Lauter Idioten? – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 4 Min.

Lauter Idioten? – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Alexander Höner (ev.), veröffentlicht am 25.06.2022 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Herr Höner berichtet über seinen Umgang mit Idioten und behauptet, dass Menschen die Fähigkeit zum Altruismus seinem Gott zu verdanken hätten.

Obwohl Herr Höner Angst vor Schlägen hat und keinesfalls als Moralapostel in Erscheinung treten möchte (Zitat: „das will ich als Pfarrer absolut nicht sein“ – ein, wie ich finde sinnvoller Standpunkt, wenn man bedenkt, dass das Christentum ja sowieso moralisch orientierungslos ist), fordert er im Park einen Zeitgenossen mutig auf, dieser möge seinen Müll entsorgen, bevor er geht.

[…] „Bist du die Parkpolizei, oder was?!“ Bam! Genau davor habe ich Angst, vor dieser Schlagfertigkeit. In solchen Momenten frage ich mich, was Jesus getan hätte.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Lauter Idioten? – Wort zum Sonntag, verkündigt von Alexander Höner (ev.), veröffentlicht am 25.06.2022 von ARD/daserste.de)

W.W.J.D?

– „What would Jesus do?“ ist ein Slogan, den Christen gerne in Form von Armbändchen mit sich herumtragen.

Um sich so in Momenten, in denen eigentlich kritisches und vernünftiges Selber-Nachdenken angesagt wäre daran zu erinnern, dass ihnen ja mit der biblisch-christlichen Legendensammlung eine vermeintlich überlegene, weil göttlich legitimierte Moralquelle zur Verfügung steht.

Das ist natürlich erstmal insofern ganz praktisch, als dass es weit weniger aufwändig ist, sich irgendeine beliebige Bibelstelle aus dem Neuen Testament herauszupicken und passend zurechtzubiegen.

Statt selbst darüber nachzudenken, welche Maßstäbe, Werte, Regeln, Gesetze, Konventionen oder ethische Standards zur Beurteilung einer Situation tatsächlich geeignet sein könnten.

Er war nämlich ein Meister darin so zu reagieren, wie es die wenigsten erwartet haben. Er sagte mal: „Zeigt klar, wofür ihr steht, und kommt auch denen entgegen, die es euch schwer machen.“

Zitat Kinski
Zitat: Klaus Kinski, ebenfalls ein Meister darin so zu reagieren, wie es die wenigsten erwartet haben, während der Uraufführung von „Jesus Christus Erlöser“ am 20. November 1971 (Original-Wortlaut)

Ach, das sagte er mal? Sagt wer? Und was sagte er genau, zu wem und in welchem Zusasmmenhang?

…sondern das Schwert

Wenn es als Relevanznachweis genügt, dass in der Bibel steht (und wo sollte man sonst nachschauen), dass Jesus angeblich mal etwas sagte oder tat, gilt das dann auch für alles andere, was Jesus laut Bibel angeblich mal sagte? Wie zum Beispiel:

  1. »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
  2. Denn ich bin gekommen, ›um den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter zu entzweien,
  3. und die eigenen Hausgenossen werden einander feindselig gegenüberstehen‹ (Mi 7,6).
  4. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert;
  5. und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. –
  6. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.«
    (Matthäus 10, 34-39 MENG)

Jesus: Nicht wirklich überraschend

So überraschend, wie Herr Höner es hier darstellt sind die Aussagen, die die anonymen Bibelschreiber ihrem Protagonisten in den Mund legten bei Licht betrachtet (genauer: vom Kitsch befreit) nicht wirklich.

Die kritisch-historische (also nicht die tendenziös-theologische) Bibelforschung kann erstaunlich präzise aufzeigen, welche biblischen Jesus-Zitate zumindest als solche plausibel sein könnten. Und welche frei erfunden bzw. später erst dazugedichtet worden waren.

Bezogen auf die von Herrn Höner aus nicht genannten Bibelstellen frei zusammenformulierten Aussagen lässt sich sagen: Dass ein radikal-fundamentalistischer Endzeit-Sektenprediger von seinen Sektenmitgliedern verlangt, klar zur Lehre dieser Sekte zu stehen, liegt auf der Hand.

