„Zuhause in meinem Körper“ – „Vater“ hätte sicher seine Freude gehabt…

Lesezeit: ~ 7 Min.

Darum geht es

Ausgerechnet die Schönstatt-Bewegung, deren Gründer geistlicher, emotionaler und körperlich-sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, hält es für ihre Aufgabe, Mädchen mit Unterstützung einer Religionspädagogin (FH) über intime Themen aufklären zu lassen.

Schönstatt lädt ein zu „Entdeckungsreise für Mütter und Töchter: ‚Zuhause in meinem Körper'“

In einer Pressemitteilung des Bistums Würzburg [1]Über dessen maßlos überhebliches Motto: Christsein unter den Menschen ich mich jedes Mal beömmele, weil ausgerechnet die sich offenbar für was Besseres halten wurde kürzlich ein Seminar der „Schönstatt“-Bewegung mit diesen Worten angekündigt:

Würzburg (POW) Unter der Überschrift „Zuhause in meinem Körper“ steht eine Entdeckungsreise für Mütter mit Töchtern im Alter von neun bis 14 Jahren von Freitag bis Samstag, 29. bis 30. November, im Schönstattzentrum Marienhöhe, Josef-Kentenich-Weg 1 in Würzburg.

„Wir machen uns vertraut mit der Sprache des weiblichen Körpers, erleben die Vorgänge rund um das Zyklusgeschehen und gelangen an das Ziel der Reise: sich zuhause fühlen im eigenen Körper“, heißt es in der Ankündigung. Mädchen kommen in der Zyklusshow aktiv dem Geheimcode ihres Körpers auf die Spur. Sie erfahren, was in ihrem Körper vorgeht, wenn sie eine Frau werden, und warum Frauen einen Zyklus haben. „Sie erleben mit, wie die Östrogenfreundinnen sich in ihrem Körper um ihr Wohl sorgen und wie ein ganz spezieller Partyservice die Bühne des Lebens immer wieder neu vorbereitet.“ Die Mütter gehen zusammen auf eine Reise durch den Zyklus der Frau. Referentinnen sind Manuela Bowitz, Diplom-Religionspädagogin (FH) und „My Fertility Matters“-Referentin, sowie Judith Terhar, Diplom-Pädagogin (Univ.) und „My Fertility Matters“-Referentin. Die Teilnahme kostet pro Person inklusive Tochter 130 Euro. Darin enthalten sind die Kursgebühr, Übernachtung und Verpflegung. […]

(Quelle: https://pow.bistum-wuerzburg.de/aktuelle-meldungen/detailansicht/ansicht/entdeckungsreise-fuer-muetter-und-toechter-zuhause-in-meinem-koerper/)

Auf den ersten Blick scheint es sich hier also um ein durchaus sinnvolles Aufklärungsprojekt zu handeln. Die Mädchen und ihre Mütter erwartet vermutlich eine anschauliche, verständliche und offenbar sogar unterhaltsame Aufklärung über die biologischen, biochemischen und wohl auch emotionalen Vorgänge im Körper von Mädchen während der Pubertät.

Was aus der Pressemitteilung nicht hervorgeht, ist die Antwort auf die Frage, worin der Beitrag der Diplom-Religionspädagogin (FH) Manuela Bowitz besteht. Und allgemeiner, was dieses Thema überhaupt mit Religion zu tun haben soll.

Auch die als (nicht explizit religiöse) Diplom-Pädagogin (Univ.) vorgestellte Referentin Judith Terhar scheint laut dieser Quelle einen religiösen, nämlich katholischen Background zu haben.

„Zuhause in meinem Körper“: Sachliche Aufklärung oder (auch) Religionsunterricht?

So kann man nur vermuten, dass man bei „Schönstatt“ die gleichen Tricks anwendet, wie das auch im christlichen Mainstream der Fall ist: Biete irgendetwas zu einem Thema an, das für Menschen tatsächlich relevant ist – und nutze dieses als Hintertürchen, um dann deine religiöse Ideologie an den Mann bzw. in diesem Fall speziell an die (junge) Frau zu bringen.

