Mit Atheos ist gerade eine App erschienen, die in die Gesprächstechnik einführt, die als „Street Epistemology“ bekannt ist.
Diese Möglichkeit, mit Menschen darüber zu reden, wie diese zu ihren Glaubensüberzeugungen gekommen sind, basiert hauptsächlich auf einer bestimmten Fragetechnik. Ich hatte Street Epistemology oder kurz SE in einem früheren Artikel schon mal kurz vorgestellt.
Gegen rationale Argumente oder eine direkte Konfrontation mit der Realität haben sich Gläubige oft mehr oder weniger stark immunisiert. Und neigen deshalb oft dazu, an Glaubensüberzeugungen auch dann festzuhalten, wenn sich diese nicht mit Verstand, Vernunft, Logik oder Anstand in Einklang bringen lassen.
Bei der „Street Epistemology“ geht es hauptsächlich um die Art und Weise, wie Menschen zu solchen Überzeugungen gekommen sind. Und auch darum, inwiefern sie den Prozess des „Glaubens“ auch in anderen als im religiösen Bereich als Mittel zur Erkenntnisgewinnung akzeptieren.
Das erste Mal wurde ich durch die Videos von Anthony Magnabosco auf Street Epistemology aufmerksam. In zahlreichen Youtube-Videos kann man die Methode anhand von Interviews mit Gläubigen kennenlernen.
Herausgeber: Dr. Peter Boghossian und RDF
Zusammen mit der Richard Dawkins Foundation for Reason and Science hat Dr. Peter Boghossian von der Portland State Universität jetzt die Smartphone-App Atheos veröffentlicht. Boghossian beschreibt das Ziel seines Projektes wie folgt:
The goal is to help people become more thoughtful and more reflective about their faith-based beliefs.
—Peter Boghossian
Auf der Atheos-Webseite erfährt man, dass Atheos dabei helfen soll, nicht-konfrontative Diskussionen über Götter, Religion, Glaube und Aberglaube zu führen. Es geht darum, wie man höflich die stärksten Glaubensüberzeugungen eines Menschen erforschen kann.
Die kostenlose App soll dabei helfen, die bewährte Gesprächstechnik zu erlernen und zu verinnerlichen. Man erfährt und trainiert, wie man Fehler in schwachen Argumenten erkennt und wie man Menschen helfen kann, mit Vernunft zu verstehen, warum sie möglicherweise falsch liegen könnten.
Die App für Atheisten, Agnostiker, Humanisten, Skeptiker, Freidenker – und Gläubige
Es sei die perfekte App für Atheisten, Agnostiker, Humanisten, Skeptiker, Freidenker und auch für Gläubige, die herausfinden möchten, wie man sich am besten in religiösen Diskussionen engagieren kann.
In mehreren Leveln wird der Nutzer mit Aussagen aus echten Interviews konfrontiert und kann dann jeweils aus bis zu vier möglichen Antworten wählen.
Direkt nach der Auswahl verrät die App, ob die gewählte Antwort aus Sicht der Street Epistemology-Gesprächstechnik hilfreich oder weniger sinnvoll ist.
Zur allen Antwortmöglichkeiten gibts direkt eine kurze Anmerkung. So kann man sich nach und nach mit der Technik vertraut machen und versteht immer besser, wie sie funktioniert und wo Fallen lauern könnten.
Insgesamt führt die App durch 10 „Caves“:
- The journey begins (kostenlos)
- Descent
- Light fades
- Dark, dark
- Onward!
- Banish ignorance!
- The examined life
- Shadows
- The unshackling
- Freed from delusion
In jeder dieser „Caves“ erwarten den Nutzer wiederum mehrere Abteilungen mit meist 10-20 Fragen zu bestimmten Bereichen.
Ergänzend finden sich zahlreiche Links, Essays und weitere Quellen zu den jeweiligen Themen.
Der Aufbau erinnert entfernt an das Text-Adventure Alter Ego, das einigen älteren Lesern vielleicht noch aus C64-Zeiten bekannt sein könnte.
Atheos kostenlos kennenlernen
Die App ist trotz des riesigen inhaltlichen Umfangs sehr übersichtlich aufgebaut und kinderleicht zu bedienen. Auf unnötigen Schnickschnack wurde verzichtet, die Inhalte stehen klar im Vordergrund.
Auch an der technischen Umsetzung und an der Bedienoberfläche gibts nach den ersten Tests nichts auszusetzen. Wer möchte, kann sich auch mit Kommentaren selbst einbringen. Oder die Inhalte in sozialen Netzwerken teilen.
Schon die kostenlose Version von Atheos ermöglicht ein Kennenlernen der App. Um auf alle Inhalte zugreifen zu können, werden einmalig 5,99 € fällig. Und das ist sicher kein großer Betrag für diese Menge an hervorragend aufbereitetem Wissen.
Einziges Manko: Bisher steht Atheos nur in englischer Sprache zur Verfügung. Natürlich wäre eine Übersetzung sehr wünschenswert, wobei es auch mit durchschnittlichen Englischkenntnissen möglich sein sollte, die Gesprächstechnik der „Street Epistemology“ mit Atheos zumindest kennenzulernen.
Fazit
Atheos ist ein nützliches Werkzeug für alle, die mit gläubigen Menschen über Glauben diskutieren möchten. Und denen wirklich daran gelegen ist, Menschen zum Nachdenken zu bringen. Die App bietet einen riesigen Umfang an Informationen. Und ist dabei trotzdem ist sehr übersichtlich und einfach zu bedienen.
Wer sich für das Thema interessiert und des Englischen einigermaßen mächtig ist, sollte sich Atheos auf jeden Fall anschauen!
Und es bleibt zu hoffen, dass SE auch hierzulande noch bekannter wird und dass in Zukunft auch deutschsprachige Informationen verfügbar sein werden.Ob und wenn ja, wann das der Fall sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
!!! „Und den Auftrag der Schulen, diese Werte, ihre Ursprünge und Grundlagen, auf denen sie basieren zu lehren, statt Kinder…