Palmsonntag und Ostern – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 10 Min.

Palmsonntag und Ostern – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Prof. Julia Enxing, veröffentlicht am 1.4.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Prof. Enxing stellt zum Palmsonntag menschliche Emotionen in den Vordergrund. Die religiösen USPs verschwurbelt sie bis zur Unkenntlichkeit.

Wie jedes Jahr gilt es auch 2023 im christlichen Mainstream, den biblischen Legendenschatz irgendwie so zurechtzustutzen, zu entkernen und zu verbiegen, dass er zumindest oberflächlich betrachtet den Anschein erweckt, nicht gar zu krass im Gegensatz zum ach so bösen „Zeitgeist“ zu stehen.

Diesmal ist es an Frau Prof. Julia Enxing, ihre Kitsch-Version der Palmsonntagslegende zu präsentieren.

Palmsonntag – epochales historisches Großereignis oder legendenhafte Übertreibung?

Morgen ist Palmsonntag. Die Erinnerung an den Tag, an dem Jesus auf einem Esel in Jerusalem einreitet und die Menschen Palmzweige auf dem Boden ausbreiten. Sie bereiten Jesus keinen roten Teppich, sondern einen Teppich aus Palmzweigen. Ich stelle mir das wie eine richtige Party vor. Der Stargast kommt, alle sind total aufgeregt. Und dann sieht man ihn einreiten… Applaus, Jubel, Neugierde.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Palmsonntag und Ostern – Wort zum Sonntag, verkündigt von Prof. Julia Enxing, veröffentlicht am 1.4.23 von ARD/daserste.de)

Genau dieses Kopfkino ist es, was die anonymen Bibelschreiber mit ihren hochtrabenden Schilderungen wohl beabsichtigt haben dürften: Dem Publikum soll, wie an vielen anderen Stellen in der Bibel auch, suggeriert werden, der „Einzug in Jerusalem“ sei ein epochales Großereignis gewesen.

Palmsonntag

Hätte dieser Einzug tatsächlich wie in der Bibel beschrieben stattgefunden, dann sollte man erwarten, dass auch außerbiblische Geschichtsschreiber dieses Großereignis zumindest mal erwähnt hätten. Fehlanzeige.

Viel wahrscheinlicher ist es, dass der bizarre Esel-Umzug der jüdischen Endzeitsekte im allgemeinen Vorfeiertagstrubel der Stadt schlicht untergegangen war.

Kontra Historizität und pro Legende spricht auch der in der Bibel oft anzutreffende und auch hier wieder angewendete sprachliche Trick, Ereignisse im Neuen Testament wie die Erfüllung von alttestamentarischen „Prophezeiungen“ aussehen zu lassen.

So verdankt etwa der Esel als Reittier beim Einzug in Jerusalem seinen Gastauftritt einer entsprechenden „Vorhersage“ bei Sacharja 9,9.

„Übermittelte Szene“

Seit dem Mittelalter wird diese Szene, die in den Evangelien übermittelt ist, nachgespielt.

Bei der Szene, die in den Evangelien übermittelt ist, handelt es sich also mit größter Wahrscheinlichkeit nicht um eine historische, sondern um eine erfundene oder zumindest übertrieben legendenhaft ausgeschmückte Szene.

Für Frau Prof. Enxings Zwecke spielt das aber auch gar keine Rolle: Denn der geht es, frei nach Bruce Darnell, ausschließlich um „Gefuhle, Gefuhle, Gefuhle.“ Und nicht um Plausibilität, Historizität oder gar um Wahrheit.

Wer zum Beispiel auch eine „Auferstehung von den Toten“ für wahr und relevant hält, hat sich von Kriterien wie Plausibilität und Wahrheit ohnehin schon längst verabschiedet. Da hilft eine Professur dann auch nichts mehr. Q.e.d.

Auch dadurch, dass die Szene seit dem Mittelalter nachgespielt wird, wird sie nicht wahrer. Schließlich werden ja auch zum Beispiel Drachentötungen und ähnliche Phantasy-Geschichten Jahr für Jahr nachgespielt.

Kindliche Indoktrination über die Gefühlsschiene

Kinder basteln Zweige, die sie mit bunten Bändern schmücken, um das Wedeln und die Begrüßung nachzuspielen, ja, um etwas von der Begeisterung und der Freude, die damals in Jerusalem geherrscht haben musste, nachzuempfinden.

