Alleine-Leben – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Einsamkeit

Lesezeit: ~ 9 Min.

Alleine-Leben – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Einsamkeit, verkündigt von Dr. Wolfgang Beck (kath.), veröffentlicht am 18.04.2020 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Herr Dr. Beck möchte auf die Problematik der Vereinsamung von alleine lebenden Menschen aufmerksam machen. Einmal mehr wird deutlich, wie wenig (oder genauer: nichts) das biblisch-christliche Glaubenskonstrukt noch zu aktuellen Themen beitragen kann.

Und wieder gilt es, ein paar öffentlich-rechtliche Sendeminuten am späten Samstagabend mit religiös dekoriertem, bestenfalls erbaulichem, zumindest aber unverfänglichem Geplauder zu füllen. Oder mit dem, was man als katholischer Priester halt dafür hält.

Kurz und bündig:

Herrn Dr. Becks einleitenden Ausführungen lassen sich kurz zusammenfassen: Es gibt Menschen, die leben allein. Manche freiwillig, manche nicht. Allein leben hat Vorteile, kann aber auch Nachteile haben.

[…] Allen gemein ist wohl, dass sie die große Freiheit für ihre Lebensgestaltung genießen, aber immer wieder auch die schweren Seiten ihrer Lebensform kennenlernen müssen und manchmal damit hadern.
(Quelle: Alleine-Leben – Wort zum Sonntag, verkündigt von Dr. Wolfgang Beck (kath.), veröffentlicht am 18.04.2020 von ARD/daserste.de)

Die „große Freiheit“ der individuellen Lebensgestaltung scheint katholischen Berufsgläubigen ein Dorn im Auge zu sein. Kaum erstaunlich: Schließlich hat ein Priester berufsbedingt ja mit Menschen zu tun, die sich mitunter sogar selbst als Schafe bezeichnen.

Auf jeden Fall darf an dieser Stelle offenbar der Hinweis nicht fehlen, dass selbstbestimmtes Leben („…die große Freiheit für ihre Lebensgestaltung genießen…“) auch nicht immer nur glücklich macht. Ach was.

Noch schlimmer als Indivualismus ist eigentlich nur noch der Atheismus (früher noch der Kommunismus), wenn es nach der Meinung so mancher ranghohen Kirchenfunktionäre geht. Nicht zu vergessen auch der Liberalismus. Und der Naturalismus. Materialismus. Feminismus. Hedonismus. Säkularismus…  Na gut: Die Liste, was dem katholischen Klerus alles ein Dorn im Auge ist, wird bei näherer Betrachtung immer länger und länger…

Take it, change it – or leave it

EinsamkeitEine Binsenweisheit: Es liegt in der Sache der Natur, dass das Leben Höhen und Tiefen mit sich bringt. Aber das gilt natürlich nicht nur für Singles. Sondern genauso auch für Menschen, die in Partnerschaften, Familien, WGs oder sonstigen Konstellationen zusammenleben. Schwere Seiten können alle Formen der Lebensführung haben.

Glücklich kann sich schätzen, wer in einer Gesellschaft lebt, in der die persönliche Freiheit erst da endet, wo die Interessen Anderer verletzt würden. Denn in einer offenen und freien Gesellschaft hat man auch die Freiheit, seine Lebensführung jederzeit zu ändern, wenn man mit ihr hadert. Ganz egal, was irgendwelche Politiker, Popen oder Nachbar*innen davon halten.

Und diese Freiheit geht sogar noch viel weiter als das (ausgerechnet der katholischen) Kirche gefällt. Unter dem Titel „Katholiken im Genderrausch“ haben die Kollegen vom MGEN-Podcast gerade eine hörenswerte Zusammenfassung verschiedener Beiträge zum Thema Kirche und Gender-Thematik veröffentlicht.

Aber zurück zu Dr. Becks zölibatärem Single-Report:

Irgendwas ist immer…

Dann fällt es manchen schwer, die Wohnung in Ordnung zu halten.

…wie in einer Familie mit drei kleinen Kindern sicher auch.

Oder Fernseher und Radio müssen permanent laufen, damit es nicht so still ist.

Umgekehrt sehnen sich nicht allein lebende Menschen, besonders Eltern von kleinen Kindern, sicher hin und wieder nach Stille.

Und es gibt gerade jetzt auch viele, bei denen das Alleinleben zu Einsamkeit und Traurigkeit wird.

Noch nie hatten Menschen so viele und so vielfältige Möglichkeiten, etwas gegen Einsamkeit und Traurigkeit zu unternehmen. Und wem das unerschöpfliche Unterhaltungsangebot für wirklich alle Ansprüche und Vorlieben nicht ausreicht, der hat heute mehr Optionen denn je, selbst aktiv zu werden. Auch während Corona-Zeiten.

