Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Föllsch Foll daheim“ 2021

Lesezeit: ~ 3 Min.

Statt den Karneval als heidnisches und/oder potentiell „sündiges“ Treiben zu verteufeln, ist man kirchlicherseits dazu übergegangen, mit den Karnevalisten anzubandeln.

Cartoon: Rolf Heinrich
Cartoon: Rolf Heinrich

Es ist wohl nicht nur das gemeinsame Faible für witzige Verkleidungen und lustige Kopfbedeckungen, das Anknüpfungspunkte bietet:

Eine fröhliche Faschingsstimmung scheint gut geeignet, um da auch noch die eigene vermeintlich frohe Botschaft hineinzuschmuggeln.

Dabei bemerken die närrischen Berufschristen offenbar nicht, dass im Karneval auch und gerade die Gepflogenheiten und Rituale persifliert und kritisiert werden, die sie für heilig halten und entsprechend ernsthaft betreiben.

Fake News aus verquerem Munde

Und natürlich lässt sich auch so eine Predigt problemlos in holprige Reime verpacken, wie Stadtpfarrer Stefan Buß in seinem heutigen „Impuls“ beweist:

Bedroht Corona einen jeden,
sehr viele von Verschwörung reden,

und Fake News machen ihre Runde.
Sie kommen aus verquerem Munde.

Der Herr hat uns das Heil geschenkt,
hat unser Leben gut gelenkt.

Er hat befreit uns von den Sünden.
Das sollten wir der Welt verkünden!

Wir können dabei fröhlich sein,
in Jubellieder stimmen ein,

denn Christsein, das ist wunderbar.
Es macht das Leben hell und klar.

Ich wünsch euch heut an Karneval
viel Gottessegen überall.

„Fölsch Foll“ sag ich, „seid froh von Herzen.
Vergesst bei allem nicht zu scherzen!“

Vielleicht ist ja im nächsten Jahr
Die Fulder Foaset voll wieder da.
(Quelle: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Föllsch Foll daheim“ 2021, veröffentlicht am 13.2.2021 von osthessennews.de)

Darth Vader MemeHerr Buß, ganz offensichtlich macht Christsein nicht hell und klar. Eher vernebelt und überheblich – und für den Gläubigen bestenfalls vielleicht irgendwie flauschig und gemütlich.

Weil es dem Gläubigen die Möglichkeit vorgaukelt, Verantwortung bei Bedarf an ein magisches Himmelswesen abzugeben. Und alles Mögliche einfach zu glauben, statt es kritisch zu hinterfragen. Was ja gerade immer dann angebracht wäre, wenn es um Behauptungen geht, die augenscheinlich nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

Wenn mit Sünde menschliches Fehlverhalten gemeint sein soll, dann befreit das Christsein nicht davon.  Ganz sicher befreit das Christsein jedoch, ernsthaft und konsequent betrieben, von intellektueller Redlichkeit und kritischem, vernünftigen Denken.

Religiöse Fake News

Ihre Behauptungen über das angebliche Wirken Ihres Gottes erfüllen die Kriterien, die Ihre News zu Fake News machen:

  • Als Fake News […] werden manipulativ verbreitete, vorgetäuschte Nachrichten bezeichnet, die sich überwiegend im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken und anderen sozialen Medien, zum Teil viral verbreiten.
    (Quelle: Wikipedia::Fake News)

Papst Fake News - Quelle: extra-3Sie selbst verbreiten Fake News, wenn Sie behaupten, das Leben von Menschen würde „gut gelenkt“ von einem bestimmten Berge-Wetter-Wüsten-Kriegs-Rache-Provinzial-Stammesgott, den sich ein halbnomadischer Wüstenstamm in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern zusammengebastelt hatte.

Oder auch, wenn Sie behaupten, dass es „gerade in dieser Zeit“ „ganz besonders wichtig“ sei, diesen Gott „um den Frieden und Gottes Beistand in dieser Pandemie“ zu bitten.

Diese Behauptungen und deren Prämissen sind kein bisschen plausibler als alles, was zeitgenössische Verschwörungsmythen an Absurditäten zu bieten haben.