Und wieder werden die Parallelen zwischen religiöser und absolutistisch-politischer Ideologie sichtbar. Kinder (und früher auch Erwachsene) per Gruppenzwang als Claqueure zu instrumentalisieren funktioniert unabhängig davon, ob ein dies- oder jenseitiger „Führer“ bejubelt werden soll.

Stop fruehkindliche Indoktrination

Natürlich ist eine solche Show mit Palmwedeln, Fahnenaufmarsch und Gesängen ein Schauspiel, mit dem man gerade Kinder und vermutlich auch schlichte Gemüter beeindrucken kann.

Ein Konzern, der es nötig hat, Kinder mit solchem Mindfuck (erst Begeisterung und euphorische Freude evozieren, um die anschließende Todesfolterung, für die ihnen mehr oder weniger direkt auch noch die Schuld gegeben wird umso drastischer und bedrückender und die „Erlösung“ dann wieder umso bedeutsamer und erleichternd erscheinen zu lassen) an sich zu binden, hat meines Erachtens schon allein damit jeglichen Anspruch auf irgendwelche Sonderprivilegien (hier speziell die Ermöglichung und Tolerierung frühkindlicher religiöser Indoktrination) und auf die millionenschwere jährliche staatliche Subventionierung verspielt.

Im Gegenteil: Ich sehe hier einen Fall von psychischem Kindesmissbrauch, der außerhalb des religiösen Kontextes in dieser Form sicher unvorstellbar wäre.

A propos Rituale zu Palmsonntag – hier ein kleiner Lokal-Exkurs:

Und dann haun wir mit dem Hämmerchen…

(Vermutlich) kein Witz: Im hiesigen Bistum Fulda wird seit dem 16. Jahrhundert der Brauch gepflegt, dass der Bischof am „Palmsonntag“ dreimal mit einem Messinghämmerchen ans Portal des Domes klopft und um Einlass bittet.

Was genau es damit auf sich hat und wer da alljährlich um Einlass gebeten wird, bzw. wer diesen gewährt, das konnte und wollte ich nicht herausfinden.

Ich frage mich nur, wie man es als Bischof schafft, das Hämmerchenspiel durchzustehen, ohne an einem Lachkrampf zu ersticken. Weil einem plötzlich die geballte Absurdität und Skurrilität bewusst wird, wenn man eine Holztür durch dreimaliges Klopfen mit einem Messinghämmerchen um Einlass bittet…

Das durchzuziehen und dabei ernst zu bleiben stelle ich mir praktisch unmöglich vor, wenn man nicht gerade als Darsteller an einer Cosplay-Show beteiligt oder als Schauspieler am Set einer Phantasy-Filmproduktion tätig ist.

Aber erst nochmal zurück zu Frau Prof. Enxing:

Die plaudert nun darüber, dass die Stille der Karwoche nicht so recht zum allgemeinen Frühlingserwachen passen mag. Wo Menschen lieber die ersten Sonnenstrahlen bei einer Tasse Kaffee im Freien genießen. Als sich ohne einen tatsächlichen Anlass der verordneten herzzerreißenden katholischen Trauerinszenierung hinzugeben.

Zum Glück ist es der Kirche nicht gelungen, ihre Übergriffigkeit in Sachen „Stille Feiertage“ aufrecht zu erhalten. Wer – warum auch immer – trauern möchte, möge natürlich trauern. Und wem nach Feiern zumute ist, der möge feiern und vor traurigen Anlässen möglichst verschont bleiben – oder eben später trauern.

Hölzernes Holz, oder: What goes up must come down

[…] Die „stille Woche“ oder die „stillen Tage“ bis zur Osternacht sind symbolisch zu verstehen. Zeichenhaft: Vor dem Frühling herrscht der Winter. Dem Jubel und der Erleichterung geht oft eine schwere, traurige, auch stille Zeit voraus.

Auch dieser dramaturgische Trick ist leicht zu durchschauen. Denn nach diesem Schema funktionieren alle Dramen:

Je größer das anfängliche Leid, desto wertvoller und toller die anschließende „Erlösung“ davon. Je böser „der/die/das Böse“, desto glorreicher der „Held“, dem es gelingt, „das Böse“ zu besiegen und so die „Guten“ vom „Bösen“ zu erlösen.