Noch nie war es so einfach, sich mit Gleichgesinnten (oder natürlich auch mit Leuten mit anderen Ansichten) weltweit zu vernetzen, auszutauschen, mit ihnen zu diskutieren, zu plaudern – oder natürlich auch zu flirten.

Kollektive Götterbeschwörung statt Einsamkeit

Sogar gemeinsam Beten geht plötzlich online (wenn man bereit ist, sich auf die unmoralische und bizarre evangelikale Vorstellungswelt einzulassen oder diese zu ignorieren).

Die behauptete Wirkung (Gott erhört möglicherweise mein Gebet) ist dabei in Wirklichkeit genauso Null wie wenn man sich zum Gebet (entgegen der biblischen Anweisung) öffentlich versammelt.

Aber dass ihre Gebete nicht erhört werden, ist für Christen ja kein Problem. Denn darum geht es wohl auch gar nicht, wie ich gerade wieder in mehreren Unterhaltungen mit Christen erfahren habe. Wäre es anders, hätte man die Beterei ja sicher schon längst eingestellt und würde die Zeit irgendwie sinnvoller nutzen.

Das Schwere am Alleinleben fällt gerade dann auf, wenn es anscheinend überall nur um die Situation der Familien geht. Beides gegeneinander auszuspielen bringt natürlich niemanden weiter.

Doch. Damit lässt sich problemlos ein „Wort zum Sonntag“ füllen. Ohne dass es weiter auffällt, dass es tatsächlich niemanden weiter bringt.

Nicht kurios, sondern bezeichnend

Auch in den Kirchen gibt es häufig so eine problematische Tendenz, neben dem Familienleben die anderen Lebensformen zu vergessen. Das ist manchmal richtig kurios.

Das finde ich nicht kurios. Sondern bezeichnend. Geradezu unterträglich kann es werden, wenn andere Arten der Lebensgestaltung nicht nur vergessen, sondern verdammt werden.

Denn auch das ist mit der biblisch-christlichen Ideologie problemlos möglich. Und es sind nicht nur einzelne verwirrte Schafe, die zum Beispiel gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht nur kritisieren, sondern als widernatürliches Teufelswerk bezeichnen.

Und die jede Abweichung vom aus kirchlicher Sicht profitabelsten und für den Erhalt der Herde unverzichtbaren Schema Vater – Mutter – Kind(er) gar zur Ursache für Katastrophen aller Art erklären. Auch Priester und Bischöfe vertreten auch heute noch solche archaischen, zutiefst verachtenswerte Standpunkte. Zum Beispiel hier, hier, hier, hier

Wenn schon Single, dann aber bitte gefälligst aus religiösen Gründen. Ich wette um 50 Euro, dass Herr Dr. Beck jetzt sicher jeden Moment mit Paulus um die Ecke kommt…

Paulus in 3,2,1…

Denn auch in der Bibel gibt es nicht nur das Familien- und Gemeinschaftsleben. Paulus etwa ist so ein markanter Einzelkämpfer, Maria Magdalena vermutlich auch.

…gewonnen! 🙂

Wer dagegen gewettet hat, kann sich gerne bei mir melden – Wettschulden sind Ehrenschulden 🙂 (Nebenbei bemerkt: Nach diesem Schema funktionieren alle Prophezeiungen des Alten Testamentes, die sich dann im Neuen Testament angeblich erfüllt haben).

Die biblischen Schilderungen über Paulus lassen vermuten, dass es sich bei ihm, sofern er überhaupt tatsächlich gelebt hat, um einen psyisch schwerkranken Mann gehandelt haben muss.

Abgesehen davon spricht vieles dafür, dass der größte Teil seiner Überlieferungen schlicht gefälscht ist.

Der geschätzten Leserschaft sei hierzu Hermann Deterings Buch “Der gefälschte Paulus – Das Urchristentum im Zwielicht” empfohlen. Eine Buchbesprechung des Ketzerpodcasts gibt es hier.

