Wort zum Wort zum Sonntag: Wahrheit macht frei, gesprochen von Alfred Buß (ev.)

Lesezeit: ~ 4 Min.

Das weltliche Wort zum Wort zum Sonntag: Wahrheit macht frei, gesprochen von Alfred Buß (ev.), veröffentlicht am 7.5.2016 von ARD/daserste.de

Heute will ich den Mund nicht nur spitzen, sondern auch pfeifen. Zu groben Lügen soll man pfeifen, weiß der Volksmund.*

Das wissen wohl auch die Religionsdiener – und statten ihre Kirchen mit jeder Menge Orgelpfeifen aus. Der Volksmund weiß auch: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.

Oder pfeifen Sie etwa zu Ihren eigenen groben Lügen, zum Beispiel wenn Sie öffentlich behaupten, es gäbe Ihren „lieben Gott“ tatsächlich und dass dieser Gott auch noch ins irdische Geschehen eingreifen würde? Oder wenn Sie behaupten, die Menschen seien das Ergebnis einer göttlichen Schöpfung und würden nach ihrem Leben in einer Art metaphysischen Persönlichkeit weiterexistieren? Alle diese Aussagen sind bis zum Beweis des Gegenteils frei erfunden – wer sie als tatsächlich wahr behauptet, lügt.

Auf Assoziationen zu früheren Aussagen über Dinge, die angeblich frei machen, verzichte ich an dieser Stelle.

[…] Whistlebower nehmen Missstände nicht länger hin. Sie legen ethisch fragwürdiges oder illegales Handeln bloß und benennen Gefahren für Mensch und Umwelt. Alles auf eigenes Risiko.

Dann erlaube ich mir, mich ebenfalls zu den Whistleblowern zu zählen. Ich lege ethisch äußerst fragwürdiges, religiöses Handeln bloß und benenne Gefahren für Mensch und Umwelt. Alles auf eigenes Risiko und, im Gegensatz zu Ihren Verkündigungen, alles auf eigene Kosten.

Als Christenmensch freue ich mich darüber, weil so die Wahrheit ans Licht kommt.

Das freut mich sehr, auch wenn ich es mir nicht ganz erklären kann, wenn Sie als Christenmenschen es freut, wenn die Wahrheit über Ihre religiösen Illusionen und Scheinwahrheiten ans Licht kommen. Schließlich leben Sie ja davon, dass es noch Menschen gibt, die diese „Wahrheiten“ tatsächlich für „wahr“ halten.

Es wäre deshalb nachvollziehbarer, wenn Sie sich nicht darüber freuen würden, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Oder schließen Sie die von Ihrer Religion verschleierte, vernebelte und um Scheinwahrheiten erweiterte Wahrheit von Ihrer Freude aus?

Ich erinnere Sie daran, dass es auch bei Ihrem Arbeitgeber jede Menge zu leaken und zu whistleblowen gibt. Ein zusätzlicher Blick in die Geschichte liefert zudem noch eine beeindruckende Kriminalgeschichte, die bislang 10 Bände** füllt.

So gibt die Pressefreiheit den unterschiedlichsten Meinungen Raum, garantiert vielfältige Information, bringt Missstände ans Licht und gibt auch Minderheiten eine Stimme.

Und dann gibt es da noch religiöse Ideologien, denen die Pressefreiheit nicht reicht, um ihre Verkündigungen unters Volk zu bringen. Deshalb nehmen die Vertreter dieser Ideologien die Milliardenschweren staatlichen Subventionen und völlig unverhältnismäßigen Sonderprivilegierungen wie eigene Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen (!) Fernsehen gerne an. Allerdings bringen sie keine Missstände ans Licht (jedenfalls nicht die eigenen).

O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein. Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein, singt die Christengemeinde zu Pfingsten.

