Kommentar zu NACHGEDACHT 167: Zwischen Leben und Tod…

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Kommentar zu NACHGEDACHT 167: Zwischen Leben und Tod…, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 20.03.16 von Osthessennews

Es ist tatsächlich ein viel zu schmaler Grad zwischen Leben und Tod.*

Schmaler Grat
Schmaler Grat

Inwiefern ist der „Grad“ (oder ist vielleicht „Grat“ gemeint?) zwischen Leben und Tod viel zu schmal? Und besteht da überhaupt ein Grat? „Der Tod“ ist nicht der Gegenspieler oder das Gegenteil von Leben. Der Tod ist die völlig natürliche und (bis auf Weiteres) unabwendbare Folge des Lebens eines jeden Lebewesens – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Natürlich ist Leben etwas absolut Außergewöhnliches und unvorstellbar Seltenes, verglichen mit allen „Optionen“, die nicht zum Entstehen von Leben führen. Natürlich braucht es nicht viel, um ein Leben auszulöschen, Leben ist etwas äußerst Fragiles, Flüchtiges. Das ist aber einfach nun mal so wie es ist, egal wie wir das finden.

Und immerhin hat sich die Lebenserwartung innerhalb relativ kurzer Zeit mehr als verdoppelt. Das haben wir in erster Linie den Errungenschaften der Forschung, Wissenschaft, Medizin und Pharmazie zu verdanken. Während die christliche Kirche die Fortschritte auch in diesen Bereichen trotzig und mit brutalster Gewalt behinderte und über hunderte Jahre systematisch zu unterdrücken versuchte, profitieren heute auch die Anhänger genau dieser Religion von diesen erstaunlichen Leistungen.

Leben und Tod. Geburt und Auferstehung. Wörter, die gerade jetzt im christlichen Licht Entfaltung finden.

Immer wenn in religiösem Kontext hymnische, blumige, verklärende und verunklarende Formulierungen wie „…im christlichen Licht Entfaltung finden“ verwendet werden, dann ist das fast immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass es hierbei um etwas geht, was mit Vernunft und unserer realen, natürlichen Wirklichkeit nichts zu tun hat. Dieses Phänomen findet sich besonders oft bei Theologen, also bei Menschen, für die der Spagat zwischen Wunsch (=Glauben) und Wirklichkeit (=Wissen und Redlichkeit) noch unerträglicher sein dürfte als bei Menschen, die sich in ihrem Glauben nicht so gut auskennen (wollen).

Und auch hier hatte die Autorin einen triftigen Grund, sich dieser nebulösen Sprache zu bedienen. Leben, Tod, Geburt, Auferstehung: Welcher Begriff passt nicht zu den anderen? Während es sich bei Leben, Tod und Geburt um völlig natürliche, reale Angelegenheiten handelt, ist das, was da als „Auferstehung“ bezeichnet wird, eine Fiktion, die nichts mit der natürlichen Wirklichkeit zu tun hat, auch wenn der Eindruck durch diese Aufreihung erweckt wird.

Ostern steht vor der Tür. Und auch hier ist das Kreuz und das leere Grab untrennbar miteinander verbunden.

Der Mythos von der angeblichen Auferstehung von Jesus ist eine rein von Menschen erdachte Geschichte. Diese haben sich die Bibelschreiber, deren wirkliche Identitäten unklar sind, gar nicht mal selbst ausgedacht, sondern von früheren, gleichlautenden Mythen abgeschrieben, um den profanen, demütigenden Kreuzigungstod des historischen Jesus (so er denn gelebt hat) zu einem göttlichen Menschenopfer umdeklarieren zu können.

Gleiches gilt auch für alle anderen Wunder, die Jesus angeblich vollbracht hat. Diese Geschichten sind ausnahmslos aus anderen Heldensagen früherer Kulturen und anderer Religionen in die Bibel übernommen worden und sollen zeigen, dass Jesus nicht nur Mensch, sondern eben auch Gott war. In einer Zeit, in der sich die Menschen dieses Wüstenvolkes noch vor Dämonen fürchteten und in der sich die Menschheit noch am Anfang ihrer sozio-kulturellen Entwicklung befand, spielten Redlichkeit, Logik oder Wahrheit offenbar noch keine allzu große Rolle.

Ohne Kreuzestod, kein leeres Grab, kein ewiges Leben.

Religiöser Unlogik ausgerechnet mit logischen Methoden wie Schlussfolgerungen beikommen zu wollen, muss zwangsläufig scheitern, wenn man nicht vorher jegliche intellektuelle Redlichkeit und Vernunft ausgeschaltet hat. Die Hinrichtung des möglicherweise historisch belegbaren Jesus hat noch nie irgendeine bedeutsame Rolle gespielt und die Todesfolterung des biblischen Jesus und deren angebliche Bedeutung ist genauso von Menschen erfunden wie die angebliche Auferstehung oder das ewige Leben.

Wenn man Christen auf die gruselig-grausamen und absurden Inhalte und auf das widerwärtige Gottesbild des Alten Testaments anspricht, wird dieser Teil der Bibel oft als „natürlich nicht geschichtlich und nicht wahr“ dargestellt. Die Geschichten seien nur metaphorisch, also im übertragenen Sinne zu verstehen. Erst im Neuen Testament würden sich dann die Aussagen finden, die auch heute noch gelten.