Paulus: Kleiner, o-beiniger, glatzköpfiger Mann, randvoll mit sexuellen Komplexen…

Es kann kaum erstaunen, dass es Herr Dr. Beck lieber bei der reinen Nennung biblischer Alleinlebender belässt und speziell auf Paulus nicht näher eingeht:

  • Der berühmte Kirchenkritiker Karlheinz Deschner beschreibt ihn in seiner «Sexualgeschichte des Christentums» in gewohnt bissig-ironischer Manier als «kleinen, o-beinigen, glatzköpfigen Mann, randvoll mit sexuellen Komplexen» – und obendrein «wahrscheinlich von Kind an impotent».
  • Dies können wir lächelnd ins Reich der Spekulation verbannen. Doch der Sexualhass tropft tatsächlich aus seinen Briefen. Paulus haben wir es grösstenteils zu verdanken, dass der Körper zum «Todesleib» wird. Alles, was er will, bedeute «Feindschaft gegen Gott». Der Christ müsse «seinen Leib martern und knechten».
    (Quelle: watson.ch: Anna Rothenfluh: Zölibat, Frauenhass und Schmerzsuche: Wie uns die Kirche die Lust raubte, 25.12.17, abgerufen am 22.4.2020)

Lifestyle-Tipps aus der Bibel

Dabei wäre es doch eigentlich gerade interessant gewesen, wie denn die Singles aus der biblischen Mythologie die Herausforderungen des Singledaseins meisterten.

Zum Beispiel der eben schon genannte Paulus. Im gleichnamigen Brief lässt er die Korinther wissen:

  1. Auf die Anfragen in eurem Briefe aber (antworte ich folgendes): Ein Mann tut gut, (überhaupt) kein Weib zu berühren;
  2. aber um der (Vermeidung der) Unzuchtsünden willen mag jeder (Mann) eine Ehefrau und jede (Frau) ihren Ehemann haben.
  3. Der Mann leiste seiner Frau die schuldige Ehepflicht, ebenso auch die Frau ihrem Manne!
  4. Die Frau hat nicht über ihren Leib zu verfügen, sondern ihr Mann; gleicherweise besitzt aber auch der Mann kein Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern die Frau.
  5. Entzieht euch einander nicht, höchstens aufgrund beiderseitigen Einverständnisses für eine (bestimmte) Zeit, um euch (ungestört) dem Gebet zu widmen, aber dann wieder zusammenzukommen, damit der Satan euch nicht infolge eurer Unenthaltsamkeit in Versuchung führe!
  6. Übrigens spreche ich dies nur als ein Zugeständnis aus, nicht als ein Gebot.
  7. Ich möchte freilich wünschen, daß alle Menschen so wären wie ich; doch jeder hat hierin eine besondere Gabe von Gott, der eine so, der andere anders.
  8. Den Unverheirateten aber und den Witwen sage ich: Sie tun gut, wenn sie so bleiben, wie auch ich es bin;
  9. können sie aber nicht enthaltsam leben, so mögen sie heiraten; denn in der Ehe leben ist besser als entflammt sein.
    (Quelle: 1. Kor 7 1-9 MENG)

Was hätte der biblische Paulus beitragen können, wenn er zu Wort gekommen wäre?

Paulus predigt die strenge Enthaltsamkeit (natürlich aus rein religiösen Gründen). Nur wer seine Triebe nicht im Griff hat, solle zur Vermeidung von Unzucht eben heiraten. Wenn es denn unbedingt sein muss. Die Frau hat nicht über ihren Leib zu verfügen. Enthaltsamkeit darf dann allerdings nur zum Zweck des Gebetes zeitlich begrenzt vereinbart werden, nicht dass noch jemand auf dumme Gedanken kommt…

Selbst ein Katholik, wenn er sich nicht gerade dem Hardcore-Katholizismus, wie ihn zum Beispiel die Freaks von gloria.tv vertreten und verbreiten zugehörig fühlt, dürfte solche Ansichten vermutlich als absurd, weltfremd und verachtenswert empfinden. Der Übergang von lächerlich zu erschreckend ist auch hier fließend.

Und von Jakob wird im Buch Genesis des Alten Testaments erzählt, dass er erst dann, als die ganze Sippe weg ist, so richtig mit Gott ringt. Das Alleinsein kann Menschen besonders massiv mit existentiellen Fragen konfrontieren. Auch die Suche nach Gott gehört dazu.

Berufschristen können gar nicht oft genug wiederholen (quasi gebetsmühlenartig), dass die Suche nach ihrem Gott zu den existentiellen Fragen gehöre.

Für die allermeisten Menschen ist die Suche nach diesem Gott (oder auch nach Göttern allgemein) völlig irrelevant.

Für wen die Suche nach Gott tatsächlich existentiell ist

Existentiell ist die Suche nach Gott nur für Gott selbst.

Denn dessen „Existenz“ hängt tatsächlich davon ab, ob sich Leute noch einbilden oder sich einreden lassen, nach ihm suchen zu müssen. Am besten immer und überall. Lebenslänglich.