Zuhause in meinem Körper

Das Thema, um das es hier geht, drängt sich ja zum Beispiel geradezu auf, um in diesem Zusammenhang die realitätsfremde katholische Sexual-Amoral zu verbreiten – mit dem bekannten Gefahrenpotenzial für Leib und Psyche.

Ich möchte fast wetten, dass spätestens im Abendgebet, nach getaner (und hoffentlich nicht religiös vereinnahmter, sondern wissenschaftlich fundierter) Aufklärungsarbeit doch noch außer „Östrogenfreundinnen“ schnell noch irgendwas Göttliches, „Übernatürliches“ im „Zuhause des eigenen Körpers“ angesiedelt wird.

…oder umgekehrt:

Bis heute betet wohl jeder „Schönstätter“ mindestens täglich das so genannte Weihegebet, in dem die völlige Unterwerfung-by-Proxy (in Gestalt eines kitschigen Marienbildes) mit diesen salbungsvollen Worten zum Ausdruck gebracht wird:

O meine Gebieterin, o meine Mutter! Dir bringe ich mich ganz dar, und um dir meine Hingabe zu bezeigen, weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich selber ganz und gar. Weil ich also dir gehöre, o gute Mutter, bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und Eigentum! Amen.

Weihegebet der „Schönstatt“-Bewegung (Quelle: https://www.schoenstatt.de/de/liebesbuendnis_fuer/weihegebet.htm)

Kann man natürlich machen, aber gesund klingt das meines Erachtens nicht. Schon gar nicht, wenn es ja eigentlich um körperliche und psychologische Themen pubertierender Mädchen geht.

Wäre das Wochenende komplett frei von „Schönstatt“-Unterwerfung oder anderen magisch-mythologischen Glaubensideen, bräuchte es wohl kaum eine Religionspädagogin.

Denn dann wäre das Thema „weiblicher Zyklus“ ja statt in den Händen einer solchen bei einer Referentin mit entsprechendem wissenschaftlichem Hintergrund, wie zum Beispiel Medizin, Humanbiologie, Psychologie und/oder Soziologie richtig aufgehoben.

Ob während des angebotenen Wochenend-Seminares tatsächlich eine religiöse Vereinnahmung des Themas stattfindet, ist nur eine Vermutung bzw. Befürchtung meinerseits, basierend auf eigenen Erfahrungen und auf meiner inzwischen viele Jahre dauernden Analyse christlicher Verkündigungen; aus der Ankündigung selbst geht das nicht hervor.

Initiative „My fertility matters“

Und ob die erwähnte Initiative „My fertility matters“ tatsächlich so religionsunabhängig ist wie von ChatGPT behauptet, konnte ich auf die Schnelle nicht ermitteln. Der religiöse Background der beiden Referentinnen spricht jedenfalls schon mal genauso wenig für diese These wie der Veranstaltungsort, die „Marienhöhe“ der Schönstatt-Bewegung in Würzburg.

Auch der Name der Initiative scheint mir zumindest sehr kompatibel zu bestimmten diesbezüglichen christlichen Ansichten zu sein. Für Luther etwa war die weibliche Fruchtbarkeit ja gar die einzige Daseinsberechtigung für Frauen überhaupt – und die größte Ehre (natürlich vorausgesetzt, sie gebären Männer):

„Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass die Männer durch sie geboren werden.“

Martin Luther

Falls zu den Hintergründen dieser Initiative hier jemand aus der geschätzten Leserschaft (oder die Initiative selber) etwas Aufklärendes beitragen kann: Gerne unten in den Kommentaren!

Update: Wie schon vermutet, ist diese Initiative natürlich religiös ausgerichtet und mit der katholischen Kirche eng verbandelt. Auf der Vereinswebseite ist zu lesen:

Kooperationspartner katholische Kirche

Das MFM-Programm steht auf dem Boden der christlichen Grundwerte, die u.a. in der Achtung vor der Schöpfung, der Anerkennung der Einmaligkeit eines jeden Menschen und der Wertschätzung des Lebens von Anfang an ihren Ausdruck finden. Dabei orientiert es sich ganz eng an den biologischen Vorgängen, bleibt aber nicht stehen bei der sachlich-nüchternen Vermittlung von Faktenwissen. Durch die emotional berührende Didaktik ermöglicht es darüber hinaus das Staunen vor dem Wunder des Lebens und den respektvollen Blick auf die Würde jedes Menschen.