Schlechte Zeiten – Gute Zeiten, sozusagen. Immer der selbe Schnulli, wie es Max Goldt wohl formulieren würde. Von Homer über Matthäus & Co. bis Emmerich. Krieg und Frieden. Sieg und Niederlage. Gut und Böse. Schwarz und Weiß. Leben und Tod. Und das in allen erdenklichen Varianten.

Wer kennt es nicht – wenn auch anders

Nicht nur auf Jesus kommen harte Tage zu, auch wir kennen das – wenn auch anders.

Was Jesus angeht: Selber schuld, oder!?

Das führt uns, wie jedes Jahr um diese Zeit aufs Neue, zur niemals klärbaren Frage, inwieweit der biblische Romanheld die paar Stunden zweifellos schweres Leid, das mit der göttlich veranlassten Inszenierung einer vorübergehenden Wochenend-Todesfolterung für ihn verbunden war wissentlich, freiwillig und/oder vielleicht sogar absichtlich auf sich genommen und ausgehalten hatte.

Mit den schier endlosen und unauflösbaren Widersprüchen, die sich aus Absurditäten wie „Dreieinigkeit“, „Allmacht“, „Allwissenheit“ etc. ergeben, mögen sich Leute befassen, die mit dem sinn- weil ergebnislosen Bearbeiten von theologischen Scheinproblemen ihr Geld verdienen. Allerdings nur, wenn die Theologen-Gehälter nicht von der Allgemeinheit gezahlt werden. Wie das skandalöser Weise nach wie vor noch allzu oft der Fall ist.

Die Vereinnahmung des Publikums mit Floskeln wie „…auch wir kennen das…“ ist ein alt bekannter Trick, um Leute emotional in eine Story einzubinden. Wer kennt sie nicht, die Taktik der problematisierenden Reklame – nicht nur bei Versicherungsvertretern…

An diesem Punkt geht es einfach nur darum, erstmal schlechte Gefühle, Niedergeschlagenheit und vor allem Angst zu erzeugen. Um dann mit der „Erlösung“ den Helden (eigentlich: die Priesterschaft sich selbst) umso mehr glänzen lassen zu können.

Ein wie ich finde ziemlich hoher emotionaler Preis für ein bisschen eingebildetes göttliches Mitleid und ein ebenso fiktives Erlösungsversprechen… Und eine höchst perfide Taktik zur Kundengewinnung und -bindung, besonders, wenn Kinder davon betroffen sind.

Irgendwie auch ein krasses Fest?

Und so ist das, was Christ:innen weltweit innerhalb der einen Woche von Palmsonntag bis zum Osterfest nun bedenken und beweinen, betrauern und ja, auch feiern, so ist das wie ein Schnelldurchlauf durchs Leben. Und so gesehen ist Ostern irgendwie auch ein krasses Fest.

Was ich noch viel krasser finde als diese immer selbe Wiederholung irdischer Trivialität: Christ:innen weltweit scheinen vor lauter Beweinen und Betrauern nicht mal ansatzweise zu bedenken, was ihr lieber Gott bei Licht betrachtet für ein verachtenswertes Monster wäre, wenn es ihn gäbe. Ein Gott, der trotz Allmacht und Allgüte genau so und nicht anders handelt wie die biblisch-christliche Mythologie es berichtet!

Wir reden hier von einem Gott, der offenbar keine andere Möglichkeit hatte, seinen Anhängern aus seiner bevorzugten Trockennasen-Affenart auf seinem bevorzugten Planeten in seinem bevorzugten Sonnensystem seine bedingungslose Liebe zu beweisen, als dass er sich seinen eigenen Sohn in einer temporären Todesfolterungsinszenierung als Menschenopfer zu seiner eigenen Befriedigung hatte vorübergehend ermorden lassen, um auf diesem Weg seinen Anhängern eine vererbte Sünde zu erlassen, die er sich zuvor selbst ausgedacht und ihnen angedichtet hatte.

Wenn in diesem Zusammenhang etwas als „krass“ bezeichnet werden kann, dann die Gleichgültigkeit der Christen gegenüber der Monströsität und Unmenschlichkeit ihres megalomanischen fiktiven Himmelsdiktators.

Krass, krasser, katholisch

Immer wieder reden sich Christ:innen weltweit ein und verkünden freudig, ihr Gott sei (wie) ein Vater für sie.

