Spaltung überwinden – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Lissy Eichert, veröffentlicht am 14.09.2024 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Ausgerechnet den Gottessohn aus der biblisch-christlichen Mythologie präsentiert Pastoralreferentin Lissy Eichert als Protagonisten für die Überwindung von Spaltung und erweist ihrer wahrscheinlich guten Absicht damit einen Bärendienst.Dafür, dass sie die Spaltungen in unserem Land nach eigener Aussage ratlos machen, hat Frau Eichert dann doch viele Ratschläge auf Lager. Andererseits ist sie auch dankbar, dass der Zusammenhalt größer ist als die Spaltung. Wem genau sie dafür dankbar ist, verrät sie nicht, aber wir können es uns denken.
Natürlich kann ich niemanden zwingen…
[…] Doch der Ton wird immer gnadenloser, auch in der Politik und den Sozialen Medien. Und wenn ich manche da nur über Fallzahlen reden höre, frage ich mich, ob sie menschliche Schicksale persönlich kennen. Natürlich kann ich niemanden zwingen, auf andere zuzugehen; sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Spaltung überwinden – Wort zum Sonntag, verkündigt von Lissy Eichert, veröffentlicht am 14.09.2024 von ARD/daserste.de)
Welche Fallzahlen Frau Eichert hier meint, verrät sie auch nicht, was aber auch keine Rolle spielt.
Als Protagonisten für vorbildliches Verhalten führt Frau Eichert nun erstmal einen (nicht als religiös bezeichneten) Handwerker-Meister ein, der trotz unterschiedlicher politischer Einstellung einen freundlichen Umgang mit einem Kollegen („Und deshalb wird jetzt eine Partei gewählt, von der man sich verstanden und vertreten fühlt.“) pflegt und sich dessen Sorgen anhört.
Wer oder was könnte helfen?
Der Geist der Spaltung ist da, und er zertrennt – Ost und West, Fremde und Einheimische, Arme und Reiche, Linke und Rechte. Wer oder was könnte helfen?
Nachdem sie die Problematisierung abgeschlossen und ein positives Beispiel gebracht hat, könnte Frau Eichert ihre Verkündigung eigentlich mit einer kurzen Zusammenfassung schon beenden: Es liegt an uns Menschen selbst, wie wir miteinander umgehen. Auf andere zugehen. Zuhören. Perspektivwechsel. Trotz unterschiedlicher Ansichten im Gespräch bleiben.
Natürlich kann es Frau Eichert nicht bei einer Verkündigung belassen, in der nur ein gewöhnlicher Mensch die Vorbildrolle übernimmt. Schließlich ist das „Wort zum Sonntag“ ja kein humanistisches, sondern ein religiöses Format.
Ein wichtiger Aspekt fehlt meines Erachtens bei Frau Eichert: Durch einen gegenseitigen sachlichen Austausch von Argumenten die eigenen Argumente hinterfragen – und mit den eigenen Argumenten das Gegenüber dazu anzuregen, seinerseits den eigenen Standpunkt zu hinterfragen.
Wenn freilich, wie wir gleich erfahren werden, das einzige Argument sinngemäß lautet: „Ist Gottessohn, muss also ethisch perfekt sein“, oder allgemeiner: „Steht in der Bibel, ist das ‚Wort Gottes‘, muss also stimmen“, dann kommt man damit (außer innerhalb der christlichen Blase) nicht weit.
Dann hilft nur eins: Einem Austausch von Argumenten aus dem Weg gehen oder unterbinden. Und Immunisieren gegen alle Impulse, die das religiöse Kartenhaus ins Wanken oder gleich zum Einsturz bringen könnten.
Jesus mit der Spaltaxt
Eingefallen ist mir dann – wen mag es überraschen – Jesus. Übrigens auch Handwerker. Zimmermann. Wie ist er mit Spaltungen umgegangen?
Genau. Wen mag es überraschen, dass jetzt der gefühlt 104825. Beitrag zur Legende von der christlichen Moral bzw. zum Märchen vom ethisch vorbildlichen Jesus folgt. Mich nicht.
