„Goldenes Geschwurbel am Band“: Hohe Auszeichung für Bischof Gerber

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Hohe Auszeichung für die Pfingstverkündigung von Bischof Gerber: „Goldenes Geschwurbel am Band“ für eine besonders verschwurbelte Predigt

Anders als sein Vorgänger Algermissen entpuppt sich Fuldas neuer Bischof Gerber immer mehr als Meister des gepflegten Geschwurbels. Seine Pfingstpredigt brachte ihm jetzt eine hohe Auszeichnung ein: Das „Goldene Geschwurbel am Band.“

Laut diesem Artikel auf Osthessennews produzierte Dr. Gerber in seiner diesjährigen Pfingstpredigt jede Menge salbungsvoll klingende, inhaltlich allerdings überwiegend nichtssagende Wortgirlanden. Man gewinnt den Eindruck, dass Dr. Gerber krampfhaft versucht zu vermeiden, irgendetwas Verbindliches oder Konkretes von sich zu geben. Etwas, mit dem man ihn „beim Wort“ nehmen könnte.

Ganzhingabe ‚für uns‘

In altbekannt negativtheologischer Manier erklärt Dr. Michael Gerber erstmal, was sein „heiliger Geist“ natürlich nicht sei – menschliche Phantasie:

„An Pfingsten geht es nicht um irgendeinen mehr oder weniger von unserer Phantasie gefüllten ‚guten Geist‘ – Pfingsten hat seinen Ursprung in der Ganzhingabe Jesu am Kreuz, in seinem Leben und Sterben ‚für uns‘.“ Dies hob der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber am Sonntag im Fuldaer Dom hervor.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: (pm) via osthessennews.de: Bischof Gerber: „Pfingsten hat seinen Ursprung in Christi Hingabe am Kreuz“, abgerufen am 1.6.2020)

Wovon sollte ein Geist denn sonst gefüllt sein, wenn nicht von menschlicher Phantasie?

Als Berufsverkünder im Gottesdienst ist man natürlich in der komfortablen Position, keine Rückfragen befürchten zu müssen. Dabei gäbe es jede Menge Fragen, die solche Aussagen für den kritischen Zuhörer zwangsläufig mit sich bringen (sollten).

Was soll zum Beispiel mit Ganzhingabe gemeint sein? Ausgehend von der biblischen Mythologie war der Foltertod von Jesus keine „Ganzhingabe.“ Sondern eine zwar extrem grausame, aber eben auch vorübergehende, zeitlich eng begrenzte Show.

Leider verrät Herr Dr. Gerber nicht, was genau dieses brutale innerfamiliäre Stellvertreter-Menschenopfer denn nun eigentlich konkret bewirkt oder verändert haben soll. Also abgesehen von dem, was Menschen später im Zusammenhang mit dieser Legende so alles angestellt haben.

Auch die Frage, wie es wohl um den Charakter und um die moralischen Standards eines Gottes bestellt sein muss, der es trotz Allmacht und Allgüte nötig hat, sich selbst seinen eigenen Sohn als Menschenopfer darzubringen, um sich auf diesem Weg mit den Menschen, die er selbst so fehlerhaft geschöpft haben soll zu versöhnen bleibt unbeantwortet.

Die Liste an Fragen, die schon allein nur dieses biblische Narrativ impliziert, ließe sich quasi beliebig verlängern.

Pfingstliche Geistsendung im Online-Stream

In seiner Pfingstpredigt in dem Gottesdienst, der wegen der Corona-Pandemie auch im Internet gestreamt wurde, betonte er, die pfingstliche Geistsendung und mit ihr die „Geburtsstunde der Kirche“ habe ihre Wurzel in der Dramatik des Karfreitages. „Wir müssen damit rechnen, dass jene Dramatik, die, den Anfang kennzeichnet, auch bleibend zur Erscheinungsform der Kirche dazu gehört.“ Was den Anfang der Kirche kennzeichne, das charakterisiere bleibend ihren Weg.

Welch Anachronismus: Da kommt modernste Netzwerk-Streamingtechnik zum Einsatz, weil man mit wissenschaftlichen Mitteln herausgefunden hat, was Viren sind und wie sie sich verbreiten – um dann Phantastereien und Einbildungen von „pfingstlicher Geistsendung“ zu verbreiten.

