Mut zum Vertrauen – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 9 Min.

Mut zum Vertrauen – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Benedikt Welter, veröffentlicht am 19.8.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Statt auf Mitmenschen solle man besser auf den Kriegsgott aus der biblischen Mythologie vertrauen, meint Pfarrer Welter.

-und oder -zum?

Los gehts heute mit einer kleinen sprachlichen Trickserei:

„Courage et confiance“ – „Mut und Vertrauen“. Dieses Wort hat sich tief in mir eingeprägt.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Mut zum Vertrauen – Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Benedikt Welter, veröffentlicht am 19.8.23 von ARD/daserste.de)

Trotz der tiefen Einprägung des Lebensmottos „Mut und Vertrauen“ war bei Herrn Welter daraus heute ein „Mut zum Vertrauen“ geworden. So jedenfalls der Titel seiner heutigen Fernsehpredigt.

Wie wir gleich noch erfahren werden, ist für die Art von Vertrauen, die er heute propagiert kein Mut erforderlich. Sondern eher grenzdebile Naivität, besonders intensive Frömmigkeit, Gleichgültigkeit – oder eine Kombination davon.

In einer anekdotischen Schilderung erfahren wir zunächst, dass dieses Motto auf die Aussage einer krebskranken Frau zurückgeht, die diese Worte ihrem Mann kurz vor ihrem Tod mit auf den Weg gegeben hatte. Näheres darüber, was die Frau damit konkret gemeint haben könnte, erfahren wir nicht.

Vertrauen ist sehr, sehr risikoreich

Mit einer weiteren Anekdote verdeutlicht Pfarrer Welter nun, wie riskant es sei, auf Menschen zu vertrauen:

Vertrauen ist sehr, sehr risikoreich – das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich habe mir schon manche blutige Nase geholt, weil ich anderen vertraut habe; und ich werde vermutlich noch manche Enttäuschung erleben. Auch mein Vertrauen in meine Kirche wird seit einiger Zeit immer wieder erschüttert.

Vorab: Daraus, dass Vertrauen sehr, sehr risikoreich sein kann folgt freilich noch lange nicht, dass Vertrauen auch sehr, sehr risikoreich ist, wie von Herrn Welter hier zweckdienlich1 behauptet.

Vertrauen in die Kirche immer wieder erschüttert

Ob die päpstliche Reaktion auf die Anwandlungen des „Synodalen Weges“, der Missbrauchskandal und der desaströse Umgang der Kirche damit, die Austrittszahlen oder irgendetwas anderes: Was die konkreten Gründe für Pfarrer Welters immer wiederkehrende Erschütterung sind, verrät er nicht.

Diesen Trick treffen wir in religiösen Verkündigungen immer wieder an: Sprich ein Problem an, tue so, als sei jedem klar, was genau du damit meinst und erwecke so den Eindruck, du hättest irgendwas dazu gesagt – ohne tatsächlich etwas dazu gesagt zu haben. Und fahre dann schnell in deiner Rede fort.

Das funktioniert am besten in einer unmoderierten Fernsehsendung. Oder in einer Versammlung, in der Zwischenfragen nicht zu erwarten und Störungen unter Umständen sogar strafbar sind.

Hochverrat an Pfarrer Welter

Um die Risiken des Vertrauens auf Menschen weiter zu dramatisieren, wird es bei Pfarrer Welter nun sogar blutig:

[…] Wie Blutige Nase hat es sich auch dort schon mal angefühlt, wo ich mit Kolleginnen und Kollegen vertraulich über sensible Personalangelegenheiten gesprochen hatte – und dann wurden mir Inhalte aus so einem Gespräch plötzlich über den Flur zugerufen.

Da haben Sie’s, Herr Welter! Das kommt dabei heraus, wenn man Menschen vertraut! Eine einzige Enttäuschung! Halten Sie sich unbedingt fern von Menschen! …schön wärs…

A propos „Blutige Nase“: Reicht Ihre Vorstellungskraft, um sich nur ansatzweise die physischen und psychischen Schmerzen vorstellen zu können, die jene tausende Kinder erleiden mussten, die von katholischen Priestern unter der schützenden Hand Ihrer katholischen Kirche über viele Jahrzehnte weltweit mindestens hunderttausendfach vergewaltigt wurden?

