Ist nicht mehr genug für alle da? – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Gerechtigkeit

Lesezeit: ~ 9 Min.

Ist nicht mehr genug für alle da? – Das Wort zum Wort zum Sonntag, Originalbeitrag verkündet von Annette Behnken (ev.), veröffentlicht am 03.03.2018 von ARD/daserste

Die alten Texte der Bibel erzählen davon, dass die Bauern etwas von ihrer Ernte am Feldrand stehen lassen sollten, für die Armen. Eine frühe Form sozialer Absicherung, die auf dem Gebot fußte, dass es mit Gott gerecht zugehen sollte in der Welt. Wer zu wenig zu essen hatte, konnte sich wenigstens am Feldrand mit Getreide versorgen.

Im selben Bibeltext erfahren wir von weiteren göttlichen Anweisungen, wie zum Beispiel:

  1. Meine Satzungen sollt ihr halten: Lass nicht zweierlei Art unter deinem Vieh sich paaren und besäe dein Feld nicht mit zweierlei Samen und lege kein Kleid an, das aus zweierlei Faden gewebt ist. […]
  2. Ihr sollt nichts essen, in dem noch Blut ist. Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben.
  3. Ihr sollt euer Haar am Haupt nicht rundherum abschneiden noch euren Bart stutzen.
  4. Ihr sollt um eines Toten willen an eurem Leibe keine Einschnitte machen noch euch Zeichen einritzen; ich bin der HERR. (3. Mo 19 LUT)

Gerechtigkeit nur ein göttliches Anliegen von vielen

Gott will also offenbar nicht nur, dass es gerecht zugeht in der von ihm ungerecht geschöpften Welt. Er scheint auch ein Problem mit Mauleseln, Biodiversivität, Mischgewebe, Blutwurst, anderer als christlicher Esoterik, Kurzhaarfrisuren, rasierten Männern und Tattoos zu haben.

Alle diese Anweisungen stammen laut biblischer Aussage vom selben Gott.

An diesen Beispielen lässt sich unschwer erkennen, wie problematisch es ist, irgendetwas mit einem „göttlichen Willen“ zu begründen: Denn woran sollte Frau Behnken erkennen können, dass die von ihr zitierte Anweisung zur Berücksichtigung der Armen zwar gelten soll, die anderen Anweisungen aber (vermutlich) nicht mehr?

Aus dem biblischen Text ist jedenfalls nicht ersichtlich, welche Teile des „Wort Gottes“ heute noch gelten sollen und welche nicht mehr. Gott himself scheint es zumindest völlig einerlei zu sein.

So stellt sich die Frage: Woran orientiert sich Frau Behnken dann, wenn sie entscheidet, welche göttlichen Anweisungen heute noch gelten sollen und welche nicht und wenn die Bibel keine eindeutige Aussage dazu macht?

Warum hat der wohl größte Teil der Christenschar heute ganz selbstverständlich kein Problem mehr damit, sich zum Beispiel die Haare zu schneiden oder Kleider aus Mischgewebe zu tragen? Wo doch beides der ausdrücklichen Anweisung ihres Gottes widerspricht?

Eines Gottes, der unter einer gravierenden Schizophrenie zu leiden scheint.

Gott setzt Hunger zur Vernichtung von Feinden ein

Denn in der selben Bibel finden sich jede Menge Beispiele, in denen der selbe Gott, den Frau Behnken als Moralquelle in Sachen Umgang mit Bedürftigkeit ins Feld führt, in denen also der selbe Gott seinerseits Hunger als das Mittel der Wahl (neben Schwert und Pest) zur Bekämpfung seiner Feinde einsetzt (Hervorhebung von mir):