Jesus schaffte das, was der „Spalt-Geist“ so gar nicht mag: Er setzte sich nämlich auch mit Steuereintreibern, mit Andersgläubigen und Frauen und Fremden an einen Tisch. In so einer bunten Tischgemeinschaft können Vorurteile purzeln.
Die Bibel schildert Jesus als kontaktfreudig, ohne Menschenfurcht. Er suchte das Gespräch auch mit Außenseitern. Verstand es, im eigenen Jüngerkreis die unterschiedlichsten Leute zusammenzubringen.
Das einzige, was für den biblischen Romanheld Jesus zählte, war das unbedingte Glaubensbekenntnis zu seinem Gott bzw. zu ihm selbst:
- »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
- Denn ich bin gekommen, ›um den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter zu entzweien,
- und die eigenen Hausgenossen werden einander feindselig gegenüberstehen‹ (Mi 7,6).
- Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert;
(Quelle: Matthäus 10,34-37 MENG)
Bunte Tischgemeinschaft!?
In so einer bunten Tischgemeinschaft können Vorurteile purzeln – oder die Menschen purzeln mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer, wo es am tiefsten ist. Nur weil sie eine nicht christliche Weltanschauung öffentlich vertreten.
Frau Eicherts zu ihren Gunsten verzerrte Jesus-Darstellung lässt sich mit einer quasi beliebigen Zahl von Bibelstellen problemlos widerlegen. An dieser Stelle nur ein Beispiel:
- Weiter sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Es kann nicht anders sein, als daß Ärgernisse kommen; wehe aber dem, durch den sie kommen!
- Es wäre besser für ihn, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gelegt und er ins Meer geworfen wäre, als daß er für einen von diesen geringen Leuten zum Ärgernis wird. –
(Quelle: Lukas 17,1-2 MENG)
Den Kontakt und das Gespräch mit Außenseitern suchte der biblische Jesus ausschließlich zu dem Zweck, Leute zu seinem Glauben zu bekehren. Und/oder, mit Zaubertricks seine angebliche göttliche Macht und Überlegenheit unter Beweis zu stellen.
Wen als Außenseiter hätte er auch sonst mit seiner Botschaft erreichen sollen? Gut situierte Juden und Römer hatten kein Interesse an den apokalyptischen Wahnvorstellungen eines weiteren Endzeitsektenpredigers.
Spaltung ist das Fundament der meisten monotheistischen Religionen
Die Legende von der illustren Jüngerschar ist ein Plagiat früherer Gottessohn-Legenden. Und sie ergibt durchaus Sinn, wenn man die Perspektive eines Bibelschreibers einnimmt, der seine Religionsmodifikation möglichst vielen Menschen schmackhaft machen wollte. Alle dürfen mitspielen, aber nur, wenn sie sich dem „richtigen“ Gott unterwerfen. Allen anderen droht ewige Höllenfolter.
Monotheistische Religionen im Allgemeinen und die Abrahamitischen im Besonderen zählen zweifellos zu den Konstrukten, die mehr Spaltung verursacht haben und bis heute verursachen als irgendetwas sonst.
Spaltung ist nichts weniger als das Fundament der biblisch-christlichen Lehre: Die Spaltung der gesamten Menschheit in die Gläubigen (=die ingroup, alle, die an den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie glauben, Kinder Gottes, das auserwählte Volk, die, die erlöst werden) und alle anderen (=die outgroup, alle, die an andere oder keine Götter glauben, die Verdammten, die Bösen, die Heiden, die, die in der Hölle landen).
Gegen die zahllosen Beispiele, die seit Beginn des Christentums und bis heute tagtäglich belegen, wie perfekt dieses Glaubenskonstrukt als religiöses Fundament zur Spaltung von Menschen geeignet ist und täglich dazu eingesetzt wird, wirken Frau Eicherts Rettungsversuche wie ein verzweifeltes, fast schon tragik-komisches Kasperletheater:
Die Goldene Regel: Viel älter als Jesus
Jesus provozierte auch gern. Seine Goldene Regel „Was Ihr von anderen erwartet, das tut auch Ihr ihnen“ könnte uns heute doch auch helfen.