Kinder, die darauf vertrauten, dass das, was da gerade mit ihnen passiert, schon richtig sein müsse? Weil sie, oft genug ebenfalls äußerst schmerzhaft, beigebracht bekommen hatten, der Kirche und den von ihnen gedeckten klerikalen Verbrecher unter allen Umständen zu vertrauen?

Vermutlich nicht.

Vertrauen braucht Mut?

Nachdem Pfarrer Welter nun also bildhaft dargestellt hat, wie es sich für ihn anfühlt, wenn sein Vertrauen missbraucht wird, ist es jetzt höchste Zeit für die biblisch-christliche Antwort zur Frage nach Vertrauen:

„Courage et confiance.“ Vertrauen braucht Mut. Auch den Mut zu dem Risiko, dass ich enttäuscht werde.

„Courage et confiance“ heißt übersetzt „Mut und Vertrauen.“ Sinngemäß: „Es braucht Mut und Vertrauen.“ Und nicht „Vertrauen braucht Mut.“

Ja, Vertrauen auf Menschen birgt ein gewisses Risiko, dass dieses Vertrauen missbraucht wird. Aber wie sieht es denn mit dem Risiko aus, wenn ich auf jemanden oder etwas vertraue, das ein rein menschliches Phantasieprodukt ist und nur als rein menschliche Vorstellung existiert?

Mit seiner eigenwilligen Interpretation gibt Herr Welter dem Motto eine graduell andere Bedeutung, um so besser zu seinem heutigen Bibelfragment überleiten zu können:

Deshalb geht mir zeitgleich zu „Mut und Vertrauen“ auch ein Satz aus DEM Osterpsalm durch den Kopf: „Besser ist es, auf den Herrn zu vertrauen, als auf Menschen zu bauen. Besser ist es, auf den Herrn zu vertrauen, als auf Fürsten zu bauen.“ Klingt wie „Vorsicht vor Vertrauen!“, klingt fast nach einer biblischen Empfehlung zum Misstrauen.

Wieso nur fast, Herr Welter? Was genau gibt es denn an

  1. Besser ist’s auf den HERRN vertrauen als auf Menschen sich verlassen;
  2. besser ist’s auf den HERRN vertrauen als auf Fürsten sich verlassen.
(Psalm 118,8-12 MENG)

nicht oder falsch zu verstehen?

…im Namen des HERRN, so vertilge ich sie

Bei biblischen Verständnisproblemen empfiehlt sich auch immer ein Blick auf den Kontext. Also auf das, was Mainstream-Berufschristen gerne weglassen. Weil es die eigentliche Bedeutung des herausgepickten Fragments offenbaren würde.

Zum besseren Verständnis hier nochmal das Zitat mit den beiden vorausgehenden und dem nachfolgenden Satz (Hervorhebung von mir):

  1. Ist der HERR für mich, so fürchte ich nichts: was können Menschen mir tun?
  2. Tritt der HERR für mich zu meiner Hilfe ein, so werde ich siegreich jubeln über meine Feinde.
  3. Besser ist’s auf den HERRN vertrauen als auf Menschen sich verlassen;
  4. besser ist’s auf den HERRN vertrauen als auf Fürsten sich verlassen.
  5. Die Heidenvölker alle hatten mich umringt: im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie;
  6. sie hatten mich umringt, umzingelt: im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie;
  7. sie hatten mich umringt wie Bienenschwärme; schnell wie ein Dornenfeuer sind sie erloschen: im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie.
(Psalm 118,6-12 MENG)

Die Message ist eindeutig und ganz einfach zu verstehen: Hier lobt jemand seinen Kriegsgott für dessen Unterstützung bei der Ausrottung von Völkern, die sich keinem oder anderen Göttern als dem aus der biblischen Mythologie unterworfen haben.