  • Und ich will wegraffen, die übrig geblieben sind von Juda, die ihr Angesicht nach Ägyptenland gerichtet haben, um dorthin zu ziehen und dort zu wohnen; es soll ein Ende mit ihnen allen werden in Ägyptenland. Durchs Schwert sollen sie fallen und durch Hunger sollen sie umkommen, Klein und Groß; sie sollen durch Schwert und Hunger sterben und sollen zur Verwünschung, zum Entsetzen, zum Fluch und zur Schmach werden. (Jer 44,12 LUT)
  • ja, so spricht der HERR Zebaoth: Siehe, ich will Schwert, Hunger und Pest unter sie schicken und will sie machen wie die schlechten Feigen, davor einem ekelt zu essen, (Jer 29,17 LUT)
  • Das Volk aber und das Königreich, das Nebukadnezar, dem König von Babel, nicht untertan sein will und das seinen Nacken nicht unter das Joch des Königs von Babel beugt, dieses Volk will ich heimsuchen mit Schwert, Hunger und Pest, spricht der HERR, bis ich sie durch seine Hand umbringe. (Jer 27,8 LUT)
  • und will Schwert, Hunger und Pest unter sie schicken, bis sie ganz vertilgt sind aus dem Lande, das ich ihnen und ihren Vätern gegeben habe. (Jer 24,10 LUT)

Der Allgnädige – kennt keine Gnade

  • So gib nun ihre Kinder dem Hunger preis und lass sie ins Schwert fallen, dass ihre Frauen kinderlos und Witwen seien und ihre Männer vom Tode getroffen und ihre junge Mannschaft im Krieg vom Schwert erschlagen werden; (Jer 18,21 LUT)
  •  Sie sollen an bösen Krankheiten sterben und nicht beklagt noch begraben werden, sondern sollen Dung werden auf dem Acker. Durch Schwert und Hunger sollen sie umkommen, und ihre Leichname sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß werden. (Jer 16,4 LUT)
  • Darum spricht Gott der HERR: Siehe, meine Knechte sollen essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte sollen trinken, ihr aber sollt dürsten. Siehe, meine Knechte sollen fröhlich sein, ihr aber sollt zuschanden werden;  siehe, meine Knechte sollen vor Herzenslust jauchzen, ihr aber sollt vor Herzeleid schreien und vor Jammer heulen. (Jes 65,13-14 LUT)
  • Und er rief den Hunger ins Land und nahm weg allen Vorrat an Brot. (Psalm 105,16 LUT)
  • Elisa redete mit der Frau, deren Sohn er lebendig gemacht hatte, und sprach: Mach dich auf und zieh fort mit deinem Hause und wohne in der Fremde, wo du kannst; denn der HERR wird eine Hungersnot rufen, die wird ins Land kommen sieben Jahre lang.  (2. Kön 8,1 LUT)

Diese problemlos vermehrbaren Beispiele sollen genügen um zu zeigen, dass man im vermeintlichen Auftrag Gottes Menschen sowohl vor dem Verhungern retten, als aber auch vorsätzlich verhungern lassen kann. Zumindest, solange es sich um Un- und Andersgläubige handelt.

Wobei man als Christ menschliches Leid natürlich auch zum frommen, heiligen Werk erklären kann, so wie „Mutter Teresa“, auch bekannt als der „Todesengel von Kalkutta“ das getan hatte.

Biblische Mythen und Legenden sind heute irrelevant

Kurzum: Als Grundlage für ethische Standards der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert sind die biblischen Mythen und Legenden irrelevant. Weil sich mit dem vermeintlichen Willen des biblischen Gottes alles und das genaue Gegenteil „legitimieren“ lässt, taugt dieser Wille nicht, um damit irgendetwas zu begründen.  Im Gegenteil: Wer mit Bibelstellen argumentiert, hebelt die eigene Argumentation damit aus.

Denn was ohne Beweis behauptet werden kann, kann auch ohne Beweis abgelehnt werden.

[…] Einen massiven Missstand [Thema Essener Tafel, Anm. v. mir] unserer sozialen Gesellschaft, auf den diese ganze Debatte sehr deutlich aufmerksam macht. „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden“, heisst es in der Bergpredigt der Bibel.

Das Narrativ der „Bergpredigt“ wird von vielen Christen quasi als das „Filetstück“ biblischer Weisheit ausgegeben. Dass es sich dabei (einmal mehr) um eine Wunschvorstellung handelt, die einen äußerst kreativen Umgang mit dem Text voraussetzt, wurde schon von anderen Autoren ausführlich dargelegt, zum Beispiel hier oder hier.

