Die Kirchensteuer aus katholischer und aus säkularer Sicht

Lesezeit: ~ 3 Min.

Die Kirchensteuer ist ein Phänomen, das außerhalb des deutschsprachigen Raums in nur wenigen Ländern anzutreffen ist.

Auf diese reibungslos funktionierende und immer kräftiger sprudelnde Finanzquelle will der Milliarden-Wirtschaftskonzern Kirche natürlich keinesfalls verzichten.

Umgekehrt ist dieser unfreiwillige Mitgliedsbeitrag für viele Menschen der ausschlaggebende Grund, aus der Kirche auszutreten.

Obwohl es natürlich noch viele weitere gute Gründe für den Kirchenaustritt gibt, geben jährlich rund 45% aller Kirchenaustreter diese Steuer als Grund für ihren Austritt an (Quelle: kirchenaustritt.de).

Steigende Steuereinnahmen trotz sinkender Mitgliederzahlen

Unterm Strich sind aber die Verluste durch die abtrünnigen Schäfchen sicher viel einfacher zu verkraften als ein Verlust der Steuermillionen, die der Staat von den Kirchenmitgliedern gegen ein vergleichsweise geringes Entgelt vollautomatisch einzieht.

Im Gegenteil: Während die Zahl der Mitglieder sinkt, steigen die Steuereinnahmen jährlich kontinuierlich an. Flossen 2004 „nur“ 4,03 Milliarden Euro über die Steuer an die katholische Kirche, waren es 2016 6,15 Milliarden Euro. Die Kirchen profitieren also vom konjunkturellen Aufschwung:

  • Die Kirche profitiert vom Wirtschafts-Boom. Die Kirchensteuer bemisst sich an der Lohnsteuer und ist so hoch wie selten. 2017 wird der nächste Rekord erwartet. Wie lange kann das so weitergehen?
  • […] Besonders üppig ist die Finanzlage im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Es erwartet ein kräftiges Plus von 598 auf 642 Millionen Euro. Das Erzbistum Freiburg kalkuliert für 2017 mit rund 504 Millionen Euro beispiellos sprudelnder Steuereinnahmen (Vorjahr: 494 Millionen) und rechnet optimistisch weit in die Zukunft: Bis 2021 dürften die Steuereinnahmen laut der Prognose stetig weiter steigen. (Quelle: faz.de – Die Einnahmen der Kirchen sprudeln wie nie, Autor: Jan Grossarth, aktualisiert am 13.04.2017-07:16, abgerufen am 22.1.2018)

Staatsleistungen: Alle zahlen für Kirchen – wie lange noch?

Nicht zu vergessen: Die Kirchensteuer ist nur eine von vielen Geldquellen, aus denen sich Kirchenvermögen speist.

Beispiel: Die Staatsleistungen der Bundesländer (außer Hamburg und Bremen) an die beiden großen Kirchen belaufen sich im Jahr 2017 auf 523.912.215 Euro. (Quelle: staatsleistungen.de)

Staat – das sind wir alle. Also auch die, die an keine oder an andere Götter glauben.

  • Unter Staatsleistungen werden auf dieser Seite [staatsleistungen.de, Anm. d. Autors] nur die Zahlungen der Bundesländer verstanden, die auf (historischen) Gesetzen, Verträgen oder besonderen Rechtstiteln beruhen und entsprechend Art. 140 Grundgesetz (in Verbindung mit Artikel 138 Absatz 1 der Weimarer Reichsverfassung) abgelöst, d.h. beendet werden sollen. Für diese Ablösung durch die Bundesländer hat der Bund ein Rahmengesetz zu formulieren, in dem die Grundsätze dieser Ablösung festgelegt werden. Diesem Verfassungsauftrag ist seit 1919 bis heute nicht entsprochen worden. (Quelle: staatsleistungen.de)

„Schnöder Mammon“ vs. „Steuer, dem die Steuer gebührt“: Die Bibel macht alles möglich

In der Bibel finden sich etliche Stellen zum Thema Geld. Besitz und Reichtum werden dabei praktisch immer als etwas Negatives und Nichtiges dargestellt. Genauso wie die Menschen, die danach streben:

  • Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt, und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben. Das ist auch eitel. (Prediger 5,9 LUT)
  • Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. (Lk 12,15 LUT)
  • Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. (Mt 6,19 LUT)

Für ihre eigenen Bedürfnisse (und vor allem zur Rechtfertigung ihres beachtlichen Geldbedarfs) findet der Klerus natürlich ebenfalls problemlos passende Bibelsprüchlein. Zum Beispiel:

  • Hastig errafftes Gut zerrinnt; wer aber ruhig sammelt, bekommt immer mehr. (Sprüche 13,11 LUT)
  • Ehre den HERRN mit deinem Gut und mit den Erstlingen all deines Einkommens (Sprüche 3,9 LUT)
  • Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt. (Röm 13,6-7 LUT)

Kirchensteuer aus katholischer Sicht

Fun Fact vorab: Im Vorspann des Aufklärungsvideos von katholisch.de deutet ein Comic-Jesus auf den zu erklärenden Begriff Kirchensteuer. Also ausgerechnet der, der davon abgeraten haben soll, Schätze auf Erden zu sammeln…

Aber zurück zum Thema. Wie kaum anders zu erwarten, stellt die Kirche den Sachverhalt ganz anders dar als er aus nicht-kirchlicher Sicht erscheint.

Kirchensteuer aus weltlicher Sicht

Ganz anders sieht es aus, wenn sich Menschen mit dem Thema auseinandersetzen, die eine klare Trennung von Kirche und Staat fordern.

Interessanterweise war es dem WDR gelungen, auch einen Kirchenangestellten ausfindig zu machen, der die Abschaffung dieser Steuer fordert. Natürlich religiös begründet, wie es sich für einen Theologen gehört.

Hier kommt eine gute Viertelstunde Aufklärung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk:

Quelle der Videoclips:

  1. Aufklärungsvideo von katholisch.de, hochgeladen am 6.11.2013 via youtube.de
  2. Ausschnitt aus der Sendung „MARKT: Gegen den Strich – Warum noch Kirchensteuer? Für eine klare Trennung von Kirche und Staat“ (WDR), hochgeladen von Willi Fried 2 am 23.4.2016 via youtube.de
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