Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die sieben Stäbe, veröffentlicht am 25.08.21 von osthessennews.de
Darum geht es
Ein Märchen des Schriftstellers und tiefenkatholischen Priesters Christoph von Schmid dient Pfarrer Buß als anekdotische Vorlage für seine Gedanken bezüglich der Überlegenheit von Stammesdenken gegenüber von Individualismus und Selbständigkeit.
Die Geschichte von den „sieben Stäben“ (die zu banal ist, um sie hier nochmal nachzuerzählen) soll verdeutlichen, dass Menschen auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe auf Gedeih und Verderb angewiesen sind. Alleine sei niemand in der Lage, irgendetwas zustande zu bringen oder sich der bedrohlichen Gefahren zu erwehren, die die Welt außerhalb der eigenen Gruppe bereithält.
Archaisches Stammesdenken
Des Priesters Märchen gibt genau das im biblisch-christlichen Glaubenskonstrukt verankerte Stammesdenken wieder.
Denn der durch und durch katholische und extrafromme von Schmid belässt es nicht dabei, die zweifellos vielen Vorteile zu betonen, die die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft oder allgemein Kooperation mit sich bringen kann.
Zusätzlich enthält sein Märchen auch die Botschaft, dass das Verlassen einer Gemeinschaft unweigerlich gravierend negative Folgen für den „Abtrünnigen“ hat.
Einzelkämpfer auf verlorenem Posten
Der Transfer in die Gegenwart liest sich bei Stadtpfarrer Buß so:
[…] Es kommt auf den Zusammenhalt an unter den Menschen, in Gruppen und Vereinen. In einem Land und der Kirche. Nur im Zusammenwirken einer Gemeinschaft gibt es Halt. Einzelkämpfertum führt nicht zu Erfolg, sondern leicht zerbricht die Idee, der Gedanke, das Vorhaben. Eine Mannschaft wächst an ihrem Teamgeist, der einzelne Spieler allein reicht nicht aus. Krisen überwinden sich leichter, wenn einer dem anderen beisteht und hilft. Der einzelne wäre verloren. Werte werden weitergetragen, wenn sie einer Gesellschaft wichtig sind, der Einzelne wäre auf verlorenem Posten. Die Aussage des Vaters in der Geschichte ist wichtig: „Solange ihr fest zusammenhaltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können.“
(Quelle: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die sieben Stäbe, veröffentlicht am 25.08.21 von osthessennews.de)
Individualismus: Böse und gefährlich
Hier klingt deutlich jene typisch katholische Kritik am Individualismus durch, die Pfarrer Buß auch schon in früheren Verkündigungen (zum Beispiel hier) geäußert hatte.
Sinngemäß: Alleine bist du chancenlos. Nur deine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft bietet dir Schutz und die Möglichkeit, irgendetwas zu erreichen. Verlässt du die Gemeinschaft, verrätst du ihre Werte und bist hoffnungslos verloren.
In vieler Hinsicht mag das auch tatsächlich der Fall sein: Die Fähigkeit, Probleme in Gruppen zu bewältigen gehört wohl mit zu den größten Kulturleistungen der Menschheit.
Gerade dann, wenn es um Aufgaben geht, die ein Einzelner alleine nicht bewältigen kann. Stichwort: Fußball.
Das bedeutet jedoch längst nicht, dass Menschen generell und in jeder Hinsicht unbedingt auf die Zugehörigkeit zu bestimmten Gemeinschaften angewiesen sind. Und vor allem bedeutet es nicht, dass das Verlassen einer Gemeinschaft zwangsläufig Scheitern und Verschlechterung zur Folge haben muss.
Welche Gemeinschaft? Welche Werte?
Hierbei spielt es natürlich auch eine wichtige Rolle, um welche Art von Gemeinschaft es sich handelt.
Gerade in der von Herrn Buß angesprochenen Kirche lässt sich an zahlreichen Beispielen darstellen, welche schädlichen und negativen Auswirkungen dieses gruppenfixierte und Individualismus ablehnende Denken mit sich bringen kann.
So sind zunächst die von Herrn Buß genannten Werte höchst kritisch zu hinterfragen, die innerhalb der Kirchen-Gruppe weitergetragen werden.
Da ist der Einzelne auf verlorenem Posten, wenn er diese Werte unkritisch übernimmt, wie diese Gruppe es fordert: Je unkritischer, desto frömmer, desto höher angesehen.
Und umgekehrt: Je verschworener eine Gemeinschaft, desto drastischer die Reaktion auf Kritik oder auch Infragestellung der vertretenen Werte durch die Mitglieder.
Sektenartiges Gebaren…
Je nachdem, wie energischer eine Gemeinschaft auf die unbedingte Eingliederung bis hin zur Aufgabe der eigenen Persönlichkeit ihrer Mitglieder besteht, desto größer die Gefahr für psychische Schäden.
Das sinngemäße: „Allein bist du nichts, nur durch die Gemeinschaft hast du Halt“, das auch bei Herrn Buß‘ deutlich anklingt erinnert an das Wording von Sekten und vergleichbaren Gemeinschaften, in denen jeglicher Individualismus drastisch sanktioniert wird.
Gerade die katholische Kirche mit ihrer patriarchialischen, undemokratischen Ideologie und den intransparenten, absolutistischen Strukturen bietet den idealen Nährboden für männerbündische Vereinigungen verschiedenster Ausprägung.
Hier geht es in erster Linie um eine Überhöhung der ingroup (=wir, die Rechtgläubigen) und eine Abgrenzung von der outgroup (=alle anderen, die nicht so denken wie wir).
Etliche dieser Bünde und Organisationen haben zweifellos sektenhafte Charakteristik. Mit ausgeprägtem Stammesdenken. Das Kritik oder gar einen Ausstieg quasi unmöglich macht.
…auch im katholischen Mainstream
Aber auch im katholischen Mainstream sind es genau diese männerbündischen Machtstrukturen, innerhalb derer die klerikale Führungsriege mindestens jahrzehntelang tausendfache pädosexuelle Verbrechen durch katholische Priester und Ordensleute ermöglichte, systematisch vertuschte und offenbar auch aktiv begünstigt hatte.
All diese Aspekte fehlen in Pfarrer Buß‘ Impuls.
Seine Message ist so plump schwarz-weiß wie für einen katholischen Berufschristen erwartbar: Individualismus ist böse, schlecht, gefährlich und schädlich, Gemeinschaft ist alles.
Einmal mehr frage ich mich, was der Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda beabsichtigt, mit einem solchen Impuls zu bewirken.
Was soll er schon damit bewirken?
Wahrscheinlich bezahlt ihn jemand dafür, diesen öden Stuss zu verfassen.
Sein Schreibstil lässt darauf schließen, dass die Zielgruppe dieser „Impulse“ nicht gerade Dir Bildungselite sind. Die lesen den. Mist vor der sonntagsmesse und fühlen sich ihrem schlichten, von Kindesbeinen an indoktrinierten Weltbild bestätigt.
Das Individuum hat bei uns die Möglichkeit selber zu denken und die Herde zu verlassen. Das ist nicht überall der Fall. In vielen Ländern bezahlt das Individuum dafür mit seiner Freiheit oder gar mit seinem Leben. Und dann sehen wir auch das wahre Gesicht des Monsters. Ich darf diese Meinung öffentlich vertreten, weil wir dem Monster die Zähne gezogen haben. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es noch im Dunkel lauert und auf seine Rückkehr hofft.