Schmuggler der Hoffnung – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Conrad Krannich, veröffentlicht von ARD/daserste.de am 04.01.2025
Darum geht es
Pfarrer Kranich erzählt von drei Weisen auf Reisen und verschweigt, worin die christliche Hoffnung laut Bibel besteht. Und eigentlich gehts um das Kindermissionswerk Sternsinger.Mit dem evangelischen Pfarrer Conrad Krannich aus Halle steht heute ein weiterer neuer TV-Prediger erstmals vor der Kamera des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, um im „Wort zum Sonntag“ Reklame für die Sternsinger-Aktion des Kindermissionswerks zu machen.
Zum Einstieg lässt er – wen kann’s erstaunen – die drei Weisen aus dem biblisch-christlichen Legendenschatz antreten.
Die drei Weisen auf Reisen
Dass die, wie so vieles andere auch, nicht genuin biblisch sind, dürfte inzwischen ja allgemein bekannt sein.
Für alle, die diese Geschichte trotzdem noch für wahr und/oder exklusiv biblisch halten, hier eine kurze Übersicht:
ChatGPT: In welchen Gottessohnlegenden außer der Biblischen kommen Weise aus dem Morgenland vor?
Die Idee von weisen Männern aus dem Morgenland, die einem göttlichen Kind huldigen, ist nicht auf die christliche Tradition der „Weisen aus dem Morgenland“ (Matthäus 2,1-12) beschränkt. Ähnliche Motive tauchen in verschiedenen Kulturen und Mythen auf, wenn auch in abgewandelter Form. Hier einige Beispiele:
1. Buddhismus: Die Geburt von Siddhartha Gautama (Buddha)
- Bei der Geburt des Buddha wird berichtet, dass weise Männer und Himmelswesen seine Geburt vorhersahen und sich versammelten, um das Kind zu ehren. Sie erkannten in ihm einen zukünftigen Erleuchteten. Zwar gibt es keine „Weisen aus dem Osten“, doch der Besuch heiliger Persönlichkeiten ist vergleichbar.
2. Persische Tradition: Der Zarathustra-Mythos
- In der zoroastrischen Tradition soll bei der Geburt Zarathustras ein himmlisches Licht erschienen sein, das von Weisen als Zeichen seines göttlichen Ursprungs interpretiert wurde. Diese Weisen spielen eine Rolle bei der Anerkennung seines prophetischen Status.
3. Ägyptische Mythologie: Geburt des Horus
- Horus, der Sohn von Isis und Osiris, wurde als göttliches Kind angesehen. Seine Geburt war von Prophezeiungen und besonderen Zeichen begleitet. Weise oder Priester aus der ägyptischen Tradition spielen oft eine Rolle in solchen mythischen Erzählungen.
4. Indische Mythologie: Krishna
- Die Geburt Krishnas wird von Prophezeiungen begleitet, die ihn als Retter darstellen. Obwohl keine Weisen aus dem Osten erwähnt werden, kommen Hirten und Göttliche, um ihn zu ehren. Die Parallelen zu einem göttlichen Kind sind deutlich.
5. Griechisch-Römische Mythologie: Apollon und Dionysos
- In einigen Legenden um Apollon und Dionysos wird von weisen Sehern berichtet, die ihre göttliche Abstammung erkannten. Besonders die Orakelpriester und Priesterinnen hatten die Aufgabe, göttliche Kinder zu deuten und zu ehren.
6. Hinduismus: Rama und die Rishis
- Rama, eine Inkarnation Vishnus, wird von weisen Rishis (heiligen Männern) anerkannt. Sie suchen seine Hilfe oder huldigen ihm aufgrund seiner göttlichen Herkunft.
7. Manichäismus: Mani
- Der Religionsgründer Mani, dessen Lehren Elemente aus Christentum, Zoroastrismus und Buddhismus verbinden, wird in einigen Berichten als göttliches Kind beschrieben, das von Weisen oder Himmelswesen erkannt wird.
Vergleichende Motive:
- Himmlisches Zeichen: Die Erscheinung eines Sterns oder eines anderen himmlischen Zeichens als Hinweis auf die Geburt eines besonderen Kindes (z. B. bei Zarathustra und Jesus).
- Prophezeiung: Die Ankunft eines Weisen oder Propheten, der die Geburt eines göttlichen Kindes vorhersagt (ähnlich wie Simeon im Tempel für Jesus im Lukas-Evangelium).
