Jünger werden – das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Zufriedenheit

Lesezeit: ~ 7 Min.

Jünger werden – das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Zufriedenheit, gesprochen von Stefanie Schardien (ev.), veröffentlicht am 20.7.2019

Anders als der Titel der heutigen Fernsehpredigt suggerieren könnte, geht es diesmal nicht um die Frage, wie man Schäfchen der christlichen Herde wird. Dabei wäre die Auswahl dieses Themas gerade in Anbetracht der gerade veröffentlichten Kirchenaustrittsstatistik 2018 nur allzu verständlich gewesen.

Älter werden und jünger bleiben

Nein. Im heutigen „Wort zum Sonntag“, das offenbar immer mehr zur Plaudersendung mit christlichem Zuckerguss mutiert geht es um die Dauer der Zeitspanne, die Menschen zwischen Geburt und Tod hienieden verbringen.

Wobei, für eine christliche Verkündigungssendung kaum erstaunlich, in diesem Zusammenhang ein Hinweis auf die die biblisch-christliche Fiktion einer gottgegebenen, postmortalen, zeitlich unbegrenzten Nachspielzeit natürlich nicht fehlen darf.

Der größte Teil der Message lässt sich etwa wie folgt zusammenfassen: Altwerden macht nicht unbedingt immer Spaß. Auch Fernsehpfarrerinnen bleiben nicht vor den Begleiterscheinungen verschont, die sich nach und nach einstellen können.

Dann die Sensationsmeldung: Wissenschaftlern sei es gelungen, Versuchspersonen um siebeneinhalb Jahre zu verjüngen.

Würde ich eigentlich zufriedener sein?

Der Vorstellung, dass in Zukunft vielleicht sogar noch eine viel längere Ausdehnung der Lebenszeit möglich sein könnte, kann Frau Schardien zunächst viel Positives abgewinnen. Allerdings malt sie sich auch mögliche Schattenseiten aus:

Und dann habe ich mir das neue Leben weiter vorgestellt: Was, wenn meine Freunde das Medikament ablehnen und vor mir alt werden? Viele von ihnen meinten nämlich gleich: „Um Himmels willen, das würde ich nie nehmen! Willst Du etwa noch länger arbeiten? Wer soll dir denn sonst noch länger Rente zahlen? Oder es würde eben alles noch ungerechter für die jüngeren Generationen.“ Ziemlich viele Fragen. Ich habe mich vor allem gefragt: Würde ich eigentlich zufriedener sein? (Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Jünger werden – Wort zum Sonntag zum Thema Zufriedenheit, gesprochen von Stefanie Schardien (ev.), veröffentlicht am 20.7.2019)

Frau Schardien, wenn Sie sich schon in Anbetracht von ein paar lächerlichen Jährchen Sorgen darum machen, ob Sie dadurch eigentlich zufriedener sein würden, dann frage ich mich und hiermit auch Sie, wie Sie sich dann eigentlich die himmlische Ewigkeit vorstellen, die Anhängern Ihrer Religion in Aussicht gestellt wird?

Ewigkeit! Das ist eine andere Hausnummer als nur ein paar Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte. Oder Jahrmillionen…

[…] Wenn ich jetzt durch Medikamente mehr Jahre geschenkt bekomme, dann bleibt die Frage: Mache ich etwas Wichtiges und Sinnvolles daraus? Reichen mir die Jahre?

Das kommt wohl auf Ihre persönlichen, individuellen Ziele an. Also darauf, was Ihnen wichtig und sinnvoll erscheint.

Lebenserwartung mehr als verdoppelt – dank Wissenschaft

Das gilt freilich auch schon für Ihre „natürliche“ Lebenszeit. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung der Weltbevölkerung von etwa 30 Jahren zum Ende des 19. Jahrhunderts auf mittlerweile mehr als 70 Jahre mehr als verdoppelt hat:

Diese geradezu atemberaubend rapide Steigerung haben wir Menschen zu verdanken, die ihrerseits ihre Lebenszeit und ihre Fähigkeiten vorrangig zur Erforschung der natürlichen Wirklichkeit und ihrer Zusammenhänge verwendet hatten. Menschen, die sich nicht damit abfinden wollten, dass der liebe Gott seine bevorzugte Trockennasenaffenart nun mal in ein irdisches „Jammertal“ hineingeschöpft haben soll. Eine harte Prüfung, um die Glaubensstärke, Duldsamkeit und Frömmigkeit auf die Probe zu stellen.