Was will Herr Dr. Gerber nun eigentlich sagen? Dass es schon immer nicht einfach war und auch in Zukunft nicht einfacher werden wird für die Kirche? Dann ist der Kirche und ihren Funktionären nur zu wünschen, dass vielleicht wenigstens das Ende der kirchlichen Existenz friedlich, harmonisch und sozialverträglich verläuft.

Geheimnis des Kreuzes

Die Kirche stehe unter dem Geheimnis des Kreuzes.

Sätze wie dieser erhöhen die Chance auf die Auszeichnung mit dem „Goldenen Geschwurbel am Band“ dramatisch. Was sagt dieser Satz anderes aus als: „Ich habe ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, was ich hier eigentlich glaube und behaupte“ – bedeutungsschwanger (und gleichzeitig bedeutungsleer) mit „Geheimnis des Kreuzes“ umschrieben?

Wenn es ein Geheimnis ist, dann weiß man es nicht. Und wenn man es weiß, ist es kein Geheimnis mehr.

Dieses Jahr scheint das Bild des „Anhauchens“ besonders beliebt in der katholischen Mainstream-Pfingstverkündigung zu sein. Aber kein Problem – dann liest man die entsprechende Stelle einfach anders, who cares:

In diesen Tagen lese man die Stelle, wo Jesus die Jünger anhauchte, anders. „Wir tun in diesen Tagen alles, um genau diesen Vorgang zu verhindern, weil wir wissen, wie gefährlich das sein kann in Bezug auf die Übertragung des Coronavirus.“ Die Ereignisse in den Baptistengemeinden in Frankfurt und Bremerhaven hätten dies eindrücklich vor Augen geführt.

Dass es ebenfalls gefährlich sein kann (mindestens für die eigene intellektuelle Redlichkeit), sich von Halbgöttern anhauchen zu lassen, verschweigt Dr. Gerber erwartungsgemäß. Im Gegenteil: Wenn Jesus haucht, dann geht das natürlich voll in Ordnung!

Hauchen Sie mich mal an…

Wer sich, abgesehen davon, von Jesu Geist anhauchen lasse, müsse damit rechnen, dass er oder sie bleibend verändert werde. Man müsse sich selbst fragen, ob man wirklich eine Veränderung wolle. „Bin ich bereit, neue Erfahrungen als wirklich neue Erfahrungen zu machen und diese nicht gleich in alte Schubladen einzuordnen?“ Damals hätten die Jünger erfahren, das Pfingsten ein heftiger Sturm in ihrem Leben war.

Das sollte man sich tatsächlich sehr genau überlegen, ob man das will. Und vor allem: Was man sich davon verspricht.

Dazu sollte man sich zunächst sehr genau vor Augen führen, was die Annahme des christlichen Glaubens an Absurdität, Unmoral, intellektueller Unredlichkeit und Unmenschlichkeit so alles mit sich bringt.

Und dann sollte man es natürlich nicht versäumen zu prüfen, ob es nicht noch andere Veränderungsmöglichkeiten gibt, die sinnvoller, vernünftiger, humaner sind als ausgerechnet die Unterwerfung unter einen eifersüchtigen Wüstengott, den sich ein primitives Volk in der Bronzezeit ausgedacht hatte. Unter eine Ideologie, die auf grundlegend falschen Annahmen über die Beschaffenheit der Welt basiert. Und in der Menschen generell als unwürdig, sündig und erlösungsbedürftig gelten.

Man sollte gut überlegen, ob man sich einer Institution anschließen möchte, die durch den Vertrieb von hoffnungsvoll erscheinenden Illusionen ein unvorstellbar großes Vermögen angehäuft hat. Die zahllose Verbrechen deckt. Und die ihre Manager als Oberhirten und ihre Kunden als Schafe bezeichnet. Von denen man, abgesehen von ihrem Geld, nichts anderes als bedingungslose Zustimmung („Amen“) erwartet.

Welche Folgen das Eintreten in die katholische Herde noch so alles mit sich bringt, hatte der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke mal in diesem Beitrag anlässlich der Taufe von CDU-Jungstar Philipp Amthor (vielen Dank an den Ketzerpodcast für den Hinweis) zusammengestellt.

