Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: „Fest der Unbefleckten Empfängnis“

Lesezeit: ~ 4 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: „Fest der Unbefleckten Empfängnis“, veröffentlicht am 8.12.2020 von osthessennews.de

Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Was soll das denn sein? Leider wissen viele heute auch nicht mehr, wer die Unbefleckte Empfängnis ist.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Zitate: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: „Fest der Unbefleckten Empfängnis“, veröffentlicht am 8.12.2020 von osthessennews.de)

Abb 1: Befruchtung (nicht-mythologisch)
Abb 1: Befruchtung (biologisch)

Woran es wohl liegen könnte, dass heute viele Leute nicht mehr wissen (und auch nicht wissen wollen), was mit einer „Unbefleckten Empfängis“ gemeint sein soll?

Vielleicht daran, dass Behauptungen, die offensichtlich völliger Nonsens sind, einfach keine Bedeutung mehr haben für die Lebenswirklichkeit von immer mehr Menschen? Besonders dann, wenn diejenigen, die solche Behauptungen aufstellen, darauf bestehen, es handle sich dabei um etwas anderes als rein menschliche Phantasievorstellungen?

Damit teilt die biblisch-christliche „Unbefleckte Empfängnis“ das Schicksal unzähliger anderer religiöser Mythen. Die auch schon längst wieder samt und sonders in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind. Und zwar sogar dann, wenn das Fürwahrhalten dieser Mythen ganzen Völkern über Jahrhunderte oder Jahrtausende bei Androhung von Todesstrafe vorgeschrieben war.

Schrecklich: Kaum jemand weiß heute noch, wie ein Menschenopfer für den Sonnengott richtig durchgeführt werden muss. Damit die Sonne auch wirklich wieder aufgeht am nächsten Tag.

Zeugung = Befleckung?

Abb. 2: Ohr-Befruchtung (mythologisch)
Abb. 2: Ohr-Befruchtung (mythologisch)

Dass sich kaum noch jemand für die „Unbefleckte Empfängnis“ interessiert könnte auch damit zusammenhängen, dass der menschliche Zeugungsakt heute höchstens noch von Menschen als Befleckung bezeichnet wird, bei denen mehr als nur eine Schraube locker ist. Oder bei denen mehr als nur eine Latte am Zaun fehlt. Um sich auch mal der theologietypischen bildhaften Sprache bedient zu haben.

Der eigentliche Grund, warum dieser seltsame Alternativ-Zeugungsakt in die biblisch-christliche Mythologie hineingedichtet werden musste, liegt auf der Hand:

Mit diesem Trick umschifften die Geschichtenerfinder die Frage, wie es sein könne, dass angeblich ausnahmslos alle Menschen mit der bei der Zeugung mitvererbten, göttlich verhängten Erbsünde belastet sein sollen, Jesus aber nicht.

Also erfand man einfach mal eben eine neue Zeugungsmethode, die „Unbefleckte Empfängnis.“

Konstruierte Familiengeschichte

Quelle: NetzfundNun könnte man ja zurecht fragen, wieso es denn nicht genügt hätte, einfach die Zeugung des Gottessohns als „unbefleckt“ zu bezeichnen.

Quelle: Netzfund
Quelle: Netzfund

Ganz einfach: Das ging deshalb nicht, weil man sich ja einen Gottessohn basteln wollte, der eben nicht nur ganz (bzw. halb) Gott, sondern auch „ganz Mensch“ ist. Das war sehr wichtig, weil Christen bis heute die Menschwerdung ihres Wüstengottes für etwas halten, das ihre Religion über alle anderen Religionen erheben soll.

Und so verlagerte man das Problem einfach eine Generation zurück. Man dichtete einfach vorsorglich schon mal der Oma von Jesus eine „unbefleckte Empfängnis“ seiner Mutter an. Damit hatte man die Erbsündenfolge unterbrochen. Und Jesus konnte zumindest biologisch gesehen „ganz normal“ gezeugt werden. Wie sich das für einen Menschen gehört.

Also vorausgesetzt, man findet es normal, dass ein Geist ein minderjähriges Mädchen schwängert. Ohne vorher das Einverständnis der Teenie-Mutter in spe eingeholt zu haben.

Dass man sich mit der Widersprüchlichkeit einer erfundenen „unbefleckten Empfängnis“ einen ganzen Sack weiterer Widersprüchlichkeiten und Absurditäten einhandelte, schien damals niemand weiter gestört zu haben. Aber damals glaubte man ja auch noch, die Erde sei flach und der Mittelpunkt des Universums.

Maria: Vorerlöst für die göttliche Befleckung

Und da bedauert der Fuldaer Stadtpfarrer Stefan Buß also, dass kaum noch jemand weiß, was es mit der „unbefleckten Empfängnis“ auf sich hat…

Bei ihm klingt die Geschichte erwartungsgemäß ganz anders:

Das heutige Fest bezieht sich auf die Empfängnis der Gottesmutter im Schoß ihrer Mutter Anna. Seit dem ersten Augenblick ihrer Empfängnis ist sie von Sünde frei, von der Erbschuld befreit, ist sie die Auserwählte, die Vorerlöste. Wir können dieses Fest auch „Maria Erwählung“ nennen.

