Nur ein Lichterfest? – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 7 Min.

Nur ein Lichterfest? – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Pastorin Annette Behnken, veröffentlicht am 11.11.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Diesmal konstruiert Frau Behnken einen für mich nicht nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen der Sankt-Martins-Legende und Toleranz. Zur Verstärkung präsentiert die Pfarrerin noch einen christlichen Glaubensbruder, der ihre evangelischen Glaubensvorstellungen toleriert, obwohl er sie nicht teilt.

Zum Glück nur ein kleines Problem mit Sankt Martin…

Ich habe ein kleines Problem mit ihm. In diesen Tagen ist er wieder unterwegs. An manchen Orten richtig so mit Pferd, mit historischem Kostüm und allem drumherum.

Heute, am 11. November, ist sein Feiertag: St. Martin.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Nur ein Lichterfest? – Wort zum Sonntag, verkündigt von Pastorin Annette Behnken, veröffentlicht am 11.11.23 von ARD/daserste.de)

Wenn man bedenkt, wie viele Menschen schon wegen theologischer Streitfragen ermordet wurden und mit dieser absurden Begründung bis heute ermordet werden, kann man ja erleichtert sein, dass die evanglische Frau Behnken heute nur noch „ein kleines Problem“ mit „Sankt Martin“ hat. Denn Heiligenverehrung zählt zu den Aspekten des katholischen Aberglaubens, die Protestanten fremd sind.

So scheint sie schon mal gleich ein positives Beispiel dafür geben zu wollen, wie tolerant sie dank ihres Glaubens ist.

Und einmal mehr sei daran erinnert, dass wir es der Aufklärung und Säkularisierung zu verdanken haben, dass unterschiedliche Interpretationen theologischer Einbildungen heute zumindest hierzulande unter verschiedenen christlichen Abteilungen nicht mehr zu Kriegen führen.

Toleranz ist definitiv nichts, was sich das Christentum auf die Fahne schreiben könnte.

Weltanschaulich neutrales Lichterfest?

Kinder und Familien und leuchtende Laternen. Der heilige Martin: Das Vorbild für Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. Wer daraus ein weltanschaulich neutrales Lichterfest machen möchte, hat vielleicht nicht verstanden, dass Sankt Martin ein Fest für alle ist, egal ob religiös oder nicht, oder welchen Glaubens. Ein Fest für alle, die sich auf den großen, gemeinsamen menschlichen Nenner, auf Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit einigen können. Das ist nicht mein Problem mit ihm.

Bedeutet „egal, ob religiös oder nicht, oder welchen Glaubens“ nicht gerade das: Weltanschaulich neutral?

Geht es nicht vielleicht einfach nur darum, dass die in dieser Legende enthaltene christliche Werbebotschaft nicht verloren gehen soll? Das Christentum ist gut und wertvoll, weil sich hier mal jemand wegen seines christlichen Glaubens mitmenschlich verhalten hatte.

…warum nicht auch sein Pferd?

Die Geschichte ist ja bekannt: Der Soldat, der in einem besonders harten Winter auf seinem Pferd an einem frierenden Bettler vorbeikommt, Mitgefühl hat, mit seinem Schwert seinen Mantel durchschneidet und dem Bettler den halben Mantel gibt. Das ist nett von ihm. Und nichts gegen Nettsein. Aber von so einem Heiligen erwarte ich mehr. Warum steigt er nicht von seinem Roß ab? Geht auf Augenhöhe? Hört dem Bedürftigen zu – oder schenkt ihm sein Pferd?

…immer was zu meckern, diese Evangelen…

Der Legende zufolge war Martin zu dieser Zeit Soldat der römischen Armee. Das bedeutet, dass er gar nicht die Hälfte seines Mantels, sondern das Eigentum des römischen Staates zerstört und zur Hälfte verschenkt hatte.

Interessant wäre es zu erfahren, woher Frau Behnken ihre Vorstellungen hat, wie sie sich das Verhalten des „Soldaten Christi“ eigentlich gewünscht hätte.

