Kirchlicher Rückzug aus der Gesellschaft – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Kirchensteuer und Zukunft der Kirche, gesprochen von Dr. Wolfgang Beck (kath.), veröffentlicht am 10.2.2018 von ARD/daserste.de
Dr. Wolfgang Beck, katholischer Pfarrer aus Hildesheim und Doktor der Theologie, hat die undankbare Aufgabe, den Fernsehzuschauern zu erklären, warum Einrichtungen der katholischen Kirche wie Altenheime und aktuell acht Schulen in Hamburg schließen.
Bei konfessionsfreien und kirchenkritischen Menschen müssten doch eigentlich die Freudenglocken läuten. Angesichts der Aussicht, dass der christliche Einfluss insbesondere auf die Bildung weiter verschwindet. Ehrlich gesagt läutet es bei mir auch.
Was gibt es trotzdem anzumerken?
Erstmal das schlechte Gewissen antriggern…
„Naja, auf mich wird’s nicht ankommen“, das denken vermutlich manche, wenn sie in ihrem Leben Entscheidungen treffen […] Klar weiß ich, dass Umweltschutz wichtig ist. Aber deshalb nicht mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen oder keinen großen Geländewagen fahren?[..] Klar weiß ich, dass die Arbeitsbedingungen im Pflegeheim unterirdisch sind. Aber deshalb nicht für die Großmutter nur nach dem günstigsten Angebot suchen? […] Zweifel am eigenen Handeln lassen sich meist schnell vom Tisch wischen. Zu festgefahren sind offenbar die Standards für eine bürgerliche Lebensgestaltung, als dass Menschen wirklich etwas in ihrem Leben ändern würden.*
Der Vortrag ist rhetorisch gekonnt eingeleitet. Dem Zuhörer wird zunächst – wie so oft im Wort zum Sonntag – ein schlechtes Gewissen gemacht. Es geht um Umweltverschmutzung, Bedingungen in Altenheimen, die Leistungen der Feuerwehr, kurz: Um den sorglosen Umgang mit den Konsequenzen fehlenden Engagements.
Es ist ziemlich anspruchsvoll, sich immer wieder den Konsequenzen der alltäglichen Entscheidungen zu stellen.
Und genau deshalb ist es so wichtig, dass die Weltsicht, auf deren Grundlage ja auch die alltäglichen Entscheidungen getroffen werden, möglichst mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmt. Also mit der Wirklichkeit, in der außerhalb menschlicher Phantasie keine Phantasiewesen wie Götter, Geister oder Gottessöhne ihre Finger oder was auch immer im Spiel haben.
Und in der nun mal kein magischer Himmelsvater zur Verfügung steht, an den man seine Verantwortung abgeben („Gottvertrauen“) oder auf dessen ausgleichende Gerechtigkeit dereinst man hoffen könnte.
Offenbar wenig Ahnung von Altenpflege
Und was das Pflegeheim angeht: Längst nicht in allen Pflegeheimen sind die Arbeitsbedingungen „unterirdisch.“ Und umgekehrt garantieren hohe Kosten keineswegs automatisch auch bessere Arbeitsbedingungen für das Personal.
Pauschalisierungen dieser Art zeigen, dass Herr Dr. Beck von Altenpflege offenbar wenig bis keine Ahnung zu haben scheint. Aber es passt eben so schön ins Klischee und teasert auch schon an, dass es gleich nochmal um Pflege gehen wird. Und überhaupt: Wer interessiert sich heute überhaupt noch fürs „Wort zum Sonntag“? Also, außer uns? 🙂
Ein anschauliches Beispiel dafür ereignet sich gerade im kirchlichen Bereich. Der Aufschrei darüber, dass die katholische Kirche in Hamburg acht Schulen schließt, ist groß. Aber warum? Die Zahlen zu den Kirchenaustritten erreichen uns doch jedes Jahr aufs Neue.
So gelingt der Übergang zur Schulthematik in Hamburg. Na klar, die Konsequenz aus den ganzen Kirchenaustritten ist, dass Schulen geschlossen werden müssen. Die Kinder bleiben auf der Strecke. Und ihr, liebe Zuschauer, habt es selber in der Hand. Oder, wie Andrea Nahles es ausdrücken würde: „Bätschi!“
Wer schreit auf – und warum?