Die „Goldene Regel“ ist nicht die Goldene Regel von Jesus. Die ist schon viel älter:
ChatGPT: Vorchristliche Quellen der „Goldenen Regel“
Die Goldene Regel – „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest“ – ist eine ethische Maxime, die in vielen Kulturen und Religionen schon vor dem Christentum existierte. Diese universelle moralische Einsicht findet sich in verschiedenen Formen in zahlreichen alten Zivilisationen und religiösen Traditionen. Hier sind einige Beispiele:
1. Altes Ägypten
In der ägyptischen Maat-Philosophie, die sich auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Ordnung konzentrierte, finden sich Hinweise auf die Goldene Regel. Eine Formulierung, die der Goldenen Regel nahekommt, lautet: „Das, was du hasst, tu nicht einem anderen an.“ Diese ethische Vorstellung war tief im moralischen Denken des alten Ägyptens verankert.
2. Konfuzianismus (China)
Konfuzius (551-479 v. Chr.), ein chinesischer Philosoph, formulierte eine Version der Goldenen Regel, die als „negative“ Form bekannt ist: „Was du selbst nicht wünschst, das tue auch nicht anderen.“ (Analekten 15:23). Dieser Gedanke war zentral für die konfuzianische Ethik und diente dazu, zwischenmenschliche Beziehungen zu regeln.
3. Hinduismus (Indien)
Im Mahabharata, einem der zentralen Epen des Hinduismus (ca. 400 v. Chr. bis 400 n. Chr.), findet sich eine Formulierung der Goldenen Regel: „Dies ist die Summe der Pflicht: Tue nichts anderen, was dir Schmerz bereiten würde, wenn es dir widerfahren würde.“ (Mahabharata, 5.1517).
4. Zoroastrismus (Persien)
Der Zoroastrismus, der im 1. Jahrtausend v. Chr. in Persien entstand, formulierte ebenfalls eine Version der Goldenen Regel. Zoroaster sagte: „Das Gute, das du für dich selbst nicht wünschst, tue es nicht einem anderen.“ Diese Maxime wurde zu einer zentralen moralischen Lehre des Zoroastrismus.
5. Buddhismus (Indien)
Der Buddhismus, gegründet von Siddhartha Gautama (ca. 563-483 v. Chr.), enthält ebenfalls die Goldene Regel in verschiedenen Sutren. In den Udana-Varga-Texten steht: „Verletze andere nicht auf eine Weise, die du selbst als verletzend empfindest.“ Diese Ethik betont Mitgefühl und Achtsamkeit im Umgang mit anderen.
6. Judentum (Naher Osten)
Die Goldene Regel ist auch im Judentum fest verankert, lange vor dem Entstehen des Christentums. Rabbi Hillel (ca. 110 v. Chr. – 10 n. Chr.) sagte: „Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht.“ (Talmud, Schabbat 31a). Diese ethische Maxime wurde zentral in der jüdischen Lehre und Praxis.
7. Griechische Philosophie
Auch in der griechischen Philosophie finden sich ähnliche ethische Prinzipien. Der Philosoph Sokrates (469-399 v. Chr.) soll gesagt haben: „Was dich selbst beleidigt, das tue auch anderen nicht an.“ Zudem enthält Platons „Politeia“ (Der Staat) Diskussionen über Gerechtigkeit und Fairness, die der Goldenen Regel ähneln.