Die Wahrheit kommt vollständig ohne Geister aus. Es ist so paradox, ausgerechnet einen Geist um Verbreitung von Licht und Klarheit und zur Verbannung von Trug und Schein zu bitten, dass man sich wirklich fragen muss, was sich die Schafe der Christengemeinde dabei denken bzw. an welcher Stelle sie aufhören zu denken, um als eigentlich aufgeklärte Menschen mit Geistern zu reden. Es bittet ja auch niemand ernsthaft Aladdin um die Erfüllung eines Wunsches. Oder Zeus.

Was wahr ist, darf sich doch nicht in Mauselöchern verkriechen.

Da stimme ich uneingeschränkt zu und werde deshalb auch weiterhin die Wahrheit der realen, natürlichen Wirklichkeit öffentlich vertreten.

[…] Ganz legal organisieren viele hier [in Panama] die eigene „Geldwäsche“ – ein gigantisches Arsenal weltweit.

Ich wiederhole es nochmal: Einem christlichen Religionsdiener steht es wahrlich nicht zu, sich über irgendwelche illegalen Geldgeschäfte zu beschweren und dabei natürlich die Berge von eigenen Leichen im Keller geflissentlich zu verschweigen. Aber allein schon die finanziellen Machenschaften der Kirche hierzulande sind äußerst frag- und kritikwürdig.

Christus sagt: Die Wahrheit wird euch frei machen.

Dieser Aussage stimme ich ebenfalls zu: Die Wahrheit wird euch frei machen, wenn ihr euch frei von eurer (fast immer sowieso nur von den Eltern aufgezwungenen) religiösen Indoktrination befreit, wenn ihr aufhört, an erfundene Göttinnen, Götter, Gottessöhne und Geister zu glauben und wenn ihr anfangt selbst zu denken, statt religiöse Scheinwahrheiten für wahr zu halten.

Der Mensch ist kein Kriechtier, sondern wurde von Gott zu aufrechtem Gang erschaffen.

Manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Da lässt sich ein gestandener Mann ausgiebig über das Thema Wahrheit aus, prangert Missstände an, stellt sich selbst als der Wahrheit verpflichteter Christenmensch dar – und sagt dann einen Satz später, dass der Mensch von Gott erschaffen sei.

Religiös indoktrinierte Menschen laufen Gefahr, das Schöpfungsmärchen für wahr zu halten, obwohl dieses heute ja nun wirklich als solches entlarvt und entzaubert ist und in der gesamten Entstehungsgeschichte nicht mal ein seriöser Anhaltspunkt für das Wirken irgendeines Schöpfers mehr vorhanden ist. So viel zum Thema Christenmensch und Wahrheit. Und zum Thema aufrechter Gang: Wer genau bezeichnet seine Anhänger gerne als Schafe?

Beugt er sich, dann nicht vor Macht oder Geld.

Sagt einer, der andere Menschen sich vor einem erfundenen Gott beugen lässt, um dadurch seinem Arbeitgeber Macht und Geld zu verschaffen. Diese Heuchlerei ist kaum zu übertreffen.

[…] Diese Wahrheit Christi macht frei.

„Zu groben Lügen soll man pfeifen“

Diese Wahrheit Christi ist erstens keine Wahrheit Christi, weil Jesus Christus selbst schon gar nicht wahr, sondern nur erfunden ist. Seine angeblichen Aussagen und Taten stammen ausnahmslos aus früheren Legenden und Mythen anderer Kulte und Religionen. Dazu kommt, dass diese zusammengeschusterte „Wahrheit“ alles andere als frei macht.

Geht man von der biblischen „Wahrheit“ aus, gelten jegliche christliche Heilsversprechen nämlich nur für Menschen, die sich dem christlichen Wüstengott bis zur kompletten Selbstaufgabe unterwerfen und selbst dann ist ihre angebliche Erlösung immernoch einzig und allein von der Gnade (genauer: Willkür) Gottes abhängig.

Schon allein für Zweifel werden unvorstellbar grausame, weil zeitlich unbegrenzte (!) physische und psychische Bestrafungen angedroht.

Die Wahrheit Christi ist nicht wahr, sondern erfunden und sie macht nicht frei, sondern unfrei.

Einen sonnigen Sonntag (daher hat er nämlich seinen Namen) wünsche ich Ihnen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikels.
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