Auf seiner Facebookseite fragt katholisch.de heute, ob die Menschheit diesen Planeten in „Gottes Sinn“ bearbeiten und behüten würde.
Garniert ist das die Frage mit einem Textfragment aus der alttestamentarischen Mythologie. Und dieses ist hinterlegt mit einem bedrohlich wirkenden Bild eines dampfenden Kraftwerkes:
Was Sie meinen? Zum Beispiel das:
Gegenfrage (1): Sollten Gläubige ihre Türstöcke auch diesmal vorsorglich wieder mit Lammblut bespritzen, um vom Zorn ihres Gottes verschont zu werden? Was meinen Sie?
Gegenfrage (2): Ist nicht auch hier wieder die Frau zu beschuldigen, als biblischer Grund allen Übels? Was meinen Sie?
Gegenfrage (3): Wie heuchlerisch, bigott und arrogant ist es, ein so energieintensives Medium wie das Internet dazu zu nutzen, um sich als Moralapostel aufzuspielen und Stromerzeugung anzuprangern?
„Garten Eden“ vs. Planet Erde
Nicht mal innerhalb der biblischen Mythologie ergibt diese Frage einen Sinn. Denn gemäß dieser Geschichten waren die Menschen ja nach Gottes Trick mit der Schlange und dem Apfel aus dem „Garten von Eden“, den sie hätten bearbeiten und hüten sollen vertrieben worden.
Und daran, dass Gott seiner Schöpfung deswegen (!) das irdische Dasein sprichwörtlich zur Hölle machen würde, hatte der liebe Gott ja keinen Zweifel gelassen.
War es Voldemort? Darth Vader? Oder Gundel Gaukeley?
Und außerhalb der religiösen Phantasiewelt erscheint die heutige Frage in etwa so sinnvoll und unangemessen wie: „Erster Verdachtsfall auf Hogwarts, steckt Voldemort dahinter? Was meinen Sie?“
Der Sinn, also die Absicht von Göttern ist genauso das Produkt menschlicher Phantasie wie die Götter selbst. Angeblich Absichten von Phantasiewesen sind für ethische Überlegungen irrelevant.
Relevanz um jeden Preis
Diese emotionale Aufladung und religiöse Instrumentalisierung erscheint wie ein geradezu lächerlich verzweifelter Versuch, der eigenen mythologisch-esoterischen Glaubenslehre noch irgendeine Bedeutung andichten zu wollen. Dass die Menschheit heute in der Lage ist, zum Beispiel wirksame Strategien zur Eindämmung und Bekämpfung einer Pandemie zu entwickeln, verdanken wir Menschen, die sich mit der Erklärung „Gott will es so“ nicht zufrieden gaben und geben. Menschen, denen der angebliche „Sinn“ angeblicher Götter zumindest bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit völlig egal war und ist.
Götter sind, genauso wie ihre angeblichen Absichten und im Unterschied zur irdischen natürlichen Wirklichkeit frei von Menschen erfundene und deshalb auch beliebig veränderbare Fiktionen. Dass jedes beliebige Verhalten im angeblichen „Sinn Gottes“ sein kann, zeigt die „Kriminalgeschichte des Christentums“ bis in die heutige Gegenwart.
Das Christentum: Moralisch orientierungslos
Für eine Diskussion der Frage, welchen Stellenwert die Erhaltung des Planeten Erde als ein für Sauerstoff verstoffwechselnde Landsäugetiere geeigneter Lebensraum hat bzw. haben sollte, bedarf es keines Rückgriffes auf archaische Wüstenmythologie aus der Bronzezeit.
Im Gegenteil: Hier sind Vernunft, Verstand, wissenschaftliche Erkenntnis sowie Humanismus und Ethik gefragt.
Denn egal ob man Regenwälder aufforstet oder abholzt: beides kann man problemlos damit „legitimieren“, in göttlichem Sinn zu handeln. Das Christentum ist moralisch orientierungslos, weil es nicht mal die Mindeststandards erfüllt, um als brauchbare Moralquelle für die Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert überhaupt nur in Betracht zu kommen.
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