8. Römische Philosophie
In der römischen Philosophie, besonders in den Lehren des Stoizismus, wurde die Idee des universellen Mitgefühls und der Gegenseitigkeit betont. Seneca, ein stoischer Philosoph (4 v. Chr. – 65 n. Chr.), schrieb: „Behandle deine Untergebenen so, wie du von deinen Vorgesetzten behandelt werden möchtest.“
9. Daoismus (China)
In den Lehren des Daoismus, insbesondere von Laozi und Zhuangzi, wird die Vorstellung von Harmonie und Gegenseitigkeit betont. Es heißt im Dao De Jing: „Die Güte des Weisen ist wie das Wasser, das allen Wesen dient und nicht streitet.“ Dies impliziert ein Verhalten des Mitgefühls und der Gegenseitigkeit.
Fazit:
Die Goldene Regel ist eine universelle ethische Idee, die sich unabhängig in vielen Kulturen und Religionen entwickelte. Sie ist ein grundlegendes Prinzip menschlichen Miteinanders, das über Zeit, Ort und Religion hinweg gültig ist. Schon lange vor dem Christentum prägte sie das ethische Denken in Zivilisationen auf der ganzen Welt.
Statt Frau Eichert auf den Leim zu gehen und ihr ihren ethisch vorbildlichen biblischen Gottessohn abzukaufen, sei die Lektüre des Buches „Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns“ von Heinz-Werner Kubitza einmal mehr wärmstens zur Lektüre empfohlen.
„Die Zielperspektive seiner Ethik war in erster Linie Gott und erst in zweiter Linie der Mensch.“
(ebenda, Kapitel: Defizite der Lehre Jesu, Seite 157)
Ausführlichere Zitate aus diesem Buch zu diesem Thema sind in etlichen Beiträgen auf AWQ.DE zu finden.
Wenn Religiöse über Lüge reden…
Wenn Du Hilfe erwartest, dann fang an, anderen zu helfen. Oder: Wenn Du nicht belogen werden willst, dann lüge nicht. Selbst tun, was man von anderen erwartet. Das kann die Spirale der Eskalation durchbrechen.
Frau Eichert ist wahrscheinlich fest davon überzeugt, dass sie anderen hilft, wenn sie sie zum Glauben verführt.
Indem Gottesgläubige Menschen so tun, als sei ihr geglaubter Gott eine reale Größe, die ins irdische Geschehen eingreift oder dieses gar nach ihren göttlichen Plänen gestaltet, belügen sie sich und andere.
Auch die einseitig verzerrende Auswahl von Bibelstellen oder die diesmal wieder präsentierte verkitschte Darstellung des biblischen Gottessohns kann als Lüge bezeichnet werden. Ebenso der obligatorische „gesegnete Sonntag“, weil ein Segen ja das Vorhandensein und Eingreifen des jeweils um Segen gebetenen Götterwesens voraussetzt.
Gottgläubige wollen belogen werden, sonst hätten sie ja nichts zu glauben
Gottgläubige wollen belogen werden, denn sonst hätten sie ja nichts zu glauben. Und solange noch Nachfrage besteht, gibt es auch Anbieter, die diese Nachfrage bedienen.
Dagegen ist grundsätzlich freilich nichts einzuwenden: Religiöse Glaubensverkündiger sind beileibe nicht die einzigen, die die Nachfrage nach wohlig-kuscheliger Unwahrheit befriedigen. Allerdings kommen andere Anbieter für ihre Marketing-Ausgaben selbst auf.
Sie erhalten keine Millionenschwere staatliche Subventionierung und Sonderprivilegierungen wie zum Beispiel Exklusiv-Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und damit auf Kosten der Allgemeinheit.
Dass es den Kirchen hierzulande trotz ihrer beispiellosen Wettbewerbsvorteile nicht gelingt, die rasant sinkende Nachfrage nach ihren Phantasieprodukten wenigstens etwas hinauszuzögern, kann als Indiz dafür gelten, dass religiöse Heilsversprechen, ähnlich wie zuvor schon die Höllendrohungen, einfach für immer mehr Menschen völlig irrelevant geworden sind.