Was hat Mitmenschlichkeit mit Toleranz zu tun?

Aber egal, trotzdem finde ich, dass die Umzüge, die St. Martins-Umzüge, leuchtende Demonstrationszüge sind für Kinder und Erwachsene, für Religiöse aller Glaubensrichtungen und Nichtreligiöse, in aller Nähe und aller Unterschiedlichkeit. Für viele verschiedene Blickwinkel auf das Leiden anderer, auf Unrecht. Für Mitmenschlichkeit. Und die geht nicht ohne Toleranz. Das beschäftigt mich derzeit sehr: Wie geht Toleranz?

Wen oder was musste „Sankt Martin“ denn tolerieren, um sich empathisch zu verhalten? Die Ungerechtigkeit, dass er einen Mantel hatte und der Bettler nicht?

Oder meint Frau Behnken vielleicht, dass sie die katholische Heiligenverehrung tolerieren muss? Die spielt aber doch für eine Geste der Mitmenschlichkeit überhaupt keine Rolle…

Vielleicht hat jemand aus der geschätzten Leserschaft eine Idee, wie Frau Behnkens Überleitung gemeint sein könnte…?

Christen unter sich: Fremd und falsch

Das Wort heißt übersetzt: erdulden, ertragen. Also: Ertragen, was mir fremd ist und auch, was ich falsch finde. Ein Beispiel: Vor ein paar Wochen habe ich es so erlebt. Ich habe mich mit einem jungen Mann unterhalten, ein gläubiger Christ, Migrant. Er kommt aus einer anderen Kultur, lebt jetzt in Deutschland. Seine Kultur und sein Glaube: sehr viel konservativer als ich. Mir viel zu konservativ. Ich finde da inhaltlich vieles wirklich falsch. Ihm geht’s umgekehrt genauso. Er hat erzählt, wie es ihm weh tut, dass seine Werte hier nicht gelebt werden. Wie fremd und falsch ihm auch meine Haltung erscheint.

Aha. Also geht es offenbar doch um Toleranz anderen Religionen bzw. Weltanschauungen gegenüber.

Inwieweit in einem solchen Fall Toleranz angesagt ist, hängt davon ab, wie sich die jeweilige (religiöse oder glaubensfreie) Weltanschauung auf die Mitlebewesen auswirkt.

Während unterschiedliche persönliche Glaubensüberzeugungen per se nichts sind, was erduldet oder ertragen werden müsste, kann es ganz anders aussehen, wenn wir als Maßstab die Auswirkungen dieser Überzeugungen auf die Umwelt heranziehen.

Denn dann macht es keinen Unterschied, im vermeintlichen Namen und Auftrag welchen Gottes jemand in den „Heiligen Krieg“ zieht. Oder eben auch nicht.

Aber er sagte auch: Ich will dich verstehen. Deine Haltung wird wahrscheinlich nie meine sein, aber ich will sie verstehen und ich will sie aushalten können. Das hat mich beeindruckt. Und mit dieser Haltung hat er es auch mir leichter gemacht, seine Werte zu tolerieren.

Inwieweit ich eine Haltung aushalten kann, hängt davon ab, wie sich jemand aufgrund seiner Haltung verhält – und inwieweit die Umwelt, zu der auch ich gehöre davon betroffen ist.

Entscheidend ist, was hinten rauskommt, wie es so schön heißt.

Auf den Maßstab kommt es an

Um vernünftig entscheiden zu können, inwieweit bestimmte Werte zu akzeptieren, zu respektieren, zu tolerieren, zu ignorieren oder abzulehnen sind, braucht es eine vernünftige Entscheidungsgrundlage.

Eine solche muss zumindest mal eine Reihe von Mindestvoraussetzungen erfüllen, um als geeignete Moralquelle überhaupt in Frage zu kommen.