Würde sich ein Vater einen Stiefsohn zeugen lassen, um ihn sich später im Interesse Dritter als Menschenopfer zu Tode quälen zu lassen, dann entspräche das zwar exakt der biblisch-christlichen Mythologie. Aber nicht der Wunschvorstellung vom Gott als liebender Vater.

Würde sich ein Vater heute so verhalten wie der „Vater unser im Himmel“ aus dem gleichnamigen Gebet, dann wäre er ein Fall für die Psychiatrie bzw. den geschlossenen Strafvollzug mit anschließender lebenslänglicher Sicherungsverwahrung.

Aber bei ihrem lieben Gott machen Christen wie selbstverständlich eine Ausnahme. Und verehren eben diesen Gott auch noch als höchste Moralinstanz, setzen ihn gar mit „Liebe“ gleich.

Wie im Brennglas folgen Abschiednehmen, Tod und Auferstehung aufeinander. Und wir werden mitgerissen, gehen mit, alle Emotionen sind hier vereint und jede von uns kennt sie: die tiefe Traurigkeit, Abschiedsessen, Todesangst, Einsamkeit, Dunkelheit, Verlust, Schmerz und Weinen … Erleichterung, Freude, Triumph, Licht und Leichtigkeit – und alles dazwischen.

Nochmal: Krass ist nicht, dass die Oster-Liturgie nach dem Standard-Schema eines gewöhnlichen Dramas aufgebaut ist. Das ist nicht krass, sondern trivial.

Krass ist, wenn geistig gesunde Erwachsene im 21. Jahrhundert, die in einem Industriestaat mit Schulpflicht aufgewachsen sind immer noch solchen absurden, unmenschlichen und verachtenswerten mythologischen Unsinn für real und bedeutsam halten. Nur, um sich damit ein bisschen Denken und Selbstverantwortung zu ersparen. Oder aus Angst vor Höllendrohung und aus absurder Hoffnung auf eine falsches Belohnungsversprechen. Das ist krass.

Eben nicht? Eben doch, Frau Prof. Enxing!

Weil die von Frau Prof. Enxing beschriebenen dramaturgischen Stilmittel zur Erzeugung von Emotionen, also das Grundmotiv vom Scheitern und Siegen in praktisch allen Dramen zum Einsatz kommen, muss jetzt schnell noch eine genuin religiöse Nebelkerze gezündet werden:

In Gedanken begleiten wir Jesus in diesen Tagen … und er uns. Weil nichts Menschliches ihm fremd ist; er alles kennt. Und weil er letztendlich eben nicht fortgeht, sondern bei uns ist und bleibt – alle Tage bis ans Ende der Welt.

Das ist die christliche Schwurbel-Version von „…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“

Mit dem Unterschied, dass schon kleine Kinder ab einem bestimmten Alter lernen, zuverlässig zwischen Märchen- und realer Welt zu unterscheiden. Und dann irgendwann dem so genannten Fabulieralter entwachsen.

Wenn es einen Jesus gegeben haben sollte, dann war er – ein Mensch. Und demzufolge ist es auch nicht weiter erwähnenswert, dass natürlich „nichts Menschliches ihm fremd“ war. Auch dann nicht, wenn Sie die Worte lächerlich salbungsvoll verdrehen, Frau Prof. Enxing.

Dass er, sollte er gelebt haben, nach seinem Tod eben nicht „fortgegangen“ sei, sondern „bei uns ist und bleibt – alle Tage bis ans Ende der Welt“ ist verschwurbeltes religiöses Wunschdenken. Und bei Licht betrachtet nichts anderes als eine dreiste Lüge. Egal, wie oft Frau Professor Enxing & Co. diese auch noch gebetsmühlenartig wiederholen.

Jahr für Jahr zelebrieren Christ:innen weltweit an Ostern diese dramaturgisch genau orchestrierte mythologische Phantasy-Geschichte, als ginge es dabei um ein reales, historisches Ereignis. Von dem sie sich auch noch einbilden, es stünde in einem direkten und tatsächlichen Wirkzusammenhang mit der irdischen Realität. Stichwort: „Gesegnete“ Palmwedel zur Geisterabwehr…

Menschlich vs. göttlich

Superstars - Meme: du nicht

Bei Frau Prof. Enxing liegt der Fokus zweifellos auf den rein menschlichen Eigenschaften ihres Gottessohns. Eigenschaften, für die man stattdessen problemlos auch praktisch beliebig viele andere und vor allem viel besser geeignete Protagonisten hätte finden können.