Überall, wo das Christentum versucht, mit der Zeit zu gehen, verschwindet es zusehends in der Bedeutungslosigkeit. Weil es selbst nichts Brauchbares beizutragen hat. Und umgekehrt breitet sich das Christentum genau dort am schnellsten aus, wo es als religiöse Begründung und Legitimierung für Spaltung instrumentalisiert wird.
Jesus – auf Krawall gebürstet
Krawall – konnte Jesus aber auch. Im Tempel warf er die Tische der Händler um, denn aus dem Gebetshaus war eine Markthalle geworden. Er nannte Heuchler beim Namen. Dabei ist er auch an seine Grenzen gekommen. Verreckte am Kreuz. Gescheitert? Also doch kein gutes Beispiel für die Überwindung von Spaltungen?
Pejorative, also bewusst derbe Vulgär-Begriffe wie „verrecken“ kommen bei Berufsverkündigern wie Frau Eichert immer dann zum Einsatz, wenn sie ihren Gottessohn als einen ganz gewöhnlichen „Mensch wie du und ich“ aussehen lassen möchten.
Den Foltertod eines Menschen abwertend als „verrecken“ zu bezeichnen halte ich generell für verachtenswert – und zwar bzw. erst recht auch dann, wenn solche Begriffe gezielt als sprachliches Stilmittel eingesetzt werden, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen. Für Frau Eichert offenbar kein Problem – nur der Effekt zählt, da heiligt der Zweck die Mittel.
Jesus hatte sich geirrt
Der biblische Jesus scheiterte nicht durch seinen Foltertod am Kreuz. Der war ja genau so von seinem Vater zu dessen Zwecken beabsichtigt und veranlasst worden (Johannes 3,16).
Vielmehr scheiterte Jesus durch seinen Irrtum, das Ende der Welt und das damit verbundene „Jüngste Gericht“ seines Gottes stünde unmittelbar bevor. Er scheiterte daran, dass er sich schon beim vermeintlichen Grund für seine ganzen missionarischen Tätigkeiten gründlich geirrt hatte.
Anders als für ihn hatte und hat sein Irrtum fatale Folgen für seine Nachwelt – bis heute.
Doch – wenn ich auf das größere Ganze sehe. Auch Auferstehung mitdenke. Jesus hat den Spalt zwischen Tod und Leben überwunden. Für mich ist er das beste Beispiel dafür, wie Streitbarkeit um der Liebe willen aussehen kann. Liebe zu allen Menschen. Weil alle das Recht haben, ernst genommen und respektvoll behandelt zu werden.
Was muss mit dem moralischen Kompass von Menschen passiert sein, die eine göttlich verursachte (wenn auch nur vorübergehende) Todesfolterung als Menschenopfer zur eigenen, göttlichen Befriedigung ganz selbstverständlich als Ausdruck von Liebe empfinden? Das schafft – religiöser Glaube.
…aber ich liebe euch doch alle!
Laut biblischer Beschreibung lieben weder Jesus, noch die beiden anderen Drittel des christlichen Monogottes alle Menschen. Als Pastoralreferentin muss Frau Lissy Eichert das wissen – und trotzdem behauptet sie es einfach. Wenn du nicht belogen werden willst,…
Der biblische Jesus hatte nur eine Botschaft für die „verlorenen Schafe des Hauses Israel.“ Nur zu diesen schickte er seine Anhänger auf Missionierungstour. Seine Friedensappelle galten nur seinen Anhängern und beruhten auf dem festen Vertrauen darauf, dass sich sein Gott in Kürze höchstpersönlich um eine „ausgleichende Gerechtigkeit“ kümmern würde. Eine Gerechtigkeit, die mit unserem heutigen Verständnis von Gerechtigkeit freilich absolut nichts zu tun hat.
Seiner Zeit und seinem Job als Anführer einer Weltuntergangssekte entsprechend vertrat der biblische Jesus eine aus heutiger Sicht unbrauchbare dualistische Schwarz-Weiß-Ethik. Basierend auf magisch-mythologischen Vorstellungen und auf den Punkt gebracht in Markus 16,16.