Warum Religionen hier schon ausgeschieden sind, bevor es überhaupt los geht, erklärt Andreas Edmüller in seinem sehens- und hörenswerten Vortrag zu seinem Buch „Die Legende von der christlichen Moral – Warum das Christentum moralisch orientierungslos ist.“

Inwieweit Frau Behnken sich dieser Orientierungslosigkeit ihres Glaubenskonstruktes bewusst ist, weiß ich nicht. Zumindest die rasant abnehmende Nachfrage nach dem von ihr vertriebenen Glaubensprodukt dürfte ihr aber nicht entgangen sein.

Mitmenschlichkeit braucht Toleranz?

Mitmenschlichkeit braucht Toleranz.

Ohne eine nähere Erklärung kann ich mit dieser Behauptung wenig anfangen. Vielleicht ist damit gemeint, dass das einzige Kriterium für Mitmenschlichkeit das Menschein sein muss, während alles andere zu tolerieren ist?

Und: Mitmenschlichkeit markiert die Grenze von Toleranz. Die liegt da, wo andere Menschen abgewertet, diskriminiert oder respektlos behandelt werden.

Hier wird wohl kaum jemand widersprechen, der über einen halbwegs funktionierenden moralischen Kompass verfügt.

Toleranz und Religion

Eine sehr zuverlässige Methode, um Menschen dazu zu bringen, ihre Toleranzgrenzen bis ins Gegenteil zu verschieben, ist die Indoktrionation mit Religion oder religionsartigen politischen Ideologien.

In den „Heiligen Schriften“ der abrahamitischen Religionen etwa, sowie im Verhalten derer, die sich radikal-fundamentalistisch an die Anweisungen und Aussagen ihrer „Heiligen Schriften“ halten findet sich alles Mögliche, aber sicher keine Toleranz:

Die Bibel ist eine einzige Ansammlung von Beispielen, wie Gott Menschen entweder selbst abwertet, diskriminiert, respektlos behandelt, sie ausgiebig mit furchtbaren Plagen quält und ganze Völker vernichtet – oder seine Anhänger dazu aufruft, dies in seinem Namen zu tun. Die wiederum werden gar nicht fertig damit, ihren Gott für seine diesbezügliche Gnadenlosigkeit, Brutalität und seinen sadistischen Einfallsreichtung über den grünen Klee zu lobpreisen.

Das einzige Kriterium ist für den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie dabei die Frage, ob er, der Bibelgott, bei den Vertretern seiner bevorzugten Trockennasenaffenart exklusiv an oberster Stelle steht. Was seinen eigenen Macht- und Geltungsanspruch angeht, verfolgt der eifersüchtige, dauerbeleidigte und allgütige Bibelgott eine gnadenlose Null-Toleranz-Strategie.

Und auch der biblische Gottessohn bestätigt und verdeutlicht diese Strategie mit zahlreichen, erschreckend anschaulichen Gleichnissen: Alle, die nicht an seinen Gott glauben, sollen mit einem Mühlstein um den Hals im Meer versenkt oder wie Unkraut ausgerissen, aufgestapelt und dann im Feuerofen verbrannt werden.

Das nicht zu übertreffende biblische Highlight in Sachen Intoleranz ist schließlich das im Neuen Testament eingeführte Konzept der Hölle.

Religion: Teil des Problemes, nicht der Lösung

Es kann deshalb kaum erstaunen, dass Frau Behnken lieber alles Mögliche rund um Mitmenschlichkeit und Toleranz zusammenschwurbelt und sich sogar bei katholischen Heiligenlegenden bedient, als auf den offensichtlichen und auch historisch beliebig umfangreich belegbaren Widerspruch zwischen monotheistischer Religion und Toleranz auch nur mit einem Wort einzugehen.

Auch in Sachen Toleranz ist Religion einmal mehr Teil des Problems und nicht Teil der Lösung: Das einzige, was hilft, ist eine schrittweise Distanzierung vom biblisch-christlichen Fundament. Mit abnehmender Religiösität steigen die Chancen auf mehr Toleranz.

