpost hat geantwortet…

Am 14.2.2019 erhielten wir eine Antwort von Roland Schmitt-Raiser,  Leiter Digitales Management per E-Mail, die wir hier veröffentlichen dürfen:

vielen Dank für Ihren Hinweis zu unserer Sonderveröffentlichung. Allerdings sind wir anders als Sie der Ansicht, dass unsere Leser sehr wohl den Unterschied einzuschätzen wissen, ob wir aus einer wissenschaftlichen Studie oder aus dem „Mondkalender“ zitieren. Oder ob „die Mainpost“, wie Sie schreiben, Ratschläge zur Mondphase erteilt, oder ob wir Ausschnitte aus dem aktuellen Amazon-Bestseller „Der Sonnen-, Mond- und Sternenkalender 2019“ zitieren.

Die Sonderveröffentlichung ist gemeinsam mit dem Horoskop und weiteren Verhaltenstipps, die sich auf die Mondphase beziehen, veröffentlicht worden. Quellenangabe und der Hinweis auf den Mondkalender kennzeichnen eindeutig, dass es sich hier weder um naturwissenschaftlich fundierte Aussagen handelt noch dass die Redaktion der Main-Post diese Gesundheitsratschläge erteilt.

Auf der gleichen Seite lesen Sie außerdem einen Text über Daruma, einen beliebten Glücksbringer in Japan. Es gibt Menschen, die glauben daran, dass Daruma-Puppen ihnen Wünsche erfüllt. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Leserinnen und Leser der Main-Post diesen Text wie auch die Hinweise auf den Mondkalender einzuschätzen wissen. Keine Frage: Wichtig ist, dass wir die Quelle ausreichend kennzeichnen. Das ist aus unserer und aus presserechtlicher Sicht aber geschehen.

Insofern kann von Täuschung und Irreführung keine Rede sein. Wir möchten Sie deswegen höflich bitten, die Keywords in Ihrem Blogbeitrag „Täuschung“ und „Irreführung“ zu dem Beitrag über die Main-Post zu entfernen, da Sie damit nahelegen, die Main-Post würde ihre Leser belügen. Das ist wie dargelegt nicht der Fall. Sollten Sie aber auf diese Formulierungen bestehen, werden wir Ihren Text mit den Unterstellungen der Täuschung juristisch prüfen lassen.

In diesem Sinne! Bleiben Sie ein Streiter für die Wahrheit. Seien Sie aber vorsichtig mit Unterstellungen.

Selbstverständlich dürfen Sie diesen Text auf Ihrem Blog veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Schmitt-Raiser
Leiter Digitales Management

Fazit

Um Streitigkeiten zu vermeiden, haben wir die Keywords „Irreführung“ und „Täuschung“ aus der Keywords-Liste zu diesem Artikel wunschgemäß entfernt. Und um Missverständnissen vorzubeugen, haben wir außerdem die Überschrift durch den Zusatz ergänzt, dass nicht die Mainpost, sondern ein Mainpost-Artikel von Operationen bei zunehmendem Mond abrät.

Aus unserer Sicht beantwortet Herr Schmitt-Raiser nicht die eigentliche Frage: Was soll durch die Vermischung von astrologischem Unsinn mit astronomischen Fakten konkret erreicht werden, wenn nicht die Erweckung des Eindruckes, es handle sich dabei um seriöse, belegbare Informationen?

Wenig überraschend auch der Hinweis auf die Quellenangabe; als Leiter „Digitales Management“ bei der Mainpost weiß Herr Schmitt-Raiser sicher sehr genau, dass für unbedarfte, unkritische, und/oder vorgeprägte Menschen mit entsprechender Erwartungshaltung genau dieser Eindruck hängen bleiben dürfte: „Die Mainpost rät von Operationen bei zunehmendem Mond ab.“ – Quellenangabe hin oder her.

Dass es auch 2019 noch Menschen gibt, die bereit sind, auch die noch so absurdesten Behauptungen sogar wider besseres Wissen für wahr zu halten (also sie zu glauben), lässt sich täglich beobachten, nicht nur in Kirchen.

Und genau deshalb wäre aus unserer Sicht hier ein klarer, eindeutiger Hinweis wünschenswert, dass es sich dabei lediglich um Phantasy-Unterhaltung handelt, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, zum Beispiel eine wichtige Operation nicht durchführen zu lassen, nur weil in einem Mainpost-Artikel davon mit Verweis auf den Mondstand abgeraten wurde.

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