Wenn biblische Legenden davon berichten, dass Jesus Menschen entgegen kam, die es ihm schwer machten, dann geht es dabei ausnahmslos immer um eine göttliche Machtdemonstration:

Solange du bereit bist, meinen Glauben anzunehmen und dich meinem Gott zu unterwerfen, wirst du geheilt und dein bisheriger sozialer Status spielt keine Rolle mehr, weil du dann wegen deines Glaubens automatisch zu den „Guten“ gehörst.

Mitmenschen als Mittel zum Zweck

…oder auch, ganz besonders bedenklich und charakteristisch für einen radikalen Sektenführer:

Mit Menschen, die sich nicht für die Lehre von Jesus interessierten, zum Beispiel, weil sie mit ihren bisherigen Religionsanbietern eigentlich ganz zufrieden waren, wollte er nichts zu tun haben. Seine Botschaft galt nur jenen, die zumindest theoretisch als Neukunden in Betracht kommen konnten.

Das Schicksal der Menschen, ihre Bedürfnisse und ihre jeweilige Situation waren für den biblischen Jesus nur insofern von Bedeutung, als dass er sie zur göttlichen Machtdemonstration („dein Glaube hat dich geheilt“) instrumentalisieren konnte.

Was würde Jesus tun?

Wer Fragen des Alltags für sich klärt, indem er sich fragt, was der biblische Romanheld Jesus tun würde, findet in der biblischen Schriftensammlung eine große Auswahl an Standpunkten, mit denen sich praktisch alles Beliebige und das genaue Gegenteil biblisch „legitimieren“ lässt.

Man kann sich aussuchen, ob man sich auch noch auf die andere Wange schlagen lassen möchte – oder ob man schon mal damit anfängt dafür zu sorgen, dass im „ewigen Feuerofen“ „Heulen und Zähneklappern“ herrschen.

Diese große Bandbreite, die durch die Möglichkeit einer nahezu beliebigen Auslegbarkeit noch erweitert wird ist einer der Hauptgründe, warum die Bibel als verlässliche Moralquelle unbrauchbar ist.

Den eindrücklichsten Beleg für diese Unbrauchbarkeit liefert die 10bändige „Kriminalgeschichte des Christentums,“ ergänzt durch die nicht minder skandalöse jüngere Vergangenheit bis hin zur Gegenwart.

Die Frage, was Jesus tun würde ist auch deshalb irrelevant, weil dieser ja als einer geschildert wird, dessen magisch-mythologisch-esoterisch-dualistische Weltanschauung gar nicht mit der irdischen Wirklichkeit übereinstimmte. Was für das zweite Drittel eines allwissenden Gottes schon ziemlich fragwürdig erscheint.

…mehr als Idioten

Nachdem Herr Höner feststellt, dass die Zahl der Idioten (womit er Egoisten meint, denen das Allgemeinwohl egal ist) in letzter Zeit offenbar zugenommen hat, präsentiert er seinen sozial-integrativen Ansatz zur Müllvermeidung:

In diesem Modus will ich nicht leben. Ich will klar sagen, was mir wichtig ist: „Nimm deinen blöden Müll mit.“ Aber dann will ich auch am liebsten sagen: „Du bist doch mehr als dieser rücksichtlose Typ! Nimm das doch nicht gleich so persönlich und als Kampfansage. Ich will dir doch gar nichts. Du willst doch auch nicht, dass unsere Kinder später im Müll ersticken. Wir Menschen sind doch mehr als Idioten.

„Wir Menschen sind doch mehr als Idioten“ würde ich in dieser Situation vermutlich weglassen, wenn ich sowieso schon befürchten würde, gleich auf die Mütze zu bekommen von einem, dem die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Idiot“ vermutlich nicht präsent ist.

Altruismus: Gottgegebene Chance!?

Jetzt aber schnell noch den lieben Gott unten drangepappt! Nicht dass der noch merkt, dass er ja eigentlich gar nicht mehr gebraucht wird!