Mainstream-Berufschristen wie Frau Behnken sind dabei inzwischen schon so weit, dass sie die Problematik der nun mal nicht wegdiskutierbaren inhärenten Intoleranz Monotheistischer Religionen komplett unterschlagen. Das erscheint mir insofern besonders zynisch, als dass wir doch gerade täglich damit konfrontiert werden, wie verheerend der religiöse Impact auf die aktuellen Kriege wirkt.

Christentum: Vom Terror-Befürworter zur „Friedensbewegung“

Eine Grenze, die ohne Wenn und Aber überschritten ist, wo jede Art von Terror, jede, nicht ganz klar verurteilt wird. Wo Menschen Brandanschläge auf Synagogen und Gemeindezentren verüben. Sei es im November 1938 oder gerade erst im Oktober in Berlin. Überschritten, wo Politiker Parolen der SA und nationalsozialistische Rhetorik verwenden.

Die Machtübernahme des Naziregimes und die darauf folgenden Verbrechen waren von den (damals noch) Großkirchen nicht nur toleriert, sondern frenetisch gefeiert und ideologisch wie auch tatkräftig unterstützt worden. Aus tiefster christlicher Überzeugung heraus, damit den vermeintlichen Willen Gottes zu erfüllen. Und immer sauber biblisch fundiert.

Mit Erstarken der Nationalsozialisten hatte auch das Christentum einen enormen Aufschwung erlebt: 1933 waren 96% der Deutschen Mitglieder der christlichen Kirchen. Eine klassische Win-Win-Situation, natürlich nur für Kirche und Nazidiktatur.

Und heute?

Für fast acht von zehn Befragten einer Studie der Evangelischen Kirche hat Religion keine oder nur wenig Bedeutung. Schon nächstes Jahr könnte der Anteil der christlich-konfessionell gebundenen Menschen in Deutschland unter 50 Prozent liegen.

(Quelle: tagesschau.de: Studie zu Glaube und Kirchen Gesellschaft wendet sich von Religion ab Stand: 14.11.2023 14:32 Uhr)

Was hat nun dazu geführt, dass Politiker zumindest hierzulande heute nicht mehr auf das Christentum als ideologischen Erfüllungsgehilfen zählen können, wen sie Naziparolen verbreiten?

Redlicherweise sollte Frau Behnken bei ihrer Verkündigung ihr Augenmerk auf die Faktoren richten, die dazu geführt haben, dass sie sich im Namen ihrer Kirche heute für Toleranz einsetzt statt für Intoleranz und Diskriminierung.

Allerdings wären diese Faktoren nur geeignet, um damit Reklame nicht für mehr, sondern nur für weniger Religion zu machen.

So ist Toleranz

Ich fand es so stark von diesem jungen Mann, wie er mit sich gerungen hat. Er hat mir gezeigt, was Toleranz ist, und was Toleranz nicht ist. Toleranz ist nicht: Wir sollen alle einer Meinung sein, Friede, Freude, Laterne. Toleranz ist nicht das Verleugnen der eigenen Position.

Toleranz ist: Seinen Standpunkt haben, und den des anderen aushalten. So ist Toleranz. Anstrengend. Aber heilsam. Für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie, für uns. Und nicht zuletzt für die eigene Seele.

Anstrengend kann es nicht nur sein, etwas zu tolerieren, sondern auch, die Grenzen der Toleranz zu definieren und sich für die Einhaltung dieser Grenzen einzusetzen.

Denn vorgebliche Toleranz eignet sich auch sehr gut als bequeme Ausrede für Gleichgültigkeit und Nichtstun. Zum Beispiel, um damit verbundenen Konflikten und Vorwürfen aus dem Weg zu gehen.

Wer sich für die Einhaltung der Grenzen von Toleranz einsetzt, muss sich gerade in letzter Zeit immer mehr darauf gefasst machen, selbst der Intoleranz bezichtigt zu werden. Auf dieses Paradoxon hatte schon Karl Popper hingewiesen.

