Die „Säkulare Flüchtlingshilfe – Atheisten helfen“ (SF-AH), englischer Name „Atheist Refugee Relief“ (ARR), ist inzwischen ein eingetragener und als gemeinnützig anerkannter Verein. Sein Ziel besteht darin, religionsfreie Flüchtlinge durch praktische Hilfsangebote zu unterstützen und ihre Lebenssituation durch politische Arbeit zu verbessern.
Auf seiner Webseite beschreibt der Verein sein Selbstverständnis so:
Der Verein geht in seinem Selbstverständnis von säkular-humanistischen, rationalen und naturalistischen Leitideen aus („evolutionärer Humanismus“). Er kämpft für die Durchsetzung der Menschenrechte sowie für eine humanistische Ethik. Im Vordergrund der Vereinsarbeit stehen dabei die Grundprinzipien der offenen Gesellschaft, nämlich Liberalität (Orientierung am Ideal der Freiheit), Egalität (Orientierung am Ideal der Gleichheit), Individualität (Orientierung am Einzelnen statt am Kollektiv) und Säkularität (Orientierung an weltlichen Formen der Normbegründung).
In der praktischen Arbeit geht es dem Verein darum die säkulare Flüchtlinge dabei zu unterstützen, passende Wohnungen zu finden, sie zu Ämtern, Ärzten, Rechtsanwälten zu begleiten und ihnen den Zugang zu geeigneten Sprach- und Integrationskursen, physiologischen sowie psychologischen Therapie angeboten zu eröffnen.
Wir sehen es zudem als elementaren Teil unserer Arbeit an, den Betroffenen das reale Erleben ihrer so lange ersehnten Freiheit zu ermöglichen. Diese Freiheit äußert sich oft schon in „Kleinigkeiten“, die für die Betroffenen jedoch keineswegs selbstverständlich sind: Die Möglichkeit, die eigene Kleidung frei zu wählen und in der Öffentlichkeit tragen zu können.
Die Freiheit, auf einem Fahrrad durch die Stadt zu fahren. Zu erleben, wie es sich anfühlt, in einem öffentlichen Schwimmbad in das Wasser einzutauchen oder einfach nur in ein großes Kino zu gehen. Vor allem für Frauen ist dies eine überwältigende Erfahrung von großer Bedeutung.
Viele der Betroffenen sind darüber hinaus auch politisch aktiv. Sie kämpfen für ihre Rechte und wollen die Aufklärung über die Situation ihrer Herkunftsgesellschaften vorantreiben. Wir halten diese Arbeit für essentiell und unterstützen sie daher bei Reisen zu Konferenzen und Vernetzungstreffen sowie bei Auftritten in Presse, Funk und Fernsehen.
Politische Forderungen
Die „Säkulare Flüchtlingshilfe“ wurde gegründet, weil es im Umgang mit religionsfreien Flüchtlingen gravierende Missstände gibt, die behoben werden müssen. Das oberste Ziel des Vereins ist es daher, sich selbst durch Beseitigung der Missstände überflüssig zu machen. Hierfür müssen zwei zentrale politische Forderungen erfüllt werden:
1. Gewährleistung eines wirksamen staatlichen Schutzes für religionsfreie Flüchtlinge in Deutschland
Das heißt u.a. Unterbringung der Betroffenen getrennt von gläubigen Muslimen; Polizeischutz und Hilfe beim Annehmen einer anderen Identität, falls sie Verfolgungen aus ihrem Herkunftsland oder durch Islamisten allgemein ausgesetzt sind; Geheimhaltung sensibler Daten von Seiten aller beteiligten Behörden.
2. Selbstverständliche Anerkennung der Apostasie als Asylgrund
– und zwar nicht nur bei Verfolgung staatlicherseits, sondern ausdrücklich auch bei drohender Verfolgung durch Privatpersonen im Herkunftsland.
Wir fordern die Leitung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf, für eine diesbezügliche Schulung aller Entscheidungsträger zu sorgen. Leider wissen zu wenige von ihnen, dass Apostasie noch immer mit der Todesstrafe geahndet wird, was die Vertreter des politischen Islam u.a. mit Koransure 9:74 legitimieren („Wenden sie sich vom Glauben ab, so wird Allah sie in dieser Welt und im Jenseits mit schmerzlicher Strafe bestrafen“). Im Sudan, Jemen, Iran, in Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, Afghanistan, Somalia und Mauretanien ist für den Abfall vom Islam die Todesstrafe vor gesehen, die Hinrichtungen werden mitunter in der Öffentlichkeit durchgeführt.