Würde sich Gott auch nur ein einziges Mal tatsächlich valide nachprüfbar zu erkennen geben, müsste ja niemand mehr an ihn glauben. Und das ist es ja gerade, wovon die Leute leben, die behaupten, die Suche nach ihrem Gott sei eine existentielle Frage.

Herr Dr. Beck, natürlich mag auch für Sie die Suche nach Ihrem Gott, mindestens berufsbedingt, ebenfalls existentell sein. Atlantis, Einhörner, UFOS: Menschen suchen ja schon immer nach allem Möglichem.

Für mich ist diese Frage genauso wenig existentiell wie vermutlich Ihre Suche nach Zeus, Anubis oder nach dem Fliegenden Spaghettimonster es ist: Schlicht irrelevant.

Bleibt zu hoffen, dass die anderen Götter nicht so selbst-, eifer- und rachsüchtig sind wie Ihr Gott es laut biblischer Beschreibung wäre, wenn es ihn gäbe.

Mit vielen Worten nichts gesagt…

Bis hierher hat das heutige „Wort zum Sonntag“ außer der oben schon zusammengefassten Phrasensammlung, ein paar biblischen Namen, sowie der Behauptung, die Suche nach Gott gehöre zu den existentiellen Fragen noch nichts beigetragen.

Schon gar nicht irgendetwas spezifisch Religiöses, was irgendwie für die Problematik der Vereinsamung relevant oder hilfreich wäre.

Trotz der nie dagewesenen Freiheit der Lebensgestaltung und schier unbegrenzter Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu kommen, kann Vereinsamung natürlich trotzdem zum Problem werden.

Obwohl heute auch Senioren oft bis ins hohe Alter in der Lage sind, diese Möglichkeiten zu nutzen, gibt es natürlich auch Menschen, denen es aus verschiedensten Gründen und vielleicht sogar trotz massiver Anstrengungen nicht gelingt, eine/n Partner*in zu finden. Oder zumindest Anschluss an eine Gruppe von Menschen mit ähnlichen Interessen.

Do what you love – love what you do

In einer – zugegebenermaßen etwas abgedroschenen „Kurzanleitung“ für ein glückliches und erfülltes Leben heißt es:

  • Solltest du auf der Suche nach der Liebe deines Lebens sein – lass es!
    Sie wird dich finden, wenn du anfängst Dinge zu tun, die du liebst.

Und Menschen, die dazu nicht (mehr) in der Lage sind, ist zu wünschen, dass sie Angehörige, Freunde oder Bekannte haben, die den regelmäßigen Kontakt mit ihnen pflegen.

Leiden alte Menschen unter Einsamkeit, kann allein schon dieser Aspekt für den Umzug in eine Einrichtung sprechen, die ein soziales Umfeld mit Ansprache und Kontaktmöglichkeiten zu bieten hat.

Allein ist allein

AWQ.DE Und ganz am Schluss hat Herr Dr. Beck doch noch ein paar Praxistipps aus seinem zölibatären Alltag für sein Publikum mit erhöhtem Vereinsamungs- und Verwahrlosungsrisiko.

Denn auch wenn er, wie er eingangs hatte wissen lassen, freiwillig allein lebe, weil es ihm besser entspräche oder weil er eine spirituelle Ausrichtung damit verbinden würde: Allein ist allein.

Weibliche Berufschristinnen konnten und können ihre nicht ausgelebten sexuellen Phantasien wenigstens noch auf ihren Herrn Jesus Christus projizieren („SO ein schöner Mann…!“).

Inwieweit sich männliche Zölibatäre heute noch wenigstens ab und an und insgeheim an den sinnlichen Lippen, dem verträumten Blick und am vielversprechenden Faltenwurf des Mantels der heiligen Mutter Maria ergötzen, kann man als Außenstehender natürlich schlecht einschätzen.

Zölibatäre Alltagstipps

Obwohl Partnerschaft und Sexualität natürlich grundlegende Aspekte bezüglich des Themas Einsamkeit sind, geht es Herrn Dr. Beck offenbar eher um Alltägliches:

Ich selbst habe für mich ein paar Dinge gefunden, die mir bislang beim Alleinleben helfen: eine klare Tagesordnung, auch wenn das manchmal etwas spießig wirken kann. Ein täglicher Rhythmus von Gebetszeiten. Bewusstes Pflegen von Freundschaften – zur Zeit mit Telefonaten. Eine gestaltete Wohnung, in der ich mich wohl fühle, gehört auch dazu.

AWQ.DE Was auch immer Ihnen Spaß macht oder sinnvoll erscheint: Tun Sie’s einfach, solange Sie damit keine Interessen Anderer verletzen!