Gott liebt alle Menschen! Wirklich?
Zu suggerieren, der Bibelgott würde alle Menschen lieben, ist an Zynismus, Ignoranz und/oder Arroganz nicht zu überbieten:
Ihren Jesus lassen die Bibelschreiber in zahllosen Gleichnissen anschaulich darstellen, wie Menschen, die sich nicht seinem Gott unterwerfen, von diesem wie Unkraut ausgerissen und im ewigen Feuerofen verbrannt werden.
Das dritte göttliche Drittel, der „heilige Geist“ kommt immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, Menschen oder andere Wesen dazu anzustiften, andere Menschen mit Plagen zu quälen oder gleich ganz zu eliminieren.
Und der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie behandelt eben nicht alle Menschen respektvoll. Seine angebliche Liebe ist in Wirklichkeit eine klassische Erpressung: Unterwirf dich mir vollständig, dann bewahre ich dich vielleicht vor dem, was ich dir antue, wenn du es nicht tust.
Gemäß des „Wort Gottes“ liebt keines der drei Drittel des biblisch-christlichen Monogottes alle Menschen. Wenn du nicht belogen werden willst, sei kein Christ.
Fazit
Frau Eichert, ich unterstelle Ihnen keine bösen Absichten. Natürlich begrüße ich ein Engagement für einen fairen Umgang miteinander. Allerdings erweisen Sie dem Projekt „Fairness“ einen Bärendienst, wenn Sie Ihrem Publikum den Bären aufbinden, ausgerechnet der biblische Gottessohn sei ein, wenn nicht gar das Vorbild für ethisch richtiges und mitmenschliches Verhalten schlechthin.
Einmal mehr sind es ausgerechnet die Glaubensaspekte, mit denen Sie Ihre Glaubwürdigkeit in der Sache, um die es bei Ihnen vordergründig zu gehen scheint zunichte machen.
Ein Ausstieg ist möglich – auch für Berufschristen!
Wer sein einmaliges und einzigartiges Leben wegen einer irgendwann mal getroffenen Entscheidung (oder aus welchen Gründen auch immer jemand den christlichen Glauben angenommen hatte) nicht weiter damit verbringen möchte, Menschen vorzugaukeln, der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie wäre ein „lieber Gott“ und etwas anderes als eine rein menschliche Fiktion, der kann sich jederzeit vertrauensvoll an das Clergy-Project (oder an den deutschsprachigen Ableger) wenden.
Auf der englischsprachigen Seite finden sich bereits viele Beispiele von ehemaligen Berufschristen, die belegen, dass ein Ausstieg möglich ist – selbst dann, wenn dadurch eine berufliche Neuorientierung erforderlich wird.
Hier noch exemplarisch die Story des Ex-Pastors Timmy Gibson. Gibson war 30 Jahre lang (!) als evangelikaler Pastor tätig, bis er schließlich doch noch den Absprung schaffte – dank eines Impulses von außen:
Vielen Dank an Flo für die Empfehlung!
Die Geschichte des Christentums ist von Anfang an eine Geschichte der permanenten Spaltung in immer neue Glaubensrichtungen, Sekten und Kirchen. Auch das Ergebnis ist bekannt: Permanenter Zwist, Krieg, Hass, unermessliches Leid und Brutalität …
Warum genau glaubt Frau Eichert, dass diese Religion in irgendeiner Weise dabei helfen könnte, Spaltungen zu überwinden? Es ist mir völlig rätselhaft, wie man auf so einen abstrusen Einfall kommen kann. Wahrscheinlich war mal wieder akuter Themennotstand beim WzS.
Das ist nun mal das klassische Kuschel-Christentum…
Wie ich schon mal schrieb:
Selbst im aktiven Theologie-Studium wird niemand dazu angehalten, die gesamte Bibel am Stück zu lesen, sondern nur, wie bestimmte Passagen rhetorisch massenkompatibel misbraucht werden können.