Wir halten fest: Herr Pfarrer Welter zieht das Vertrauen auf ein magisch-mythologisches und somit rein imaginäres Phantasiewesen mit einem Faible für religiös begründete Genozide dem Vertrauen auf Menschen vor.

…und ausgerechnet diesem Gott soll man vertrauen…!?

Die widerwärtigen angeblichen Eigenschaften des biblischen Rachegottes und auch die Tatsache, dass dieser bis zum Beweis des Gegenteils nur in Form einer menschlichen Phantasievorstellung existiert wiegen für Pfarrer Welter augenscheinlich weniger schwer als seine Erfahrung, dass man sich auf Menschen nicht immer zu 100 Prozent verlassen kann.

Dieses Gebaren erinnert an den Teenager, der felsenfest davon überzeugt ist, dass sein/ihr Popidol in Wirklichkeit unsterblich in ihn/sie verliebt ist. Diese Illusion kann so lange anhalten, wie sich das Popidol nicht dazu äußert. Und so lange, wie es dem Teenager gelingt, diesen Selbstbetrug aufrecht zu erhalten.

Bis dann wahrscheinlich irgendwann mal, anders als bei Pfarrer Welter, die Ent-täuschung erfolgt. Einziger Unterschied: Das Popidol gibts wirklich…

Was nicht passt, wird passend gemacht

So ganz zufrieden scheint der Herr Pfarrer dann doch noch nicht zu sein mit dem Ergebnis seiner unredlichen Privat-Exegese.

Wie praktisch, dass man sich Bibelmärchen heute nicht nur beliebig aus dem Kontext herauspicken, sondern auch noch beliebig zurechtdefinieren kann:

Aber ich höre und bete dieses Psalmwort anders: Gott ist vertrauenswürdig; Gott gegenüber darf ich buchstäblich vertrauensSELIG sein. Und so kann ich es tragen und ertragen, wenn Menschen und Mächtige mich enttäuschen – oder ich mich selbst…

Eingepreiste Distanz zum Scheitern nenne ich das – auch zum eigenen Scheitern.

Vorab: Seit wann darf sich denn ein Berufsgläubiger, noch dazu einer auf einem so niedrigen Rang wie dem eines einfachen Pfarrers seine eigene biblisch-christliche Wirklichkeit zurechtbasteln?

Da könnte ja jeder kommen! Und behaupten, irgendetwas von der göttlich geoffenbarten ewigen und endgültigen Wahrheit eben anders zu hören und zu beten. Und am Ende womöglich sogar noch anders zu predigen…

Diese völlige Beliebigkeit kann freilich auch als positives Indiz dafür gewertet werden, wie belanglos die „Heilige Schrift“ zumindest im katholischen Mainstream inzwischen schon geworden ist.

Ich fände es mal interessant zu erfahren, wo die katholische Kirchenführung aktuell die Grenze zieht, was die Privatexegese von Berufschristen angeht.

Die Protestanten scheinen da jedenfalls schon weiter zu sein: Da darf ein Pastor beispielsweise öffentlich behaupten, dass Gott natürlich ein von Menschen erdachtes Phantasiewesen ist.

„Eingepreiste Distanz zum Scheitern“

Herr Welter, Sie nennen es „Eingepreiste Distanz zum Scheitern.“ Ich nenne es: Religiöse Wahnvorstellung als faule Ausrede zur bequemen Selbstverar***ung.

Es ist doch eigentlich ganz banal: Auf manche Menschen kann man sich verlassen – auf andere nicht. Auf manche Menschen kann man sich manchmal verlassen – und manchmal nicht. Und manchmal kann man sich sogar auf Menschen verlassen, von denen man nie gedacht hätte, dass man sich auf sie verlassen kann.

Es kann auch sein, dass Sie sich auf einen Menschen bisher immer verlassen konnten – und dann in der einzig wirklich entscheidenden Situation trotzdem enttäuscht werden.

Auch die Erfahrung, dass man sich nur in bestimmten Bereichen auf einen Menschen verlassen kann, in anderen aber nicht haben Sie vielleicht schon mal gemacht.

All das sind ganz alltägliche Beispiele aus dem Miteinander von Menschen2, wie es sich in der irdischen Realität ständig und wohl schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte abspielt.