Sehr lang ist die Liste der großen und kleinen Entdeckungen und Erfindungen in allen möglichen wissenschaftlichen Disziplinen, die direkt oder indirekt dazu beigetragen haben, dass wir schon heute mehr als doppelt so lange leben können als vor 1870. Schon allein die Entdeckung von Bakterien und in der Folge von Antibioticum haben mehr Menschenleben gerettet und verlängert als irgendetwas sonst. Und das seit Anbeginn der Menschheit.

Science. It works, bitches.

Natürlich hatte alles schon viel früher begonnen. Irgendwann muss irgendwer mal aufgehört haben zu glauben. Und angefangen, wissen zu wollen. Immer waren es mit wissenschaftlichen Methoden gewonnene Erkenntnisse, die die Menschheit weitergebracht haben. Selbst dann, wenn diese Erkenntnisse dereinst hauptsächlich in Klöstern oder anderen kirchlichen Einrichtungen gewonnen worden waren.

Nie waren es Gebete, die den nächsten Durchbruch bewirkten.

Wie weit könnte die Menschheit heute sein und wieviel Leid hätte vermieden werden können, wenn der christliche Klerus während der gut 1000 Jahre, in denen er die Macht dazu hatte die Forschung und Entwicklung nicht unterdrückt hätte, sobald er seine unbedingte Deutungshoheit und seinen göttlich legitimierten Machtanspruch gefährdet sah?

Oder auch, wenn sich die ungezählte Schar der Theologen statt in Dauerschleife mit der Interpretation ihrer religiöser Phantasiewelten zum Beispiel mit Philosophie, Psychologie, Soziologie oder beliebigen naturwissenschaftlichen Disziplinen beschäftigt hätten?

Hoffnung auf das ewige Leben

Bei Beerdigungen erzähle ich als Pfarrerin von meiner Hoffnung auf geschenkte Zeit: Ich erzähle von meiner Hoffnung auf das ewige Leben. Davon, dass in der Ewigkeit alle Sehnsüchte nach mehr Leben ein Ziel haben.

Die Azteken opferten dereinst jeden Abend ein Menschenleben. Um den Sonnengott damit dazu zu bewegen, dass er am nächsten Tag wieder erscheinen möge. Und irgendwann hatten sie damit aufgehört.

Frau Schardien, was meinen Sie: Wie lange wird Ihnen Ihr Publikum das christliche Märchen vom ewigen Leben noch abkaufen?

Die Frage, wie Sie sich dieses ewige Leben nach Ihrem Tod konkret vorstellen, hatte ich ja weiter oben schon gestellt. Wenn Sie schon an die Existenz der in der biblischen Mythologie in Aussicht gestellten ewigen himmlischen Herrlichkeit glauben, glauben Sie dann auch das, was in der Bibel darüber berichtet wird?

Und wie gehen Sie mit Ihrem biblischen Wissen um, dass Ihr Gott, während er Sie dereinst ewiglich wegen Ihres Bekenntnisses zu ihm liebt zeitgleich alle, die sich zu Lebzeiten nicht Ihrem Gott unterwerfen wollten genauso ewiglich mit physischen und psychischen Höllenqualen bei vollem Bewusstsein dauerfoltert? Stimmt, da war doch was?

Ganz tief zufrieden. Wirklich, Frau Schardien?

Gerade in Anbetracht dieses Aspektes erscheint die Beschreibung Ihrer Hoffnung höchst unmenschlich, arrogant und egoistisch:

Ich glaube, dass ich im ewigen Leben ganz tief zufrieden sein darf.