Was man so liest über ihn, ist der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie da ja ganz besonders pienzig:

Wir haben von Gott die Chance bekommen, dass wir nicht nur um uns selber kreisen, sondern auch dem anderen zuliebe etwas tun. Jede und jeder! Auch du Müllmacher im Park!“

Fällt Ihnen wirklich nicht auf, dass Sie mit der Behauptung, Sie hätten die Chance, nicht nur um sich selber zu kreisen von Ihrem Gott bekommen, genau das tun, Herr Höner?

Herr Höner! Sie haben hier gerade ein Bullshit-Häufchen fallen gelassen! Würden Sie das bitte entsorgen? Wir möchten doch nicht, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk religiöser Bullshit herumliegt und am Ende noch jemand reintritt…

Danke!

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5 Gedanken zu „Lauter Idioten? – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Herr Höner, Sie bibeltreuer Schwurbler, das war wahrscheinlich am Sabbat und der Müll war ein Stöckchen!
    Na? Dämmert’s?
    Ihr Protagonist im Park hatte nur Angst von Ihnen gesteinigt zu werden. Ein wahrer und vorbildliche Christ dieser Mensch im Park!

    Was Jesus tun würde? Kein Problem, er kommt ja bald wieder dann können wir ihn selber fragen.

    Lieber Herr Höner, 2000 Jahre Kriminalgeschichte, tausendfache Kindervergewaltigung, über eine halbe Million Kirchenaustritte 2021 und Ihr verdammtes Scheiss Problem ist etwas Müll im Park!

    Ihr lächerliches Geschwurbel ist ein Faustschlag ins Gesicht der Millionen Opfer Ihrer Religion.

    🤢🤮 Ich glaub ich muss kotzen. Also sicher nicht wegen dem Müll!

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  2. WOW – was ist doch Herr Höner für ein mutiger Mensch! Da kann er ja gleich bei den nächsten Idioten weitermachen:

    – Dem Kyrill und seinem Religionskollegen Putin kann er nahelegen, wieder aus der Ukraine zu verschwinden … Jesus, Frieden und so weiter.

    – Seinen katholischen Glaubensbrüdern kann er nahelegen, beim Thema Missbrauch endlich mit dem Mauern, Schwurbeln, Verzögern und Vertuschen aufzuhören … Jesus, Du-sollst-nicht-Lügen etc.

    – Seinen Kollegen (m/w) vom WzS könnte er nahelegen, endlich einmal die 5 Minuten mit irgend etwas Sinnvollem zu füllen: Mehrstimmig La Paloma singen, die Mannschaftsaufstellungen aller deutschen Weltmeisterteams verlesen oder einfach mal die Klappe halten und lustige Katzenbilder zeigen.

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  3. Wie viel Vakuum passt eigentlich zwischen Ohren?!

    Und warum kriegen solche Idioten dafür noch ein staatlich subventioniertes Gehalt?!

    Warum gibts extra ein Studium, um bronzezeitliche Mythen zurechtzuschwurbeln?!

    Fragen über Fragen…

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  4. Das ist doch mal wirklich wieder eine klassische Konstruktion einer Predigt, Andacht, oder ein Erlebnis, dass die Erfahrung -oder ein Begegnung mit Gott zeigen soll!
    Wir nehmen ein völlig alltägliches, belangloses Ereignis, und schließen darauf auf Gottes Wirken.
    Das ist reine Willkür und beliebig austauschbar.
    Es ist zudem mit rein gar nichts zu belgen, was auf das Handeln irgenteiner realen Gestalt schließen läßt, die mich darüber hinaus nocht leitet und beschützt.

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    • Es grüsst der „Texas-Sharpshooter“…
      Wenns positiv ist, dann wars mein Gott…
      Ists negativ dann warens enweder Satan oder die Unergründlichkeit Yahwehs…

      Warum hat der eigentlich den Teufel erschaffen?!
      Der scheint um längen kompetenter, humanistischer eingestellt, braucht keine Opfergaben und war stets darum bemüht Skeptizismus und Wissen zu verbreiten!

      Da bin ich doch gerne der Böse, nur weil ich nach Wissen und Beweisen dürste, und keine kleinen Kinder ertränken muss, weil deren Eltern in meinen Augen „sündig“ waren.

      HEIL SATAN!
      (Wahlweise auch das heilige Spaghetti-Monster, aber nur, wenn die Bolognese-Sauce original italienischem Ursprung entstammt.)

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