In dieser Realität haben Sie die Möglichkeit, die Vertrauenswürdigkeit anhand bestimmter Merkmale und Erfahrungen zu untersuchen, um sie (mehr oder weniger treffend) einschätzen zu können:

Wem konnte ich in der Vergangenheit schon immer vertrauen? Und bei wem sollte ich besser zurückhaltend sein? Weil er oder sie mein Vertrauen schon mal missbraucht hatte? Und ich nicht sicher bin, wie weit ich ihm oder ihr noch trauen kann? Bei welchen Zeitgenossen ist von vorneherein größte Vorsicht geboten in Sachen Vertrauen? Wie muss sich jemand mir gegenüber verhalten (haben), dass ich ihm „blind“ vertrauen kann? Und woran mache ich das fest?

Vertrauensseligkeit im katholischen La-la-Land

Dieser irdischen Realität stellen Sie nun Ihre kindlich-naive christliche Vertrauensseligkeit gegenüber.

Also eine Freude (Seligkeit) darüber, auf ein in mythologisches, also rein fiktives Phantasiewesen zu vertrauen. Das außerhalb menschlicher Wunschvorstellung genauso wenig (nämlich überhaupt nicht) mit der irdischen Wirklichkeit interagiert wie die vielen tausend anderen Götter auch, die sich die Menschen schon ausgedacht haben.

Ausgerechnet dieses eine Phantasiewesen (vermutlich jenes, in dessen Religion Sie hineingeboren worden waren) halten Sie, wenn ich Ihr Bibelzitat beim Wort nehme, im Gegensatz zu Menschen (!), für vertrauenswürdig.

Und zwar deshalb, weil in einem Buch, dass eben dieser Gott persönlich geoffenbart oder zumindest inspiriert haben soll steht, dass es besser sei, auf diesen Gott zu vertrauen als auf Menschen.

Das merken Sie jetzt aber selber, Herr Welter, oder!?

Ihr Vertrauen auf Ihren Gott ist für einen Anhänger einer beliebigen anderen Gottheit mindestens genauso absurd und illusorisch wie umgekehrt.

Für Ihre buchstäbliche Vertrauensseligkeit ist es völlig einerlei, auf wen oder was Sie hier vertrauen. Ihr Gott ist lediglich ein beliebig austauschbarer Platzhalter.

Bei Licht betrachtet erscheint es umso erstaunlicher, dass Sie diesen Platzhalter ausgerechnet mit einem völkermordenden Kriegsgott füllen, den sich ein kleines Wüstenvolk in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern als ihren provinzialen Stammesgott zusammengebastelt hatte.

Andererseits: Als katholischer Priester haben Sie diesen Gott nun mal an der Backe.

Aber wenigstens können Sie dessen Offenbarung ja offenbar beliebig anders hören und beten, wenn etwas am biblischen Gottesbild Ihre Wunschphantasie vom allzeit verlässlichen magischen Himmelsfreund trübt.

„Blick nach oben“

Der Blick auf Gott, der Blick „nach oben“ hilft mir, mit meinen vielen Unzulänglichkeiten gut umzugehen – und auch mit den nicht vermeidbaren Schwächen oder Fehlern von anderen zu leben, denen ich begegnen und trotz allem immer wieder neu vertrauen darf.

Dem aufmerksamen Leser ist es sicher schon aufgefallen: Aus „Gott“ wurde hier erstmal ein „Blick auf Gott.“ Und aus diesem Blick, um die Absurdität und Sinnleere des Begriffes „Gott“ durch Abstraktion noch weiter zu verschleiern, ein noch bedeutungsloserer „‚Blick nach oben'“.

Quelle: Netzfund

Das lenkt den Blick – wenig subtil – weg von der Bibelstelle, die Herr Welter zur biblischen Untermauerung seines Gottvertrauens gerade noch passend zurechtgestutzt präsentiert hatte. Denn diese lobt einen Gott dafür, dass für ihn die gnadenlose Vernichtung aller Menschen, die nicht bereit sind, sich ihm zu unterwerfen oberste Priorität hat.