Buchtipp: Die Grenzen der Toleranz

Eine Leseempfehlung zu diesem Thema ist das Buch „Die Grenzen der Toleranz“ von Michael Schmidt-Salomon:

Die offene Gesellschaft hat viele Feinde. Die einen streiten für „Allah“, die anderen für die Rettung des „christlichen Abendlandes“, letztlich aber verfolgen sie das gleiche Ziel: Sie wollen das Rad der Zeit zurückdrehen und vormoderne Dogmen an die Stelle individueller Freiheitsrechte setzen. Wie sollen wir auf diese doppelte Bedrohung reagieren? Welche Entwicklungen sollten wir begrüßen, welche mit aller Macht bekämpfen? Michael Schmidt-Salomon erklärt, warum grenzenlose Toleranz im Kampf gegen Demagogen auf beiden Seiten nicht hilft und wie wir die richtigen Maßnahmen ergreifen, um unsere Freiheit zu verteidigen.

Klappentext „Die Grenzen der Toleranz“ von Michael Schmidt-Salomon, Piper 2016
Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.
Karl Popper

Fazit

Religiöse Argumente für Intoleranz zu finden, ist problemlos und quasi beliebig vermehrbar möglich. Dies lässt sich ganz einfach durch Aufschlagen der Bibel belegen – und natürlich auch mit der „Kriminalgeschichte des Christentums.“

Anders sieht es aus, wenn es um religiöse Argumente für Toleranz geht. Wenn da nicht mehr dabei herauskommt als das, was Frau Behnken diesmal zu bieten hat, dann kommt das meines Erachtens einem theologischen Offenbarungseid gleich.

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3 Gedanken zu „Nur ein Lichterfest? – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

    • Übrigens vermute ich, dass die Unterhaltung mit dem jungen Christen nur deshalb nicht in eine Schlägerei ausgeartet ist, weil sie im Rahmen eines säkularen Rechtsstaates stattgefunden hat … und den hat die christliche Religion mit Zähnen und Klauen zu verhindern versucht.

      Antworten
  1. Ich phantasiere jetzt mal ein bisschen und füge der legendenhaften Anekdote noch eine weitere Facette hinzu, die natürlich nicht ins heilige Bild passt:

    Als Martin von Tour sich dem Bettler näherte, hat er sich vorher von seinen Mitstreitern oder Adjutanten informieren lassen, welcher Weltanschauung denn der Bettler anhänge.
    Als man ihm mitteilte und bestätigte, dass dieser ein zum Christentum konvertierter Mann sei, hat er bereitwillig die bekannte Show abgezogen.

    Im Übrigen wird in seiner von den christlichen Theologen anerkannten Biografie ausgeführt, dass er sich an der Bekehrung heidnischer Germanen beteiligte, indem er sämtliche im Missionsgebiet vorhandenen heidnischen Heiligtümer zerstören liess. Und nur d a s steht in der Biografie.
    Welche sonstigen „Kollateralschäden“ die Missionierung mit sich gebracht haben mag, darüber schweigt man sich aus. Man weiss aber aus anderen Quellen zur Genüge, wie „liebevoll“ seinerzeit die Missionierungen vor sich gingen.

    Tja, Frau Behnken, Ihr Gespräch mit dem jungen Migranten ist doch nur deswegen „im Geiste gegenseitiger Toleranz“ verlaufen, weil es Menschen gab und gibt, die dafür gekämpft haben und es immer noch tun müssen und mitunter sogar ihr Leben dafür lassen mussten.
    Solange allerdings vor allem religiöse Ideologien immer noch die Gehirne vieler Menschen vernebeln, hat leider der Spruch aus Schillers „Wilhelm Tell“ weiterhin Aktualität:
    „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
    (Heute würde man allerdings den „Frömmsten“ durch den „Tolerantesten“ ersetzen müssen.)

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