Mehrere katholische Bistümer in Deutschland erkannten schon am Anfang der Entwicklung diesen Ansatz und unterstützten die deutschlandweite Etablierung des MFM-Programms maßgeblich. Als wichtige Kooperationspartner des Vereins MFM Deutschland e.V. übernehmen momentan 12 (Erz-)Diözesen die Trägerschaft der regionalen MFM-Zentralen und gewährleisten so, dass jährlich viele tausend Kinder, Jugendliche und Eltern aus ganz Deutschland an MFM-Angeboten teilnehmen können. Dieses Förderung ermöglicht vielen Menschen eine Begleitung im Sinne einer „Hilfe zu gelingendem Leben“. […]

Quelle: https://www.mfm-programm.de/index.php/verein/kooperationspartner-katholische-kirche)

Die Hoffnung, dass es bei dem Seminar tatsächlich „nur“ darum geht, Mädchen und Frauen für die Vorgänge in ihrem Körper zu sensibilisieren und darüber aufzuklären, ist damit wohl hinfällig. Schon allein die Vorstellung, das irdische Leben sei die Schöpfung ausgerechnet des Gottes aus der biblisch-christlichen Mythologie (was aus christlicher Sicht die Grundlage der menschlichen Würde sein soll) macht diese Hoffnung zunichte.

Bei dieser Beschreibunug der Kooperation mit der katholischen Kirche kann man sich schon ausmalen, wie Antworten auf Fragen wie etwa nach der persönlichen Selbstbestimmung von Frauen, zu Abtreibung, Verhütung und vorehelichem Geschlechtsverkehr ausfallen werden.

Schönstatt: „Vater“ hätte sicher seine Freude gehabt…

Nicht nur vermutet, sondern durch zahlreiche Zeugenaussagen belegt ist hingegen ein anderer Aspekt, der bei Eltern eigentlich sofort alle Alarmglocken schrillen lassen sollte, die ihre Kinder einem Zugriff durch „Schönstatt“ aussetzen:

Gegen den Gründer der „Schönstatt“-Bewegung haben viele seiner Opfer schwere Vorwürfe erhoben, denen zufolge jener Josef Kentenich Menschen, bevorzugt junge Mädchen und Frauen geistlich, emotional und körperlich-sexuell missbraucht haben soll.

Wer sich in diese Abgründe marianisch verkitschter patriarchialischer Abscheulichkeit begeben möchte, findet hier eine Buchbesprechung zur 2021 veröffentlichten Archivdokumentation über die Verbrechen, die Pater Josef Kentenich vorgeworfen werden.

Vorwurf von geistlichem, emotionalem und körperlich-sexuellem Missbrauch gegen Schönstatt-Gründer Kentenich

Kurz zur Erinnerung: Den teils unter Eid verfassten, erschütternden Schilderungen von Betroffenen zufolge, denen es gelungen war, sich von „Schönstatt“ zu befreien hatte sich Kentenich das Verlangen und die Sehnsucht junger Frauen, sich dem von ihnen geglaubten Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie unter Aufgabe ihrer Persönlichkeit „freiwillig“ zu unterwerfen zu seiner eigenen Befriedigung zunutze gemacht. Indem er sich selbst an die Stelle des göttlichen „Vaters“ stellte, unter den sich die Frauen, die seiner Glaubensgemeinschaft beigetreten waren, eigentlich hatten unterwerfen wollen.

Während die katholische Kirche auf katholisch.de sicher nicht zufällig erstaunlich umfangreich, detailliert und kritisch über die Causa Kentenich berichtet, scheint man bei „Schönstatt“ alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine Rehabilitierung des Gründervaters zu erwirken. Der bis heute ungeachtet aller inzwischen ans Licht gekommenen[2]Die von katholisch.de z. B. hier verwendete Formulierung, dass die belastenden Dokumente „jetzt aufgetaucht“ seien, erweckt den missverständlichen Eindruck, diese seien die letzten … Continue reading erhobenen Vorwürfe von seinen Anhängern wie ein Heiliger (oder Guru) verehrt wird.