Das Vertrauen des Psalmisten beruht ja gerade auf der auch in weiteren zahllosen biblischen Mythen und Märchen ausführlichst beschriebenen göttlichen Gnaden- und Rücksichtslosigkeit Un- und Andersgläubigen gegenüber. Und damit auf etwas, das Pfarrer Welter einfach komplett unterschlägt.

Ausgerechnet diesen Gott preist jetzt Herr Welter seinem Publikum als Vertrauensadressat und als Vorbild in Sachen Selbstakzeptanz und Toleranz menschlichen Schwächen gegenüber an.

Es mag mir einfach nicht gelingen, zu einem anderen Fazit zu kommen als diesem: Was für ein verwirrter, absurder und verlogener Bullshit. Ich hoffe, hinreichend erläutert zu haben, worauf diese Einschätzung beruht.

Mut und Vertrauen – ganz ohne Götter

Courage et confiance. Mut und Vertrauen wünsche ich Ihnen und also einen gesegneten Sonntag.

Wie einfach hätte man zu diesem Motto eine spannende, interessante und nicht nur für eine religiöse Minderheit sehenswerte Sendung gestalten können.

Eine Sendung, in der das Publikum nicht mit absurden religiösen Prämissen, die sich inhaltlich nicht von Wahnvorstellungen unterscheiden in die Irre geführt wird. Sondern in der Menschen zu Selbstvertrauen und zum Vertrauen zu ihren Mitmenschen ermutigt werden.

Oder zu Mut, auch mal einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Und natürlich auch zu genug Mut, jemandem das Vertrauen zu entziehen, wenn sich herausstellt, dass jemand kein Vertrauen (mehr) verdient.

Aber nein. Auch diesmal geht es primär nicht um Menschen. Sondern um den Versuch, dem Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie mit einer hanebüchenen Uminterpretationen noch irgendeine Relevanz anzudichten.

Aus „Mut und Vertrauen“ wird bei Pfarrer Welter sinngemäß „Mut zum Vertrauen auf Gott.“

Was macht man nicht alles, wenns ums Geld geht.

Amoralisch und potentiell lebensgefährlich

Nicht nur un-, sondern amoralisch erscheint es mir, Menschen ein Vertrauen auf einen Gott zu empfehlen. Mit der Begründung, dass ein solches Vertrauen besser sei als das sehr sehr risikoreiche Vertrauen auf Menschen.

Und das, obwohl ein rein einseitiges, nur eingebildetes und noch niemals tatsächlich erwidertes Gottvertrauen noch viel risikoreicher sein kann als ein Vertrauen auf Menschen, die sich dieses Vertrauen durch ihr Verhalten und durch ihr Handeln tatsächlich verdient haben.

Herrn Welter scheint es entweder nicht bewusst oder egal zu sein, dass es für Menschen potentiell lebensgefährlich sein kann, seinen Rat zu befolgen.

Nämlich dann, wenn jemand, der eigentlich auf effektive Unterstützung und tatsächlich wirksame Hilfe angewiesen wäre stattdessen wie von Herrn Welter empfohlen auf die rein eingebildete Hilfe eines imaginären Phantasiewesens vertraut. Ein Wesen, das sich, sollte es existieren, exakt so verhält, als würde es nicht existieren.

Wer mahnt eigentlich (außer mir) religiösen Bullshit an?

Weiter oben hatte ich mich gefragt, an welcher Stelle die katholische Kirche derzeit wohl die Grenze ziehen würde, was die beliebige Umdeutung ihrer Dogmen und ihrer „heiligen Schrift“ durch Berufsgläubige angeht.

Jetzt frage ich mich, welche Stelle hierzulande eigentlich dafür zuständig ist bzw. ob es überhaupt eine neutrale, sprich: säkulare Stelle gibt, die wirksam einschreiten kann (und das auch tut), wenn Berufsverkündiger das Publikum des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht nur gezielt und absichtlich zu ihrem eigenen Vorteil in die Irre führen, sondern wenn sie mit ihren falschen Versprechen und Irreführungen die psychische und physische Gesundheit zumindest von entsprechend vorbelasteten, naiven und/oder sonstwie empfänglichen Menschen gefährden.