Zufriedenheit…von der (hier leider eben gar nicht) tödlichen Langeweile, die eine zeitlich unbegrenzte, wie auch immer geartete Ewigkeit mit sich bringen würde ganz zu schweigen…

Und nicht zu vergessen: Wenn Sie von der biblisch-christlichen Mythologie ausgehen, dann beruht Ihre postmortale himmlische Zufriedenheit ja auf dem Versprechen, dass Ihr Gott alle Un- und Andersgläubigen dauerbestraft. Und zwar wegen ihres Un- oder Andersglaubens. Der gerechte Richter.

Erklären Sie mir doch bitte mal, wie Sie es mit Ihrer intellektuellen Redlichkeit und mit Ihrem Gewissen in Einklang bringen, ausgerechnet aufgrund der biblisch-christlichen Mythologie auf eine ganz tiefe Zufriedenheit nach Ihrem Tod zu hoffen?

Gerade hatten Sie sich noch besorgt gezeigt, weil Sie sich ausmalten, dass Ihre Freunde, die keine Verjüngungsmedikamente nehmen möchten, deshalb früher sterben könnten. Hier geht es um ein paar Jahre oder Jahrzehnte.

Bereitet Ihnen die Vorstellung, dass Ihre Freunde (so Sie denn auch welche ohne oder mit anderem Glauben haben) nicht auf Ihren Dauerzufriedenheitszustand hoffen dürfen denn kein Kopfzerbrechen? Ist Ihnen das furchtbare Schicksal dieser Menschen egal?

Die Schardien-Zufriedenheit-Wohlfühl-Religion

Natürlich ist mir bewusst, dass Sie sich die dunkle, höchst unmenschliche und unmoralische Seite Ihrer Glaubenslehre auch problemlos wegdefinieren können. Ohne dass sich faktisch dadurch irgendetwas ändert. Nur: Sie stehen doch als Sprecherin der christlichen Kirche vor der Kamera? Und nicht als Verkünderin der Schardien-Wohlfühl-Religion™? Nur echt mit der ganz tiefen Zufriedenheit?

Das tröstet mich, und es erinnert mich auch daran, etwas aus den Jahren im Hier und Jetzt zu machen.

Wozu? Laut Ihrer Religion sind Sie ein sündiges, erlösungsbedürftiges Schäfchen. Und das ist keineswegs sarkastisch oder beleidigend gemeint. Sie durchlaufen gerade lediglich eine Prüfung Ihres Glaubens an den Gott, von dem Sie sich die Belohnung für Ihren Glauben erhoffen. Eine Prüfung, anhand derer Ihr Gott dereinst entscheidet, ob es was wird mit Ihrer erhofften ganz tiefen Zufriedenheit.

Oder, für den Fall, dass Sie die biblisch-christliche Höllenvorstellung zur unverfänglich klingenden „Ferne von Gott“ verdünnt haben sollten: Darüber, wie nahe er Sie an sich ranlässt.

Zufriedenheit statt Missionierung

Wenn Sie wirklich an das biblisch-christliche Jenseitskonstrukt glauben, dann müssten Sie doch eigentlich – im Interesse des Wohls Ihrer Mitmenschen! – quasi jede Sekunde Ihrer Lebenszeit für den Versuch nutzen, möglichst alle Menschen eindringlich davon zu überzeugen, sich sofort und vollständig Ihrem Gott zu unterwerfen! Um diese so vor dem furchtbaren Schicksal zu bewahren, das ihnen laut der Religion, an die Sie glauben erwartet. Und an das Sie ja konsequenterweise genauso glauben müssten wie an Ihre „Erlösung.“ Stichwort Nächstenliebe und so…

Ein bisschen Kümmern um Gott, wie Sie es gleich empfehlen werden, reicht da doch sicher nicht, oder?

Wenn ich mir sicher wäre, dass Ihnen ein unvorstellbar grausames Unheil bevor steht und wenn ich außerdem auch wüsste, wie Sie dieses vermeiden können, dann würde ich alles versuchen, Sie das wissen zu lassen. Statt Ihnen vorzuschwärmen, wie gut ich es einmal haben werde, weil mir dieses Unheil erspart bleiben wird. So viel zum Thema Moral…

Aber statt mit allen Mitteln zu missionieren, vergeuden Sie Ihre Sendezeit mit Plaudereien über Belanglosigkeiten, Anekdoten und weichgespülten Schilderungen Ihrer persönlichen ganz tiefen Zufriedenheit, die Sie sich für Sie erhoffen.