Aber warum ist der Aufschrei eigentlich groß? Das kommt – wie so oft – darauf an, wen man fragt.
Katholiken schreien auf, weil damit acht Einrichtungen wegfallen, die bisher zur religiösen Indoktrination von Kindern und Jugendlichen genutzt werden konnten. Wie schon öfter beschrieben, ist die (früh-)kindliche Indoktrination eine der am wenigsten verzichtbaren Maßnahmen, mit denen sich das Christentum hierzulande dank entsprechender Sonderprivilegierung künstlich am Leben erhält.
Fragt man die betroffenen Schüler oder Eltern, dann bedauern die zumeist die Schließung „ihrer“ Schulen an sich. Weil es eben „ihre“ Schulen sind. Unabhängig davon, ob es sich dabei um Einrichtungen der katholischen Kirche handelt.
Der demographische Wandel zeigt sich in den Kirchen besonders massiv und das Schimpfen über die Kirchensteuer gehört selbst unter Kirchenmitgliedern zur Normalität. Natürlich, es gibt auch durchaus nachvollziehbare Gründe, mit der Kirche nichts mehr zu tun haben zu wollen.
Demzufolge zählt Herr Dr. Beck Kritik die Kirchensteuer nicht zu den durchaus nachvollziehbaren Gründen, warum Menschen mit der Kirche nichts mehr zu tun haben wollen?
In Wirklichkeit geben Menschen, die die christliche Herde verlassen, die Kirchensteuer zusammen mit „Unzufriedenheit mit der Institution Kirche/Amtsträger“ als Hauptgrund für ihren Kirchenaustritt an. (Quelle: fowid.de – Kirchenaustrittsgründe, 2008-2011, veröffentlicht 17.10.2011)
Ausgesprochen naiv: Kirchensteuer-Legende glauben
Aber es wäre halt ausgesprochen naiv davon auszugehen, dass all das ohne Folgen bleiben könnte.
Noch viel naiver ist es halt, davon auszugehen, man könne mit seinem Geld nicht mehr für die Gesellschaft tun, als es ausgerechnet in Form von Kirchensteuer von einem erst schon milliardenschweren Kirchenkonzern (in den allermeisten Fällen ungefragt) einziehen zu lassen.
Zurecht ist die Kirchensteuer aus verschiedenen Gründen massiver Kritik ausgesetzt. Denn dass die Kirchensteuer zum größten Teil für das Allgemeinwohl verwendet wird, ist eine Legende. Eine sorgfältig konstruierte Illusion, die sich hartnäckig in den Köpfen hauptsächlich derer hält, die sie bezahlen:
- Kirchenmitglieder wurden im Auftrag von fowid gefragt: „Einmal angenommen, die Kirche würde von den Einnahmen aus der Kirchensteuer nur einen sehr geringen Teil oder gar nichts für soziale Zwecke ausgeben. Wäre das für Sie persönlich ein Grund aus der Kirche auszutreten oder wäre das für Sie kein Grund?“ Die Antworten sind deutlich. (Quelle: fowid.de – Kirchenaustritt, falls keine „Sozialkirche“?, veröffentlicht am 09.11.2005)
Dies zeigt eindrücklich, warum Aufklärung so dringend erforderlich ist.
Kirchensteuer dient in erster Linie – der Kirche selbst
Die Antworten zeigen auch, wie unkritisch viele Kirchensteuerzahler sind, wenn sie sich mit der Legende von der „Sozialkirche“ den unfreiwilligen Einzug ihrer Mitgliedsgebühren schönreden (Hervorhebung von mir):
- Viele Leute glauben, die Kirchen erfüllten mit dem Geld auch öffentliche Aufgaben im Sozialbereich. Das ist aber nicht der Fall. Wenn sie Krankenhäuser betreiben oder Altenheime, Schulen oder Kitas, dann ersetzt ihnen der Staat – wie jedem privaten Betreiber – den größten Teil der Kosten aus allgemeinem Steuergeld. […] Die Kirchensteuer, die nur ein Drittel der Einnahmen ausmacht, dient folglich in erster Linie dem religiösen Kerngeschäft – also der Bezahlung von Pfarrern und Priestern, dem Unterhalt der Gemeindehäuser und Kirchen (sofern nicht der Staat für den Denkmalschutz etwas dazugibt). Das ist aber kein Fall für eine Steuer, sondern für Beiträge und Spenden – wie bei jedem anderen Verein oder jeder anderen Körperschaft. (Quelle: faz.net): Die Kirchensteuer schadet den Kirchen – Von Ralph Bollmann – Aktualisiert am 10.08.2014-17:06, abgerufen am 12.02.2018)
Wem etwas am Allgemeinwohl liegt: Kirchenaustritt jetzt!