Das wäre absurd?

Es heißt nicht: Selig sind die hungern und dürsten. Das wäre absurd.

Ach was, Frau Behnken. Das wäre also absurd? Aber mit den Grundlagen der von Ihnen vertretenen Glaubenslehre haben Sie keine Probleme in Sachen Absurdität?

Sicher kennen Sie auch die Bibelstelle, in der Jesus die Sorge um Essen und Trinken missbilligt:

  1. Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?
  2. Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
  3. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. (Mt 6, 31-33 LUT)

Frau Behnken, Hungern und Dürsten als „selig“ zu erklären würden Sie also  als absurd empfinden. Wie sieht es mit der Anweisung des Gottessohns aus, dass man sich um die eigenen Grundbedürfnisse nicht sorgen solle, weil sich ein magischer „himmlischer Vater“ angeblich darum kümmert? Ist das bei Licht betrachtet nicht mindestens genauso absurd?

Was bedeutet Gerechtigkeit in der Bibel?

Es heißt: Selig sind die Hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Der Fall Essen macht deutlich: Gerechtigkeit ist das eigentliche Thema.

Wie praktisch: Ein Bibelverslein, in dem die Begriffe Hunger, Durst und Gerechtigkeit vorkommen. Was will man mehr. Wer von den Zuschauern weiß schon, dass Gerechtigkeit in der Bibel nicht dem entspricht, was heutzutage allgemein mit Gerechtigkeit im Sinne von Fairness gemeint ist. Denn in biblischem Zusammenhang ist Gerechtigkeit stets ein exklusives Attribut von Gott und dessen Anhängern.

Mit anderen Worten: Gerechtigkeit in der Bibel ist nichts, was auf von Menschen vereinbarten Standards oder Gesetzen beruht. Sondern ausschließlich auf Einhaltung göttlicher Gebote: Gott ist der „gerechte Richter.“ Nur seine Anhänger haben zumindest eine theoretische Chance, ebenfalls gerecht zu werden – durch ihren Glauben.

Allerdings ist man sich nicht mal innerhalb der christlichen Herde (bzw. unter den Hirten) einig darüber, wer tatsächlich im biblischen Sinne gerecht werden kann und wodurch bzw. wodurch nicht. Die Frage wird sich wohl niemals abschließend klären lassen, sehr zur Freude der Theologen, die sich somit auch in Zukunft ihre Köpfe darüber zerbrechen und weitere Bücher dazu füllen können.

Gerechtigkeit im biblisch-christlichen Kontext basiert auf dem absurden christlichen Konzept der Sünde. Im Kontext moderner ethischer Standards basiert Gerechtigkeit auf humanistischen Werten.

Nur eine Metapher

So „weiß“ beispielsweise der Pfarrer Manfred Herold von der Friedenskirche Lübeck, wie das mit der Gerechtigkeit in dieser Bibelstelle gemeint ist:

  • Hungern und dürsten bedeutet, verzweifelt nach Abhilfe Ausschau zu halten. Aber ich kann nicht aus mir selbst heraus dafür sorgen, dass sie verschwinden. Wonach sollen Menschen hungern und dürsten? Nach Gerechtigkeit! Was bedeutet das? Gerechtigkeit kann man definieren als: „Gott und den Menschen das zukommen lassen, was ihnen zusteht.“ Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist demnach das Verlangen, frei von Sünde zu werden, weil sie mich sowohl von Gott, als auch von Menschen trennt. (Quelle: Pfarrer i.R. Manfred Herold auf friedenskirche-luebeck.de)

Die Bibelstelle ist lediglich eine Metapher und beschreibt das Eingeständnis der existentiellen Abhängigkeit von der Gnade Gottes als erstrebenswerten Zustand.  Das hat, trotz der für beide Themen relevanten Begriffe „Hunger“, „Durst“ und „Gerechtigkeit“  mit dem „Fall Essen“ nichts zu tun.