Dessen Ideen scheinen auch heute noch die in vielen Punkten frag- und kritikwürdige ideologische Grundlage der Bewegung zu bilden. Wie verschiedenen Veröffentlichungen seitens „Schönstatt“ zu entnehmen ist, scheint Kentenich bis heute für seine Anhänger über jegliche Zweifel seiner Integrität und Rechtschaffenheit erhaben, seine teils erschreckend wirr wirkenden religiösen Ansichten gelten offenbar nach wie vor gesetzesgleich.

Übergriffe zur „therapeutischen Entkrampfung“ psychisch gestörter Frauen

Damit sich die Mütter jetzt schon mal darauf vorbereiten können, wie der Gründer tickte, dessen Nachfolger ihre Töchter jetzt also über deren intime Angelegenheiten mit Unterstützung einer Religionspädagogin (FH) aufklären lassen wollen, hier nur ein Abschnitt aus dem oben verlinkten Artikel zur genannten Archivdokumentation:

Wem gehört das Kind?

Gleich mehre Schwestern erinnern sich an das so genannte „Kindesexamen“, ein geradezu widerwärtiges Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Kentenich als Vater und der Schwester als Kind, das P. Heinrich M. Kösters S.A.C. im Rahmen seiner Zeugenbefragung bezüglich des Kanonisierungsprozesses (1975 war der Seligsprechungsprozess (!) für Kentenich eröffnet worden) von Josef Kentenich so beschreibt:

Wem gehört das Kind – dem Vater.
Was ist der Vater für das Kind – alles.
Was ist das Kind vor dem Vater – nichts.

Eine andere Fassung dehnte das Frage und Antwortspiel darüber, wem das Kind gehöre, auf einzelne Organe des Kindes (Augen, Mund, Ohren) aus.

Eine dritte Fassung bezog spezifisch frauliche Organe (Brust, Schoß) in die Fragen ein.

Daß diese dritte Form und Fassung des „Kindesexamens“ wirklich praktiziert wurde, gab mir der entschiedenste Verteidiger von PJK (Pater Josef Kentenich, Anm. v. mir) , P. Dr. Alex Menningen zu, der es allerdings auf Fälle beschränkte, wo PJK damit psychisch gestörte Schwestern therapeutisch habe entkrampfen wollen.
(Quelle: P. Heinrich M. Kösters S.A.C., Zit. n. „Vater darf das!“, S. 240)

Quelle: https://www.awq.de/2021/04/buchtipp-des-monats-vater-darf-das/)

Klar: Im Idealfall können die Mütter und Mädchen von diesem Wochenende einfach nur viel Wissen über den weiblichen Zyklus mit nach Hause nehmen.

Ich halte es jedoch für wahrscheinlicher, dass neben wissenschaftlich fundierten Fakten auch religiöse Ideen Bestandteil der Veranstaltung sein werden.

Völlig weltfremd und unmenschlich

Und dann bleibt nur zu hoffen, dass die Würzburger „Marienhöhe“ nur die Räumlichkeiten und das Catering zur Verfügung stellt – und sich nicht auch noch inhaltlich beteiligt.

Bei der bis heute anhaltenden Vergötterung des Gründervaters gehe ich davon aus, dass sich an den damaligen Voraussetzungen in Kentenichs „Säkularinstituts“ bis heute wenig geändert hat:

[…] Wie weit entfernt von der heutigen Lebenswirklichkeit das Leben in dieser Glaubensgemeinschaft war, kann man der Satzung des Säkularinstitutes entnehmen, die erst viele Jahre nach der Gründung schriftlich fixiert worden war.

Auch wenn die darin enthaltenen Voraussetzungen und schon allein die zahllosen Vorschriften für das Leben bis in die privatesten und intimsten Bereiche hinein aus heutiger Sicht völlig weltfremd und unmenschlich erscheinen, so dürfte sich diese Satzung kaum von denen anderer, ähnlicher Gemeinschaften oder Orden unterscheiden.

(Quelle: https://www.awq.de/2021/04/buchtipp-des-monats-vater-darf-das/)

Dieses eigentümliche, sonderbare Interesse von Führern von Glaubensgemeinschaften an den privatesten und intimsten Bereichen von Menschen ist nicht nur bei „Schönstatt“ anzutreffen.