Alle, denen es tatsächlich und vorrangig um das Allgemeinwohl geht, müssten konsequenterweise sofort aus der Kirche austreten, um eben keine Kirchensteuer mehr zu zahlen:
- Entsprechend Einkommensteuergesetz (EStG, § 10 I, 4) ist die „gezahlte Kirchensteuer“ in voller Höhe von der Einkommensteuer als Sonderausgabe absetzbar. Dadurch vermindert sich die Einkommensteuer für den Staat. Diese Einnahmeverluste werden in den Subventionsberichten der Bundesregierung in ihrer Höhe beziffert. 42,5 Prozent der Verluste gehen zu Lasten des Bundes und 57,5 Prozent zu Lasten der Ländern. Im Jahr 2016 (3,89 Mrd. Euro) hat der Bund dadurch eine Mindereinnahme von 1,653 Mrd Euro und die Länder einen Einnahmeverlust von 2,237 Mrd. Euro. (Quelle: fowid.de – Subventionierung der Kirchensteuer, 1966 – 2016, veröffentlicht am 09.11.2016)
„Halt ausgesprochen naiv“ wäre es außerdem auch zu glauben, dass die Höhe der Kirchensteuereinnahmen mit den sinkenden Mitgliedszahlen korrelieren würde. Was man ja eigentlich erwarten könnte und was Herr Dr. Beck hier ja auch suggeriert.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Denn die Kirchen profitieren an der guten Konjunktur automatisch mit. So stiegen zum Beispiel die Einnahmen der katholischen Kirche durch Kirchensteuer von 4,03 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf 6,15 Milliarden Euro im Jahr 2016, Tendenz steigend (Quelle: statista.com: Einnahmen der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland durch die Kirchensteuer von 2004 bis 2016 (in Milliarden Euro)). Und das, wohlgemerkt, ohne dass die Kirche in irgendeiner Form selbst etwas dazu beigetragen hätte.
Kirchensteuerquote bei Altenheimen: Praktisch NULL Prozent
Schon vor Jahren mussten in mehreren deutschen Großstädten kirchliche Altenheime der Caritas aufgegeben werden, weil sie im bestehenden System nur mit Billiglöhnen hätten bestehen können. Das ist die direkte Quittung, wenn vorher viele Menschen nicht über die Folgen ihrer Entscheidungen nachdenken.
Hört, hört, nicht nur die Kinder leiden unter den Kirchenaustritten. Auch hilfsbedürftige Senioren sind die Opfer.
Nach alldem werden die Zuschauer, wenn sie nicht zufälligerweise über die Finanzierung der christlichen Kirchenkonzerne informiert sind, geneigt sein zu glauben, dass die beschriebenen Einrichtungen zumindest zum großen Teil aus Kirchensteuer finanziert werden.
Im Bezug auf die Schulen in Hamburg liegt die Kirchensteuerquote bei 16%. Oder umgekehrt: 84% der Kosten trägt der Staat. Altenheime der Caritas werden fast ausschließlich von Beiträgen der Versicherten und staatlichen Zuschüssen finanziert. Die Kirchensteuerquote beträgt hier praktisch 0 (!) Prozent. (Quelle: Dr. Carsten Frerk: Violettbuch Kirchenfinanzen)
Dr. Beck will dem unbedarften Zuschauer also unterjubeln, dass die katholische Kirche die Einrichtung trotz der Bereitschaft zum massiven Einsatz von eigenen Mitteln nicht aufrecht erhalten kann, weil die Mittel durch unsolidarische Ex-Kirchenmitglieder bzw. Nichtkirchenmitglieder einfach nicht mehr ausreichen. Was für ein Bluff!