- Huldigung: Respekt und Gaben von Weisen, Hirten oder Göttern für das Kind, das als Retter oder Prophet erkannt wird.
Die Weisen aus dem Morgenland in der christlichen Tradition stehen also in einer langen Reihe von Mythen, in denen göttliche Kinder von weisen Männern, Priestern oder Göttern anerkannt werden.
Ob ihre Geschichten geschichtlich belegt oder frei erfunden sind, spielt für Berufsglaubensverkünder freilich keine Rolle. Ihnen geht es ja nicht um Historizität, sondern um – um wieder mal mit Bruce Darnell zu sprechen: Gefuhle, Gefuhle, Gefuhle.
Diesmal um das Gefühl der Hoffnung:
Lose-Lose-Situation
In einem Stall finden und bestaunen sie das wenige Tage alte Jesuskind. Sie spüren: Hier berühren sich Himmel und Erde. Die Hoffnung für diese Welt braucht keinen Pomp und kein Gebrüll.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Schmuggler der Hoffnung – Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Conrad Krannich, veröffentlicht von ARD/daserste.de am 04.01.2025)
Dafür, dass dieser Halbgott nichts weniger als die Hoffnung für diese Welt sein soll, haben seine Nachfolger bis heute schon so viel Unrecht, Leid und Elend verursacht, dass die Hoffnung vielmehr nur darin bestehen kann, dass auch die christliche endlich genauso in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sein möge wie zahllose andere Religionen, an deren Götter heute niemand mehr glaubt.
Die EKD, aber auch die katholische Kirche Deutschlands leisten hier – jede auf ihre Weise – die wertvollsten Beiträge selbst: Das Unterschlagen der theologischen Grundlagen macht das christliche Glaubenskonstrukt zwar oberflächlich betrachtet leichter konsumierbar, hat allerdings zur Folge, dass es sich nicht mehr von einer nicht-religiösen Sichtweise unterscheiden lässt.
Und umgekehrt sind die christlichen Fundamentalisten, also jene, die die Fundamente ihres Glaubens nicht verheimlichen, sondern propagieren sogar ihren eigenen gemäßigten Glaubensbrüdern und -schwestern suspekt.
Bedeutungslosigkeit oder Fundamentalismus: Eine klassische Lose-Lose-Situation.
Schmuggler der Hoffnung: Welche Hoffnung?
In altbekannter Wort-zum-Sonntag-Manier verzichtet auch Pfarrer Krannich darauf, sein Publikum darüber aufzuklären, worin denn diese Hoffnung nun konkret bestehen soll. Als das, worum es im Christentum eigentlich im Kern geht.
Nämlich genau um das, was exklusiv den Anhängern dieses Gottes in Aussicht gestellt wird: Die Option einer Erlösung von dem, was der liebe, aber auch psychopathisch-narzisstisch beschriebene Gott allen anderen Menschen androht: Zeitlich unbegrenzte psychische und physische Dauerfolter mit Höllenqualen bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Vergebung.
Das ist die „frohe Botschaft“ ihres Glaubens. Darauf dürfen sie hoffen, die Christen.
Und das auch nur deshalb, weil sich der biblische Gottessohn als temporäres Menschenopfer zur Besänftigung des lieben Gottes zur Verfügung gestellt hatte. Ob der das auch so gesehen hätte, bleibt fraglich.
Statt sein christliches Publikum mit der Absurdität seines Glaubens zu konfrontieren, belässt Herr Krannich es dabei, bewusst abstrakt einfach nur über „die Hoffnung“, bzw. „unsere kleine Hoffnung“ zu sprechen:
Und noch etwas verstehen sie: Die Hoffnung ist gefährdet. Wir müssen die Hände über unsere kleine Hoffnung halten, sie hüten und pflegen und großziehen. Das wird Jahrzehnte brauchen und einen langen Atem. König Herodes erlässt den Befehl, alle neugeborenen Jungs zu töten, um die Hoffnung im Keim zu ersticken.
…die Hoffnung, die, wie gerade schon geschrieben und wohlgemerkt darin besteht, dass nicht König Herodes, sondern später der liebe Gott persönlich seinen bis dahin nicht mehr neu- aber immerhin eingeborenen Jungen töten lässt.
Weil er nur so und nicht anders die Hoffnung seiner Anhänger erfüllen kann. Wat mutt, dat mutt. Allmacht und Allgüte hin oder her.
