Beiträge zur Willensfreiheit

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Waren es früher die Philosophen, die Theorien über die Funktionsweise des menschlichen Verstandes anstellten, stammen die aktuellen Erkenntnisse in erster Linie aus der Hirnforschung.

Erst die neuen Möglichkeiten zur Untersuchung und Auswertung von Hirnaktivitäten ermöglichten rein wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse.

Die moderne Hirnforschung kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass, das, was wir als unseren „freien Willen“ wahrnehmen, in Wirklichkeit nicht so „frei“ ist, wie wir uns das vielleicht vorstellen.

Ein freier Wille würde ja bedeuten, dass wir auch Entscheidungen treffen könnten, die nicht durch die Prägung unseres Unterbewusstseins determiniert sind.

Zu dieser Erkenntnis war zum Beispiel Nietzsche schon auf philosophischem Weg gekommen:

„Die Lehre von der Freiheit des Willens ist eine Erfindung herrschender Stände.“ Friedrich Nietzsche

Er bestätigte damit das, was Schopenhauer schon erkannt hatte:

„Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Jetzt stützen immer mehr Hirnforscher diese These mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen:

„Keiner kann anders, als er ist. Der freie Wille ist eine Illusion. Die Annahme zum Beispiel, wir seien voll verantwortlich für das, was wir tun, weil wir es ja auch hätten anders machen können, ist aus neurobiologischer Perspektive nicht haltbar.“
Prof. Wolf Singer
Hirnforschung, Max Planck Institut Frankfurt

 

„Die Idee eines freien menschlichen Willens ist mit wissenschaftlichen Überlegungen prinzipiell nicht zu vereinbaren. Wissenschaft geht davon aus, dass alles, was geschieht, seine Ursache hat, und dass man diese Ursache finden kann. Für mich ist unverständlich, dass jemand, der empirische Wissenschaft betreibt, glauben kann, dass freies, also nicht determiniertes Handeln denkbar ist.“
Prof. Dr. Wolfgang Prinz
Psychologe, Hirnforschung Max-Planck-Institut, Leipzig

 

„Das Beunruhigende an der modernen Philosophie des Geistes und der kognitiven Neurowissenschaft des bewussten Willens zeigt sich schon in diesem frühen Stadium sehr deutlich, und es besteht darin, dass eine abschließende vollständige Theorie durchaus im Widerspruch zu der Art und Weise stehen könnte, in der wir uns selbst Jahrtausende erlebt haben.“
Prof. Dr. Thomas Metzinger
Philosoph und Neuroethiker, Uni Mainz Hirnforschung

 

„Sehr „willensstarke“ Menschen sind überhaupt nicht frei, sondern von ihren Zielsetzungen getriebene, mit deren Erreichen sie sich belohnen wollen. Es ist die Aussicht auf diese besondere Belohnung, nicht der freie Wille, der Menschen zu Höchstleistungen antreibt.“
Prof. Gerhard Roth
Philosoph und Hirnforscher

Die Entzauberung des „freien Willens“ entzieht Religionen, deren „Logik“ auf dem Vorhandensein eines freien menschlichen Willens basiert (Beispiel: „Ein Mensch kann sich frei für oder gegen Gott entscheiden…“) eine weitere, wichtige Grundlage. Sie könnte sogar das Kartenhaus vollends zum Einsturz bringen, weil Religionen spätestens ohne eine angebliche Willensfreiheit überhaupt keinen Sinn mehr ergeben können.

*Die Zitate stammen von der Seite freidenker-galerie.de

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