Das lässt aus meiner Sicht nur zwei mögliche Schlüsse zu:

Entweder glauben Sie gar nicht wirklich an das, was Sie erzählen. Und es ist Ihnen insgeheim bewusst, dass Sie sich mit dieser Hoffnung selbst etwas in die eigene Tasche lügen. Sie wissen, dass es völlig egal ist, was Sie sich vom biblischen Buffet herauspicken und was nicht. Weil sich das alles ja nur in der menschlichen Phantasie abspielt.

Ihre Hoffnung ist genauso illusorisch und fiktiv wie die Bestrafung, die Sie einfach unter den Teppich kehren.

Oder aber: Das Schicksal Ihrer Mitmenschen ist Ihnen schlicht völlig egal. Zumindest das derer, die nicht Ihren Glauben teilen.

Beide Varianten halte ich für höchst fragwürdig. Um es mal höflich zu formulieren.

Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht

Wie viele Jahre uns auch geschenkt sind: Machen wir was draus. Kümmern wir uns um die wichtigen Dinge im Leben. Kümmern wir uns um unsere Familie, Freunde, Vereine und wenn Sie mit mir dran glauben, auch um Gott.

Der allmächtige, allwissende und allgütige Wetter-Berge-Wüsten-Kriegs-Rache-lieber-Gott Jahwe & Sohn verlangt von Ihnen, dass Sie sich um ihn kümmern? Kann der sich nicht selbst um sich kümmern?

Und nochmal: Wieso verschweigen Sie, was Ihr Gott Menschen androht, die nicht mit Ihnen „dran glauben“?

Oder meinten Sie mit „dran glauben“ nur den Zeitpunkt Ihres Ablebens? Und dass es reicht, wenn man sich erst dann um Ihren Gott kümmert?

Klar: Wenn niemand mehr an sie glaubt, verschwinden Götter in der Bedeutungslosigkeit.

Dass es zur inneren Zufriedenheit beitragen kann, wenn man sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um seine Mitlebewesen kümmert, ist wohl eine Binsenweiseit, findet aber indes meine volle Zustimmung. Götter mögen sich jedoch bitte selbst um sich kümmern. Wozu ist man schließlich allmächtig?

Bei Licht betrachtet: Mehr Fragen als Antworten

Wiedermal werfen Ihre Ideen schon bei oberflächlicher kritischer Betrachtung viel mehr Fragen auf, als dass sie irgendetwas Sinnvolles, vernünftigerweise Nachvollziehbares beinhalten würden.

Was Ihre eigentliche Aussage sein soll, kann ich nur vermuten:

Da es unwahrscheinlich ist, zeitlebens (erst recht in einem verlängerten Leben) zufrieden zu sein, sollte man auf eine ganz tiefe Zufriedenheit im ewigen Jenseits hoffen. Dazu muss man lediglich Ihren Gott als einzigen Gott anerkennen. Und dazu kann es nicht schaden, wenn man sich auch ein bisschen um ihn kümmert.

Nebenbei muss man freilich auch noch daran glauben, dass menschliche Persönlichkeiten auch unabhängig von funktionierender menschlichen „Hardware“ existieren können.

Dass dieses Angebot laut biblisch-christlicher Lehre keineswegs so optional ist wie von Ihnen dargestellt, sondern bei Annahmeverweigerung mit unvorstellbar brutaler Bestrafung bewehrt, halten Sie offenbar nicht für erwähnenswert.

Klar: Sie betrifft es ja auch nicht. Sie können sich auf Ihre erhoffte zeitlose Zufriedenheit freuen.

Und einmal mehr empfinde ich es als höchst beglückend und befreiend, frei von Glauben im Allgemeinen und von diesem Glauben im Besonderen zu sein. Gottlos glücklich!

Nach wie vor ungeklärt: Funktionsweise einer Segnung

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Nacht.