Nicht ans Messer ausgeliefert, sondern ans Kreuz
Die drei Weisen nehmen dann einen anderen Heimweg. Sie liefern die Hoffnung nicht ans Messer.
Ganz schön weise, diese drei Reise-Weisen!
Und indem sie die Hoffnung nicht ans Messer lieferten, blieb diese für ihre eigentliche göttliche Bestimmung erhalten: Um später in Form eines empfindungsfähigen Lebewesens am Kreuz vorübergehend zu Tode gefoltert werden zu können. Als göttlicher Liebesbeweis für dessen Anhänger.
Es ist mir unbegreiflich, wie man es als ansonsten ja vermutlich überwiegend rational denkender Erwachsener im 21. Jahrhundert schafft, solche Aspekte einfach komplett auszublenden. Um sich selbst (und in diesem Fall auch dem ARD-Publikum) eine Hoffnung vorgaukeln zu können, die keine ist. Und dann auch noch selbst darauf reinzufallen…
Wie ihre Hoffnung auf Menschen wirkt, die nicht an ihren Gott glauben, können Christen versuchen nachzuvollziehen, indem sie mal kurz einen Perspektivwechsel vornehmen. Hierzu empfehlen wir unsere Online-Projekte wenigerglauben.de und godbye.de.
Heilig, heilig, heilig
Und Maria und Josef, die fliehen mit ihrem Kind Jesus vor dem Terrorapparat des bösen Königs. Sie finden Schutz in der Fremde, bis sich die Zeiten ändern. Denn: Am Ende sterben auch die bösen Könige. Wohl denen, die die Hoffnung nicht aufgeben.
Wir nennen die drei Weisen heilig. Denn sie trauen der Hoffnung alles zu.
Eine, wie ich finde interessante Definition für „heilig.“
Entlarvt sie doch genau das, was Glauben im religiösen Sinn kennzeichnet: Einer Hoffnung alles zuzutrauen ist ja das genaue Gegenteil von „ein Hoffnungsversprechen kritisch auf Plausibilität, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit hin prüfen.“ Also des Vorgehens, das man von weisen Menschen eigentlich erwarten würde.
Das Verschweigen des Umstandes, dass das biblisch-christliche Heilsversprechen in der abstrusen hoffnungsvollen Illusion besteht, Gott würde ein gottgefälliges, unterwürfiges Leben möglicherweise in Form einer Verschonung vor seiner göttlichen Höllenstrafe belohnen, zeugt von der altbekannten Ignoranz und/oder Arroganz von Berufschristen.
Reale Hoffnung
Statt sich mit dem zugrundeliegenden biblischen Belohnungs-Bestrafungskonzept oder solch grotesken wie unmenschlichen Konstrukten wie dem der „Erbsünde“ oder des „Sühnetodes am Kreuz“ zu befassen – also mit Aspekten, die für das christliche Glaubenskonstrukt von fundamentaler Bedeutung sind! – schwenkt Herr Pfarrer lieber schnell zu einer realen Hoffnung um, wohl um seine gerade dargelegte fiktive Hoffnung weniger absurd aussehen zu lassen:
Es war noch im letzten Jahr, da wurde eine Frau in Syrien interviewt, kurz nachdem der böse Herrscher aus ihrem Land geflohen war. „Wir haben gewonnen“, sagt die Frau der Journalistin. „Wir haben gewonnen, in dem Moment, als wir gesagt haben: Los, lasst uns was ändern. Das war vor vielen Jahren […] Wir haben einen hohen Preis bezahlt: Blut, Schweiß, Tränen. Und nun sind wir hier.“
An diese Worte denke ich seitdem täglich. So viel Kraft steckt da drin und so viel leidgeprüfte Hoffnung. Auch wenn ich befürchte, dass sich andere wieder als Herrscher aufschwingen werden.
Herrscher, die ihren Machtanspruch womit legitimieren? Richtig: Mit ihrem vermeintlich göttlichen Auftrag, einen Gottesstaat zu errichten. Mit göttlicher Unterstützung und ihrem Gott zur Ehr‘.
Am Beispiel des Christentums lässt sich nachvollziehen, wieviel Blut, Schweiß, Tränen und Menschenleben es kostete, bis Herrscher mit religiös begründetem Machtanspruch und deren klerikale Erfüllungsgehilfen zumindest vorübergehend und vorläufig umfangreich genug überwunden waren, um eine friedliche und freiheitliche Gesellschaftsordnung aushandeln und etablieren zu können.
