Glaubst du noch an Götter?

Lesezeit: ~ 3 Min.

In einem Facebook-Beitrag aus der Abteilung Diskurswerfen lieferte Volker Dittmar folgende Denkanstöße für Menschen, die noch an Götter glauben oder die sich als Agnostiker bezeichnen.

Götter und deren Existenz

  1. Dass man die Existenz Gottes nicht beweisen könne, ist eine neuzeitliche Behauptung, für die es nur einen Grund gibt: das Scheitern sämtlicher Gottesbeweise.
  2. Ein Beweis kann aus zwei Gründen scheitern: a. Fehlerhafte Logik, b. Falsche Prämissen.
  3. Bis auf eine Handvoll Ausnahmen scheitern die Gottesbeweise an Logikfehlern.
  4. Bei den Ausnahmen von 3. sind die Prämissen so unglaublich, dass meist nicht einmal Gläubige sie akzeptieren.
  5. Das zweite Problem mit Gott ist, dass es weder eine allgemein anerkannte Definition für Gott gibt, noch eine logisch konsistente.
  6. Es ergibt keinen Sinn, an die Existenz von etwas zu glauben, das nicht sinnvoll (logisch konsistent) definiert wurde.
  7. Es ergibt keinen Sinn, an die Existenz von etwas zu glauben, das „über“ der Logik steht oder nicht der Logik unterliegt, weil dann die logische Inkonsistenz zum Programm erhoben wird.
  8. Nichts, was logisch inkonsistent ist, kann man verstehen – was man nicht verstehen kann, ergibt auch für nichts eine Erklärung (verstehen und erklären sind zwei Seiten einer Medaille).
  9. Die Anzahl der möglichen Definitionen für Gott ist unendlich groß, selbst wenn man logische Konsistenz beachtet. Ohne Logik wird die Menge möglicher Götter plus die Menge (logisch) unmöglicher Götter um ein Vielfaches mächtiger.
  10. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an den richtigen Gott glaubt, ist unendlich gering.
  11. Nicht an Gott zu glauben ist bereits gerechtfertigt, wenn man seine Existenz für geringer als 50% hält. Das ist das Verhalten bei ALLEN Existenzbehauptungen, und es ist logisch inkonsistent, bei Gott eine Ausnahme zu machen.
  12. Agnostizismus wäre gerechtfertigt, wenn Monotheisten eine logisch konsistente Definition Gottes angeben könnten, deren Wahrscheinlichkeit um die 50% beträgt.
  13. Da Gläubige weder eine logisch konsistente Definition geben können, geschweige denn eine mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%, gibt es keine logische Rechtfertigung für Agnostizismus.
  14. Ohne logisch konsistente Definition Gottes ist es maximaler Unsinn, von einem Gegner der Behauptung einen Beweis der Nichtexistenz zu fordern.
  15. Man kann die Nichtexistenz von Unsinn nicht beweisen, da Unsinn keine Existenzbehauptung darstellt.
  16. Man hat nur zwei Optionen: Ist Gott beweisbar, dann ist die Annahme seiner Existenz falsch, da alle Beweise gescheitert sind.
  17. Ist die Definition von Gott sinnfrei, ist es sinnlos, an ihn zu glauben.
  18. Repariert man die Logikfehler der Gottesbeweise, ohne die Prämissen zu ändern, erhält man ein „atheologisches Argument“, also ein Argument oder Beweis GEGEN Gott.
  19. Bei einer Existenzbehauptung muss man die Argumente FÜR eine Sache gegen die Argumente DAGEGEN abwägen. Tut man das nicht, unterliegt man offensichtlich einem Bestätigungsfehler.
  20. Gläubige führen eine solche Abwägung so gut wie nie durch, weil sie die oberflächliche, scheinbare Plausibilität der Argumente oder Beweise für Gott als ausreichend betrachten, und die Gegenargumente nicht einmal kennen (mit Ausnahme des Theodizeeproblems).
  21. Wägt man die Argumente für Gott (0) gegen die Argumente gegen Gott (ca. 300) ab, ergibt sich ein eindeutiges Bild, das keinen Agnostizismus rechtfertigt, sondern nur positiven Atheismus.
  22. Man muss als positiver Atheist nur dann einen Beweis gegen Gott führen, wenn man annimmt, dass die Definition von Gott sinnvoll (logisch konsistent) ist.
  23. Der Beweis, dass es eine logisch konsistente Definition von Gott gibt, wurde nie geführt.
  24. Wenn man annimmt, dass es eine logisch konsistente Definition von Gott gibt, erhält man dafür keinerlei Hilfe von Gläubigen – weil die das weder kennen noch sich darum bemüht haben.
  25. Nimmt man an, dass Got logisch konsistent definiert wurde, kann man die existierenden Gottesbeweise gegen ihn wenden und seine Existenz so ausschließen.
  26. Es spielt also keine Rolle, ob man Theismus für wohldefiniert oder nicht hält, logisch konsistent lässt sich nur ein positiver Atheismus begründen.
  27. Diese Begründung hängt nicht davon ab, ob Gläubige die Gegenargumente akzeptieren oder nicht (umgekehrt würde das auch kein Gläubiger zulassen).
  28. Die Gründe der Gläubigen, die Gegenbeweise abzulehnen, sind rein irrational und damit für eine Diskussion um Gott irrelevant.
  29. Agnostizismus ist eine logisch schwer zu verteidigende Position – es handelt sich mehr um eine Konzession an Gläubige, eine Form der Höflichkeit, die viel zu weit geht.
  30. Pantheistische und heidnische Definitionen von Gott/Göttern sind von diesen Argumente nicht berührt, da es für beide logisch konsistente Definitionen gibt, die man im Monotheismus vermisst.
  31. Der „agnostische“ oder „negative“ Atheismus ist eine leicht zu verteidigende Position und wird daher von der Mehrheit vorgezogen. Das ist deswegen verständlich, weil direkte Argumente gegen Gott von Gläubigen weder gekannt noch verstanden werden, und es nicht unsere Aufgabe sein kann, derlei Bildungsmängel auszugleichen.
  32. Theisten versuchen stets, Atheisten zu unterstellen, sie seien positive Atheisten, weil sie meinen, dass diese Position sehr viel schwieriger zu verteidigen ist. Man kann diese Ansicht mit einer einzigen Frage zerstören: Wie lautet Deine Definition von Gott?
  33. Ohne eine Definition von Gott gibt es keine sinnvolle Diskussion über Gott – man kann nicht einmal behaupten, dass es um eine Existenzbehauptung geht. Die Nichtexistenz von etwas, dessen Existenz nicht (sinnvoll) behauptet wird, muss nicht bewiesen werden.
  34. Etwas, was nicht logisch konsistent definiert wurde, existiert auch nicht. Dazu muss kein weiterer Beweis außer dem der Inkonsistenz geführt werden.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Volker Dittmar, www.dittmar-online.net

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