Meine geschätzten Leserinnen und Leser mögen mir die ständige Wiederholung dieser Frage verzeihen. Aber es interessiert mich wirklich und ich habe bis heute noch keine aussagekräftige Antwort darauf erhalten:

Frau Schardien, wie stellen Sie sich die Wirkungsweise einer Segnung konkret vor? Meinen Sie ernsthaft, Ihr Gott lässt Menschen besser schlafen, wenn Sie ihnen eine „gesegnete Nacht“ gewünscht haben?

Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach Ihr Gott, den Sie durch die Segnung hier ins Spiel bringen? Oder meinen Sie eigentlich nur: Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, schlafen Sie gut? Wozu dann die Segnung?

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3 Gedanken zu „Jünger werden – das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Zufriedenheit“

  1. Zitat: „Entweder glauben Sie gar nicht wirklich an das, was Sie erzählen.“

    Das ist eine sehr interessante These, die mich verblüfft hat. Vielleicht glaubt die werte Frau Pastorin tatsächlich nicht so fest an das, was sie eigentlich laut ihres Schwurs glauben sollte.

    Ich beobachte häufig (gerade auch beim Wort zum Sonntag), wie absolute Aussagen relativiert und abgeschwächt werden. Man erkennt das an Ich-Aussagen, die im entscheidenden Moment plötzlich subjektiv formuliert werden und nicht objektiv. Die Frau Pastorin spricht nicht über Gottes Gebote oder Versprechungen (die man objektiv nachlesen könnte), sondern über sich selbst.

    Man erkennt es auch an Worten wie „hoffen“ oder „glauben“. Papst Benedikt würde niemals sagen, er „hoffe“, dass es eine Jungfrau Maria gab. Sondern er sagt, dies sei eine objektive historische Tatsache. Er würde auch nicht sagen, dass er an ein Leben nach dem Tod „glaube“, sondern er besteht darauf als Tatsache.

    Ganz anders Frau Schardien. Sie teilt in ihrer Ansprache mit: „Bei Beerdigungen erzähle ich als Pfarrerin von meiner Hoffnung auf geschenkte Zeit: Ich erzähle von meiner Hoffnung auf das ewige Leben.“

    Da ist es wieder. Sie „erzählt“ von sich selbst und ihrer „Hoffnung“. Für mich klingt das ungefähr so, als würde sie sagen wollen: „Ich weiß ja selbst, dass es vermutlich nur ein Märchen ist, aber bitte streitet Euch nicht mit mir, denn ich möchte mir das Märchen erhalten, und ich gebe daher von vornherein zu, dass ich keine Argumente vorbringen kann“.

    Im Grunde hat Frau Schardien nichts anzubieten, was ihre Hoffnung plausibel machen würde. Sie hält sich deswegen mit der Frage der Plausibilität gar nicht erst auf. Und auch nicht mit den Widersprüchen, die sich daraus ergeben. Ich finde, die Rezension entlarvt das sehr gut.

    Eine Sache noch: Dass Frau Schardien sich um die Bezahlung ihrer Rente sorgt, ist nobel. Hier wäre jedoch noch der Hinweis angebracht, dass praktisch der gesamte deutsche Klerus so gut wie nichts in die Rentenkasse einzahlt und sich dennoch einen fürstlichen Lebensabend genehmigt, natürlich auf Kosten der Steuerzahler. Noch nobler wäre es daher, wenn sie dazu beitragen würde, dass sich dies ändert. Sie verdient ja schließlich genug, um für ihre Rente selbst zu sorgen.

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  2. Zitat: „Entweder glauben Sie gar nicht wirklich an das, was Sie erzählen.“

    Dann würde es sich um wissentlichen Betrug handeln, was eine Rückzahlung der Gage und Erstattung der Produktionskosten erfordern würde.
    Leider lässt sich das nicht beweisen.

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  3. Hier ein nettes Fundstück zu Frau Schardien:

    „Und wo haben Sie zuletzt Gott angetroffen?

    Das war erst letzte Woche, in der Trauerhalle auf dem Friedhof. Wenn ich mich nicht getäuscht hab, saß Gott direkt neben der Tochter der Verstorbenen und hatte den Arm um sie gelegt.“

    Kopf -> Tischkante!

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