Verschwörung

A propos Verschwörung: Die Wikipedia-Definition des Begriffes „Verschwörung“ passt erstaunlich gut auch auf die Institutionalisierung des christlichen Glaubens durch die katholische Kirche:

  • Eine Verschwörung ist eine geheime Zusammenarbeit mehrerer Personen zum Nachteil Dritter.
    (Quelle: Wikipedia::Verschwörung)

Herr Buß, auch wenn Sie es sich vielleicht nicht vorstellen können: Für Faschingsfreude ist Ihre „Frohe Botschaft“ irrelevant. Da hat man eher Freude daran, sich über die Kirche lustig zu machen. Wobei es da momentan nicht wirklich viel zu lachen gibt.

Der christliche Todeskult ist es, der der menschlichen Fröhlichkeit und Ausgelassenheit im Karneval ein jähes Ende setzt und den Menschen (an bestimmten Feiertagen sogar allen Menschen!) mehrere Wochen Trübsal und Trauer verordnet. Um dann Ihr religiöses Frühlingsfest umso beglückender erscheinen lassen zu können.

Nix zu lachen

Einmal mehr frage ich mich, wieviel Sie vom Tagesgeschehen mitbekommen, Herr Buß. Speziell von der Situation, in der sich Ihre katholische Kirche Deutschland derzeit befindet. Da ist gerade überhaupt nichts zum „scherzen“.

Falls es tatsächlich einen Gott geben sollte, der irgendetwas hienieden „gut lenkt“, dann scheint das jedenfalls nicht der Gott zu sein, dessen Kirche sich gerade zumindest hierzulande eindrucksvoll selbst zerstört.

Den Karnevalisten dürfte das vermutlich überwiegend egal sein. Wer Fasching feiert, ist ja zumindest in dieser Zeit sowieso für jeden Sch*paß zu haben.

Und erst recht, wenn in der aktuellen Situation einzig die Kirche die Möglichkeit bietet, mal zumindest mit einigen weiteren Faschingsfans zusammenzukommen. Dann lässt man halt auch mal den Pfarrer in die Bütt. Der sich dann über die Besucher freuen kann, die ihn zusätzlich zu den Stammschafen in seiner Kirche besuchen. Zum Beispiel, weil die Gruppendynamik ihres Karnevalsvereines stärker wirkte als die Skrupel, die sie sonst davor abhalten, einen katholischen Gottesdienst zu besuchen.

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2 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Föllsch Foll daheim“ 2021“

  1. Nach „Fake News“ aus „verquerem Munde“ hätte Herr Buß, der Reimer, ruhig einen Doppelpunkt setzen können.
    Denn was folgt sind Aufzählungen seiner privaten Überzeugungen.
    Zwar verkündet er keine News, sondern „scherzt“ mit immer wieder aufgewärmten ungeprüften Annahmen, die er wie eine ewige Wahrheit hinstellt. Eine Wahrheit für die, die sich in der Blase seiner Traum- und Märchenwelt wohlfühlen. Wie alle Verkünder und „Verquerten“ müsste er seine Phantasiewelt belegen!

    Von welchen Sünden, es müssen ja mehrere sein, fühlt sich der Christ befreit?
    Was ist an einem Menschen anders, der „vom Heil“ eines Herrn beschenkt wurde?
    Woran merkt ein Mensch, dass sein Leben von eben diesem Herrn „gut gelenkt“ ist?
    In welchem Bereich führt dieses angeblich wunderbare Christsein zu mehr Helligkeit und Klarheit?
    Schon lange kollidiert diese Blase mit der Realität und ist auch schon am Platzen. Es ist eine Frage der Zeit, auch im „Fuldischen Fulda“.

    Antworten
    • Liebe Sybille,

      die Dinge, die Du ansprichst, frage ich mich auch sehr oft, wenn ich irgendwo lese, oder höre, dass Gläubige, diese, oder jene Erfahrung mit Gott gemacht haben, oder sein Wirken und Tun, auf ihr Leben beziehen. Mehrmals hab ich versucht, mich darein zudenken, was daran so wunderbar ist.
      Ohne Erfolg. Es ist für mich einfach nicht zu versetehen, was Menschen im Glauben finden. Und was sind das für Menschen, die ihre Verantwortung, bzw. ihren selischen Balast zu Gott geben und sich im Glauben und in ihrer Kirchen geborgen fühlen und dort Gottes unbegrenzte Liebe erfahren?
      Es zeigt doch nur wie armselig so etwas ist. Warum begeben Menschen zu einem solchen Zufluchtsort vor der eigenen Welt? Warum finden sie das nicht hier in der dieseitigen Welt?
      Was ist denn konkret die Erleuchtung im Glauben?

      Antworten

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