Aber gerade Leute wie Kentenich verstärken den Verdacht, dass dabei zumindest ursprünglich auch noch (bzw. sowieso generell) ganz andere Interessen im Spiel waren als die körperliche und psychische Gesundheit von selbstbewussten Mädchen und Frauen.

Fußnoten

Fußnoten
1 Über dessen maßlos überhebliches Motto: Christsein unter den Menschen ich mich jedes Mal beömmele, weil ausgerechnet die sich offenbar für was Besseres halten
2 Die von katholisch.de z. B. hier verwendete Formulierung, dass die belastenden Dokumente „jetzt aufgetaucht“ seien, erweckt den missverständlichen Eindruck, diese seien die letzten Jahrzehnte versehentlich irgendwo im Geheimarchiv des Vatikans verschollen, und nicht etwa absichtlich unter Verschluss gehalten gewesen…

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9 Gedanken zu „„Zuhause in meinem Körper“ – „Vater“ hätte sicher seine Freude gehabt…“

  1. Vielleicht erklären die ja, wie das mit der unbefleckten Empfängnis tatsächlich
    funktioniert.
    Wer braucht da noch diesen unnötig komplexen, widerlichen Austausch von Körperflüssigkeiten…

    „Es KENTE so anders sein, ist es aber NICH“ 🙂

    Antworten
  2. Es ist die altbekannte Leier: Religionen und Ideologien möchten möglichst früh möglichst intensiven Zugriff auf möglichst viele Kinder und Jugendliche haben. Die erste Schutzinstanz sollten hier eigentlich die Eltern sein …

    Antworten
  3. Die Schönstatt-Bewegung war von Anfang an ein erzkonservativ-katholisches mit einem kruden pädagogischen Konzept (Stichwort Idealpädagogik) inkl. Indoktrinierungsauftrag ausgestattetes Konstrukt mit einem Quasi-Guru an der Spitze.
    Und das hat sich nicht grossartig geändert.

    Ich bin mir absolut sicher, dass diese im Text besprochene „Aufklärungs“kampagne für € 130,00 pro Person eine ganz klare Zielrichtung hat, nämlich eine christlich-reaktionäre „Unmoral“, wie es Marc treffend auszudrücken beliebt, zu verbreiten.
    Da rückt mit Sicherheit die Wissenschaft weit nach hinten und überlässt dem Glauben den Vortritt, aber nicht ohne den Trick, „Glaubenswahrheiten“ als Wissenschaft zu verkaufen.

    Mir ist mal vor langen Jahren ein „Aufklärungsheftchen“ für Jungen in einem Schriftenstand am Eingang einer katholischen Kirche in die Hände gefallen, in dem – ungelogen – sinngemäss Folgendes stand:
    Onanie ist eine schwere Sünde, und zwar vor allem deshalb, weil der männliche Mensch nur einen begrenzten Vorrat an Spermien vom Schöpfer mitbekommen hat, den man nicht durch Onanie vergeuden dürfe, denn dann bestehe die Gefahr, dass später kein Samen mehr zur Zeugung von Kindern in der Ehe übrig bliebe.
    Gut, das kommt heute selbst in der RKK nicht mehr gut an, aber „der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch“ (B. Brecht).

    Erwähnt werden sollte noch, dass der ehrenwerte Pater Kentenich immer noch auf der Seligsprechungs-shortlist der RKK steht. Der Vorgang der Seligsprechung wurde im Mai 2022 – allerdings notgedrungen – wegen der schweren Vorwürfe gegen ihn unterbrochen.
    (Sexuelle Übergriffigkeit war vermutlich auch schon 1952 ein wichtiger Grund für seine vom Papst dekretierte Verbannung in die USA, was aber seinerzeit natürlich unter Verschluss gehalten wurde.)

    Antworten
    • Die Aussage über Onanie ist mal echt funny.
      Wieviele Millionen Kinder pro Kopf haben die eigentlich vor, zu zeugen?!
      Und wer soll diese Legionen alle ausbrüten? EINE Frau?!
      Seltsamerweise haben die ja auch was gegen Polygamie…

      Das ist alles so bescheuert, dass es nur noch zum Lachen ist!