Die geschätzte Leserschaft möge selbst überprüfen, in wie vielen Fällen, in denen heute Friede und Freiheit bedroht sind, religiöse und vergleichbare politische Ideologien – zumeist im engen Schulterschluss – im Spiel sind.
Welche Hoffnung genau meinten Sie nochmal, Herr Krannich…?
Die drei Schmuggler aus dem Morgenland
Wir kommen nicht um die finsteren Zeiten herum, aber wir kommen durch– das glaube ich, darauf vertrau‘ ich. Alles ist möglich denen, die die Hand über ihre Hoffnung halten, die die Hoffnung vorbeischmuggeln an den bösen Königen ohne Mitgefühl.
Was ist denn mit dem Mitgefühl des Bibelgottes für seinen humanoiden Stiefsohn? Oder für alle empfindungsfähigen Lebewesen, die dieser Gott im Zorneswahn mal eben ersäuft haben soll? Für die vielen tausend Feinde, an denen er die Vernichtungsweihe vollstreckt hatte oder den Auftrag dazu gegeben haben soll?
Diesen Gott schmuggeln Sie vorbei, Herr Krannich! Vorbei an Ihrem theologischen Wissen über die biblische Mythologie. Und vorbei am Glaubensverständnis Ihres Publikums.
Und nochmal: Worauf hoffen denn jene, die die Hand über ihre Hoffnung halten? Dass statt eines Gottesstaates irgendwann das biblische „Reich Gottes“ auf Erden errichtet sein möge? Also auf eine Fortsetzung der Kriminalgeschichte des Christentums?
Oder meinen Sie eigentlich doch die „Hoffnung Mensch“? Dann instrumentalisieren Sie diese Hoffnung gefälligst nicht, um Reklame für den Glauben zu machen, mit dessen Verbreitung Sie Ihre Brötchen verdienen und dessen Kirche viele Jahrhunderte lang alle Macht der Welt hatte, um seine Glaubwürdigkeit als Hoffnungsquelle unter Beweis zu stellen!
Für die vermutlich von allen Menschen gehegte Hoffnung, dass die Welt im Diesseits friedlicher, fairer und gesünder werden möge, spielen Ihre aufs Jenseits bezogenen Hoffnungsfiktionen keine Rolle. Da müssen die Menschen schon selber ran.
Sternsinger: Wenn der reichste Konzern der Welt Kinder zum Betteln schickt
Die drei Weisen von damals haben kleine Nachfolger: die Sternsinger. Sie drehen gerade ihre Runden durch unsere Straßen.
Die Sternsinger erinnern mich Menschen in den trüben Wochen daran, dass die Zeichen der Zeit immer auch auf Hoffnung stehen. Und sie freuen sich, auch Ihr Haus oder Ihre Werkstatt zu segnen für die Zeit, die kommt. Es kann sich alles ändern. Auch zum Guten.
Zum Thema Sternsinger [1]“Die Sternsinger“ ist eine vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ e.V., 52064 Aachen eingetragene Wort-Bild-Marke. gab es bereits einige Beiträge auf AWQ.DE.
Deshalb an dieser Stelle nur zwei Folgen aus dem MGEN-Podcast:
Folge 44: Die Sternsinger
„Die Sternsinger“ sind das Kindermissionswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Angeblich verfügt die Organisation über 300.000 Teilnehmer und 90.000 Ehrenamtliche, die im Jahr 2018 knapp 68 Millionen Euro sammelten. Das Geld wird laut Satzung zur „Unterstützung der missionarischen, pastoralen und sozialen Arbeit der katholischen Kirche“ und für die „religiöse, soziale und kulturelle Entwicklung“ von Kindern ausgegeben.
155 Sternsinger: Langjähriger Präsident ist Missbrauchstäter
Elf Jahre lang war Pfarrer Winfried Pilz Präsident des Päpstlichen Kindermissionswerks „Die Sternsinger“. Ihr kennt das: Um den Jahreswechsel herum schickt die reichste Organisation der Welt überall in der Republik Kinder zum Betteln, angeblich für den vielbeschworenen „guten Zweck“. Nun ließ es sich nicht mehr vertuschen: Monsignore Pilz, über Jahre gern gesehener Gast in Kanzler- und Bundespräsidialamt, war gewohnheitsmäßiger Missbrauchtäter. Seit einzelne Taten des Priesters sich nicht mehr verbergen ließen, melden sich mehr und mehr Opfer.