Und dass Religion solche Schäden verursachen kann, ist leider keine Übertreibung. Sondern eine medizinisch erschreckend gut und umfassend belegte Tatsache.

Meine Vermutung: Wahrscheinlich geht heute niemand mehr davon aus, dass noch irgendwer auch nur ansatzweise das ernst nimmt, was die Berufschristen so alles erzählen, wenn der Tag lang und der Samstagabend gekommen ist. So, wie ja vermutlich auch niemand mehr befürchtet, dass der Zauberer bei seiner Bühnenshow die Frau in der Kiste tatsächlich zersägt.

Mit dieser Grundlage lässt sich dann allerdings eine milliardenschwere jährliche finanzielle Palliativversorgung der Kirchen, die beispiellose Sonderprivilegierung und die genauso beispiellose Einflussnahme der Kirchenlobby keinesfalls mehr rechtfertigen.

  1. Der Zweck besteht darin, das Vertrauen in Menschen zu diskreditieren, um gleich das Vertrauen in Gott als besser anpreisen zu können. ↩︎
  2. Vertrauen spielt nicht nur unter Menschen eine wichtige Rolle, sondern auch bei anderen Tierarten, die in Sozialverbänden leben. ↩︎
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7 Gedanken zu „Mut zum Vertrauen – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Frage:
    Was macht den Unterschied, ob ich auf Jahwe, die Dreifaltigkeit, Allah, Zeus, Batman, Spiderman, Superman oder Flash Gordon vertraue?
    Antwort:
    Keinen!

    Und was die „präzise und schlüssige“ Exegese eines Märchenbuchs namens Bibel betrifft, so füge ich nur einmal den ins Deutsche übersetzten Satz Psalm 118, 10 an, der sich in den verschiednen Bibelversionen so anhört:

    Menge Bibel (MENG): „Die Heidenvölker alle hatten mich umringt; im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie.“

    Das Buch (DBU): “ Alle Völker haben mich umzingelt, doch im Namen des HERRN konnte ich sie in die Flucht schlagen.“

    Einheitsübersetzung (EU) 2016: „Alle Völker umringten mich, ich wehrte sie ab im Namen des HERRN.“

    Elberfelder Bibel (ELB): „Alle Nationen hatten mich umringt. Im Namen des HERRN – ja, ich wehrte sie ab.“

    Gute Nachricht Bibel 2018 (GNB): „Feindliche Völker umringten mich – ich trieb sie zurück im Namen des HERRN.“

    Hoffnung für alle (HFA): „Ich war von feindlichen Völkern eingekreist, aber mit Hilfe des HERRN schlug ich sie in die Flucht.“

    Lutherbibel (LUT) 2017: „Alle Völker umgeben mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren.“

    Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ): „Feindliche Völker kreisten mich ein, ich trieb sie zurück im Namen Jahwes.“

    Neue Genfer Übersetzung (NGÜ): „Viele fremde Völker hatten mich umringt – im Namen des HERRN habe ich sie in die Flucht geschlagen!“

    Neues Leben. Die Bibel (NLB): „Feindliche Völker hatten mich umzingelt, doch ich wehre sie alle ab im Namen des HERRN.“

    Schlachter 2000 (SLT): „Alle Heiden haben mich umringt; im Namen des HERRN schlage ich sie.“

    Zürcher Bibel (ZB): „Alle Nationen umringen mich, im Namen des HERRN aber wehre ich sie ab.“

    Zwölf Übersetzungen! Und nicht eine gleicht der anderen – teilweise mit signifikanten Unterschieden!
    Und das bei nur einem einzigen Satz!
    Und dann kommen noch die Heerscharen von Theologen, Schriftgelehrten, Päpsten, Kirchenlehrern sämtlicher Konfessionen und Provenienzen dazu, die das jeweilige Bibelkonstrukt wie besessen bis zur Unkenntlichkeit weiter in seine Einzelteile zerpflücken.