Menschen, die als Vorbilder für mitmenschliches Verhalten gelten können. Oder die sich durch ihr Lebenswerk besonders um das Wohl der Menschheit verdient gemacht haben. Ganz egal, ob und wenn ja an welche Götter sie glaubten oder glauben.

Wer den biblischen Jesus noch immer für ein leuchtendes Vorbild ethischen Handelns und seine Lehre für überragend moralisch hält, dem sei das schon oft erwähnte Buch „Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns“ von Hein-Werner Kubitza wärmstens zur Lektüre empfohlen.

Das, worum es an Ostern eigentlich geht, nämlich um den Mythos einer erfolgreichen Selbstbesänftigung eines Gottes durch ein inszeniertes, temporäres Menschenopfer umschifft Frau Prof. Enxing mit bis zum vollständigen Bedeutungsverlust verschwurbelten Worten („…weil er letztendlich eben nicht fortgeht, sondern bei uns ist und bleibt – alle Tage bis ans Ende der Welt…“).

Ist das die „frohe Botschaft“?

Das also soll die „frohe christliche Botschaft“ sein, über die sich Christen so geradezu affig freuen!? Dass Jesus bis ans Ende der Welt bei uns bleibt?

Wo haben Sie das denn her, Frau Enxing? Oder wieder mal selbst ausgedacht? Was ist denn „das Ende der Welt“? Und wohin verzieht sich Jesus nach diesem Ende? Hört der dann auf zu existieren? Und woher wollen Sie das, was Sie da so alles behaupten überhaupt wissen?

Wenn Menschen anderen als religiösen Unsinn plappern, bekommen sie mitunter zu hören: „Erst denken, dann reden!“

Im religiösen Kontext hingegen lassen sich auch aus dem größten Geschwurbel noch problemlos Fragestellungen generieren, die ganze Heerscharen von Theologen lebenslang in Lohn und Brot halten können.

Aber zurück zum heutigen „Wort zum Sonntag“: Die einzige Botschaft, die ich dieser Verkündigung entnehmen kann ist: Wir haben keine Botschaft mehr.

Dafür braucht es allerdings keine beispiellose Sonderprivilegierung, wie sie die Kirchen hierzulande nach wie vor genießen.

Und vor allem rechtfertigt ein solcher intellektueller und inhaltlicher Offenbarungseid keine jährlich millionenschwere finanzielle Palliativversorgung der Kirchen auf Kosten der Allgemeinheit.

Die mögen einfach ihre katholische Folklore-Tradition auf eigene Kosten weiter pflegen, sowie die Öffentlichkeit und insbesondere Kinder nicht mit ihrem bizarren Toten- und Jenseitskult behelligen.

Ergänzung: Von der ausführlichen Berichterstattung zur Karwoche…

Wenn wir mal noch kurz die alljährlichen Veröffentlichungen anlässlich Palmsonntag und Ostern der letzten Jahre vergleichen, dann lässt sich auch dort ein gravierender Inhalts- und Bedeutungsverlust erkennen.

Noch vor wenigen Jahren hatte zum Beispiel die hiesige Lokalpresse alljährlich ausführlich über die höchst frag- und kritikwürdigen Palmsonntag-, Gründonnerstag-, Karfreitag– und Ostersonntag-Predigten des damaligen Bischofs Heinz Josef Algermissen („Menschen ohne den Glauben an Ostern sind ein großes Sicherheitsrisiko“, Quelle) berichtet.

Was hatte der augenscheinlich frustrierte Senior nicht immer alles gewettert gegen alles, was nicht in sein rückwärtsgewandtes, wirklichkeitsfernes patriarchalisches arrogant-ignorant-reaktionäres katholisches Weltbild gepasst hatte…

Zusätzlich prahlte man zum Palmsonntag gerne in der Presse mit 500 (später noch 300, und 2019 in Würzburg nur noch 120) Besuchern beim parallel stattfindenden „Weltjugendtag“, der inzwischen offenbar nicht mehr am Palmsonntag, nicht mehr in Fulda oder vielleicht auch überhaupt nicht mehr durchgeführt wird.

