Kommentar zu NACHGEDACHT (13): War das Grab Jesu wirklich leer?

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Kommentar zu NACHGEDACHT (13): War das Grab Jesu wirklich leer?, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 31.03.13 von Osthessennews

Am heutigen Ostersonntag feiern die Christen die Auferstehung Jesu – er überwand als erster den Tod und schenkte damit auch den Menschen ewiges Leben.

Die angebliche Auferstehung von den Toten ist die zentrale Geschichte im Christentum. Dabei scheint es die wenigsten Christen zu stören, dass alles dafür spricht, dass es sich bei dieser Geschichte natürlich nicht um eine wahre Begebenheit, ja noch nicht mal um eine besonders originelle Neuerfindung handelt.

Es ist nicht davon auszugehen, dass der Mensch Jesus, so er denn gelebt hat, die Naturgesetze überwinden konnte. Nach allem heutigen Wissen ist es ausgeschlossen, dass ein Mensch, der tatsächlich tot war, nochmal wieder zum Leben erwacht. Wenn die Geschichte wirklich stattgefunden haben sollte, lässt das nur zwei mögliche Schlüsse zu: Entweder war Jesus nicht tot – oder er war nicht nochmal am Leben.

Es zeugt entweder von großem Unwissen, oder von noch größerer Ignoranz zu behaupten, dass Jesus angeblich „als erster“ den Tod überwunden habe. Auferstehungsmythen sind viel älter als die Geschichten von Jesus. Genaugenommen sind schon jede Menge angeblicher Götter oder Gottessöhne angeblich von den Toten auferstanden, zum Beispiel:

  • Sonnengott Horus, Ägypten, etwa 3000 vuZ.
  • Attis von Prybien/Griechenland, 1200 vuZ.
  • Mithra von Persien, 1200 vuZ.
  • Krishna aus Indien, 900 vuZ.
  • Dionysus von Griechenland, 500 vuZ.

Aber nicht nur die angebliche Auferstehung von den Toten war schon zur Zeit der Evangelisten ein „alter Hut“ – der ganze biblische Lebenslauf von Jesus ist geradezu eine Kopie dessen, was über den Ägyptischen Sonnengott Horus berichtet wurde. Der biblische Jesus ist demnach nichts weiter als die Kopie einer idealisierten Kunstfigur, mit den gleichen Eigenschaften, wie es sie schon damals seit tausenden Jahren unter verschiedensten Namen und in allen möglichen Kulturen immer wieder gab.

[…] Egal welche Fragen wir uns stellen.

Richtig – es ist tatsächlich egal, welche Fragen wir uns zu dieser Geschichte stellen. Für ein zeitgemäßes, humanistisches Welt- und Wertebild spielen die äußerst widersprüchlichen, vormittelalterlichen Märchen und Mythen einfach keine Rolle mehr. Die ganze Energie, die Heerscharen von Theologen auf die Interpretation dieser Märchen verwendeten, war reine Energieverschwendung. Wie viel Sinnvolles hätten diese bestimmt gescheiten Leute in dieser Zeit für die Menschheit leisten können!

Das leere Grab erscheint in der Bibel als erstes Zeichen dafür, dass Jesus scheinbar den Tod überwunden hat – auferstanden ist.

Viele der offensichtlichen Widersprüche kann man recht einfach nachvollziehen, wenn man sich mal in die Situation der damaligen Geschichtsschreiber hineinversetzt. Die hatten es sich zur Aufgabe gemacht, aus einer an sich unspektakulären und fast schon tragisch-komischen Geschichte einen Helden zu kreieren, der als Frontmann einer ganzen Religion taugen sollte.

Da gab es einen jüdischen Rabbi, der zeitlebens als Wanderprediger und Exorzist unterwegs war und der seine Mission darin sah, die Menschheit auf die kurz bevorstehende Ankunft seines Gottes vorzubereiten. Solche Endzeitprediger, die die Menschen mit ihren apokalyptischen Ideen belästigten, waren damals keine Seltenheit, auch wenn das viele Christen heute nicht mehr wahrhaben wollen. Jesus, wenn es ihn denn überhaupt gegeben hat, war alles andere als besonders außergewöhnlich. Offenbar hatte er es irgendwann mit seiner Mission etwas übertrieben, sodass die Römer den Störenfried auf die damals übliche Art und Weise mundtot machten, bevor er noch mehr Unruhe verbreiten konnte.

Übrig blieben ein paar Sektenanhänger, die ohne ihren Sektenführer jetzt auf sich allein gestellt waren. Zunächst war das aber kein Problem, hatte ihnen ihr Meister doch die Ankunft seines Gottes noch während ihrer Lebenszeit angekündigt. Es konnte also nicht mehr lange dauern bis zum Jüngsten Gericht.