Und dann kommen die Gläubigen in Scharen daher und schreien: „Du kannst dieses und jenes nicht aus dem Kontext reissen!“
Total absurd das Ganze!
P.S.:
Marc,
Es freut mich, dass Du meinen Link hier weiter verbreitest und sogar das ganze Video auf AWQ gestellt hast.
Ich und viele andere haben Dir zu danken, für deinen unermüdlichen Kampf gegen den Irrsinn der Religion, für die Befreiung des Geistes, für eine aufgeklärte und somit bessere Welt!
Ich kanns nicht laut genug sagen: Einfach nur DANKE dafür!!!
Ich fasse es nicht,
gerade die eigene Sekte von Frau Eichert ist eines der Paradebeispiele für Spaltung. Man denke nur an die Teilung in katholisch und evangelisch, von den Dutzenden anderen Abspaltungen ganz zu schweigen. Die sind nicht einmal in der Lage, gemeinsam ihre Jesus Chips zu essen.
Angesichts des Krieges in Gaza (um nur einen Schauplatz der friedlichen und einenden Religionen zu nennen) ist es geradezu widerlich und absurd, über die einende Wirkung von Religion zu fabulieren.
Wie besoffen von Religion und wie weit fern der Realität muss man sein, um solchen sinnbefreiten Blödsinn zu schwafeln? Aber wir nehmen mal zugunsten von Frau Eichert an, dass das nur ein Verkaufsgespräch für Religion im Sinne eines windigen Gebrauchtwagenhändlers war.
Andreas Edmüller hat völlig recht.
Die Einlassungen von Frau Eichert sind von vorne bis hinten erlogen!
Schon allein die Aufzählung der sog. Aussenseiter, mit denen Jesus so verständnisvoll umgegangen sein soll, ist mitnichten ein Beweis für Harmonie und Verständnis, denn das waren alles Leute, die zu „guter“ Letzt Jesus mit seiner Botschaft auf den Leim gegangen sind.
Die, die das nicht taten, verfluchte er und demonstrierte seine Verachtung diesen gegenüber damit, dass er sie umgehend verliess und den heidnischen Staub von seinen Füssen schüttelte. So jedenfalls empfahl er es seinen Jüngern. Und es besteht kein Zweifel, dass er das selbst auch so handhabte.
Also war sein Ziel einzig und allein die Missionierung, nicht die Barmherzigkeit, nicht etwa die Anprangerung des Ausgegrenztseins und der Diskriminierung der Aufgesuchten.
Das war dem sch…egal. Es war der bodycount, der ihm wichtig war.
Nur war es natürlich einfacher, arme, ungebildete, zurückgesetzte oder versklavte Menschen zu ködern und denen ewige Gerechtigkeit und ewiges Superleben im Jenseits vorzugaukeln.
Wenn Frau Eichert ehrlich zu sich selbst und ihrer Zuhörerschaft wäre, würde sie ihren Sermon in den Mülleimer werfen und den Mund halten.
Oder ketzerisch vom Spaltpilz Religion erzählen – allerdings dann sicher in einem anderen Fernsehformat. 😉
Und sie müsste noch nicht einmal weder ihre geliebte Bibel noch die Ergüsse der alten Kirchenväter verlassen, denn diese zeugen nicht nur von Abweisungen und Ausgrenzungen von Nichtgläubigen, sondern auch von i n n e r e n Streitigkeiten und Abspaltungen schon in den Anfangsjahren der neuen Religion, siehe Apostelgeschichte, Briefe, dann etwas später die ersten Konzile, das Arianerproblem, das Gnostikerproblem, etc.
Die haben sich schon von Anfang an in den Haaren gelegen und sich gegenseitig zur Sau gemacht.
Also Frau Eichert: Nochmal die Bibel und die alten Kirchenväter lesen, dann aber kritisch und vollständig, nicht nur die Rosinen picken.
Vielleicht wäre das der Beginn einer neuen Karriere. 😉
Es gibt eine sehr nützliche Methode, um Spaltung zu überwinden. Leider ist sie sehr unbeliebt: Fakten.
