In diesem Beitrag* schilderte eine Besucherin den Verlust des Glaubens, weil ihr plötzlich bewusst geworden war, dass es sehr wahrscheinlich kein Leben nach dem Tod gibt.
Vertretungs-Beantwortungspfarrerin Sabine Löw zitierte in ihrer Antwort zunächst Gott him-/her-/itself:
- Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.
(Quelle: Jesaja 66,13 EU)
Diese, reichlich schmalzigen göttlichen Muttergefühle erscheinen in einem ganz anderen Licht, wenn man nur zwei Sätze weiter liest im Text. Da steht nämlich (Hervorhebung von mir):
- Ja, seht, der Herr kommt wie das Feuer heran, wie der Sturm sind seine Wagen, um in glühendem Zorn Vergeltung zu üben, und er droht mit feurigen Flammen. Ja, mit Feuer und Schwert hält der Herr Gericht über alle Sterblichen und viele sind es, die der Herr erschlägt.
(Quelle: Jesaja 66, 15-16, EU)
Dass es natürlich logischerweise nicht Gott war, der hier irgendwen tröstet oder erschlägt, übergeht Frau Löw geflissentlich. Ausgerechnet trauernde Menschen mit solchen Fiktionen an der Nase herumzuführen, finde ich höchst kritikwürdig.
Den Tod hassen
Weiter legte Frau Pfarrerin dar, dass sie den Tod hasst. Interessant wäre zu wissen, ob sie auch die Schwerkraft hasst, wenn sie mal stolpert oder wenn ihr mal der Stift heruntergefallen ist. „…ein Licht, ein Feuer, eine Liebe, ein Glück“ verschaffte ihr schließlich die „Gewissheit“ (ein Wort, das immer gern genommen wird, wenn etwas weniger als „Wissen“, aber mehr als nur „Glauben“ sein soll), dass Tote von ebendiesen auferstehen würden.
Ob Frau Löw auch im Alltag ernsthafte Erkenntnisse von so gewonnenen „Gewissheiten“ gewinnt, wäre ebenfalls mal interessant zu wissen.
Natürlich durfte in diesem Zusammenhang die Geschichte vom ungeborenen Zwilling nicht fehlen, in der ein Zwillingsbruder nicht an ein Leben nach der Geburt glaubt. Dass diese Geschichte in keiner Weise ein Leben nach dem Tod beweist oder gar nur irgendwie vorstellbarer oder ansatzweise plausibler macht, störte sie erwartungsgemäß nicht – man tut einfach so, als ob – Vernunft, Verstand, Logik, intellektuelle Redlichkeit und gutes Gewissen bleiben wie so oft einfach außen vor, Wunsch und Wirklichkeit.
Mein Kommentar:
- Die Erkenntnis, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Leben nach dem Tod gibt, mag zunächst schmerzhaft sein, wenn man bisher vom Gegenteil ausgegangen war. Trotzdem spricht nach heutigem Wissensstand der Menschheit nichts dafür, dass menschliche Persönlichkeiten nach dem Tod ihrer Körper weiterexistieren. Deshalb ist es auch unsinnig, den Tod zu hassen – viel sinnvoller ist es, das Leben zu lieben und den Tod als eine bis auf Weiteres unabwendbare und völlig normale Folge des Lebens zu akzeptieren.Wer seinen Tod etwas hinauszögern möchte, sollte sich gesund ernähren, nicht rauchen, sich ab und zu an der frischen Luft bewegen – und sich jeden Tag des Lebens erfreuen, statt den Tod zu hassen.Statt einem erfundenen Gott für dessen angebliche Überwindung des Todes (- wer hat ihn denn erfunden!? – und wieso sollte ein allmächtiger Gott den Tod nicht überwinden können?) zu danken ist es wesentlich sinnvoller, den Forschern und Wissenschaftlern zu danken, die mit ihrer Arbeit besonders im medizinischen Bereich die menschliche Lebenserwartung schon mehr als verdoppelt haben, besonders den Menschen, die die Grundlagen dieses Wissens gegen den erbitterten Widerstand des Christentums erforscht hatten.
*Die evangelische Kirche bietet einen Online-Beantwortungsservice für religiöse Fragen. Dort finden sich allerlei Fragen, dazu Antworten aus evangelischer Sicht sowie ab und zu Kommentare (wenn sie nicht zensiert werden) von weiteren Lesern.
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