Die Tage vergingen. Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen wurden Monate, aus Monaten Jahre, aus Jahren Jahrzehnte, aus Jahrzehnten Jahrhunderte und aus Jahrhunderten Jahrtausende – wie wir alle wissen, hatte sich Jesus ganz offensichtlich geirrt. Bis heute ist jedenfalls kein Gott in irgendeiner seriös nachweisbaren Art und Weise irgendwie in Erscheinung getreten Und täglich wird die Wahrscheinlichkeit geringer, dass damit noch irgendwann zu rechnen ist. Dafür ist es der Wissenschaft gelungen, ein Bild über die wirkliche Entstehung der Erde und über die natürlichen Abläufe zu zeichnen, das trotz vieler Lücken schon so vollständig und in sich schlüssig ist, dass es keine Annahme von übernatürlichen Wesen mehr zulässt (und natürlich auch gar nicht mehr erforderlich macht).

Kurzum – Jesus war also tot, nichts geschah und die ersten Anhänger von Jesus, die vielleicht noch eine Weile von der Erinnerung an sein Charisma zehrten, verloren nach und nach ihr Interesse an ihrer Endzeitsekte. Stattdessen besannen sie sich wieder auf ihre eigentliche jüdische Religion, die ja streng monotheistisch angelegt ist und deshalb sowieso keinen Gott außer Gott anerkennt. Vom historischen Jesus war so wenig übriggeblieben, dass seine Sekte fast schon das gleiche Schicksal ereilt hätte wie so viele andere Sekten auch – sie wäre beinahe wenige Jahre nach ihrer Entstehung wieder in der Vergessenheit verschwunden gewesen.

Aber es sollte anders kommen. Anders als die monotheistischen Juden hatten die Jesusanhänger mit heidnischer Herkunft natürlich kein Problem damit, den Verkünder Gottes kurzerhand selbst zum Gott zu erheben. Sie waren schließlich nicht auf einen einzigen Gott beschränkt. Und so ist es den Heidenchristen zu „verdanken“, dass sie (möglicherweise auf der Grundlage eines historisch belegbaren Menschen) ihren Wunsch-Jesus erfanden, wie ihn Menschen bis heute noch verehren. Die Umgestaltung eines querulanten Sektenführers bis hin zu einem Teil eines dreifaltigen Gottes ist nichts weiter als die blühende Phantasie namentlich nicht bekannter Menschen.

Für das heutige Jesus-Wunschbild wird meist das Johannesevangelium herangezogen – ausgerechnet die Geschichtensammlung mit dem geringsten Bezug zur Wirklichkeit und mit den meisten offensichtlichen Fiktionen. Bemühten sich die ersten Geschichtsschreiber noch leidlich darum, ihre Geschichten wenigstens einigermaßen realistisch klingen zu lassen, gab es im 4. Evangelium kein Halten mehr. Da wurde dazugedichtet, umgedeutet, ausgeschmückt und weggelassen, dass sich die Balken biegen. Die Bibelwissenschaft kann heute erstaunlich sicher und detailliert darlegen, welche Teile der Bibel wahrscheinlich wann und auf welcher Grundlage verfasst worden waren. Eins kann sie freilich nicht: Belegen, dass es sich bei der Bibel um mehr als um eine Anekdotensammlung handelt, die laut des Theologen Goguel nur „mit äußerster Vorsicht zu benutzen“ sei.

Zurück zu unseren armen Geschichtsschreibern: Wenn sie erfolgreich sein wollten, reichten die wenigen, profanen Fakten über ihren Meister natürlich beiweitem nicht aus – eine Story musste her, und zwar eine richtig gute Story. „Richtig gut“ hieß auch damals schon: Je unwahrscheinlicher, je gewagter, desto besser. Jesus sollte einerseits natürlich schon irgendwie menschlich dargestellt werden, aber es sollte auch bewiesen werden, dass es sich um keinen Geringeren als Gottes Sohn gehandelt haben soll. Damit konnte man auch gleich das Problem umgehen, dass die Prophezeiung von Jesus nicht in Erfüllung gegangen war: Man machte den Verkünder einfach kurzerhand zum Verkündeten.

Über die unzähligen Widersprüche, Fälschungen und beliebigen Veränderungen in der Bibel könnte man noch viele Seiten schreiben – diese wurden allerdings schon geschrieben, deshalb belasse ich es dabei und verweise auf das lesenswerte Buch „Abermals krähte der Hahn – Eine kritische Kirchengeschichte, von Karlzeinz Deschner, zu finden in unseren Buchtipps.**

Zusammenfassend ist zu sagen:

  • Der christliche Glaube entbehrt jeder historisch belegbaren Grundlage.
    Was historisch vielleicht belegbar ist, ist für den Glauben nicht relevant, was angeblich relevant ist, ist nicht historisch belegbar.
  • Der christliche Glaube baut auf vormittelalterlichen Märchen auf.
    Die Grundlage dieser Weltreligion ist das Produkt menschlicher Phantasie und menschlicher Wünsche von unbekannten Geschichtsschreibern aus vormittelalterlicher Zeit, in denen die Menschen noch an Dämonen und Geister glaubten und sich am Anfang der sozio-kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung der Menschheit befanden.
  • Die Bibel taugt nicht als Schriftbeweis.
    Die angeblich von Gott geoffenbarten Texte sind nichts weiter als eine Anekdotensammlung, die bis in die Bronzezeit zurückreicht. Die Aussagen sind so unspezifisch, dass sich bei üblich-selektiver Lesart damit praktisch jedes beliebige Wertebild rechtfertigen lässt.
  • Die Aussagen des christlichen Glaubens sind für die Menschen im 21. Jahrhundert nicht mehr relevant.
    Die pseudowissenschaftliche Bearbeitung theologischer Fragen hat die Menschheit trotz größter Bemühungen noch keinen Millimeter weitergebracht. Eine brauchbare Ethik für die heutige Weltbevölkerung kann nicht von einer Religion stammen – ganz langsam kommen auch immer mehr Religionsführer und Denker (wie zum Beispiel der Dalai Lama) zu dieser Einsicht. Für ein ethisch korrektes Verhalten braucht es keine religiösen Moralismen, keine erfundenen Heilsversprechen und keine ebenso erfundenen Androhung von jenseitiger Bestrafung nach unbekannten Maßstäben.

[…] Auferstehung bedeutet, dass die Seele gerettet wird, dass gerade nicht nach dem Tod Schluss ist, sondern dass diese Grenze überschritten werden kann. Geistlich. Nicht körperlich.

Wer so etwas ernsthaft behaupten möchte, müsste zunächst seriös beweisen können, dass es eine „Seele“ überhaupt gibt. Nach aktuellem Stand der Hirnforschung bleibt nach dem Tod eines Lebewesens außer Atomen, einem Teil seiner Gene (wenn er sich fortgepflanzt hat) und vielleicht noch der Erinnerung nichts übrig. Es gibt kein „Software-Backup“ der „Eigenen Dateien“, wenn die „Hardware“ nicht mehr funktioniert.

Deswegen ist die Frage nach einem leeren Grab auch eigentlich eine unwichtige Frage, denn das Grab hätte auch zubleiben können und die Seele hätte trotzdem auferstehen können.

Nicht weil eine angebliche Seele angeblich auch durch Wände hindurch „auferstehen“ kann, sondern, weil es einfach keinerlei Rolle spielt, ist diese Frage tatsächlich sogar vollkommen irrelevant.

Viel eindrucksvoller ist aber, dass Jesus dann sogar noch einmal erscheint, er wird – wie die Bibel berichtet – die nächsten vierzig Tage weiterhin wirken.

Wie oben schon erläutert, mussten die Geschichtsschreiber ja die „Göttlichkeit“ ihres Wunsch-Jesus irgendwie „beweisen.“ Zu dieser Zeit hatten möglichst wundersame Geschichten die beste Aussicht auf Erfolg, die Wahrheit oder Plausibilität spielte da nur eine sehr untergeordnete Rolle – je haarsträubender, umso besser, umso stärker der angebliche Gottesbeweis. Man konnte ja nicht ahnen, dass sich fast 2000 Jahre später immernoch Menschen den Kopf darüber zerbrechen würden, warum die Geschichten so furchtbar widersprüchlich und unlogisch sind.

[…] Nur wie schafft er das [die Auferstehung] nach seinem grausamen Tod?

Man kann es sich gut mit folgenden Worten erklären: „Stärker als der Tod ist die Liebe“.

Diese Aussage ist keine Erklärung, sondern eine Behauptung, die bis zum Beweis des Gegenteils reine Spekulation ist. Der Tod ist weder stark noch schwach, er ist die logische, bis auf Weiteres unausweichliche Folge von Leben. Tod steht in keinem Zusammenhang mit Liebe. Deshalb ist die Aussage „Stärker als der Tod ist die Liebe“ ungefähr so sinnvoll wie „Grüner als Entfernung ist Salat“ oder „Länger als Wasser ist Neuseeland.“ Sowas kann man sich natürlich ausdenken und vielleicht auch für irgendwie bedeutsam finden, es öffentlich wie eine reale Tatsache zu behaupten, ist unredlich.

Dass offenbar auch die Autorin größte Probleme mit den ganzen Widersprüchen und den groben Logikverstößen hat, lässt sich an den vielen Relativierungen und Konjunktiven in ihrem Artikel gut erkennen: „scheinbar“, „schwer vorzustellen“, „kommt man…eigentlich… an Grenzen“, „scheint…auferstanden zu sein“…

[…] Jesus ist wahrhaftig auferstanden, aber scheinbar nicht nur zu seinem Vater in den Himmel – sondern auch in die Herzen seiner Jünger und Zeitgenossen.

„Wahrhaftig“ – „scheinbar“ ? Wenn mit „wahrhaftig“ „wirklich real“ gemeint sein soll, so wäre für diese Aussage ein seriöser Beleg erforderlich. Ohne diesen Beweis sind alle Spekulationen über weitere mögliche Auferstehungsziele nichts als Spekulation, Fiktion, Illusion oder auch einfach nur (Selbst-)betrug.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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