…zur bebilderten Randnotiz

Jm Jahr 2023 hingegen beschränkt sich die Berichterstattung zur Palmsonntagsfeier im Fuldaer Dom bei osthessennews.de auf sparsame fünf Sätze über diese seltsam fröhlich-morbide katholische Mitmach-Show mit Palmstrauß-Segnung. Und auch die Bildergalerie bestätigt nicht gerade die Überschrift des Artikels, in der von „zahlreichen“ Besuchern die Rede ist.

Inhaltlich hatte es diesmal offenbar überhaupt nichts Berichtenswertes mehr gegeben.

Noch weniger als die rein sachliche Information, dass eine Veranstaltung eben stattgefunden hatte und wer für die musikalische Umrahmung zuständig war geht bei einem Pressebericht praktisch nicht. Selbst über das alljährliche Murmeltier-Ritual in Punxsutawney gibt es da mehr zu berichten.

In einer Vorab-Veröffentlichung vom 31.3.23 waren zwar schon mal alle katholischen Osterfeierlichkeiten und -termine beworben worden. Aber auch hier: Kein einziges Wort über irgendwelche religiösen oder sonstige Inhalte.

Ein klein wenig mehr wusste die osthessen-zeitung.de zu berichten. Allerdings finden wir auch hier lediglich eine sachlich erklärende Beschreibung der verschiedenen Symbole und Rituale – von der schon erwähnten kuriosen Hämmerchen-Türklopf-Zeremonie bis zur traditionellen Verzauberung von Buchsbaumzweigen, die dann für ein Jahr in volksfrömmiger Tradition zur Abwehr böser Geister hinters heimische Kruzifix gesteckt werden.

Während Frau Prof. Enxing also noch krampfhaft versucht, ihrem Publikum die (vor-)österlichen Rituale wenigstens noch mir irgendwelchen Emotionen schmackhaft zu machen, bleibt es in der Presse bei einer bebilderten Randnotiz ohne irgendeine, über die reine Meldung hinaus gehende Botschaft.

Fazit

Für mich fügt sich das Ergebnis meiner (freilich nicht repräsentativen) Stichprobe in das Gesamtbild ein, das auch Frau Prof. Enxings heutiges „Wort zum Palmsonntag“ zeichnet:

Vom biblisch-christlichen Glaubenskonstrukt mit seinem über viele Jahrhunderte so erschreckend erfolgreichen Belohnungs-Bestrafungskonzept ist nicht viel mehr übrig geblieben als ein bisschen Folklore und die Verbreitung einer Illusion in Form einer diffusen Hoffnung auf irgendwas, niemals konkret Benanntes, aber offenbar ganz ganz Tolles.

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11 Gedanken zu „Palmsonntag und Ostern – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Der Wasserverbrauch der deutschen Fernsehbevölkerung steigt in der Zeit, in der das WzS gesendet wird, regelmässig rapide an. Gut so für das geistige und körperliche Wohlbefinden, aber nicht gut für die Wasserwerke und die Ökologie. 😉

    Jedenfalls war dieses WzS wieder ein Nagel mehr am Sarg der christlichen Mission.

    Was mich allerdings immer wieder auf die Palme und die Arbeit von tausenden seriöser Wissenschaftler in Misskredit bringt, ist der Tatbestand, dass sich solche Menschen „Professoren/innen“ nennen dürfen. Das ist der reinste Etikettenschwindel, wie ja so vieles in der Religion.
    Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass es eine wissenschaftliche Laufbahn für Märchenerzähler gibt.
    Denn was ist der Unterschied zwischen Wunderheilungen, Totenerweckung, Brotvermehrung, Über-Wasser-Laufen, Himmelfahrt, Dämonenaustreibung, Teufelerscheinung etc. einerseits und Kinder-verbrennen-Hexe-im-Ofen, Wolf-frisst-Grossmutter, Esel-scheisst-Gold, Frau-schläft-hundert-Jahre-und wird-dann-wachgeküsst, etc. andererseits?

    Der einzige Unterschied ist der, dass Ersteres als Wahrheit verkauft wird, Letzteres richtigerweise offen und ehrlich als Märchen bezeichnet wird.

    Selbst die christlich beheimatete kritisch-historische Bibelexegese, die versucht, die schlimmsten Absurditäten und Irrtumer der Bibel umzuinterpretieren, wurde noch von dem „heiligen“ Papst Pius X. (1835 – 1914) in Grund und Boden verdammt und ihre Betreiber mit Exkommunikation bestraft.