Die Tafeln, ja, die sind ein Segen: Weil sie helfen. Aber genau darin liegt auch der eigentliche Skandal: Es ist originäre und ursprüngliche Aufgabe des Staates, Armut zu bekämpfen und ein Existenzminimum zu sichern, von dem Menschen leben können. Das ist nicht die Aufgabe ehrenamtlicher Organisationen wie der Tafeln. „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.“ Es geht um Gerechtigkeit.

Auch ohne die jüngsten Vorkommnisse bei der Essener Tafel wäre eine öffentliche Debatte zu diesem Thema schon viel früher wünschenswert, weil dringend erforderlich gewesen. Wer zu einer solchen Debatte, in der es um echte menschliche Schicksale und um politische Entscheidungen geht mit umgedeuteten Bibelsprüchlein antritt, kann kaum erwarten, in dieser Debatte ernst genommen zu werden.

Beunruhigen. Aufwachen. Empören.

Nicht beruhigen, beunruhigen lassen müssen wir uns. Aufwachen. Uns empören. Über den eigentlichen Skandal.

Aber Frau Behnken. Schon der große Reformator Martin Luther hatte doch unmissverständlich festgestellt, dass Christen darauf verzichten, sich gegen die Obrigkeit zu empören. Und Sie rufen zur Empörung über einen Skandal auf, den die Obrigkeit zu verantworten hat?

 

A propos öffentlicher Aufruf zur Beunruhigung und Empörung – was ich Sie schon immer mal fragen wollte: Wie bewältigen Sie eigentlich diese biblische Anweisung:

  1. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens. Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist,
  2. sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden: Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.
  3. Wenn sie etwas lernen wollen, dann sollen sie zu Hause ihre Männer fragen; denn es gehört sich nicht für eine Frau, in der Versammlung zu reden.
  4. Ist etwa das Gotteswort von euch ausgegangen? Ist es etwa nur zu euch gekommen? (1. Kor 14, 33-36 LUT)

Der Skandal – ein Segen?

Der Skandal um die Essener Tafel könnte so ein Weckruf sein. Und damit: ein Segen.

Tjaja, Gottes Wege sind (bei Bedarf) eben unergründlich. Der Allgnädige wählt mitunter verstörend fiese und unmenschliche Wege, um seinen bevorzugten Vertretern seiner bevorzugten Trockennasenaffenart den Segen seines göttlichen Allmachtsplanes zuteil werden zu lassen.

Was genau soll denn jetzt der Skandal sein: Die stark steigende Nachfrage nach dem Angebot von Tafeln, also das diesbezügliche Politikversagen? Oder dass sich der Chef der Essener Tafel nicht anders zu helfen weiß, als die Ausgabe auf Menschen mit deutschem Pass zu beschränken? Statt mal zu schauen, wie es andere Tafel-Betreiber offenbar geschafft haben, Streitereien unter den von ihnen versorgten Menschen zu minimieren? Zum Beispiel durch Aufklärung, Gespräche, Wertevermittlung, wie es Manfred Baasner, Initiator der Wattenscheider Tafel in der Sendung „Hart aber Fair“ am 5. März beschrieben hatte:

  • Zu verdanken ist das Manfred Baasner von der Wattenscheider Tafel, der ähnliche Schwierigkeiten wie die Kollegen in Essen hatte: „Wir haben nur früh angefangen, etwas dagegen zu tun.“ Die Menschen würden persönlich angesprochen, Gruppen nach Zeiten getrennt, Ältere bevorzugt, Sprachangebote unterbreitet, zum Mitmachen animiert: „Das ist Integration.“
    Plasberg insistiert, will etwas über schlechtes Benehmen hören, aber Baasner winkt ab. Unanständigkeit habe er „auch in unseren Reihen“ erlebt, „deutsche Leute“ unterschieden sich da nicht von Zuwanderern. Im Jahr 2000 hätte es übrigens „eine Aussiedlerwelle aus Russland“ gegeben, die hätten auch nichts verstanden: „Ansprechen und lachen“, und gut war’s – bis heute. (Quelle: spiegel.de)

Damit ist, wie ich meine, zumindest zum Skandal um die Essener Tafel alles gesagt.