      Antworten
      • Das Ideal und nätürlich auch das von Gott verordnete Gebot des römisch-katholischen Sittengesetzes lässt sich ja ungefähr so zusammenfassen:
        Ausserhalb der Ehe: keusch sein wie ein Eunuch.
        Innerhalb der Ehe: Jeder Schuss ein Treffer.
        Darum waren ja auch Kinderehen in der guten alten Zeit nichts Ungewöhnliches.
        Auch die Bibel enthält meines Wissens keine Vorgaben in dieser Hinsicht.

        Heute noch sieht das Kirchenrecht nur ein Mindestalter für Mädchen von 14 Jahren und Jungen von 16 Jahren vor, ungeachtet der staatlichen Vorgabe der Volljährigkeit.

        Antworten
      • Diese Karnikel-Zeugungs-Mentalität ist doch einer der ausschlaggebenden Gründe, warum in den vergangenen Jahrhunderten in Verbindung mit den hygienischen und medizinischen Fortschritten die Menschheit so enorm gewachsen ist. Man muss sich nur mal die Lebensläufe und -umstände von Menschen vor hundertfünfzig Jahren anschauen. Da waren zehn Kinder pro Familie nichts besonderes.
        Und es gibt heute noch Religionen, die es ihren Mitgliedern zur Pflicht machen, durch zahlreiche Nachkommen den jeweiligen Glauben weiterzuverbreiten. So geht das einfacher als durch das lästige Missionieren. 😉

        Antworten
  4. Ein wichtiger Artikel. Die abrahamitischen Religionen haben so viel Scham und Lüge über der Sexualität ausgeschüttet, dass die Menschen fast irre daran geworden sind. Erst in den letzten paar Jahrzehnten haben die christlichen Kirchen ihre moralische Hoheit im Westen verloren — aber die Wirkung hallt immer noch nach. Dennoch ist Sexualaufklärung wesentlich eine Sache der Wissenschaft geworden.

    Nur deswegen verstecken die Christen neuerdings ihre menschenfeindliche Moral unter einem Deckmäntelchen der Wissenschaft. Auf den Veranstaltungen wird zuerst geraunt und gestaunt über die Natur und über die Komplexität des weiblichen Körpers. Aber dann! Dann wird mit wichtigem Gesichtsausdruck die Frage nach dem „Warum“ gestellt. Dann wird an die „Verantwortung“ erinnert, der jede Frau angesichts dieses Naturwunders gerecht werden müsse. Dann wird orakelt, die Frau müsse das große Geschenk des Herrgotts gewissenhaft verwalten.

    Und somit ist die christliche Welt wieder in Ordnung: Den Frauen wird einen tonnenschwere Last ans Bein gebunden, die sie nieder drückt und ängstlich macht. Man richtet sich heimtückisch an junge Mädchen, die noch nicht einschätzen können, ob man ihnen die Wahrheit sagt. Vielleicht waren sie bereits jahrelang den Lügen der Priester und Nonnen ausgesetzt und finden keinen Ausweg.

    Leider haben die christlichen Kirchen und ihre zahlreichen Grüppchen nicht den Anstand, ihre Finger von Kindern und Heranwachsenden zu lassen.

    Antworten
  5. Auf der Website der Organisation steht ganz klar:
    Zitat:
    Kooperationspartner katholische Kirche
    Das MFM-Programm steht auf dem Boden der christlichen Grundwerte, die u.a. in der Achtung vor der Schöpfung, der Anerkennung der Einmaligkeit eines jeden Menschen und der Wertschätzung des Lebens von Anfang an ihren Ausdruck finden. Dabei orientiert es sich ganz eng an den biologischen Vorgängen, bleibt aber nicht stehen bei der sachlich-nüchternen Vermittlung von Faktenwissen. Durch die emotional berührende Didaktik ermöglicht es darüber hinaus das Staunen vor dem Wunder des Lebens und den respektvollen Blick auf die Würde jedes Menschen.
    Zitat Ende.
    Das deutet für mich ganz klar auf einen religiösen Hintergrund hin.
    MMn wird hier eine schwierige Lebensphase von Kindern und Jugendlichen schamlos ausgenutzt.

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