Um sich dem Christentum anschließen zu können, sollten Interessenten volljährig sein müssen. Und sie müssten nachweisen müssen, dass sie die Bibel komplett gelesen haben.

Für alle, die sich für die katholische Abteilung entscheiden, sollte außerdem noch die Lektüre des Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) verpflichtende Voraussetzung sein.

Wer dann immernoch Schaf werden möchte, kann das dann wenigstens aus voller Überzeugung tun und weiß, worauf er sich einlässt.

Der bleibende Wesenskern des Halleluja im Außen und Innen

Zum Abschluss zündet Bischof Gerber dann nochmal ein wahres Phrasenfeuerwerk, das uns letztlich dazu bewogen hat, ihn hiermit als ersten Kandidaten 2020 mit dem „Goldenen Geschwurbel am Band“ auszuzeichnen und das wir unserer geschätzten Leserschaft nicht vorenthalten möchten:

„Pfingsten wirbelt – bildlich gesprochen – die Blätter der Jünger Jesu gehörig durcheinander – Pfingsten weht diese Blätter aber nicht einfach weg, sondern bringt sie in eine neue Ordnung“, gab der Oberhirte zu bedenken. Außen und Innen träten in eine neue Kommunikation miteinander. Das „Innen“ der Jünger, also die Erfahrungen, die sie mit Jesus gemacht hätten, seine Worte, ihre Gemeinschaft untereinander und ihre darin begonnene Tradition, miteinander das Brot zu brechen, das bleibe Wesenskern der entstehenden Kirche bis heute. Es sei ein bleibender Auftrag für die Kirche, den Takt und die Melodie der Menschen von heute aufgreifen und so das Halleluja, die Botschaft vom Auferstandenen neu und zugleich authentisch zum Klingen zu bringen, zeigte sich Gerber überzeugt. „Bitten wir den Heiligen Geist, dass es in unseren Tagen geschieht, dass Ältestes und Jüngstes, der Schatz der Kirche und die Gegenwart neu miteinander in Schwingung gerät und die Botschaft des Auferstandenen so uns selbst mit Leib und Seele in Bewegung bringt“.

Von außen betrachtet lesen sich diese Zeilen so:

Orden für Dr. HofmannBitte, bitte, lasst uns auch noch ein bisschen mitspielen!

Wenn die katholische Kirche heute wirklich nicht mehr zu bieten hat als das, dann könnte sie einem fast schon so leid tun wie die Inselbewohner, die Flugzeuge aus Holz und Stroh nachbauen, weil sie sie für Götter halten, die sie damit zur Rückkehr bewegen möchten.

Es erscheint unbegreiflich, dass sich aber offenbar immer noch Leute finden, die solch esoterisch-verschwurbelte, sicher nicht zufällig so blumig (genauer: glitschig) formulierte Nebelkerzen vom Außen und Innen, dem Takt und der Melodie der Menschen von heute oder auch von einem in Schwingung geratenem Schatz der Kirche mit Leib und Seele für irgendwie bedeutsam halten. Oder zumindest für mehr als nur bildhaftes Fabulieren über etwas, das ebenfalls nur in der menschlichen Phantasie existiert.

Wie sich diese Predigt wohl angehört hätte, wenn Herrn Dr. Gerber daran gelegen wäre, dass sein Publikum klar versteht, was er eigentlich sagen möchte? Wir werden es wohl eher nicht erfahren, denn das fällt sicher auch unter das Geheimnis des Kreuzes…

Herzlichen Glückwunsch jedenfalls zum „Goldenen Geschwurbel am Band“!

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3 Gedanken zu „„Goldenes Geschwurbel am Band“: Hohe Auszeichung für Bischof Gerber“

  1. Genial. Als Kandidat schlage ich auch die Redaktion VON TAG ZU TAG/Deutschlandfunk vor. Was da so an Geschwurbel verbreitet und gefragt wird und dann nicht hinterfragt wird….

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    • Vielen Dank, auch für den Hinweis, das werden wir uns mal näher anschauen, wobei man so schon kaum hinterher kommt, den ganzen „Output“ zu kommentieren… 😉

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