In jenen Ländern, in denen der Abfall vom Glauben keine strafrechtlichen Konsequenzen hat, drohen zivilrechtliche Folgen, die ebenfalls mit dem klassischen islamischen Recht begründet werden. So kann die Ehe mit einem Apostaten aufgelöst werden und der „Ungläubige“ das Recht verlieren, die eigenen Kinder zu erziehen. Auch die sozialen Folgen sind oft verheerend: Menschen, die sich tatsächlich oder vermeintlich vom Islam abwenden, müssen mit sozialer Ächtung, Verlust des Arbeitsplatzes sowie mit massiven Drohungen und Übergriffen durch Dritte rechnen.
Hinzu kommt, dass die Familien den „Ab weichlern“ oft mit völligem Unverständnis, ja blankem Hass gegenüber stehen, da Glaubensabfall für sie „Schande“ und „Verrat“ bedeutet. Dies trifft Frauen besonders hart, denn sie gelten in der orientalischen Tradition als Trägerinnen der „Familienehre“, was nicht selten tödliche Folgen hat.
In deutschen Behörden wird dies allerdings gerne ignoriert: So musste sich eine von uns betreute junge Frau aus Dubai von einem Sachbearbeiter anhören, dass sie doch aus einem sicheren Land komme, in dem europäische Urlauber problemlos am Strand liegen. Dass sie sich im Falle einer Abschiebung nur über eines sicher sein konnte, nämlich von ihren Brüdern zur Wiederherstellung der „Familienehre“ ermordet zu werden, überstieg den Horizont des amtlichen „Migrationsexperten“.
Säkulare Flüchtlinge können sich trotz ihrer besonderen Bedrohungslage oft nicht sicher sein, ob ihnen das Recht auf Asyl in Deutschland gewährt wird. Wenn ein Muslim zum Christentum konvertiert, verlässt sich die Behörde im Asylverfahren auf das Urteil des örtlichen Pfarrers. Atheisten müssen auf die Fürsprache eines Geistlichen naturgemäß verzichten. Diese Ungleichbehandlung wollen wir beseitigen.
Atheist Refugee Relief unterstützen
Du hast verschiedene Möglichkeiten, dieses Projekt zu unterstützen: Als Fördermitglied, als Mitglied oder durch Spenden. Alle Informationen dazu gibts hier.
Wer darüberhinaus selbst aktiv werden möchte, hat viele Möglichkeiten, sich einzubringen:
- Du möchtest im direkten Kontakt mit Flüchtlingen stehen und ihnen bei Behördengängen und im Alltag helfen?
- Du möchtest Flüchtlingen beim Deutsch lernen helfen?
- Du sprichst fließend Arabisch oder Farsi und kannst uns bei der Übersetzung von Artikeln auf unserer Website helfen?
- Du hast gute juristische Kenntnisse und kannst Flüchtlinge und unseren Verein in rechtlichen Fragen unterstützen?
- Du hast eine psychologische Ausbildung und kannst uns bei Einzelfragen oder bei der Suche nach den richtigen Therapieplätzen helfen?
- Du engagierst Dich bereits in einem anderen Projekt für Flüchtlinge und möchtest uns Deine Unterstützung anbieten?
- Du schreibst gerne und kannst Artikel über die bewegenden Geschichten von Flüchtlingen für unseren Blog erstellen?
- Du machst gerne Fotos oder Videos?
- Du hast Erfahrung mit der Bearbeitung von Bild- und Tonmaterial?
- Du bist IT-technisch versiert und kennst Dich mit Aufbau und Design von Websites aus?
- Du kannst Flüchtlingen Nachhilfe geben, etwa auf den Gebieten Mathematik, Physik oder Chemie?
- Du hast ein Zimmer frei oder anderen Wohnraum, den Du temporär einzelnen Flüchtlingen zur Verfügung stellen kannst (i.d.R. für 3–7 Tage)?
- Du hast organisatorisches Talent und möchtest uns bei der Vereinsarbeit helfen?
- Du möchtest spenden? Bevorzugt auf regelmäßiger Basis…
Quelle: https://atheist-refugees.com/, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Vereins Säkulare Flüchtlingshilfe – Atheisten helfen
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