Wenn man die Fakten untersucht hat, kann man sich zwar immer noch um die Bewertung zu streiten. Aber immerhin driftet man nicht so weit auseinander, dass die eine Seite überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann, was die andere Seite überhaupt will.
Es ist nicht wahr, dass sich niemand mit den wütenden Wählern der Protestparteien unterhalten hätte. Aber sie sagen entweder gar nichts, oder sie brüllen einen solchen Blödsinn ins Mikrofon, dass man sich fragt, wie erwachsene Menschen so ein dummes Zeug reden können.
Manche Spaltungen sind unüberwindlich. Eine dieser Stories aus Telegram geht so: In einem weit verzweigten Tunnelnetz zwischen Europa und den USA trinken Bösewichte literweise Kinderblut, um sich damit zu verjüngen. — Wer sowas glaubt, den holt man nicht mehr aus seiner Wahnwelt zurück, indem man sehr nett zu ihm ist.
Eine andere Story geht so: Ein Zimmermann aus Galiläa sei in Wahrheit der Sohn eines Gottes, zu dem er identisch ist; er sei außerdem von einer Jungfrau geboren, damit er unsere Sünden bezahlt; man musste ihn ans Kreuz schlagen, damit er stirbt, und damit er allen beweisen kann, dass er es überlebt; und anschließend ist er in den Himmel geflogen und lebt dort seitdem; und er liest unsere Gedanken. Man kann ihn nicht sehen, aber man kann ihn mit einem lateinischen Vers in ein Stück Brot verwandeln und essen. — Wer sowas glaubt, den holt man nicht mehr aus seiner Wahnwelt zurück, indem man sehr nett zu ihm ist.
Glaube ist die falsche Methode. So einfach ist das.
Frau Eichert kümmert sich nicht um Fakten, weil sie ihrem Glauben widersprechen. In den Telegram-Kanälen der Wutbürger kümmert man sich ebenfalls nicht um Fakten. Im Gegenteil, die Leute dort werden umso wütender, je geduldiger man ihnen die Fakten erklären will. In diesem Punkt sind sich Wutbürger und Religiöse sehr ähnlich. Man merkt sehr schnell: Es bringt nichts, mit ihnen zu diskutieren. Man kann nur Fakten verfügbar machen, in der Hoffnung, dass jemand mal darüber stolpert. Und man kann das Argumentieren vorexerzieren, in der Hoffnung, dass jemand den Zusammenhang zu seinen eigenen Thesen bemerkt.
Danke für den guten Artikel!
Stimmt genau, lieber Jörn,
nur ist es so, dass es aus Sicht gläubiger Menschen keine bessere Möglichkeit gibt, sie zu beleidigen, als ihre Glaubensvorstellungen mit der Realität oder Fakten ad absurdum zu führen.
In faktenbasierten Diskussionen mit Gläubigen höre ich immer denselben Schlusssatz:
Ich glaube aber trotzdem!
Mein Ansatz wäre, die religiösen Vorstellungen bei Diskussionen ins Lächerliche zu ziehen. Damit vermeidet man, dem Gesprächspartner Relevanz zu verleihen, und Humor kann man eigentlich nicht widersprechen.
Es gibt genau zwei Dinge die religiösen Vorstellungen ad absurdum führen:
1. Fakten
2. Humor
Was gibt es für einen klareren Beleg dafür, dass Jesus in der sogenannten Heiligen Schrift als extremer Spalter geschildert wird als dieses Matthäus 10,34-37 ? Dass Fr. Eichert das ignoriert, ist schlicht frechster Betrug.
„…Jesus. Übrigens auch Handwerker. Zimmermann. Wie ist er mit Spaltungen umgegangen?“ Ich vermute, er hat dafür eine Axt verwendet…
Dieses Handwerk hat sich auch der „Hl. Bonifatius“ zum Vorbild genommen, als er die Donareiche mit der Axt platt gemacht hat. 😉