Kritik aus dem katholischen Glashaus
Ein pikantes Detail sei noch erwähnt. Die Caritas weigert sich nach Aussage von Dr. Beck, Billiglöhne zu zahlen. Und kann deshalb nicht am Markt bestehen. Die Situation im Pflegebereich ist sicherlich zurzeit in Deutschland problematisch und dabei spielt die mangelnde Bezahlung der Pflegekräfte eine wesentliche Rolle.
Dass sich allerdings ein Konzern hier zum Vorreiter der Mitarbeiterrechte aufspielt, der seinen Arbeitskräften grundlegende Arbeitsrechte (Streikrecht, Betriebsrat etc.) vorenthält und z. B. Mitarbeiter entlassen darf, weil sie homosexuell oder geschieden sind, ist schwer zu ertragen.
Indem die Kirche den so genannten Dritten Weg (Artikel 140 Grundgesetz in Verbindung mit Artikel 137 Absatz 3 Weimarer Reichsverfassung) in ihren Einrichtungen einfordert und damit u. a. Gewerkschaften verbieten kann, ist sie selbst Mitverursacher der Dumping-Spirale. Wenn die Caritas wegen Finanzierungslücken einzelne Heime geschlossen hat, dann wiegt das nicht das systematische Unrecht auf, dass die Kirche durch den Dritten Weg selbst produziert.
Man beachte außerdem, dass dieser Konzern sogar als einziger im beschriebenen Markt das Privileg hat, unentgeltlich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sein Verhalten zu rechtfertigen. Dem DRK oder der AWO bleibt dies verwehrt.
Wie die betriebswirtschaftlichen Zahlen tatsächlich sind, lässt sich nicht prüfen. Es wäre jedoch keineswegs verwunderlich, wenn die Caritas die Einrichtungen ganz einfach deswegen schließt, weil die Rendite nicht mehr hoch genug ist. Denn so wortgewaltig das gerne auch verschleiert wird: Die Großkirchen sind milliardenschwere Wirtschaftskonzerne mit ganz weltlichen Absichten.
Welche überholte Privilegien fallen denn, Herr Dr. Beck?
Ganz klar, es gehört zu unseren gesellschaftlichen Entwicklungen, dass die Bedeutung der Kirchen abnimmt. Das ist eigentlich logisch, wenn es immer weniger Christen gibt. Und es ist auch nicht schlimm, wenn damit überholte Privilegien fallen.
Herr Dr. Beck, bitte klären Sie uns auf: Welche Privilegien halten Sie denn für überholt und welche dieser Privilegien fallen denn? Wo hat denn die Kirchenlobby Ihrer Meinung nach versagt?
Doch sollte niemand meinen, dass dieser Prozess ohne harte Entscheidungen und ohne schmerzhafte Einschnitte abläuft.
Schmerzhaft werden die Einschnitte besonders für die Angestellten der christlichen Milliardenkonzerne.
Vergleichbar schmerzhaft wie der Fortschritt damals vermutlich für Angstellte von Firmen war, die Dampfeisenbahnen produzierten. Oder Akustikkoppler. Spätestens in naher Zukunft auch für Menschen, die Verbrennungsmotoren herstellen.
Und hoffentlich auch bald für alle, die derzeit noch ihr Geld mit der Herstellung von Waffen und Munition verdienen.
Transparenz und Verantwortung?
Deshalb ist aber gerade von Verantwortlichen in der Kirche zu erwarten, dass sie diesen Prozess offen gestalten. Sie können die Verantwortung dafür nicht einfach auf Wirtschaftsberater abschieben.
Die katholische Kirche ist strukturell gesehen eine undemokratisch-theokratische Wahlmonarchie. Nicht gerade die Gesellschaftsform, die für Transparenz und offen gestaltete Prozesse bekannt ist.
Und wieso schiebt die Kirche die Verantwortung überhaupt auf Wirtschaftsberater ab, wenns um (ihr) Geld geht? Statt einfach mal auf Gott zu vertrauen? Und stattdessen zum Beispiel Schätze im Himmel zu sammeln, wie sie es schon ihr Gottessohn dereinst angeordnet hatte?
- Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen! (Mt 6,19-20 EU)
Komisch. Ausgerechnet für seine Nachfolger scheint ausgerechnet dieses Gebot von Jesus nicht zu gelten. Die Vatikanbank soll recht gut gegen Ungeziefer und Diebstahl gesichert sein. Da kann man es schon riskieren, lieber die irdischen Schätze zu sammeln. An deren Wert auch die „glauben“, bei denen man mit „Schätzen im Himmel“ seine Verbindlichkeiten nicht begleichen kann.
Sprechstunde in der Praxis Dr. Jesus
Diese gesellschaftliche Rolle und die Orientierung an der Praxis Jesu erfordern es, dass die harten Entscheidungen vor allem an sozialen Überlegungen auszurichten sind.
Die „Praxis Jesu“ zum Umgang mit irdischen Gütern lautet laut Bibel wie folgt:
- Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
- Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
- Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
- Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern?
- Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
- Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
- Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
- Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
- Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
- Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.
- Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.
(Mt 6, 24-34 EU)
Von Kirchensteuer steht da jedenfalls nichts…
Bildung von Kindern ist staatliche Aufgabe
Vielleicht ist es dann sogar sinnvoll mehr Einrichtungen zu schließen, um dadurch im sozialen Brennpunkt bleiben zu können oder ein soziales Angebot fortzusetzen, das sonst niemand übernehmen würde.
Die Bildung der Kinder ist eine staatliche Aufgabe. Den Fall, dass es niemanden gibt, wird es nicht geben. Der Staat kann sich nicht zurückziehen. Das können nur Träger, die sich nach eigenem Gutdünken die Rosinen rauspicken können.
Diese Argumentation der katholischen Kirche sollte aufgegriffen werden und dazu führen, die wichtige Aufgabe der Bildung durch den Staat zu regeln und nicht von Weltanschauungsorganisationen.
Dazu kommt im Falle der staatlichen Trägerschaft, dass geplante Schulschließungen durch Eltern nicht einfach hingenommen werden müssen. Es besteht dann die Möglichkeit, sich auf dem Verwaltungsrechtsweg zu wehren.
Versöhnliches zum Schluss
„Die Präsenz der Kirchen im Bildungssystem, im Gesundheitswesen oder im kulturellen Bereich wird in den nächsten Jahren sicherlich massiv abnehmen.“
Das ist doch eine gute Nachricht. Insofern versöhnt uns Dr. Beck zum Schluss doch noch ein wenig.
Und betrachten wir die jüngere Gegenwart, so können wir besten Gewissens Entwarnung geben:
- Norwegen, Island, Australien, Kanada, Schweden, die Schweiz, Belgien, Japan, die Niederlande gehören zu den areligiösesten Gesellschaften auf Erden. Laut dem Human Development Report der Vereinten Nationen (2005) zählen sie aber auch zu den gesündesten Gesellschaften, was die Lebenserwartung, den Bildungsstand, das Pro-Kopf-Einkommen, die Zahl von Schul- und Hochschulgabgängern, die Gleichberechtigung, die Rate von Tötungsdelikten und die Kindersterblichkeit betrifft. (Sam Harris: Brief an ein christliches Land)
Die Menschheit wird auch die Überwindung des Christentums verkraften, wie sie schon die Überwindung so vieler anderer Religionen vorher verkraftet hat. Und in offenen und freien Gesellschaften, wie sie auf der Grundlage der 6 europäischen Werte entstehen können, darf selbstverständlich jeder glauben, was ihm glaubwürdig erscheint. Auch dann noch, wenn Kirche und Glaube längst das sind, was sie in einer säkularen Gesellschaft gerne sein können: Privatangelegenheiten von Erwachsenen.
Einen schönen Sonntag!
Vielen Dank an Ingo Eitelbach für die tatkräftige Unterstützung bei diesem Artikel.
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag zum Thema Kirchensteuer.
**Quelle Meme: https://www.facebook.com/datheisten/
Bei mir haben heute auch schon die Freudenglocken geläutet. Ich habe mir nämlich den Pfarrbrief aus der Gemeinde in Prenzlauer Berg angeschaut, in die ich früher oft gegangen bin. Es wurde eine Statistik für das letzte Jahr veröffentlicht. Ich habe die Gläubigenzuwächse (Taufen und Wiedereintritte) mit denen der Abgänge (Beerdigungen und Austritte) verglichen. Und siehe da: auf jedes Schaf, das reinkommt, kommen vier, die die Herde verlassen.