Die freiheitlichen Werte, die gegen den erbitterten Widerstand des Christentums von Aufklärung und Säkularisierung erkämpft werden mussten, gelten natürlich auch für Sie. Sie können sich auch das sprichwörtliche Loch ins Knie bohren und es mit Pudding füllen, wenn es Ihnen Spaß macht.

Und jetzt auch noch Antonius…

Zu den Weisheiten des Klosterlebens, die auf den Heiligen Antonius im 3. Jahrhundert zurückgehen, gehört die Erkenntnis, dass ein Mensch es in seinem Zimmer, seiner Zelle oder Wohnung aushalten muss, wenn es mit dem Alleinleben klappen soll.

AWQ.DE Wie schon Paulus ist auch Antonius ein denkbar ungeeigneter Protagonist für zeitgenössische Lifestyle-Tipps. Denn wenn dessen Raumgestaltungsempfehlungen relevant sein sollen, sollten dann denn nicht auch zum Beispiel diese Erkenntnisse des Mönches berücksichtigt werden?

  • Bist du an einem Orte, wo Almosen ausgeteilt werden, so iß und danke Gott.
  • Eine Frau darf nicht zu den Mönchen kommen, denn der Zorn geht nämlich hinter ihr drein.
  • Entzünde deine Lampe mit dem Öle deiner Augen, nämlich den Thränen.
  • Sei immer traurig wegen deiner Sünden, als hättest du ständig einen Toten in deinem Hause.
  • Schlafe nur wenig und mäßig, und die Engel werden zu dir kommen.
  • Töte dich täglich ab.
  • Der Mönch soll nicht murren über die Mühsal seiner Handarbeit.
    (Zit. nach Contzen)

AWQ.DE Nicht nur was die biblische Mythologie angeht: Auch wenn es um das höchst frag- und kritikwürdige Erbe der Heiligen, ihre Legenden und Überlieferungen geht, ist verschärftes Rosinenpicken unerlässlich.

Man muss schon sehr gezielt, quasi mit der Lupe nach Stellen suchen, die, befreit vom Kontext, zumindest so unverfänglich erscheinen, dass man sie heute noch vorbringen kann, ohne sich damit angreifbar zu machen.

Bewusste Lebensgestaltung, katholisch reglementiert

Das hieße, dass ich nicht vor dem Alleinsein weglaufe, sondern versuche, es bewusst zu gestalten. Ich wünsche Ihnen dafür gute und tragfähige Ideen und einen gesegneten Sonntag!

AWQ.DE Sie wünschen mir gute und tragfähige Ideen dafür, wie Sie es schaffen, mit Ihrem selbst gewählten Singledasein klar zu kommen?

Es hätte schon genügt, vielleicht nur ein paar Kilometer von Ihrem Geburtsort auf die Welt zu kommen.

Als protestantischer Pfarrer hätten Sie dann zum Beispiel die Wahl gehabt, Ihr Leben alleine, oder auch ganz offiziell mit Partnerin, oder in besonders progressiven (oder, je nach Sichtweise, vom Zeitgeist verdorbenen) Regionen, sogar mit Partner zu verbringen.

Wenn Sie zwischen Ihren Gebeten, Segnungen und sonstigen Verpflichtungen noch etwas Zeit haben, könnten Sie sich zum Beisipiel diesen, weiter oben schon zitierten und lesenswerten Beitrag auf watson.ch durchlesen. Und (wieder mal?) darüber nachdenken, worauf Ihre selbstgewählte zölibatäre private Einsamkeit beruht.

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2 Gedanken zu „Alleine-Leben – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Einsamkeit“

  1. Eine Frage zu dem Text:
    Was hat Augustinus mit Antonius zu tun?
    Herr Beck spricht von „den Weisheiten des Klosterlebens, die auf den Heiligen Antonius im 3. Jahrhundert zurückgehen“, im Text werden aber die „Erkenntnisse“ des Augustinus – der nach Wikipedia im 4. – 5- Jh lebte – über die Frauen geschrieben.
    Aber bei Antonius kann man bestimmt auch „gute“ Lebensregeln finden, wie (aus Wikipedia, Regeln des Antonius):
    – Eine Frau darf nicht zu den Mönchen kommen, denn der Zorn geht nämlich hinter ihr drein.
    – Töte dich täglich ab.

    Antworten
    • Vielen Dank Uwe für die Korrektur – da waren uns doch glatt die Heiligen durcheinandergekommen!

      Die Aktualisierung war keine große Sache, wie zu erwarten war…

      Antworten

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