Kommentar zu „Eucharistie ist Arznei Christi“ – Bischof ALGERMISSEN besinnt sich bei Chrisam-Messe auf Wesentliches, Originalartikel verfasst von pm/st, veröffentlicht am 24.03.2016 von Osthessennews
Bei der Messe am Donnerstagmorgen im Fuldaer Dom besann sich Bischof Heinz Josef Algermissen auf das Wesentliche.*
Hätte er das wirklich getan, dann hätte er konsequenterweise seinen Beruf aufgeben und sich dem wirklich Wesentlichen, nämlich der realen Wirklichkeit zuwenden müssen.
Das, was er in dieser Rede als „Wesentlich“ darstellte, spielt in der realen Wirklichkeit (also dort, wo auch Christen links und rechts schauen, bevor sie über die Straße gehen), keine Rolle.
Die katholische Kirche bemühe sich sehr, das betonte der Bischof in seiner Predigt.
Das mag stimmen und das ist auch verständlich – die Kirche muss sich auch bemühen, wenn sie den archaischen Glauben an einen vormittelalterlichen Wüstengott und damit die Grundlage für sich selbst noch einige Zeit aufrecht erhalten möchte.
Doch bei allen pastoralen Bemühungen könnten die Priester nur weitergeben, was sie von Christus empfangen hätten.
Da natürlich heute immer mehr Menschen klar wird, dass man von erfundenen Figuren wie dem biblischen Christus in Wirklichkeit nichts „empfangen“ kann, sind mehr „pastorale Bemühungen“ denn je erforderlich, um erwachsenen Menschen klaren Verstandes glauben zu machen, es gäbe tatsächlich irgendetwas von jemandem zu empfangen, den sich Menschen nur ausgedacht haben (vom möglicherweise historisch belegbaren Jesus ist ebenfalls nichts zu erwarten).
[…] Dieses zeichne sich durch zwei Grundeigenschaften aus: Glaubwürdigkeit und Barmherzigkeit.
Nichts an der Kirche ist „glaubwürdig.“ Hier werden einmal mehr die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Glauben“ durcheinandergebracht. „Glaubwürdig“ würde bedeuten: Akzeptabel, weil wahrscheinlich.
Religiöser Glauben meint aber eben nicht „mit mehr oder weniger Sicherheit wissen“ sondern, genau im Gegenteil, „etwas ohne jeden Beweis oder wenigstens seriösen Anhaltspunkt und sogar wider besseres Wissen, jede Vernunft und jede Logik für wahr halten.“
Bei der „Barmherzigkeit“ im chistlich-biblischen Sinne steht das Vermeiden von göttlichen Strafen und die Hoffnung auf eine göttliche Belohnung im Vordergrund und nicht die Mitmenschlichkeit.
„Christus als Priester ist glaubwürdig in der Beziehung zu Gott und barmherzig in der Beziehung zu den Menschen“, so Algermissen.
Dabei handelt es sich um ein beliebiges Wunschbild, das wie eine wahre Tatsache von Herrn Algermissen behauptet wird. Alle angeblichen Eigenschaften des biblischen Christus sind Erfindungen von Menschen und wurden praktisch vollständig aus früheren Sagen und Mythen übernommen.
Der historisch möglicherweise belegbare jüdische Rabbi Jesus sah neben Dämonenaustreibungen seine Hauptaufgabe darin, den Angehörigen der niedrigsten sozialen Schicht eines vormittelalterlichen Wüstenvolkes das vemeintlich unmittelbar bevorstehende Erscheinen seines Gottes anzukündigen.
Über die „Glaubwürdigkeit“ von etwas, das auf der Vorstellung eines Gottes basiert, für den es keinen einzigen seriösen Beleg und nicht mal eine allgemeinverbindliche Definition gibt, braucht man nichts weiter zu schreiben.
[…] Hierin sah der Bischof ein deutliches Anzeichen einer Selbstsäkularisierung der Kirche, die eine offene Wunde im gegenwärtigen kirchlichen Leben darstelle.
Diese Aussage bringt die wohlbekannte Rückwärtsgewandtheit, Realitätsferne und fast schon wieder lächerliche Arroganz unverhohlen zum Ausdruck. Religion ist die offene Wunde im gegenwärtigen realen Leben.
Andererseits lässt eine solche Aussage natürlich hoffen, dass auch der Glaube an diesen Gott hoffentlich bald genauso der Geschichte angehört wie der Glaube an die über 3000 Götter, die sich die Menschen schon ausgedacht haben. Einen Satz, in dem die Säkularisierung der Kirche als „offene Wunde“ bezeichnet wird, auf einer Webseite im Internet zu lesen, ist ein gleichsam erschreckender, aber auch genauso lächerlicher Anachronismus.
Wozu nicht säkularisierte Glaubensgemeinschaften instrumentalisiert werden können, sehen wir gerade aktuell in den Nachrichten.
„Wir brauchen dringend die Verlebendigung […]“
Immer wenn Formulierungen wie „Verlebendigung“ verwendet werden, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier irgendetwas ausgesagt wird, was mit natürlicher Realität, Logik, Vernunft, Redlichkeit und Wissen nichts zu tun hat – so auch hier.