Alle andere: Wie üblich. Das Erzbistum Köln wusste seit Jahren Bescheid, hat die Taten aber verjähren und Pilz in Ehren sterben lassen. Es gab sogar ein (geheimes) Kontaktverbot mit Kindern, ausgesprochen von Kardinal Woelkis Vorgänger in Köln, Kardinal Meisner. A propos Woelki: Ratet, wer eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hat, vom Fall Pilz absolut gar nichts gewusst zu haben! Ratet auch, in wessen Erzbistum immer mehr Details zum Umgang mit Pilz an die Presse durchgestochen werden!
Kommen Sie gut durch die Nacht.
…ohne göttlichen Segen diesmal? …ob DAS mal gut geht…
Fußnoten
↑1 | “Die Sternsinger“ ist eine vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ e.V., 52064 Aachen eingetragene Wort-Bild-Marke. |
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Die 3 Weisen, die die Geburt des Jesus-Kindes (Immanuel? Falschen Stall erwischt?) bezeugen, kann man heute synonym zu den Ergüssen diverser Apologeten sehen:
„Das ist wahr, denn 3 Professoren haben das bezeugt…“
Nur dass diese 3 „Professoren“ sich bei genauerer Betrachtung als Absolventen einer der vielen christlichen Hinterhof-Universitäten/Online-Seminare entpuppen, die nach ein paar Tagen ihre Titel verkaufen und mit Wissenschaft rein garnichts zu tun haben.
Aber weils ja ein „Professor“ gesagt hat, muss es wohl stimmen…
Argumentum ad verecundiam
Die Kirche hat auch immer wieder Missbrauchstäter an der Strafverfolgung vorbeigeschmuggelt und sie sogar finanziell unterstützt: https://www.br.de/nachrichten/bayern/flucht-ins-ausland-kirche-soll-missbrauchstaetern-geholfen-haben,UZBVyME. Das klingt für mich sehr plausibel – mit Naziverbrechern hatten sie das ja auch so gemacht.
Dazu passt Herrn Kranichs moralisch hohles Erbauungsgeschwurbel bestens: „Alles ist möglich denen, die die Hand über ihre Hoffnung halten, die die Hoffnung vorbeischmuggeln an den bösen Königen (AE: Staatsanwälten) ohne Mitgefühl.“
An Stelle des Wortes „Gefühl“ gefällt mir hier das Wort „Gefühligkeit“ im Sinne von Gefühlsduselei besser.
„…Wir müssen die Hände über unsere kleine Hoffnung halten …“ Kitsch as Kitsch can.
Spätestens Luther hat mit seinem „allein aus Gnade“ doch jede Hoffnung „ans Messer geliefert“ !
Was immer man Gutes tut, sagt er damit, ob man in den Himmel kommt, entscheidet der Liebe Gott ganz willkürlich. Abgesehen davon ist es schon schwer genug, durch dieses Nadelör zu kommen, warnt das NT oft genug.
„Terrorapparat des bösen Königs“ könnte direkt aus einem Märchen der Gebrüder Grimm stammen.
Hätte nicht gedacht, dass man das Niveau des WzS noch weiter senken kann, H. Pfarrer Krannich gelingt das mühelos.
Ein Wort zu dem bemühten Vergleich bzw. der Analogie des Herrn Krannich von Assad = Herodes:
Kein arabisches oder muslimisches Land im Nahen Osten war den verschiedenen religiösen Glaubensbekenntnissen gegenüber liberaler eingestellt als der syrische Staat unter Assad. Das betrifft auch das Verhältnis zum Christentum.
Beweis: Sofort nach der Übernahme der Macht durch die Islamisten meldeten sich unsere christlichen Würdenträger zu Wort, um die Befürchtung zu äussern, ob sie auch in Zukunft ihre Religion weiter frei würden ausüben können.
Also nix mit Herodes, dessen angeblicher Kindermord übrigens nirgendwo ausser in der Bibel bezeugt ist, und da auch nur im Matthäus-Evangelium. Selbst Flavius Josephus, der über die jüdische Geschichte zur Zeit des Bibel-Jesus am ausführlichsten berichtet, erwähnt dieses ansonsten doch eigentlich sensationell-katastrophale Ereignis mit keinem Wort.