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  2. Irgendwie passt das Bild nicht zu dem, das die Bibel vermittelt.
    Es zeigt Jesus in einer durchaus herrscherlichen Pose auf einem Reittier, das mehr einem Pferd ähnelt als einem Esel. Ich würde sagen es ist ein Maultier. In Kleinasien sind und waren dagegen Kleinesel verbreitet und laut Bibel war es ein Fohlen, das noch bei seiner Mutter stand. Ein erwachsener Mann, der darauf reitet, macht sich der Tierquälerei schuldig und seine Füsse schleifen auf der Erde.

    „eine vererbte Sünde zu erlassen“: hat er ja gar nicht; nach wie vor behaupten ja christliche Kirchen, ibs. die katholische, dass der Mensch schon zum Zeitpunkt seiner Zeugung mit der Erbsünde belastet ist. Taufe wäre sonst ja auch unnötig und man wüsste mit Sicherheit, dass all die ungeborenen Kinder sich im Himmel befinden. Stattdessen hat Ratzinger sie aus ihrer Spezialhölle geworfen und man hat die „sichere (!) Hoffnung (!)“, dass sie sich auf einem „Heilsweg“ befinden. Außerdem war die Sintflut laut Nordischer Bischofskonferenz schon eine „reinigende Taufe“ !

    „Weil nichts Menschliches ihm fremd ist; er alles kennt.“ Es gibt wohl kaum eine dümmere, kitschigere Aussage als diese; und doch schwärmen die Profigläubigen immer wieder davon. Es muss doch sehr bezweifelt werden, dass er durch seinen Trip nach Palästina die Lebenswirklichkeit der Chinesen kennengelernt hat. Man fragt sich als Mensch der noch nicht vom Weihrauch besoffen ist, warum der allwissende Schöpfergott erst Mensch werden musste, um „alles zu kennen“.

    „weil er letztendlich eben nicht fortgeht, sondern bei uns ist und bleibt – alle Tage bis ans Ende der Welt.“
    Ah ja; Christi Himmelfahrt fällt demnächst also aus; na gut, feiern wir nur noch den himmlischen Vatertag.

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  3. Nur so nebenbei:
    Dieses Photo scheint mir irgendeine südländischen Palmsonntagsprozession zu zeigen.
    Aber was hat der schöne Jesus denn da auf dem Kopf? Sind das Indianerfedern?
    Nichts für ungut, aber mir ist nicht bekannt, dass um die Zeitenwende in Palästina ein solcher Federschmuck üblich war.
    Weiss da jemand mehr?

    Antworten
  4. Ich lese so viele WzS hier, da habe ich mal gedacht, probiere es doch mal selber aus. Also:
    Problem, so viele Kirchenaustritte.

    Der Atheist ist ein Dasein seiner selbst, in einer sichselbsverlierenden potenziellen Ebene. Durch seine, sich selbstreflektierende Wahrnehmung eines beschränktem überstehendem Seiens und der seelenauraübergreifendem aus sich heraus betrachtenden Ablehnung, entsteht ein Kontrapunkt zu einer geistlichen und der Wirklichkeit zugewandten Wahrnehmung über das Sollen.
    Und das steht schon in der Bibel als Gottes Wort.
    Jesus hat das gepredigt.
    Gesegneten Sonntag.

    Und da wird mir doch wohl jeder von Euch uneingeschränkt Recht geben, oder gibt es da Widerspruch?

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  5. 🤔 Diese Esel Geschichte?
    🤔 Ich hab da mal ein paar Fragen (übrigens wenn man im Gottesdienst zwischendrin mal fragen dürfte, würde ich da mal hin gehen 😄)
    1. Woher wussten die, das der Enzeitspinner überhaupt kommt? WhatsApp? Tageszeitung? Rundmail?
    2. Wann ist der Bus mit den Leuten gekommen, die das interessiert?
    3. Und diese Frage interessiert mich wirklich!
    🤔 Der Jesus ist auf dem Esel eingeritten, die Leute haben Palmzweige gestreut und ihr Gewand abgelegt, damit er drüber reitet. Die Menge hat ihm zugejubelt.
    Und eine Stunde später schreien die gleichen Leute:
    „Kreuzig Ihn“.
    Was zum Teufel hat der diese eine Stunde getrieben um es so zu verkacken? Kinder vergewaltigt? Die Pest verbreitet?

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