„Es reicht nicht, dass wir uns in unsere kirchlichen Binnenräume zurückziehen“, so der Appell des Bischofs.
Laut der „Heiligen Schrift“, aus der ja auch Herr Algermissen seine Wahrheiten nach Belieben herauspickt, fordert Jesus allerdings genau dazu auf (Hervorhebungen von mir):
- Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
(Quelle: Matthäus 6:5-6, Einheitsübersetzung)
Es wäre wirklich wünschenswert, dass sich alle Ober-, Unter- und Hilfshirten sowie alle Schafe daran halten würden, was Jesus hier seinen Nachfolgern aufgetragen hat. Geht in eure Kammer, schließt die Tür zu und lasst die restliche Menschheit – besonders die Kinder – mit eurer Scheinwirklichkeit in Ruhe.
[…] Die Eucharistie sei die Arznei Christi für seine Kirche und „Heilmittel gegen die Sterblichkeit, für die Ewigkeit“.
Zunächst einmal ist es höchst unredlich und verantwortungslos, öffentlich etwas als „Arznei“ zu bezeichnen, was keine Arznei ist. Leichtgläubige Menschen könnten einer solchen Behauptung auf den Leim gehen und denken, es handle sich dabei wirklich um einen Wirkstoff.
Nach allem heute verfügbaren Wissen gibt es kein Heilmittel gegen die Sterblichkeit, was ja an sich schon eine völlig unlogische und unsinnige Idee ist.
Die Sterblichkeit ist die ganz natürliche Folge des Lebens, gegen die es (bis auf Weiteres) weder ein Heilmittel gibt, noch ein Heilmittel braucht. Sollte es doch irgendwann mal ein Mittel gegen Sterblichkeit geben, so wird dieses Mittel sicher nicht aus einer in Menschenfleisch verwandelten Oblate bestehen. Und ganz gleich, wie sehr man eine solche Aussage auch interpretieren und deuten mag – sie wird dadurch kein bisschen sinnvoller oder bedeutsamer.
Die Aussage, die Eucharistie sei die Arznei Christi ist in etwa so sinnvoll wie wenn jemand behaupten würde, Stachelbeeren seien die Arznei gegen Sonnenaufgang und Bankverbindungen – nur dass diese Aussage auch für religiös indoktrinierte Menschen leicht als Unsinn zu erkennen ist.
Der Begriff „Ewigkeit“ im religiösen Sinne ist eine menschliche Fiktion, die erforderlich ist, um ein wie auch immer geartetes, aber (bis zum Beweis des Gegenteils) genauso fiktives, transzendentes Gottesbild erfinden zu können. Mit der realen, natürlichen Wirklichkeit hat all das nichts zu tun.
Abgesehen davon gibt es ja schon eine Definition des Begriffes „Eucharistie“, sodass es nicht noch einer weiteren Umdeutung (Arznei) bedarf (Hervorhebungen von mir):
- Die römisch-katholische Kirche lehrt die Realpräsenz Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein in der Eucharistie. Indem der Priester, der damit in persona Christi handelt, während des Hochgebetes die Einsetzungsworte „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“ ausspricht (Konsekration), geschehe die geheimnisvolle Wandlung (Transsubstantiation) der Substanz von Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi. (Quelle: Wikipedia)
„Arznei“ klingt natürlich erstmal seriöser und weniger verstörend als der Verzehr menschlichen Fleisches und menschlichen Blutes, ist aber nicht minder grotesk und absurd, wenn die Arznei gegen Sterblichkeit und für Ewigkeit sein soll.
„Deshalb ist die Eucharistie am Sonntag durch nichts anderes ersetzbar […]“
Doch, natürlich. Zum Beispiel durch eine Auseinandersetzung im Rahmen der realen Wirklichkeit mit einer modernen, humanen Ethik, die für die Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert taugt.
Die rituelle Zeremonie eines kannibalischen Menschenopfers ist mit der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts nicht mehr redlich in Einklang zu bringen. Der „alarmierende Priestermangel“ und die Kirchenaustrittsstatistik zeigen deutlich, dass sich immer mehr Menschen von ihrer religiösen Indoktrination befreien (oder gleich von verantwortungsbewussten Eltern von ihr bewahrt werden), anfangen, selbstständig und selbstverantwortlich zu denken und zu handeln und reale Probleme mit realen Mitteln anzugehen.
„Die Eucharistie ist das große Geheimnis des Glaubens, das in der Zeit zwischen der Auferstehung Jesu Christi und seiner Wiederkunft die Türe zur sakramentalen Praxis Jesu Christi offenhält.“
Was soll dieser Satz aussagen? Inwiefern soll ein rituell-symbolisch vollzogenes kannibalisches Menschenopfer eine Türe aufhalten? Und was hat das alles mit der Wirklichkeit zu tun?
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel von Osthessennews.
**Bild: Von Vicente Juan Masip – The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH., Gemeinfrei
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