    Beliebigkeit – dein Name sei Religion.

    Wen wundert es da noch, dass – gleichsam wie im Brennglas – bis auf den heutigen Tag auf dem Tempelberg in Jerusalem die Religionen täglich aufeinander einprügeln – wörtlich.

    Antworten
      • Es gibt doch schon die sog. „Bibel in gerechter Sprache“.
        Die kommt dem, was Sie schreiben, schon recht nahe.
        Ist zwar keine kirchlich bestätigte Version der Bibel, aber es wird in Theologenkreisen und darüber hinaus heftig über diesen – gut gemeinten – feministischen Ansatz diskutiert.
        Aber wie sagte schon Adorno: Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

        Antworten
  2. „Sprich ein Problem an, …“
    Möglichst versucht man auch noch den Eindruck zu erwecken als habe man ein Wundermittel gegen das Problem: die „Umkehr“ ! Oder man stellt Forderungen, die das Problem auf zynische Art verniedlichen.
    Gegen das Problem der Überbevölkerung heißt es einfach, es gebe genug Ressourcen/Raum (JMB/JAR). Gegen das Problem der Kriege und Konflikte auf der Welt helfe ein wenig mehr Kretivität von Seiten Europas (JMB auf dem WJT). Das bedeutet eine zynische Verniedlichung der Probleme !

    „Wie Blutige Nase … und dann wurden mir Inhalte … über den Flur zugerufen.
    Da hätte H. Welter seine Bibel mal sorgfältiger lesen sollen. Da wird nämlich ausdrücklich gewarnt:
    EU: Lk 12,3 Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, im Licht hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden.
    Ja es wird sogar ausdrücklich dazu aufgefordert, die vertraulichen Informationen zu leaken:
    Mt 10,27 Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern!
    Die Menschen, die H. Welters Vertrauen enttäuscht haben, haben sich also nur an diese Heilige Schrift gehalten.

    „Aber ich höre und bete dieses Psalmwort anders“
    genau: „Seit wann darf sich denn ein Berufsgläubiger, noch dazu einer auf einem so niedrigen Rang wie dem eines einfachen Pfarrers seine eigene biblisch-christliche Wirklichkeit zurechtbasteln?“
    Zudem soll Jesus höchstpersönlich verboten haben, auch nur ein Jota an der Schrift zu ändern !

    „Es kann auch sein, … trotzdem enttäuscht werden.“ Ja, aber mit Recht, wenn man nämlich auf unfaire Art eine Vertrauensverhältnis ausnutzen will.

    Auch das ist typisch klerikal-theologisch: ohne Differenzierung pauschal fordern/verurteilen/ Pauschalisieren statt Differenzieren; möglichst von „dem Menschen“ oder „der Menschheit“ reden.

    „dieser Gott persönlich geoffenbart oder zumindest inspiriert haben soll“
    Es sei unter dem „Anhauch des Heiligen Geistes“ geschrieben schwurbelt der KKK. Bei den Übersetzungen hat es offenbar am Anhauch des Heiligen Geistes gefehlt, wie Udo Schneck dokumentiert hat. „die Heidenvölker“, „alle Völker“, „alle Nationen“, „feindliche Völker“, „viele fremde Völker“, „alle Heiden“ das alles sollen korrekte Übersetzungen eines einzigen Begriffs sein – in welcher Sprache auch immer. Und die werden wahlweise von „vertilgt“ – will heißen: ausgerottet – bis gerade mal „abgewehrt“ – will heißen: noch nicht einmal „entscheidend besiegt“.

    JMB = Jorge Mario Bergoglio
    JAR = Joseph Aloisius Ratzinger
    WJT = WeltJugendTag

    Antworten
    • Hallo Herr Welter,

      mit welch perfidem Geschwätz Sie hier auftreten ist nur als widerlich zu bezeichnen.
      Wenn ich einen Vertreter der größten Verbrecherorganisation der Weltgeschichte ( siehe die Kriminalgeschichte des Christentums von Karlheinz Deschner) hier von Vertrauen faselt, steigt in mir Brechreiz auf.

      Antworten

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