Worum geht es eigentlich?

Um nun die Frage zu klären, ob der Staat seiner Aufgabe der Grundversorgung in ausreichendem Maß nachkommt, halte ich eine sachliche, faktenbasierte, ergebnisorientierte Diskussion für sinnvoller als eine Skandalisierung. Diese Diskussion muss auf Grundlage von humanistischen Werte wie Würde, Freiheit und Fairness basieren.

Und nicht auf beliebig definierbaren „christlichen Werten“, die man sich aus umgedeuteten Bibelsprüchlein irgendwie zusammengebastelt hat und die auf dem erfundenen Willen eines ebenso erfundenen Himmelwesens beruhen.

„Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.“

Davon, dass jemand selig vor sich hin „hungert und dürstet nach Gerechtigkeit“, wird er keineswegs auch „gesättigt“ werden. Weder mit Essen, noch mit einer gerechteren Behandlung. Das ist bis zum Beweis des Gegenteils ein falsches Versprechen, eine Irreführung. Eine nur scheinbar hoffnungsvolle Illusion, weil die versprochene „Sättung“ ja in Form einer ebenso illusorischen jenseitigen Seligkeit stattfinden soll.

Praktischer Nebeneffekt: Durch die Verlegung ins Jenseits kostet diese „Sättigung“ die Kirche keinen Cent.

Gib jedem, der dich bittet!

Frau Behnken, heute habe ich auch mal eine passende Bibelstelle für Sie herausgepickt:

  • Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück! (Lk 6,30 LUT)

Anders als nebulös-unverbindliches Gerede von seligmachendem Hunger nach Gerechtigkeit ist dies doch mal eine ganz klare, konkrete, unmissverständliche Aufforderung. Frau Behnken, was hält Ihrer Meinung nach die milliardenschweren Kirchenkonzerne hierzulande davon ab, diese Anweisung des biblischen Gottessohnes zu befolgen?

Und die Kirchen hätten wahrlich ordentlich Potential, noch viel mehr Gutes (und vor allem auf eigene Kosten) zu tun (und so ganz nebenbei auch ihre Glaubwürdigkeit zu steigern). Nicht in Form von fiktiven Seligversprechungen. Sondern ganz profan, aber wirksam:

  • Der Kirchenkritiker [Dr. Carsten Frerk, Anm. von mir] schätzt den Jahresumsatz beider deutscher Kirchen auf etwa 125 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Dax-Konzerne wie der Autohersteller BMW (Umsatz 2012: 76,848 Millionen [Milliarden, Anm. v. mir]), der Pharma-Riese Bayer (Umsatz 2012: 39,76 Milliarden Euro) und das Stahlunternehmen Thyssen Krupp (Umsatz 2012: 40,1 Milliarden Euro) liegen mit ihren Jahresumsätzen noch deutlich unter dem Schätzwert der Kirchenkritikers. Lediglich Volkswagen, der als größter Dax-Konzern gilt, hätte im vergangenen Jahr mit rund 192,7 Milliarden Euro den Umsatz der Kirchen getoppt. (Quelle: focus.de)

Wirksame Hilfe statt leerer Versprechen

Sie könnten damit sogar gleich zwei der sprichwörtlichen Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn:

  • Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, (Mk 6,19 LUT)

Die christlichen Kirchen hätten also nicht nur die mehr als üppigen finanziellen Mittel, sondern auch eine solide biblisch begründete Veranlassung, um wirksamer als mit wertlosen Segensversprechen zur Verbesserung der von ihr angeprangerten Missstände beizutragen.

Für einen sinnvollen Beitrag zur Diskussion um moderne ethische Standards, um politische oder gesellschaftliche Fragen fehlt ihr indes die Grundlage, weil die von ihr vertretene Moral nicht mal die Mindestanforderungen erfüllt, die ein Moralsystem leisten müsste, um als solches zumindest mal in Betracht gezogen werden zu können.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag zum Thema Gerechtigkeit.

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