Ja, und zu der Ermunterung der professionellen Glaubensvertreter an die Schäfchen zur Hoffnung aufs ewige Jungbrunnenleben im Jenseits – denn nur das kann letzten Endes gemeint sein – fällt mir immer der Vergleich mit dem Versicherungsvertreter oder Hedgefonds-Manager ein:
Derselbe Mensch, der sich niemals auf die Versprechungen dieser Schönredner und Halsabschneider einlassen würde, hat aber überhaupt keine Skrupel oder Bedenken, noch auf weitaus Abstruseres zu hoffen als auf ein zweifelhaftes Rendite-Versprechen.
Gut, es gibt auch Menschen, die auf die diesseitige Bauernfängerei hereinfallen und sich Land bei Ebbe verkaufen lassen. Aber die meine ich nicht. Ich denke eher an solche, die ansonsten eher kritisch und skeptisch unterwegs sind.
Ich kann mir das nur so erklären, dass die nach wie vor und zu allen Zeiten vorhandene nebulöse Phantasmagorie eines Paradieses mit Frieden und ewiger Gerechtigkeit viele Menschen fasziniert. Das ist auch erst mal halb so wild.
Schlimm wird es erst dann, wenn solche Wunschträume von Leuten eingefangen, ausformuliert und für ihre niederen Zwecke instrumentalisiert werden. Legitimiert ist das dann immer mit einer von irgendwo oben übertragenen göttlichen Voll m a c h t. Und dieser ausgedachte Gott knüpft die Erfüllung dieser Wünsche natürlich an Bedingungen. Und da geht`s dann los mit der Religion. Und da die Menschheit erst seit kurzer Zeit im Vergleich zu ihrer langen Geschichte und auch nur in Teilen freiheitliches, selbstbestimmtes Denken gelernt hat, ist es ein langwieriger Prozess, bis die von tausendjähriger Unterwerfung und geistiger Versklavung geprägten Denkschablonen endgültig überwunden sein werden. Ein grosser Teil der Menschheit – auch in Teilen bei uns – ist noch immer (amts)-autoritätshörig. Das berühmte Milgram-Experiment hat es gezeigt. Und das ist noch nicht sooo lange her.
Das ist der springende Punkt: Der Untertanengeist ist es, der uns immer noch zu schaffen macht. Für die Wunscherfüllung, dem menschlichen Elend zu entkommen, religiös gesprochen: „erlöst zu werden“, ist das Opfer der Unterwerfung nicht zu gross.
Und davon profitiert auch immer noch so ein schlichtes Format wie das WzS, allerdings – „Gott sei Dank“ – mit absteigender Tendenz.
Ach Herr Kranich,
Was machen Sie denn da? Sie plaudern über eine kindlich-naive Geschichte aus dem Paulaner Garten. Was ist mit dem Plot? Wurden Sie in der Redaktion nicht gebrieft?
Na gut, dann mache ich das:
1. Aktuelles Problem aufgreifen, egal wie banal es auch ist.
2. Ein eigenes Erlebnis, gerne auch ein erfundenes (religiöse glauben Ihnen alles), dazu erzählen.
3. Geschichte emotional aufladen (schlimm, schlimm, schlimm, böse, böse, böse).
4. Zuschauer einbinden (…das Problem kennen wir doch alle, da gibt es doch keine zwei Meinungen).
5. Irgendeine, gerne auch völlig verdrehte und phantasievoll ausgeschmückte, annähernd passende Bibelstelle zitieren (keine Angst, keiner schaut nach, wie sie richtig lautet).
6. Lösung anbieten, Christentum ist Inbegriff von Ethik und Moral, die Bibel und die Anbetung des lieben Jesuleins ist die Lösung (VORSICHT Falle! Erwähnen Sie niemals den blutrünstigen Kriegsgott Jahwe, immer schön beim lieben Jesulein bleiben).
7. Gesegneten Sonntag wünschen.
So geht das, Herr Kranich!
Jetzt hab ich doch noch eine Frage:
Drei Weise aus dem Morgenland,
……böse Könige?
Jetzt fehlt noch die Prinzessin, dass Krokodil und die böse Hexe!
Herr Kranich, Ihr Geschichtlein ist schon für Erwachsene gedacht, oder?