Wenn man von diesem Standpunkt ausgeht, war auch die Geschichte von Adam und Eva nichts weiter als ein Gleichnis ohne irgendwelchen Bezug zur realen Wirklichkeit. Eva kann nicht aus der Rippe von Adam erschaffen worden sein (Eva wäre dann ein Klon und männlich). Ohne Eva keine Erbsünde, ohne Erbsünde keine Notwendigkeit für eine Erlösung von derselben, ohne Erlösung kein Menschenopfer, ohne Menschenopfer keine Kreuzigung, ohne Kreuzigung keine angebliche Auferstehung (hier als „leeres Grab“ künstlich nebulös umschrieben).

Die ganze christliche Lehre basiert auf nichts weiter als auf archaischen Mythen, die mit unserer realen Wirklichkeit bestenfalls so viel zu tun haben wie zum Beispiel die Geschichten von Zeus, Apollo, Thor oder Frau Holle.

Erst beweinen und betrauern die Christen den Tod Jesu, um dann von dem Geheimnis eines Glaubens zu hören, der jegliche Vorstellung überbietet und deswegen so großartig ist.

Dieses „Geheimnis des Glaubens“ überbietet nicht jede Vorstellung, sondern jede Vernunft und jedes rationale Denken. Vorstellen kann man sich alles, was man möchte. Das ist aber kein Zeichen für Großartigkeit, sondern für die Leistungsfähigkeit der menschlichen Phantasie. Um Lichtjahre großartiger als jedes angebliche Glaubensgeheimnis ist übrigens unsere reale, natürliche Wirklichkeit!

[…] Ich wünsche mir in diesen Tagen so kurz vor Ostern, dass die heilsame Kraft, die von einem Glauben nach dem Tod ausgeht, die Trauernden trösten kann.

Welche „heilsame Kraft“ geht denn von einem „Glauben nach dem Tod“ aus? Was soll denn „Glauben nach dem Tod“ überhaupt bedeuten? Wie soll denn von etwas so irrealem wie einem „Glauben“ (egal ob vor oder nach dem Tod) eine Kraft, auch noch eine heilsame ausgehen können? Wieso denn heilsam, wer oder was muss denn geheilt werden? Wie wirkt es sich wohl auf das reale Leben von Menschen aus, wenn sie solche grotesken Gedanken für irgendwie bedeutsam halten? Einmal mehr wirft Religion viel mehr Fragen auf als sie jemals zu beantworten in der Lage wäre.

Legitimiert der Broterwerb die Veröffentlichung solcher Gedanken ohne einen deutlichen Hinweis darauf, dass es sich dabei um nichts weiter als um hoffnungsvolle Illusionen und rein menschliche Fiktionen handelt, die mit der realen Wirklichkeit nichts zu tun haben? Autoren von Märchen und erfundenen Romanen behaupten jedenfalls nicht, dass ihre Geschichten irgendeine übergeordnete, außergewöhnliche Bedeutung für die Menschheit hätte.

Nach dem Tod bleibt nach allem, was man heute weiß und bis zum Beweis des Gegenteils außer Atomen, eventuell vererbten Genen, Werken und Erinnerungen nichts übrig und deshalb gehen auch keine Kräfte von etwas „nach dem Tod“ aus.

Und ich wünsche mir sehnlichst, dass die Brücke zwischen Anfang und Ende, zwischen Aufbruch und Ankunft, zwischen Leben und Tod durch die Liebe Gottes getragen wird.

Auch hier stelle ich mir einmal mehr die Frage: Was macht es mit einem erwachsenen, eigentlich aufgeklärten und geistig gesunden Menschen im 21. Jahrhundert, wenn er solche kindlich-naive, in Wirklichkeit völlig illusorische Sehnsüchte hegt? Worauf würde dieser Mensch wohl hoffen, wenn er nicht als Kind von Anhängern der römisch-katholischen Kirche, sondern zum Beispiel als Kind von Buddhisten Hinduisten oder Satanisten auf die Welt gekommen wäre? Oder wenn er gar das Glück gehabt hätte, über seine Weltanschauung zum Beispiel als junger Erwachsener selbst entscheiden zu dürfen? Sicher nicht auf die Liebe ausgerechnet des Christengottes.

Bevor man sich sehnlichst die Unterstützung eines Gottes wünscht, sollte man sich erstmal Gedanken darüber machen, wie wahrscheinlich die Existenz dieses Gottes, der, genauso wie alle über 3000 anderen Götter, die sich die Menschheit schon ausgedacht hat, ebenfalls noch niemals auch nur wenigstens einmal seriös belegbar in Erscheinung getreten ist, denn wohl sein könnte.

Und für wen die hoffnungslose Absurdität dieser erfundenen Scheinwelt kein Problem für die eigene intellektuelle Redlichkeit darstellt, der müsste sich doch wenigstens fragen, wie wohl die Liebe eines Gottes aussehen würde, der einen Menschen, zu dem er ein Vater-Kind-Verhältnis hat, sich selbst als Menschenopfer am Kreuz hat zu Tode foltern lassen, um anderen Menschen seine Liebe zu beweisen und der alle, die ihn nicht lieben, mit zeitlich unbegrenzter (!) psychischer und physischer Höllenqual bedroht.

Wer das Leben nur als eine Brücke zwischen zwei Zuständen der Nicht-Existenz auffasst, der bringt damit erschreckend eine Ablehnung und Missachtung des Lebens zum Ausdruck. Solche Sichtweisen können zum Beispiel durch religiöse Indoktrination entstehen, wenn Menschen eingeredet wird, dass das irdische Leben nichts weiter als eine Bestrafung für eine angebliche Erbsünde sei und dass man, die vollständige Unterwerfung unter den richtigen Gott vorausgesetzt, frühestens im Jenseits für alles Leid entlohnt würde.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken von Christina Leinweber zum Nachdenken auf. Alle Zitate stammen aus dem oben genannten und verlinkten Artikel.

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