Mit welchem Recht darf ein Gott eine Frau „erwählen“, um sich von ihr einen Sohn gebären zu lassen? Da könnte ja jeder kommen…

Im Advent schauen wir bewusst auf Maria, die Mutter Jesu. Eigentlich bräuchten wir viel mehr Zeit, uns auf Weihnachten vorzubereiten. Wir sind oft träge und schwer zu bewegen. Wir geben uns mit dem Schein zahlloser Lichter zufrieden und vergessen dabei schnell, nach dem einen Licht zu fragen, das allein diese Welt hell machen kann.

Magnificat
Quelle: quickmeme.com

Der größte Teil der Epoche, in denen die Kirche alle Macht dazu gehabt hätte, die Welt mit ihrer Religion zu erhellen, ist als das „Finstere Mittelalter“ in die Kulturgeschiche der Menschheit eingegangen.

Und dann immer dieser Absolutheitsanspruch – „…das allein diese Welt hell machen kann“… Woher nur nimmt Herr Buß diese überhebliche Selbstsicherheit, dass ausgerechnet sein absurdes, im Grunde unmenschliches biblisch-christliches Belohnungs-Bestrafungskonzept die einzige Chance für eine bessere Welt sei? Oder was auch immer mit „hell machen“ gemeint sein soll…

Erlösende Gegenwart

[…] Maria steht als Mutter und Glaubende wie kein anderer Mensch an der Seite des Erlösers. Dies wird schon beim Namen, den sie ihrem Kind geben soll, in die Erlösung einbezogen: Jesus, übersetzt „Gott rettet“. Der Bote Gottes sieht schon in Maria eine Gerettete: Er bezeichnet sie als „Begnadete“. (Lk. 1,28) Gnade besagt, dass Gott diese Frau in ihrer ganzen Existenz in seine erlösende Gegenwart aufgenommen hat.

Quelle: NetzfundDie zitierte Bibelstelle verrät auch, dass „Mariä Verkündigung“ nach heutigen Maßstäben wohl den Tatbestand der Ankündigung einer Straftat (Vergewaltigung) erfüllt haben dürfte:

  • Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. (Lk 1,34-35 LUT)

Bis Gott tatsächlich irgendwen vor irgendetwas rettet, scheint er es vorzuziehen, jegliches Leid völlig teilnahms- und vor allem tatenlos geschehen zu lassen. Trotz Erlösungsopfer des eigenen Sohnes.  Geboren durch die eigens zuvor vorerlöste Mutter. Kein Wunder, dass die Theologie bis heute noch niemals auf irgendeinen grünen Zweig gekommen ist…

Keine Neigung zur Sünde

Elisabeth preist sie dafür. (vgl. Lk. 1,45) Franz von Sales meint: „Gott hat von Anfang an beschlossen, Mensch zu werden … und er hätte diesen Plan auf allerlei Weise verwirklichen können. Er entschied sich für Maria, die er dazu auserwählte, seine Mutter zu sein, und deshalb beschenkte er sie mit der Gabe, keine Neigung zur Sünde zu haben.“ […] Wir dürfen in diesen Glauben hineinwachsen, damit wir am Ende unserer Tage, wie es an Maria geschehen ist, ebenfalls der vollen Erlösung teilhaftig werden.

Innerhalb der biblisch-christlichen Mythologie ergeben diese Vorstellungen vermutlich einen Sinn.

Dass jemand ernsthaft davon ausgeht, diese Ideen stünden in einem tatsächlichen Zusammenhang mit der irdischen Wirklichkeit, also außerhalb menschlicher Imagination, kann man sich nur schwer vorstellen. Stadtpfarrer Stefan Buß belehrt uns eines Besseren.

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4 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: „Fest der Unbefleckten Empfängnis““

  1. Bin leider nur zur „Befleckenden Vergabe“ fähig, aber im Gegensatz zu kosmischen Astralwesen frag ich meine Sexualpartner/-innen vorher, ob sie das auch Wollen! 😉

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    • Mal ganz davon abgesehen, wie grotesk die ganze Geschichte ist, wäre fast schon mit einer Vergewaltigung vergleichbar!
      Die Kriche und die Gläubigen predigen, kein Sex vor/ohne der Ehe!
      Jesus ist demnach doch auch unehelich geboren!

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      • Meine Eltern haben sich darüber auch keinen grossen Gedanken gemacht, er Gruppe Luther, und sie einfach nur dumm, ich bin der Bastard, idiotischer Menschen, die sich unter biblischem Geschwurbel von mir abgewendet haben als es um die Frage des Glaubens ging…

        Welch „göttliche Liebe“….

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